Kurz und knapp – darum geht’s
Der arbeitslose Wirtschaftsmanager Kurt Wiedemann fürchtet, seine jüngere, attraktive Frau Karin zu verlieren, die ein Verhältnis mit dem aufstrebenden Grafiker Christian Zehle begonnen hat. Als plötzlich ein Mord geschieht und Wiedemann behauptet, einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt zu haben, beginnt Kommissar Haferkamp mit den Ermittlungen. Verdächtig schnell taucht ein potentieller Komplize des Toten auf, was Haferkamps kriminalistisches Gespür alarmiert. Als der Essener Ermittler beginnt, die vermeintlichen Einbruchsspuren genauer zu untersuchen, gerät er in einen gefährlichen Zweikampf mit einem perfiden Gegenspieler…
Inhalt der Tatort-Folge „Schussfahrt“
Idyllische Sonnenbilder eines verliebten Pärchens eröffnen den Krimi, während ein nachdenklicher Mann auf einer Parkbank sitzt und das Geschehen beobachtet. Die Stimmung ist spannungsgeladen, denn Kurt Wiedemann hat längst erkannt, dass seine deutlich jüngere Ehefrau Karin ein Verhältnis mit dem aufstrebenden Christian Zehle hat. Seit er als Geschäftsführer entlassen wurde, hat sich das Ehepaar zunehmend auseinandergelebt, doch Karin bleibt noch bei ihm – aus Mitleid mit seiner schwierigen Situation.
Als Wiedemann einen Vorstellungstermin in Frankfurt vortäuscht, manipuliert er unterwegs geschickt seinen Wagen, um einen Defekt vorzutäuschen. Die Rückkehr nach Hause wird für Christian Zehle zur tödlichen Falle. Wiedemann fingiert einen Einbruch, erschießt den Nebenbuhler kaltblütig und behauptet gegenüber seiner erschütterten Frau und der Polizei, es habe noch einen zweiten Einbrecher gegeben, der mit der Beute aus dem Safe geflohen sei. Die Wertgegenstände hat er jedoch selbst im Keller versteckt, um zusätzlich die Versicherung zu betrügen.
Kommissar Haferkamp von der Kripo Essen findet es verdächtig, dass Wiedemann auf jede Frage eine präzise Antwort weiß. Die Ermittlungen führen zu Herbert Rull, einem engen Freund des Toten, der durchaus jener Komplize sein könnte, den Wiedemann beschrieben hat. Zur Tatzeit hat sich Rull allerdings durch diverse Kneipen getrunken und verbrachte den Rest der Nacht mit einer Frau. Als Rull erfährt, dass Wiedemann durchaus über die Affäre seiner Frau informiert war, durchschaut er das Spiel und versucht, den Mörder zu erpressen.
Wiedemanns sorgsam konstruiertes Lügengerüst beginnt zu bröckeln, als seine Frau Verdacht schöpft und ihn verlassen will. Um sie von seiner Unschuld zu überzeugen, plant er ein weiteres Verbrechen. Doch Haferkamp, dessen Ehre durch die Arroganz des selbstsicheren Täters gekränkt ist, lässt sich nicht mehr abschütteln. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem cleveren Mörder und dem hartnäckigen Kommissar gleicht einer gefährlichen Schussfahrt, die in einer dramatischen Verfolgungsjagd durch das Essener Industrieviertel gipfelt…
Hinter den Kulissen
„Schussfahrt“ ist der 19. Fall von Kommissar Haferkamp, gespielt von Hansjörg Felmy, und wurde von Wolfgang Staudte inszeniert – einem Regisseur, der durch den ersten deutschen Nachkriegsfilm „Die Mörder sind unter uns“ (1946) international bekannt wurde und in seinen Werken meisterhaft deutschen Untertanengeist und die unbewältigte Nazi-Vergangenheit entlarvte.
Der Film wurde vom 14. Mai bis zum 13. Juni 1979 im Bavaria-Atelier München-Geiselgasteig gedreht. Die Außenaufnahmen entstanden in Essen, Gelsenkirchen, Herten-Westerholt und München. Seine TV-Premiere erlebte er am 1. Juni 1980 und wurde mit 45 Prozent Marktanteil zum erfolgreichsten Fall von Haferkamp bei der Erstausstrahlung.
Besonders reizvoll ist die Besetzung: Heinz Baumann verkörpert überlegt und mit einem Schuss Arroganz den Mörder Kurt Wiedemann. Interessanterweise spielte Baumann bereits im zweiten Fall von Kommissar Haferkamp „Zweikampf“ (Folge 41) an der Seite von Hansjörg Felmy. Der Drehbuchautor Peter Hemmer baute einen entsprechenden Gag in die Geschichte ein, als Baumann im Film zu Felmy sagt: „Kennen wir uns nicht irgendwo her?“
Doris Kunstmann, bekannt durch die erfolgreichen Johannes-Mario-Simmel-Verfilmungen und ihre sinnliche Attraktivität, spielt ihre Paraderolle als untreue Ehefrau. Der frühere Bankräuber Burkhard Driest, durch „Die Verrohung des Franz Blum“ (1974) bekannt geworden, war mit seiner Ungeschliffenheit die perfekte Besetzung für den zwielichtigen Rull.
Auf der akustischen Ebene verzichtete Staudte auf Filmmusik im üblichen Sinn und bediente sich ausschließlich bei bereits fertigen Kompositionen. Das Leitmotiv für Wiedemanns Schurkereien stammt aus dem Album „Ocean“ der Artrock-Band Eloy, während Klaus Doldinger mit seiner Band Passport für die Spannung sorgt.
Wurde am 16.12.13 im rbb wiederholt. Wie immer sehr angenhem mit Hansjörg Felmy, aber der Fall ist sehr abstrus, die Ermittlungsweise der Kripo geradezu lachhaft.
Insgesamt ein typischer 70er Jahre Tatort, für die heutige Zeit seltsam anzuschauen. Es sei denn, man liebt alte Bundespost-Telefone!
Mal wieder super Musik…diesmal von Eloy :-)
Was ist das jetzt? Ich hatte der TO Folge nur 3 Sterne gegeben, aber jetzt werden fünf angezeigt? Bitte das zu berichtigen!
Der Tatort Nummer 113, aus alter Gewohnheit heute um 20:15h gesehen. Hauptkommissar Haferkamp und Kriminalhauptmeister Kreutzer ermitteln. Für mich bis heute eines der besten Tatort-Ermittler-Teams der 1970ziger und 1980ziger Jahren, neben Hauptkommissar Finke, welcher aus Kiel stammte. Zur damaligen Zeit pendelte ich zwischen beiden Städten und lernte die Gegebenheiten vor Ort kennen. Schwerindustrie und Werften. Haferkamp ermittelte in seinem Essener Fall wie immer souverän, kam aber ohne Hilfe der untreuen Ehefrau des arbeitssuchenden Ehemannes, dessen Nebenbuhler ihm in die Schußlinie lief, nicht aus. Dann versuchte der Freund des Opfers, der Roll und Super-Proll, den Ehemann auch noch zu erpressen. Auch ohne Erfolg. Der Kreutzer hielt sich ein wenig zurück, schien insgesamt schlechte Laune gehabt zu haben. Eine schöne Szene noch in der stilvoll eingerichteten Dachgeschoßwohnung der Ex von Haferkamp. Erinnerte mich an gemütliche Feten im Freundeskreis der damaligen Zeit. Fehlte nur noch die Musik von Leo Sawyer: The Show must go on. Und Haferkamp: Der schaffte es letztlich auch, seinem Verdächtigen klar darzustellen, daß der Weg zu Ende ist. Klasse!
Diese Folge wurde am 22.06.15 vom rbb versehentlich im 16:9-Format ausgestrahlt, das musste ich erst mal korrigieren. So breit habe ich Haferkamp nicht in Erinnerung ;-) Gedreht wurde damals (1980) noch auf körnigem 16 mm-Farbfilm. Die Auswahl der Schauspieler war gut, vor allem Heinz Baumann. Aus heutiger Sicht wirkt die Handlung recht angestaubt, trotz allem eine nette Zeitreise in die Tatort-Vergangenheit.
Mittelmass…auch für damalige Verhältnisse
Wer weiss, wo die letzte Einstellung des Films gedreht wurde. Der Güterzug rollt vorbei, dahinter steht der Täter neben seinem Auto und gibt auf. Meine Vermutung ist: in Herten zwischen Westerholt und Langenbochum in Höhe von Hof Wessels. Kann mir jemand weiterhelfen?
P.s.: Die Bahnstrecke existiert heute nicht mehr. Es ist heute ein super Radweg.
Kann mir jemand sagen, wer der Tankwart ist, der einen kurzen Auftritt hatte. Könnte das Claus Peymann gewesen sein? LG
Gerade nochmal geschaut und dergleichen Meinung geblieben.Ein gut anzusehender Krimi ohne Längen.Rasant,die kurze Verfolgungsjagd am Ende.Zwischendurch Kommentar von Kreutzer zum Thema „Jogging“:Ham wa früher Dauerlauf zu gesagt.Unspektakulär,aber gute Unterhaltung!
Auch nach wiederholtem Anschauen ein spannender Film, dessen Handlung abermals Haken schlägt und die Richtung ändert. Von Anfang an ist man als Zuschauer über die Absichten des gehörnten Ehemanns im Bilde und wird dennoch überrascht von den Unwägbarkeiten der Geschichte. Sehr gute Geschichte. Leider kamen dabei die Herren Protagonisten Kommissare schauspielerisch nicht so gut weg. Deshalb nur eine gute 3. Aber immer wieder schön anzusehen: Die ausklingenden 70er Jahre. Ein Zeitdokument.
‚Schussfahrt‘ ist ein fesselnder Tatort vom guten Regisseur Wolfgang Staudte.
Alle Schauspieler glänzen in diesem 70er Tatort.
Spannendes Ehedrama mit Heinz Haferkamp & Willi Kreutzer.
2:0 für Haferkamp!
Nach Folge #041/Zweikampf muß sich Heinz Baumann erneut Felmy geschlagen geben! Er hat gegen ihn einfach keine Chance, obwohl auch diese Geschichte wieder äußerst fein durchdacht war.
Aber nun wissen wir, wo und in welchen Verhältnissen der kleine Haferkamp kurz nach dem Krieg aufgewachsen ist: „Haferbrei. So hießen sie doch damals, am Pestalozziplatz. Ich seh sie richtig vor mir, mit ihren kurzen Hosen und ihrem rostigen Fahrrad.“
Verwirrend allerdings die von Ex-Frau Haferkamp ins Spiel gebrachte Story mit dem Typen, der Motoren manipuliert haben soll – was sollte das?
Spricht man feierabends bei „Kommissars“ nicht über so alltägliche Dinge wie „Mensch, der Kreutzer hatte heute aber wieder schlechte Laune“?
Fazit: Solider Vier-Sterner!
Guter Haferkamp Tatort. Spannend bis zum Schluss. 4 Sterne ist mir das wert.
Drehort stimmt zum Schluss mit Güterzug am Wessels Hof Herten. Weiß jemand welche Halde es war bei der Schlüsselübergabe des Bahnholstresor?
Irgendwie total genüsslich zu sehen wie der Wiedemann seine fremd gehende Frau komplett kirre macht, aber leider war sein Plan nicht gut genug.
Einer der beste Haferkamp-Folgen.
Spannender Tatort. Heinz Baumann habe ich immer gerne gesehen.
@Erich das müsste die Knappenhalde in Oberhausen sein. M.M.n sieht man den Gasometer.
Der Tatort mit der Nummer 113 aus Essen und aus dem Jahr 1980. Hauptdarsteller und Mitspieler sind mit die damals besten Darsteller im deutschen Fernsehen.
Die Meinung vom 02.06.2015 halte ich.