Tatort Folge 110: Mit nackten Füßen



Tatort Werbeagentur: Dass es in Werbeagenturen mitunter ziemlich heiß her geht, ist allgemein bekannt. Mord und Totschlag stehen allerdings auch hier nicht an der Tagesordnung. Umso mysteriöser erscheint Hauptkommissar Sander (Volkert Kraeft) der tragische Zwischenfall in dem Frankfurter Kreativbüro: Die Cutterin Uschi Terhorst wird tot aufgefunden – mit nackten Füßen und eingeschlagenem Schädel. Die Tatwaffe ist offensichtlich eine eiserne Schneidelade. Doch warum zog man ihr die Schuhe aus und stellte sie neben ihren Kopf?

Dieser Tatort stellt Hauptkommissar Sander vor ein Rätsel. Er hat zwar bereits eine dringend Tatverdächtige festgenommen, Uschis Kollegin Verena Kersten, doch beteuert diese vehement ihre Unschuld. Sander glaubt ihr. Er begründet das mit seinem Instinkt – hegt aber offensichtlich auch andere Gefühle für die junge Frau. Und damit ist er nicht allein: Auch Albin Dörhoff, ein älterer Kollege Verenas, scheint Gefühle für die Werberin zu haben.

Noch während Verena in Untersuchungshaft sitzt, wird in Frankfurt eine zweite Frau ermordet. Die neue Tat weist auffällige Parallelen zur ersten auf und entlastet so Kommissar Sanders Schützling Verena. Er setzt sich für sie ein, sodass sie aus der Haft entlassen wird. Die beiden beginnen ein Verhältnis. Nicht nur seine Kollegen mutmaßen, dass diese Affäre seine Ermittlungen behindert. Auch Sander selbst, muss seine Urteilskraft in Frage stellen, als klar wird, dass er es mit zwei Mördern zu tun hat. Behält Kommissar Sander auch mit der rosaroten Brille den Durchblick?

Die Tatort-Folge 110 „Mit nackten Füßen“, für die der Hessische Rundfunk verantwortlich zeichnet, gehört zu den sogenannten „Giftschrankfolgen“. Sie wurde nur ein einziges Mal ausgestrahlt – am 9. März 1980 – und verschwand dann in den Archiven der Sendeanstalt. Der Grund: Das Drehbuch von Karl-Heinz Willschrei genügte nach der Ausstrahlung den Qualitätsansprüchen des Senders nicht mehr. Das lag (neben dem schwachen Plot) vor allem an einem, wie der HR es ausdrückt, „missverständlichen Satz“ zum Themenkomplex Epilepsie. Die Darstellung der Krankheit in der Folge löste unter Betroffenen und Ärzten einen kleinen Skandal aus, da sie allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz nahelegte, dass Epilepsie eine Geisteskrankheit sei, die eine gesteigerte Gewaltbereitschaft mit sich bringe. Interessant ist, dass der WDR das Tatort-Drehbuch einige Jahre vorher bereits abgelehnt hatte.

Ein amüsantes Detail: Willschrei nutzte sein Drehbuch offensichtlich auch zur Eigenwerbung. So fällt auf, dass die ZDF-Serie „Ein Fall für zwei“ mehrfach in Verbindung mit der entsprechenden Uhrzeit genannt wird – Willschrei war auch hier verantwortlicher Autor.

Die Tatort-Folge „Mit nackten Füßen“ ist vom HR ist sowohl unter dem Originaltitel als auch unter dem Titel „Mord ohne Reue“ auf VHS veröffentlicht worden. Dieser Tatort in Frankfurt war Kriminalhauptkommissar Sanders erster und einziger Fall.

Besetzung
Hauptkommissar Sander – Volkert Kraeft
Verena Kersten – Tatjana Blacher
Albin Dörhoff – Dieter Kirchlechner
Willi Graubner, Regisseur – Sky Dumont
Hilde Kersten – Maria Körber
Kommissar Knauf – Udo Thomer
Gerda Kalinke – Madeleine Lienhard
Paul Kersten – Stephan Orlac

Stab
Drehbuch – Karlheinz Willschrei
Regie – Franz Peter Wirth
Kamera – Werner Hoffmann
Szenenbild – Hartmut Schönfeld
Schnitt – Gabriele Rosenhagen
Produktionsleitung – Wolfgang Völker


8 Meinungen zum Tatort Folge 110: Mit nackten Füßen

  • Dirk • am 6.8.15 um 20:54 Uhr

    Der Tatort Nummer 110. Ein Hauptkommissar Sander aus Frankfurt ermittelt, erst- und letztmalig. Und wer es schafft diesen Tatort-Spielfilm bis zum Ende zu sehen, weiß auch warum. Eventuell hat man diesen Herren noch einmal im Tatort Köln – Dicker als Wasser – gesehen. Da aber wahrscheinlich schon länger in Pension. Die schauspielerischen Leistungen aller beteiligten Personen waren aber erstklassig, das hessische Landleben, welches ich persönlich über Jahre kennengelernt habe, war realistisch dargestellt. Die Story wurde aber ziemlich gefühllos abgedreht, man hatte den Eindruck, daß es sich bei den mitspielenden Personen um Weisungsempfänger handelte, den USA reisenden Professor eingeschlossen. Bislang wurde nur eine Meinung abgegeben. Meinerseits wird es auch keine zweite geben.


  • Monika • am 30.6.16 um 9:41 Uhr

    Warum wurde Uschi Terhorst ermordet?


  • MadMonkey • am 29.4.17 um 21:53 Uhr

    Diese Eintagsfliege liegt glaub ich im Giftschrank. Mir hat sie überhaupt nicht gefallen ich habe sie nach 20 min mit 1,3x Geschwindigkeit laufen lassen buuu lahm


  • Paul • am 8.4.19 um 3:04 Uhr

    Wahrscheinlich auch eine Giftschrankfolge weil er Grotten schlecht ist!


  • Walter Ulbricht • am 27.4.19 um 0:19 Uhr

    Schwer verständlich. Sehr eigenartiger Film.


  • MadMonkey • am 25.9.20 um 14:54 Uhr

    Nach 3 Jahren Mal wieder gesehen und ich finde ihn immer noch lahm


  • Patrick Ostholt • am 17.1.21 um 1:50 Uhr

    Ich finde den „Tatort“ jedenfalls nicht schlecht, er hat sehr gute Schauspieler, wie Volkert Kraeft ( bin ein großer Fan von ihm ), Dieter Kirchlechner ( toll wie immer gespielt ), Tatjana Blacher etc. !!!.

    Sicher, er ist etwas anders inszeniert und hat seinen anderen persönlichen Stil, aber ist das so falsch???.

    Er ist auf jeden Fall 1000 mal besser als das was heute alles an „Tatort“ im Fernsehen läuft und was alles für halbgare Geschichten durch mittelmäßige unbekannte Schauspieler durch den Fleischwolf gedreht und verwurstet werden!!!.

    Wenn ich da unsere „Kollegen und Kasperköppe“ vom „Münsteraner Tatort“ sehe, bekomme ich einen unkontrollierten Brechreiz…Axel Prahl geht ja noch, aber der selbstverliebte Professor Boerne…alias Jan-Josef Liefers der GEHT GAR NICHT, wen will der eigentlich darstellen…“Pico, der Clown“ oder wen???.

    Wenn alle Ermittler so wären wie die aus Münster, hätten wir „Wildwest“ auf unseren deutschen Straßen!!!.

    Merke, jeder noch so schwache Tatort aus der früheren Zeit ( wenn es in den 70 ern/80 ern…überhaupt schwache gibt ) ist allemal besser als ein heutiger sehr guter ( falls es den heute noch gibt ) Tatort, denn eines kann ein Tatort heute definitiv NICHT mehr bieten…und das sind erstklassige Schauspieler ( einige sind leider schon tot oder im Ruhestand ), wie die es früher gab und runde, für jeder „Mann und Frau“ verständliche und runde Geschichten!!!.

    Denn die heutigen werden wohl zwischen Zeitunglesen beim Frühstück und dem Lokus gehen vor dem ins Büro fahren, geschrieben und das sieht man auch und wird von mir mit Wegzappen ignoriert, denn den letzten richtigen neuen Tatort habe ich so etwa im Jahre 2000 gesehen…ich schaue mir lieber zum 100 sten Male einen sehr guten „Finke“ oder „Haferkamp“-Tatort an ( …die beiden sind die BESTEN, habe alle auf einer DVD-Box neben anderen alten aus den 70 ern und 80 ern zu Hause ) als einen aus der heutigen Zeit!!!.


  • Paul • am 12.5.22 um 1:19 Uhr

    Der Ermittler ist ein inkompetenter Weichwurst, zum Glück blieb es bei diese eine Folge…


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