Kurz und knapp – darum geht’s
Ein gefährlicher Banküberfall erschüttert Frankfurt: Anders als bei bisherigen Überfällen in Essen kommt es diesmal zu einem Schusswechsel, bei dem ein Wachmann lebensgefährlich verletzt wird. Der junge Essener Kommissar Paul Enders wird zur Unterstützung gerufen, da er mit der Arbeitsweise des Verbrecher-Trios bereits vertraut ist. Als ein Autovermieter behauptet, einen der Täter wiedererkannt zu haben, entwickelt Enders einen gewagten Plan: Er schlüpft selbst in die Rolle des alkoholabhängigen Zeugen, um die übrigen Täter aus der Reserve zu locken. Als der angeschossene Wachmann seinen Verletzungen erliegt und eine vermeintliche Journalistin Kontakt zu ihm aufnimmt, gerät Enders in eine lebensgefährliche Situation…
Inhalt der Tatort-Folge „Der Zeuge“
Unsicher und etwas verloren steht Kommissar Paul Enders in den Räumen der Frankfurter Kripo. Als Vertretung für den im Urlaub weilenden Hauptkommissar Haferkamp wurde er aus Essen herbeigerufen – doch seine Expertise wird zunächst kaum benötigt. In der für ihn fremden Stadt fühlt er sich überflüssig, während die entscheidenden Ermittlungsschritte an ihm vorbeilaufen.
Die Fakten sind klar: Zwei Männer drangen in eine Frankfurter Bank ein, ihr Komplize wartete im startbereiten Fluchtfahrzeug vor der Tür. Das Trio ist der Polizei bereits durch ähnliche Überfälle in Essen bekannt, doch diesmal eskalierte die Situation. „Der Schuss hallte durch die gesamte Schalterhalle“, berichtet ein Zeuge. Was bisher nie geschehen war: Ein Wachmann wurde durch eine Kugel lebensgefährlich verletzt und schwebt nun zwischen Leben und Tod.
Die Wendung im Fall kommt, als Otto Baumann, ein Angestellter eines Autoverleihs, bei der Polizei vorspricht. Der unsichere Mann mit deutlichem Alkoholproblem behauptet, in seiner Stammkneipe den Mann wiedererkannt zu haben, dem er am Vortag den Fluchtwagen vermietet hatte. Ein gewisser Klaus Bender wird daraufhin festgenommen, muss jedoch mangels Beweisen bald wieder freigelassen werden – nun natürlich in dem Wissen, dass es einen Zeugen gibt.
Da entwickelt Enders einen gewagten Plan, der ihm endlich Anerkennung bei den Frankfurter Kollegen einbringen könnte: „Ich schlüpfe in Baumanns Rolle. Die Täter werden versuchen, an ihn heranzukommen – entweder mit Geld oder mit Gewalt.“ Trotz anfänglicher Bedenken stimmt sein Kollege Fischer dem unkonventionellen Experiment zu. Der echte Baumann wird sicher untergebracht, während Enders dessen Wohnung bezieht und sogar dessen Job im Autoverleih übernimmt.
Die winterliche Kälte Frankfurts dringt bis in die Knochen, als Enders sein gefährliches Spiel beginnt. Die Stadt wird zum Schauplatz einer nervenaufreibenden Maskerade. Schon bald erscheint eine attraktive Frau im Autoverleih, die sich als Journalistin Inga Weiss ausgibt und den vermeintlichen Zeugen Baumann zu einem Interview einlädt. In Wirklichkeit ist sie die Fahrerin des Fluchtautos – doch beide sind ahnungslos, wen sie vor sich haben.
Die Situation spitzt sich dramatisch zu, als die Nachricht eintrifft: Der angeschossene Wachmann ist seinen Verletzungen erlegen. „Aus dem Bankraub ist Mord geworden“, stellt Kommissar Fischer nüchtern fest. Die Fahndung gleicht nun einem Tanz auf Messers Schneide. Werden die Täter in ihrer Verzweiflung den unbequemen Zeugen beseitigen wollen? Als Enders dem Treffen mit der falschen Journalistin folgt, ahnt er nicht, in welche tödliche Falle er zu tappen droht…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Der Zeuge“ wurde vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) produziert und am 7. April 1980 zum ersten Mal im Ersten ausgestrahlt. Er ist die 111. Folge der Tatort-Reihe und markiert einen besonderen Fall in der Geschichte der Krimireihe: Es ist der erste und einzige Auftritt von Jörg Hube als Essener Kommissar Paul Enders.
Interessanterweise war die Rolle des Kommissars Enders als Vertretungslösung im ursprünglichen Drehbuch nicht vorgesehen. Autor und Regisseur Peter Adam musste diese Änderung auf Wunsch des WDR nachträglich einbauen, da der eigentliche Essener Ermittler Hansjörg Felmy alias Kommissar Haferkamp den Plot der Folge als zu schlicht empfand und nicht daran teilnehmen wollte. So erhielt Jörg Hube seine Chance als Tatort-Kommissar, die trotz seiner überzeugenden schauspielerischen Leistung leider nicht zu einem dauerhaften Engagement führte.
In weiteren Rollen waren Uwe Dallmeier als Otto Baumann zu sehen sowie verschiedene Darsteller in den Rollen des Bankräuber-Trios und der ermittelnden Beamten. Die winterliche Atmosphäre Frankfurts bildete die passende Kulisse für diesen spannenden Fall.
Nach der Ausstrahlung kursierten unter Tatort-Fans Diskussionen darüber, warum Jörg Hube trotz seines gelungenen Auftritts nicht weiter als Ermittler eingesetzt wurde. Hube, der 2009 verstarb, blieb dem deutschen Fernsehpublikum durch zahlreiche andere Rollen in Erinnerung, doch sein kurzes Gastspiel als Tatort-Kommissar blieb ein interessantes Kapitel in der Geschichte der Krimireihe.
Besetzung
Hauptkommissar Paul Enders – Jörg Hube
Inga Weiss – Claudia Demarmels
Klaus Bender – Heinz Hönig
Baumann – Uwe Dallmeier
Willi Kreutzer – Willy Semmelrogge
Uwe Draeger – Heinz-Werner Kreaehkamp
Kommissar Fischer – Walter Renneisen
Clever – Peter Bongartz
Hanni – Suzanne Geyer
Taxifahrer – Pit Krüger
Wirtin – Erika Wackernagel
u.a.
Stab
Drehbuch – Peter Adam
Regie – Peter Adam
Kamera – Helge Weindler
Architekt – Jochen Schumacher
Kostüme – Stasi Kurz
Produzent – Werner Kließ
Der einzige Tatort mit Kommissar Enders, der aber hier als Frauenheld ziemlich peinlich wirkt. Der Fall ansich ist eher eine Kriminalkomödie, aber unterhaltsam – teilweise sogar spannend. Uwe Dallmeier glänzt in der von ihm schon öfter gespielten Rolle als armer Loser. Die Bildqualität gewohnt schlecht im 16 mm-Filmformat. Das fiel aber zu jener Zeit der Bildröhrengeräte mit ihrer geringen Auflösung nicht so sehr ins Gewicht.
Der Tatort Nummer 111. Ein Kriminalkommissar Ender ermittelt in Essen im Falle eines Raubüberfalles mit Todesfolge. Angeblich ist er der Vertreter von Haferkamp und Kreutzer ist an seiner Seite. Der Fall verlagert sich nach Frankfurt, die Mörderbande arbeitet über die Landesgrenzen. Beide Ermittler bleiben am Ball, Enders macht einen auf Lockvogel in Hessen. Leider ohne polizeitypischen Erfolg und auch der Zeuge Baumann ist platt. Ich auch. Nie gesehen und ich brauche auch keine Wiederholung. Die Jacken, welche Enders und Baumann trugen, „Holzfäller und College“ habe ich in den 1978iger auch getragen, damals keine zwanzig Jahre alt. Der Taxifahrer war Pit Krüger, sollte man auch einmal erwähnen.
Jörg Hube als Kommisar Enders war wunderbar. Er war einer der allerbesten Schauspieler Deutschlands. Dass es damals nicht zu einem weiteren Engagement Hubes im Tatort kam, war sein eigener Wunsch.
Er wollte sich nicht auf die Rolle des Kommissars festnageln lassen.
Das hat dann erst wieder der Münchner „Polizeiruf“ geschafft, dass er einen Kommissar spielt, nämlich den Friedel Papen, mal ausgenommen seine Rolle als Karl Grandauer in der Löwengrube, aber da lag der primäre Fokus auch nicht unbedingt auf der Tatsache, dass die Hauptfigur Polizist ist, sondern es ging darum, einen deutschen Beamten während der NS-Zeit zu zeigen, da hätte er genauso gut einen Finanzbeamten spielen könnnen…
Tolle Schauspieler, simple Handlung. Für die Zeit ganz o.K.
Der Film zieht heute keinen mehr vom Hocker. Es sei denn man ist Nostalgiker wie ich! Damals gabe es noch richtige Schauspieler, die den Beruf gelebt und geliebt haben!!!
Nur selten zeigt ein alter Tatort das innerstädtische Leben Ende der 70er Jahre so gut wie dieser. Das war beeindruckend. Die Geschichte hätte noch etwas interessanter gestaltet werden können, beinhaltet jedoch auch versteckte Kleinigkeiten wie den frechen Jungen, der im Restaurant einfach Brot von fremden Tischen klaut und damit durchkommt. Das Thema Zeugenbeeinflussung ist auf jeden Fall aktuell und wichtig.
Es waren auch jede Menge schöner Autos in allerlei Farben dabei. Die Schauspieler waren durchweg gut. Auch interessant: der junge Heinz Hönig, und, ich muss es wieder erwähnen: Heinz-Werner Krähkamp, der Taxichef aus „Peggy hat Angst“ (mit/ohne Vollbart sieht er total anders aus). Bernd Schäfer wieder als Chef Scheffner der Essener.
Diese Folge ist eine der wenigen Haferkamp-Folgen ohne Haferkamp (neben Herzjagd). Oder gab es noch mehr? Auf jeden Fall sehenswert. Hat mir sehr gut gefallen. Der Film hat körnige, von mir gern gesehene Bildqualität.
Der Tatort Essen mit der Nummer 111 aus dem Jahr 1980. Da wollte man einem etwas zeigen…
Die Meinung vom 27.10.2015 halte ich.
Hallo,
als ich ein Kind war wohnten meine Familie in der Holbeinstrasse in München. Dort wurde so mancher Film gedreht.
Neulich gab mir meine Mutter eine alte grüne Wolldecke.
Sie erzählte mir das die Film Crew sie gefragt haben ob sie die Decke verleihen würde.
Nun meine Frage wo kann ich den Tatort Der Zeuge anschauen.
Damit ich mir das gute Stück mal im TV anschauen kann.
Gruß Martin