Kurz und knapp – darum geht’s
Ein erschossener Lastwagenfahrer auf einem Autobahnrastplatz bei München stellt Kommissar Lenz vor ein Rätsel: Der Student Bruno Harkort wurde nachts in seinem Führerhaus aus nächster Nähe erschossen, ohne dass jemand etwas bemerkt hat. Schnell wird klar, dass Harkort nur als Aushilfe eingesprungen war – eigentlich hätte der Berufsfahrer Werner Latsche am Steuer sitzen sollen. Als die Ermittler entdecken, dass Latsche in einen tödlichen Unfall verwickelt war, bei dem drei Menschen starben, geraten sie in eine Spur, die sie zu einem rachsüchtigen Hinterbliebenen führt…
Inhalt der Tatort-Folge „Tod auf dem Rastplatz“
Regenschwere Wolken hängen tief über dem Autobahnrastplatz, als Hauptkommissar Ludwig Lenz mit seinen Mitarbeitern Faltermayer und Brettschneider eintrifft. Das fahle Morgenlicht enthüllt ein trostloses Bild: Im Führerhaus eines Tanklastzuges sitzt ein junger Mann, erschossen aus nächster Nähe. Das Wasser rinnt an der Windschutzscheibe herab wie stumme Tränen für den Toten, der einsam in der Nacht sein Leben verlor.
Lenz, der erst kürzlich die Nachfolge des pensionierten Hauptkommissars Veigl angetreten hat, spürt den unausgesprochenen Druck, sich zu beweisen. Sein Chef, Kriminalrat Schubert, erwartet Ergebnisse. Mit besonnener Gründlichkeit nimmt Lenz die Ermittlungen auf, während die Rastplatzbesucher geschäftig ihrer Wege gehen, als wäre nichts geschehen.
In einer Studenten-WG in Schwabing stößt Lenz auf eine Mauer des Schweigens. „Mit Bullen reden wir nicht“, bekommt er zu hören. Nur Nina Friedrich, eine Mitbewohnerin des Opfers, öffnet sich schließlich. Von ihr erfährt Lenz, dass der ermordete Bruno Harkort ein politischer Aktivist war, der zunehmend Konflikte mit seinem Mitbewohner Rolf Widerberg hatte. „Er wollte aussteigen, das hat Rolf nicht akzeptiert“, verrät sie mit gesenkter Stimme.
Die Suche nach dem Mörder gleicht einem Labyrinth mit falschen Abzweigungen und Sackgassen. Jede neue Erkenntnis wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet. Als Lenz herausfindet, dass Harkort nur als Ersatz für den eigentlichen Fahrer Werner Latsche unterwegs war, nimmt der Fall eine überraschende Wendung. Latsche, übermüdet und vom Berufsstress zermürbt, hatte den Studenten gebeten, für ihn einzuspringen. Das nächtliche Telefonat zwischen den beiden könnte der Grund dafür sein, dass der falsche Mann im Führerhaus starb.
„Ich konnte einfach nicht mehr“, gesteht Latsche im Verhör, das Gesicht gezeichnet von Schlafmangel und Schuld. „Seit dem Unfall vor zwei Monaten…“ Er verstummt, die Erinnerung lastet schwer auf seinen Schultern. Drei Menschen starben damals auf der Autobahn, als ein Familienvater die Kontrolle über seinen Wagen verlor. Latsche konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen, obwohl er nicht der Verursacher war. „Danach habe ich Bernd Hellweg im Krankenhaus besucht. Seine Frau und seine beiden Kinder… alle tot.“
Der graue Münchner Himmel spiegelt die Düsternis des Falles wider, als Lenz erfährt, dass Hellweg vor sechs Tagen spurlos aus dem Krankenhaus verschwunden ist. Die Fahndung nach ihm wird zur Wettfahrt gegen die Zeit, denn wenn Harkort nur aus Verwechslung sterben musste, schwebt Latsche in höchster Gefahr.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Tod auf dem Rastplatz“ ist der zweite Fall des Münchner Ermittlers Ludwig Lenz, gespielt von Helmut Fischer, der die Nachfolge von Gustl Bayrhammer als Hauptkommissar Veigl antrat. Die Dreharbeiten fanden von November bis Dezember 1981 in München und Umgebung statt. Mit nur 62 Minuten Laufzeit zählt diese Episode zu den kürzeren der Krimireihe.
Die Erstausstrahlung am 12. April 1982 im Ersten Programm der ARD erreichte beeindruckende 18,56 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 46 Prozent – fast jeder zweite Fernsehzuschauer in Deutschland verfolgte damals den Fall.
Helmut Fischer, der später vor allem durch seine Rolle als Monaco Franze in der gleichnamigen Serie berühmt wurde, verkörperte den Kommissar Lenz als ruhigen, methodischen Ermittler, der seinem Vorgänger Veigl nacheifert. Insgesamt schlüpfte Fischer zwischen 1981 und 1987 sieben Mal in die Rolle des Münchner Kommissars, bevor die Figur wieder aus der Tatort-Reihe verschwand.
Besonders interessant: Die Folge thematisierte bereits Anfang der 1980er Jahre die problematischen Arbeitsbedingungen von Fernfahrern – manipulierte Fahrtenschreiber, permanenter Zeitdruck und gefährliche Übermüdung am Steuer. Nach der Ausstrahlung entfachte die Episode eine öffentliche Diskussion über die Sicherheit im Güterverkehr und die oft prekären Bedingungen der Lkw-Fahrer.
Die Diensträume waren noch nicht EDV-überfrachtet – einziger Luxus: Zwei graue „61er“-Telefone auf dem Schreibtisch von Kommissar Lenz. Natürlich wirkt die Story heute altbacken, aber es ist ein typisch klassischer Tatort und weckt Erinnerungen. Diese Münchner-Folgen glänzen insbesondere durch viel Lokalkolorit.
Der Tatort aus München, Nummer 135. Hauptkommissar Lenz hat den Aufstieg geschafft, darf erstrangig ermitteln. Ein Lieblingskommissar meiner damaligen Ehefrau, fast jede Sendung habe ich mit erleben dürfen. Die Geschichte eher hanebüchen, aber auch da muß man in diesem Kurz-Krimi erst einmal kommen. Interessante Szenerie der damaligen 1982iger Jahre. Ab 1976 war ich, beruflich bedingt, Lang-Fahrt-Pendler und die früheren LKW-Kapitäne hatten, natürlich nicht alle, tatsächlich Schwierigkeiten mit Blinker und Tempo.
Hege sehr große Sympathie für München und auch für die 70er und 80er Jahre sowie die Ermittlerteams jener Zeit. Leider fehlt dem Drehbuch für diesen Tatort jegliche Raffinesse. Da wäre sehr viel mehr drin gewesen.
Trotz der kurzen Laufzeit voller schöner Momente mit tollen Darstellern und einer packenden Story. Top