Kurz und knapp – darum geht’s

Ein explosiver Geburtstag erschüttert Saarbrücken: Statt seinen freien Tag zu genießen, wird Polizist Kurt Sander ungewollt zum Mittelpunkt einer gefährlichen Angelegenheit. Eine an ihn adressierte Paketbombe verletzt stattdessen die kleine Tochter seiner Nachbarn schwer. Sein Chef, Kommissar Schäfermann, steht vor einem Rätsel – denn als Absender des Pakets ist sein eigener Name angegeben. Als die Ermittlungen auf einen alten Fall zurückführen und ein zweiter Anschlag auf Sander verübt wird, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um den Täter zu fassen, bevor er sein Ziel erreicht…

Inhalt der Tatort-Folge „Geburtstagsgrüße“

Ein warmer Sommermorgen in Saarbrücken. Polizist Kurt Sander packt seine Angelsachen, freut sich auf einen Tag am lothringischen See – es ist sein Geburtstag. Nur wenige Sekunden nach seiner Abfahrt klingelt der Postbote mit einem Päckchen. Die hilfsbereite Nachbarin nimmt es entgegen. Die Idylle des Sommertages zerbricht jäh mit einem ohrenbetäubenden Knall, der das ganze Haus erschüttert.

Kommissar Schäfermann betritt mit schnellen Schritten den Tatort. Seine Augen nehmen jedes Detail auf, während das grelle Blaulicht der Polizeiwagen sich mit dem warmen Sonnenlicht zu einem unwirklichen Farbspiel vermischt. Die kleine Sabine Wolf kämpft im Krankenhaus um ihr Leben, während Sander nichtsahnend einen glücklichen Tag mit seiner Freundin Michèle verbringt. „Wie kann jemand so skrupellos sein?“, fragt Schäfermann seinen Assistenten Struwe, als sie erfahren, dass das Paket für ihren Kollegen bestimmt war.

Die Laboruntersuchung der Bombenreste gleicht einem Puzzle aus verkohlten Fragmenten. Der Schock sitzt tief, als der Name des vermeintlichen Absenders feststeht: Horst Schäfermann. Der Kommissar steht wie erstarrt vor der Beweislage – sein eigener Name als Köder in einem tödlichen Spiel.

Die Spuren führen zurück zu einem Fall vor drei Jahren. Sanders Schuss in die Reifen eines flüchtenden Fahrzeugs hatte damals zum Tod eines Mannes geführt. Dessen Bruder Bruno Heintze hatte im Gefängnis Rache geschworen. Die Fahndung nach Heintze gleicht der Suche nach einem Schatten, der stets einen Schritt voraus ist.

Gerhard Wolf, der Vater des verletzten Mädchens, durchstreift wie ein ruheloser Geist die Straßen der Stadt. Seine Augen sind gerötet, sein Gang unstet. Die Sorge um seine Tochter frisst ihn innerlich auf. Sander wird unterdessen unter Personenschutz gestellt, doch die Bedrohung schwebt wie ein unsichtbarer Nebel über ihm.

Die lothringische Landschaft mit ihren sanften Hügeln und stillen Seen bildet einen trügerischen Kontrast zur Gefahr, die sich zusammenbraut. Während Sander mit seiner Freundin Michèle am Wasser sitzt, ziehen am Horizont dunkle Wolken auf – ein Vorbote dessen, was noch kommen wird.

Die Ermittlungen führen Schäfermann auf verschlungenen Pfaden über die französische Grenze. Jede neue Erkenntnis wirft mehr Fragen auf, jede vermeintliche Lösung entpuppt sich als Sackgasse. Als ein weiterer Anschlag auf Sander verübt wird, erkennt Schäfermann mit Schrecken, dass der Täter aus einer völlig unerwarteten Richtung kommt…

Hinter den Kulissen

„Geburtstagsgrüße“ wurde zwischen dem 20. September und 31. Oktober 1983 in Saarbrücken und Lothringen gedreht. Die Straßen und Plätze des Saarlandes sowie die malerischen Seen jenseits der Grenze verleihen dem Film sein authentisches deutsch-französisches Flair.

Manfred Heidmann verkörpert ein letztes Mal den Kommissar Schäfermann, einen Mann mit ruhiger Autorität und scharfem Verstand. An seiner Seite agiert Amadeus August als Kurt Sander, der als Polizist ungewollt ins Fadenkreuz eines Attentäters gerät. August, bekannt aus „Derrick“ und „Der Alte“, verleiht seiner Figur eine vielschichtige Persönlichkeit.

Das Drehbuch stammt aus der Feder von Herbert Lichtenfeld, der auch den skandalträchtigen Tatort-Klassiker „Reifezeugnis“ verfasste. Seine Fähigkeit, menschliche Abgründe und moralische Dilemmata zu erzählen, kommt auch in diesem Fall voll zur Geltung.

Bei der Erstausstrahlung am 4. November 1984 erreichte der Film 12,23 Millionen Zuschauer, was einer Einschaltquote von 33% entspricht – ein beachtlicher Erfolg. Die Kritiker der Fernsehzeitschrift TV-Spielfilm lobten die Folge als „Ein echter Kracher, dieser Tatort“.

Bemerkenswert ist die lange Sendepause zwischen Schäfermanns drittem und diesem vierten Fall: Mit 4 Jahren und 44 Tagen stellt sie die längste Zeitspanne dar, die je ein Hauptermittler in der Tatort-Geschichte zwischen zwei seiner Fälle hatte. „Geburtstagsgrüße“ markiert zugleich den Abschied Schäfermanns von der Krimi-Reihe, bevor 1988 der populäre Ermittler Max Palü die saarländische Tatort-Tradition fortsetzte.

Nach der Ausstrahlung kursierten unter Krimi-Fans Diskussionen über die ungewöhnliche Thematik eines Anschlags auf einen Polizisten sowie die Darstellung persönlicher Verstrickungen der Ermittler – Elemente, die in den 1980er Jahren noch nicht selbstverständlich waren und den Film zu einem besonderen Kapitel der Tatort-Geschichte machen.

Darsteller

Amadeus August (Kurt Sander)
Gabriella Scheer (Michèle)
Rudolf Waldemar Brem (Bruno Heintze)
Nate Seids (Jutta Heintze)
Uta-Maria Schütze (Frau Wolf)
Nicolas Lansky (Gerhard Wolf)
Henry Stolow (Kattner)
Henning Gissel (Plaat)
Günter Ziegler (Struwe)
Thorwald Lössel
Michel Pierrat
Frederic Battiston
Oliver Debliquis
Gabriele Scheer

Stab

Regie: Georg Tressler
Buch: Herbert Lichtenfeld
Kamera: Klaus Peter Weber · Dion Mieske
Musik: Hans Hammerschmid
Produktion: SR