Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Dreifachmord im idyllischen Zürcher Oberland erschüttert die Ermittlerinnen Isabelle Grandjean und Tessa Ott: Drei Menschen wurden per Kopfschuss hingerichtet, darunter die Gründer eines Start-ups, das Software gegen Gesichtserkennung entwickelt hat. Die einzige Zeugin ist die sechsjährige Ella, die sich traumatisiert unter dem Leichnam ihrer Mutter versteckt hielt und kein Wort spricht. Schnell führen die Spuren zu brisanten Geschäften mit Überwachungsdrohnen und zu einem dunklen Kapitel aus dem Bosnienkrieg. Als die Ermittlerinnen der Wahrheit näherkommen, geraten sie selbst ins Visier einer tödlichen Drohne …
Inhalt der Tatort-Folge „Blinder Fleck“
Die Hochwacht im Zürcher Oberland – eigentlich ein friedlicher Ort für Ausflügler, an dem nur das Rauschen der Bäume die Stille durchbricht. Doch an diesem Tag liegt der Geruch des Todes über dem Waldweg: Drei Menschen wurden brutal hingerichtet, ihre Körper liegen reglos zwischen den Schatten der Tannen. Das Ehepaar Marco Tomic und Julie Perrier sitzt tot in ihrem SUV, Jakob Bachmann liegt erschossen auf dem Asphalt. Von der Tatwaffe keine Spur – als hätte der Tod aus dem Nichts zugeschlagen.
Unter dem Rock ihrer toten Mutter entdecken die Ermittlerinnen Isabelle Grandjean und Tessa Ott ein kleines Mädchen: Ella, sechs Jahre alt, zusammengekauert wie ein verletztes Tier. Das Kind ist völlig verstört, spricht kein Wort, hat aber möglicherweise alles gesehen. Der Anblick der traumatisierten Ella weckt ungeahnte Muttergefühle in der sonst so distanzierten Grandjean – sie nimmt das Mädchen an sich und lässt es nicht mehr los, auch wenn das ihrer Professionalität schadet.
Während Grandjean sich um Ella kümmert, stürzt sich die rebellische Tessa Ott in die Ermittlungen. Die Opfer waren nicht zufällig zusammengekommen: Tomic und Perrier führten das Start-up „Protected View“, Bachmann war ihr Bankberater bei der Dyona Privatbank. Ihr gemeinsames Projekt: die Software „Blind Spot“, die Gesichtserkennung von Überwachungskameras quasi lahmlegen kann. Ein Programm, das zum Dorn im Auge für „Security Rumpf“ wurde, einem Unternehmen, das Drohnen für die massenhafte Überwachung von Personen entwickelt.
Der breitbeinige CEO Ken Rumpf versichert Ott im Brustton der Überzeugung, seine Drohnen dienten nur friedlichen, zivilen Zwecken zur Unterstützung der Sicherheitsbehörden. Doch die grundmisstrauische Profilerin wittert sofort den wahren Zweck der Technologie. Investor Joel Müller hatte „Protected View“ unter Druck gesetzt, das Start-up an „Security Rumpf“ zu verkaufen – gegen den Willen von Tomic und Perrier, die befürchteten, dass „Blind Spot“ dann eingestampft würde.
Bei ihren Recherchen stößt Ott auf den Waldarbeiter Luka Gasser, der an seinem freien Tag angeblich Rotmilane mit seiner Drohne beobachtet. Gasser übergibt ihr Aufnahmen des Waldes – doch nach einem Neustart des SD-Sticks findet sich plötzlich eine weitere Aufnahme darauf. Wurde hier etwas manipuliert? Die Suche nach der Tatwaffe gleicht der berühmten Nadel im Heuhaufen, doch die Drohnenaufnahmen verschaffen den Ermittlern einen Überblick über das riesige Waldgebiet.
Allmählich enthüllt sich eine blutige Verbindung zwischen den Opfern: Tomic und Bachmann haben Anfang der 90er-Jahre im Bosnienkrieg gemeinsam in einer Söldnergruppe gekämpft. Ihre Spuren führen zu Lars Diemer, einem verurteilten Kriegsverbrecher, der nach seiner Haftentlassung bei Gasser und dessen Großmutter Ada wohnt. Das Massaker von Ahmići wirft seine Schatten bis in die Gegenwart – doch wer will nach all den Jahren noch Rache?
Die kleine Ella findet langsam ihre Sprache wieder und malt ein Bild der Tatsituation. Darauf ist ein Motorradfahrer mit schwarzem Helm zu erkennen. Doch merkwürdigerweise hat sie Angst vor dem Wellensittich, den Ott ihr zurückbringen will: „Der schießt!“, sagt das Mädchen. Was meint sie damit? Was hat sie tatsächlich gesehen? Immer häufiger durchbrechen Drohnenaufnahmen die Ermittlungen – schwebend, gleitend, mit eingeblendeten Zielrastern. Als würde jemand die Kommissarinnen beobachten, verfolgen, ins Visier nehmen.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Blinder Fleck“ ist der sechste Fall des Zürcher Ermittlerduos Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler). Die Produktion des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) wurde vom 24. August bis zum 20. September 2021 in der Schweiz gedreht. Regie führte Tobias Ineichen, der bereits den vielkritisierten Vorgänger „Seilschaft“ inszeniert hatte. Das Drehbuch stammte von Claudia Pütz und Karin Heberlein, die ebenfalls schon für „Seilschaft“ verantwortlich zeichneten.
Neben den Hauptdarstellerinnen überzeugten Gastdarsteller wie Nicola Perot als undurchsichtiger Waldarbeiter Luka Gasser und Marcus Signer als Kriegsverbrecher Lars Diemer. Die sechsjährige Maura Landert spielte die traumatisierte Ella mit beeindruckender Intensität. Die Ausgangssituation der Rahmenhandlung entspricht im Kern dem realen, bislang ungelösten Vierfachmord von Annecy aus dem Jahr 2012.
Der Film wurde am 24. September 2023 um 20:15 Uhr als TV-Premiere in der ARD gezeigt und erreichte 8,31 Millionen Zuschauer bei einem Marktanteil von 30,1 Prozent. Die Kritiken fielen gemischt aus: Während das emotionale Spiel zwischen Grandjean und der kleinen Ella gelobt wurde, bemängelten Rezensenten die Überfrachtung mit zu vielen Themen und die abgegriffenen Kameraflüge über Zürich. Die Filmmusik stammte von Fabian Römer, der bereits 2006 für seine Arbeit am Münchner Tatort „Schneetreiben“ den Deutschen Fernsehpreis erhalten hatte.
Direkt mal ein Fall mit Bezug zu einem echten Kriminalfall…
Ein spannender Tatort, geht doch. Mir hat er gefallen. Klar waren einige Logiklöcher dabei. Warum schießt Grandjean beispielsweise nicht auf die Drohne? Wenn die Drohne solch einen Lärm macht, warum konnten die Opfer überrascht werden?
Mehr kann ich von einem TO/PR nicht verlangen: *****!
+ interessante Geschichte
+ das Team (insbes. Grandjean!) wird immer sympathischer
+ die Synchronisation haben die Schweizer nun offenbar im Griff (wie auch schon in der vorigen Folge „Seilschaft“)
+ Ott hat endlich Schießen gelernt (bravo!)
+ Fazit: mit Abstand der beste TO/PR-Krimi seit der Sommerpause!
Zürich hat sich nach 2-3 echt „interessanten“ Fällen stabilisiert. Die heutige Folge war am Ende zwar ein bisschen, ne, sehr übertrieben, war aber ein solider Fall. Interessant ist, dass die zürcher Kantonpolizei eigentlich bis zum Punkt, wenn Ott in den Keller der Gasser gegangen ist, buchstäblich nichts herausgefunden hat. Alles, was sie wussten, hat ihnen der Pfarrer erzählt, und sie haben einen, in diesem Fall völlig unschuldigen verdächtigt.
Und wir wissen immer noch nicht, warum diese drei sich im Parkplatz getroffen haben, und wir wissen auch nicht, wieso Luka Gasser das gewusst hat.
Und ja, wir wissen auch nicht, was mit Gasser geschehen ist. Ich habe erwartet, dass er aus dem Turm springt – wir werden es aber nie mehr wissen.
Das alles wäre für mich zu viel, den Tatort stark zu bewerten, also 3 Sterne.
Doch für den Satz „Der Vogel schießt“, der erst am Ende einen Sinn gefunden hat, gebe ich einen noch hinzu.
****
Endlich mal ein spannender Tatort ohne Kammerspiel , hochtrabende Hintergründe usw . Mir hat’s gefallen
Tatort mit ferngesteuerten schießenden Drohnen – eine neue Idee! Der Film war gut gemacht, die Spannung aber eher mittelmäßig, weil ich schon anfangs vermutete, daß Drohnen möglicherweise das Mordmittel waren. Die Polizei war technisch sehr gut ausgestattet, weil man die selbstgebastelte Schießdrohne schnell orten konnte. Kann das die Polizei? Ich glaube nicht…!
Gute Schauspieler, guter Ton, gute Kamera und Regie, Drehbuch mittelprächtig. 3 von 5 Mörderdrohnen.
Der Tatort mit der Nummer 1244, heute in Erstsendung im Ersten und, wie fast immer, um 20:15 h. Die Hauptkommissarin Grandjean und ihre Teampartnerin, die Profilerin Ott ermitteln in der Umgebung von Zürich und somit bekanntlich in der Schweiz. Ein interessanter und packend zu schauender Tatort-Spielfilm mit einem außergewöhnlichen Sachverhalt und Thema und die beiden Ermittlerin der Mordkommission haben es zusammen mit dem Team mit einem technisch sehr versierten mehrfachen Mörder zu tun. Da muß man erst einmal drauf kommen. Ein merkenswerter und wiederholungswürdiger Tatort-Kriminalfilm, wie ich meine.
wie kann eine Drohne 3 x hintereinander so perfekt treffen?
Die Drohne müsste beim 1. Schuss vom Rückschlag der Waffe zumindest ins Trudeln geraten oder sogar zerfetzen
Spannend? Ja! Logisch? Nicht immer!
Erstmal ein Tatort, der nicht völlig gaga war. Das muss man ja mittlerweile positiv betonen. Aber natürlich waren einige Themen ziemlich drüber. Killerdrohnen, Balkankrieg, da wurde schon mächtig dick aufgetragen. Und wie immer bei den Tatorten aus der Schweiz ist die Synchronisation grauenvoll.
Wenn der Moritz und die Bibi in Wien ermitteln, dann gibt es eine ordentliche Portion Schmäh. Wenn die Schweitzer ermitteln, dann klingt es alles so dermaßen hölzern. Warum funktioniert es dort nicht, dass der charmante Lokalkolorit der Schweizer vernünftig rübergebracht wird?
Aber letztlich ein solider Tatort mit gewissen Schwächen:
***
Schade, dass nicht alle Kommentare zugelassen werden.
Der Tatort war wirklich klasse und sehr spannend.
Trotzdem bleibt leider die Unlogik mit der bewaffneten Drohne 🤔
Morddrohnen im Tatort. Wer hat’s erfunden: die Schweizer. Ein Aufatmen geht durch Fan-Gemeinde. Es gibt ihn noch, den Tatort, wo ganz einfach ermittelt wird. Da gibt es einiges kritisch anzumerken, aber die Richtung stimmt und es ist eine grundsolide erzählte Geschichte ohne viel Schnickschnack. Den gesellschaftskritischen Part – die bösen Drohnenhersteller – hätten die Macher sich sparen können. Der Bezug zum Völkermord in Ex-Jugoslawien hätte genug Brisanz ergeben. Und einige Elemente, die Spannung erzeugen sollen (das liegengelassene Handy z.B.), verpuffen bei einem einigermaßen trainierten Zuschauer. Insgesamt aber ein gelungener Krimi.
und da soll´s wohl immer noch Leute geben , die der Meinung sind , aus der Schweiz kommen nur unverständliche und langweilige TO – Produktionen – wie es der Zufall will , hab´ich mir kürzlich in der ZDF Mediathek eine sehr interessante und sehenswerte Doku über den Zerfall des Vielvölkerstaates Jugoslavien mit dem Titel “ Balkan in Flammen “ angeschaut – aus heutiger Sicht schon fast unvorstellbar , was damals in dieser Region abgelaufen ist , und eigentlich noch gar nicht mal so lange her .
Ich war 1996 in Kroatien ; da konnte man auch noch einiges an Kriegsspuren sehen , obwohl da schon wieder eine gewisse Normalität eingetreten ist .
Gut gewählter Hintergrund für den Plot des heutigen TO ; auch ein Teil relativ neuer europäischer Geschichte , der nicht so einfach in Vergessenheit geraten sollte – meiner Meinung nach wahr der heutige schweizer Beitrag in allen Bereichen sehr gut gemacht .
Echt zufriedenstellender Sonntagabend Krimi – und dazu wirklich auch noch Krimi .
@ich
Ich möchte darauf hinweisen, dass es bei der Freischaltung neuer Nutzer manchmal ein paar Minuten dauern kann.
Vielen Dank für die Geduld.
Gerald
danke für die Antwort Gerald, nun sind ja doch beide Kommentare zu lesen☺
Ich bin positiv überrascht. Bisher konnte mich kein einziger Schweizer Tatort überzeugen. Aber dieser hier lässt hoffen!
Leider sind beide Themen (Balkankriege und bewaffnete Drohnen) keine freien Erfindungen, wodurch dieser Tatort auch mal moralische Substanz hat.
P.S. Die Schweiz hat den strengsten Datenschutz? Wo haben die Drehbuchautorinnen das her? Schön wär’s…
Den Tatort verbuche ich in der Kategorie „leider nicht verstanden“. Den Ansatz mit den Drohnen und der Gesichtserkennung und den Firmen fand ich spannend. Der weitere Verlauf mit dem Krieg in „Jugoslawien“ und warum hier Rache genommen wurde, hat mich ziemlich verwirrt. Auch dass die kleine Ella getötet werden sollte, fand ich unnütz. Also gehe ich mit vielen ??? schlafen 😴 und hoffe, dass der nächste Tatort besser wird.
Liebe @Jutta So kompliziert war’s doch nun auch nicht: Die drei getöteten waren alle Täter bei dem Massaker von XY (sorry, den Namen des Dorfes habe ich mir nicht gemerkt), bei dem unter anderem die Mutter des Rächers getötet wurde…
@Jutta:
Ich fand´s auch nicht soo kompliziert. Wie mein Vorredner sagte. Plus: Ella sollte getötet werden, weil sie eben eine Nachfahrin von einem der Täter war. In Verfolgung der Neandertaler-Prinzipien: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ bzw. „Blutrache“. ;-(
ENDLICH – Jahre lang gewartet, bis die Schweiz einen guten TO bringt und nun geschieht das als meines Erachtens TOP – TO für die ganze Reihe. Die Schweizer sind einfach frech aus den Plattitüden der übrigen ausgelatschten Tatorte rausgeprescht und haben was Neues gemacht. Und zwar auf der ganzen Linie gut. Ex-Jugoslawien, Blutrache, Familienfehden gemischt mit der neuesten Waffe, einer um sich präzis ballernden Drohne. Unterhaltsam und spannend war’s dazu mit schönen Bildern. Hoffentlich bleibt es auch so.
Guten Morgen,
Ich war zu den Bewertungen zu Schweizer Tatort eigentlich skeptisch.
Denn dieser wurde im Vorfeld wesentlich schlechter bewertet als die hochgelobte Gender Polizeiruf Folge vom letzten Sonntag .
Und ich muss sagen der Ton und die Geräuschkulisse war wesentlich besser ausgesteuert als in den „deutschen“ Tatortfolgen.
Zudem war die Handlung in den Tatort weitestgehend nachvollziehbar.
Und der spannendste Tatort/Polizeiruf seit der Sommerpause….
Sehr solide Sache diesmal. In der ersten Hälfte schien mir das nicht so riichtig ausbalanciert, weil sich der TO nicht so recht entscheiden konnte, ob die Drohnen-/Überwachungs-Problematik (inkl. schmiieriger Geschäftchen) ioder die Bosnien-Geschichte im Mittelpunkt stehen sollte. Die Überwachungssache hat sich dann erledigt und war insofern überflüssig für den Krimi, andererseits mussten die Drohnen wohl auf irgendeine substantielle Weise eingeführt werden. Dann hat aber die Geschichte Fahrt aufgenommen, um fulminant zu enden, das hat gepasst.
So langsam habe ich übrigens die zarte Hoffnung, dass die gewohnheitsmäßigen Zickereien und Zänkereien in den Teams eine (wenn auch sehr langanhaltende) Modeerscheinung waren, die langsam ausläuft. Auch der Zürcher gestern hat, ebenso wie auf private Involviertheiten der Ermittlerinnen, darauf verzichtet, und siiehe da: Das funktioniert wunderbar, die Figuren sind trotzdem – oder gerade deswegen! – glaubhaft, eigenständig und interessant. Wie hier schon angemerkt ein Krimi, der tatsächlich einer war, insofern fast „old school“ in modernem Gewand.
Drei gute Sterne, und weil die Schweizer Freunde in der Vergangenheit für meinen Geschmack manchmal auch ein wenig gar zu harsch kritisiert wurden, runde ich glatt nach oben auf.
****
tausend Punkte der möglichen 100.
Eine berührende und fordernde Geschichte, sehr viele Damen mit je eigener Persönlichkeit, die Team bleiben; genug Spannung, bitz wenig Gekicher und Geschmuse (genau der „Balkanritter“, der ein Vesper reicht der Frau Grandjean bleibt kurios im „BlindDot/blinden Flecken“).
Bester Ausspruch „wir sind hier nicht in einem sf“.
⭐⭐⭐⭐
Ich war zu den Bewertungen auch skeptisch. Zum Tatort eigentlich nicht. Ella hat super gespielt. Nicht so überkandidelt, wie Kinder sonst oft im TV. Grandjean und Ott auch sehr cool. Die Schweizer sind nicht so gekünstelt-unnatürlich und theatralisch-geziert, finde ich. Und nicht so exaltiert, extravagant oder exzentrisch. (Ludwigshafen, Göttingen, Hannover, Köln) In einer Dortmunder Folge hatte sich eine sehr attraktive Kommissarin im besten Alter einen Callboy kommen lassen. Da hätte ich beinahe abgeschaltet. Ansonsten sind Logiklöcher geschenkt. Gehören zum Krimi dazu. Das Drohnen-Thema super-aktuell, fand ich. Das Fehlen von privaten Nebenschauplätzen sehr angenehm, wenn man mal von Milan absieht, der sich sehr nett um Grandjean bemüht hat. (Ich hätte nicht so schnell aufgegeben wie er.)
Die „üblichen verdächtigen“ Zeitungen (Stern, Spiegel,Süddeutsche) halten den Tatort für höchstens mittelmäßig. Wahrscheinlich nicht „künstlerisch“, abgehoben genug, so wie die letzten drei Sonntage (Tatsächlich hob da doch einiges ab, Rotmilane, Kanarienvogel und Drohnen..).
Ausnahmsweise lobt ihn die TAZ sehr, im Hinblick auf das Drohnen-Thema.
Die „Welt“ ist auch zufrieden. Es war ein solider Krimi.
Was stören konnte, sind schon einge unrealistische Konstruktionen. Etwa, dass die Mutter/Oma des Forstarbeiters Luka eine Beziehung mit Lars hat, obwohl sie davon ausgeht, dass er bzw. seine Leute ihre Tochter ermordet haben. Das große Vergeben ? Ich weiß nicht….
Und wenn die Drohne am Ende so einen Lärm macht, warum konnten die Erschossenen im Wald zu Beginn alle 3 so überrascht werden? Sicher rechnet man bei Anflug noch nicht mit Schüssen, aber wie kann dann die Drohne ganz schnell hintereinander (er musste doch Zielen ?) drei laut durch den Wald schallende Schüsse abgeben ? Und, wie geschrieben, das leichte Ding, der Rückstoß, wie soll das technisch gehen ? Vielleicht doch eher mit einer tödlichen Laserwaffe.
Aber darüber kann ich hinweg sehen, es ist halt ein Film. Und grobe Fehler bei der Polizeiarbeit sind mir nicht aufgefallen. Bis auf den üblichen Unsinn, dass die Polizistinnen oft ganz alleine losziehen im Einsatz.
Es war ein wirklich guter und nach den letzten 3 Sonntagen wieder einmal ein echter typischer Tatort. Eben ein richtiger Krimi. Superspannend. Mit ein paar guten Ideen. Z.B. der Kanarienvogel, der sich durchzog, mit Allergie und der Angst des Mädchens davor, die man erst nur darauf zurück führte, dass sie an den Tod der Eltern erinnert wird, bis sie sagte, der Vogel schießt, und man das mit den schon angesprochen bewaffneten Drohnen verbundenen hat (nun kannte man die Mordwaffe und es war auch der wirkliche Täter mit im Verdacht).
Mir hat er gut gefallen. Die Kommisarinnen werden auch immer sympathischer, besonders Grandjean.
Schauspielerisch war es ja auch sehr gut, besonders hervorzuheben ist natürlich das Kind „Ella“.
Im Übrigen will ich „Tatort-Liebhber“ über mir voll zustimmen.
@Thomas:
War Ada Gasser nicht bloß die Adoptiv- (oder Pflege-)Mutter von Luka Gasser, weil dessen eigene Mutter ja beim Dorf-Massaker getötet wurde? Da fiele das „Vergeben“ wohl etwas leichter …
@Thomas (Fortsetzung) und @Attila:
Habe mir die entscheidende Stelle nach Öffnung des Schließfachs (ca. Min. 76) nochmals angesehen –> Ada ist die leibliche Großmutter von Luka und hat als solche nach dem Tod der leiblichen Mutter (Leyla) ihren Enkel Luka adoptiert.
Das Dorf des Massakers in Bosnien hieß ‚Ahmici‘.
Im Schließfach war viel – offenbar wertvoller – Schmuck (u.a. die goldene Halskette von Leyla).
Lars Diemer war keineswegs ein ‚völlig Unschuldiger‘, sondern verurteilter Kriegsverbrecher. Die 3 späteren Opfer trafen sich wohl am Parkplatz, um über das weitere Vorgehen hins. des Schließfach-Inhalts zu beraten.
5 Sterne für diesen guten schweizer Tatort.
Die Themenwahl war ansprechend und die Spannung hielt bis zum Schluss an, während sich unterschiedliche Elemente der Erzählweise abwechselten und bewundernswerte Schauspielkompetenz an den Tag gelegt wurde.
Spannend und qualitativ hochwertig – ein Tatort, der 5 Sterne verdient!
Zumindest ein spannender Tatort, gut gespielt, sehr glaubwürdig auch das traumatisierte Kind, aber… Das „aber“ muss nun auch angesprochen werden: Die Motivation des Täters ist nicht in allem schlüssig, und auch die Handlungsführung lässt Fragen offen. Warum sollte am Ende auch das Kind sterben, dass am Krieg kaum beteiligt gewesen sein konnte. War das Mädchen nicht etwas zu jung, um jetzt noch Kind eines der Kriegsopfer gewesen sein zu können? Warum verfolgte der Täter zunächst auch den Diemer und schwärzte ihn bei seiner Mutter an? An eine Liebesbeziehung der Mutter zum Mörder der eigenen Tochter vermag ich auch nicht so recht zu glauben, zumal es sich hier nicht um ein Kriegsgeschehen, oder um kriegsbedingte Kollateralschäden handelte, sondern um vorsätzliche Kriegsverbrechen. Wie konnte der Diemer so schnell eine Schweizer Staatsangehörigkeit erlangen? Irritierend fand ich auch die vielen parallelen Thematiken, die eingebracht wurden, wie die Bedrohung durch einen Überwachungsstaat unter Zuhilfenahme von Drohnen, ziviler Einsatz von bewaffneten Drohnen, Einsatz einzelner Polizisten (ohne Begleitung) bei der Jagd nach Mehrfachmördern, die mangelhafte Kinderbetreuung im Polizeirevier und auch das Fehlverhalten der Vorgesetzten, die das Kind in die Kantine führt, ohne der Betreuerin Bescheid zu geben. Die Liste der „?“ ließe sich fortsetzen, so blieb es ein zwar spannender, aber nicht lehrreicher Krimi, zu denken gaben einem allenfalls die Fehler, die gemacht wurden. Von mir drei Sterne!
@Wolfram:
– Das Mädchen Ella war nicht Kind von einem der Kriegs-Opfer, sondern Kind von einem der 3 (männlichen) Kriegs-Täter, von denen einer Lars Diemer war.
Ella sollte deshalb sterben, weil sie eine Nachfahrin eines der Kriegsverbrecher war, also eine Art ‚Blutrache‘.
– Ob es realistisch ist, dass Ada eine Liebesbeziehung zum Mörder der eigenen Tochter hatte, ist schon anzuzweifeln, andererseits haben Frauen, welche eine Liebesbeziehung zu Sträflingen pflegen, oft einen nicht ganz nachvollziehbaren Hang zum ‚Gutmenschentum‘. (Vielleicht glauben diese ja, die Welt durch ihre ‚Vergebung‘ im Kleinen ein bisschen besser machen zu können??)
– Aber ansonsten plichte ich voll bei, dass sehr viele (vielleicht etwas zu viele?) Themen ‚angerissen‘ wurden.
Ich komme allerdings zu der Conclusio, dass dieser TO – gemessen an den Schweizer Vorgängern – durchaus ’stark‘ war.
Der Kern der Handlung, bzw. der Ausgangssituation stammt aus dem realen Fall ‚Vierfachmord von Annecy‘ auch bekannt als ‚Tuerie de Chevaline‘ bekannt.
Da wurden 3 Mitglieder einer irakisch-britischen Familie an einem Alpen-Wanderparkplatz erschossen. Und außerdem ein französischer Radfahrer. Das Detail der Tochter, die sich unter dem Rock der toten Mutter versteckt, ist aus diesem realen Fall übernommen. Die hatte tatsächlich 8 Stunden regungslos dort ausgeharrt als die Spusi schon den Wagen sicherte. In dem echten Fall starb überdies noch die Großmutter und die ältere Schwester wurde angeschossen und schwer verletzt.
Wie in diesem Tatort wurde auch ein Motorradfahrer beobachtet, der vor der Tat oberhalb des Parkplatzes diesen beobachtet hatte und danach eilig davonfuhr.
Auch im realen Fall werden u.a. von manchen dunklen politischen Hintergründen vermutet.
de.wikipedia.org/wiki/Vierfachmord_in_den_Franz%C3%B6sischen_Alpen_2012