Polizeiruf 110: Du gehörst mir



Es ist so weit: Die ARD-Sonntagskrimis melden sich mit neuen Folgen aus der Sommerpause zurück. Den Anfang macht ein frischer Polizeiruf 110 aus Magdeburg: In ihrem 18. Fall muss Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) das Verschwinden eines Babys aufklären, während ihr Chef, Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler), auf dem Sprung nach Schottland zu seinem dreimonatigen Sabbatical ist. Dort wird er jedoch nie ankommen, denn unversehens findet sich Lemp in der Gewalt der Kindesentführerin wieder. Braschs ganzer kriminalistischer Spürsinn ist gefordert, um sowohl das Baby als auch ihren Chef aus den Fängen einer rücksichtslosen, aber auch verzweifelten Narzisstin zu befreien …

Der Polizeiruf 110 „Du gehörst mir“ wurde vom 6. September bis zum 6. Oktober 2022 in Magdeburg gedreht. Im TV ist der Kriminalfilm des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) erstmals am Sonntag, den 27. August 2023 zu sehen, natürlich im Ersten Programm der ARD.

Inhalt der Polizeiruf-110-Folge „Du gehörst mir“

„Wo ist mein Baby?“ Lana Stokowski ist fassungslos, erschüttert, kann es gar nicht begreifen. Eben noch ist die Studentin mit ihrer erst wenige Monate alten Tochter Lucy über den Magdeburger Wochenmarkt geschlendert – und nun ist Lucy plötzlich weg. Verschwunden. Einfach so. Was ist passiert? Nur ein paar Minuten hat Lana ihren knallroten Kinderwagen aus den Augen gelassen, ausgerechnet, als sie Zivilcourage bewiesen hat: Eine zerbrechlich wirkende Teenagerin wurde von einem ausgewachsenen Mann bedrängt. Lana beobachtete die Szene und griff mutig ein, beschützte das Mädchen vor ihrem Angreifer. Auf Lucy konnte sie in der Zeit natürlich nicht achten. Das hat sich der Kidnapper zunutze gemacht.

Kommissarin Doreen Brasch von der Magdeburger Kripo kann die junge Frau nur mit Mühe beruhigen. Dabei ist sich Lana bereits sicher, wer für das Verschwinden ihrer Tochter im TV-Krimi „Du gehörst mir“ verantwortlich ist: ihr Ex-Freund Chris Novak. Der sei nicht über ihre Trennung hinweggekommen, habe sie gestalkt, sei sogar einmal bei ihr eingebrochen und habe Lucys Zimmer ausspioniert. Doch Christian Novak, ein gutsituierter Mittdreißiger mit gepflegter Erscheinung, wirkt nicht gerade wie ein Kindesentführer. Und er behauptet glatt, Lana sei es gewesen, die ihn ständig belästigt habe, die immer mehr Aufmerksamkeit gewollt habe, auch, als es zwischen ihnen längst vorbei gewesen sei. Dennoch durchsucht Brasch das schicke zweigeschossige Loft von Novak – ohne Ergebnis. Das wird den aufmerksamen Zuschauer nicht verwundern, denn der kennt zu diesem Zeitpunkt bereits die Identität der Kidnapperin: Inga Werner, eine auf den ersten Blick unauffällige junge Mutter, die Lana Stokowski und ihrem Kinderwagen zufällig auf dem Wochenmarkt begegnet. Als Lana mit der Streitschlichtung beschäftigt ist, nimmt Inga Werner den Kinderwagen einfach an sich – und verschwindet mitsamt Lucy.

Kriminalrat Uwe Lemp bekommt von dem neuesten Entführungsfall, mit dem sich seine Kollegen bei der Magdeburger Kripo beschäftigen müssen, nichts mit. Braschs Vorgesetzter hat sich eine Auszeit genommen: drei Monate Schottland, ein Sabbatical vom Feinsten, weit weg vom Stress des Berufsalltags. Seinen Rucksack hat er gepackt, Brasch mit der Fütterung der Katze beauftragt, das Taxi wartet schon vor der Tür. Nur den Kinderwagen im Hausflur, den will er noch schnell zu Frau Werner hochbringen, seiner netten Nachbarin, bevor sich wieder jemand beschwert. Doch als Lemp vor Inga Werner und ihrer kleinen Tochter steht, fallen ihm plötzlich die schwarzen Haare des Babys auf. Die waren doch vor ein paar Wochen noch blond …

Als Lemp wieder bei Bewusstsein ist, findet sich der gestandene Kriminalrat im MDR-Polizeiruf 110 „Du gehörst mir“ mit zugeklebtem Mund und an einen Rollstuhl gefesselt in der Abstellkammer der Wohnung von Inga Werner wieder. Lemp kann es nicht glauben: Die liebenswürdige Nachbarin hat ihn einfach eingesperrt. Und nicht nur das: Er hat höllische Schmerzen, blutet am Kopf und an den Knien. Zwar verfrachtet seine Kidnapperin ihn nach einiger Zeit in ein Bett, doch die Schmerzen gehen davon auch nicht weg. Eigentlich müsste sich Lemp in ärztliche Behandlung begeben, aber das geht natürlich nicht. Warum eigentlich nicht? Der Kriminalist versteht die Welt nicht mehr: Was hat er seiner Nachbarin angetan? Noch weiß er nicht, dass er in die Fänge einer Kindesentführerin geraten ist.

Kommissarin Brasch wiederum hat keine Ahnung, was ihr Chef gerade durchmacht; sie wähnt ihn längst auf dem Weg nach Schottland. Für sie ist Chris Novak weiterhin der Hauptverdächtige im Fall Lucy. Dann jedoch stellt sich im Polizeiruf 110 „Du gehörst mir“ heraus, dass es eine Verbindung zwischen Lana, Chris und Lemp gibt: Lemp wusste von den Stalking-Vorwürfen gegen Chris, hat eine Gefährderansprache gemacht. Brasch versucht ihn zu erreichen – natürlich vergeblich.

Inga Werner kümmert sich derweil mit Hingabe um die kleine Lucy, doch die will einfach nicht aufhören zu schreien – sie ahnt wohl, dass es nicht ihre leibliche Mutter ist, die sie auf dem Arm hält. Währenddessen versucht Lemp, das Vertrauen seiner Kidnapperin zu gewinnen, um endlich schlau aus der Frau zu werden. Und je länger er in ihrer Wohnung gefangen ist, desto klarer wird dem Kriminalrat, dass es einen zutiefst traurigen Grund für Inga Werners Verhalten gibt, einer einsamen und verzweifelten Frau, die zu allem bereit zu sein scheint …

Videos zur Produktion

Trailer



Profi Check



Interview mit Hannah Schiller



Polizeiruf-Kritik

Die Redaktion von Tatort-Fans meint:
Zugegeben: Für Fans des klassischen Whodunnit ist dieser Polizeiruf nicht das Richtige, denn die Täterin steht bereits nach wenigen Minuten fest. Der Spannung tut das jedoch keinen Abbruch, schließlich kann man mitfiebern bei Braschs hartnäckigen Versuchen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen und ihrer zunehmenden Verunsicherung und Beunruhigung darüber, dass ihr Chef plötzlich nicht mehr zu erreichen ist.

Was diesen Krimi zu einem besonderen Fernsehspiel macht, ist die sehr spezielle Beziehung, die sich zwischen Lemp und seiner Peinigerin entwickelt. Franziska Hartmann spielt die Rolle der Inga Werner mit einer solchen Intensität, dass die Verzweiflung, die diese einsame Frau zu ihren Taten treibt, in jeder Szene erkennbar ist.

Polizeiruf-Besetzung

Hauptkommissarin Doreen Brasch – Claudia Michelsen
Kriminalrat Uwe Lemp – Felix Vörtler
Kriminalobermeister Günther Márquez – Pablo Grant
Inga Werner – Franziska Hartmann
Lana Stokowski – Hannah Schiller
Christian Novak – Max Hemmersdorfer
Rosa Merz – Susana Abdul Majid
Margot Werner – Susanne Häusler
Inez Ruiz – Safinaz Sattar
u. v. a.

Polizeiruf-Stab

Drehbuch – Khyana el Bitar
Regie – Jens Wischnewski
Kamera – Jakob Wiessner
Musik – Peter Thomas Gromer
Producerin – Susanna Enk
Produzentin – Iris Kiefer
Redaktion – Denise Langenhan, Johanna Kraus

Bilder-Galerie zum Krimi

Bild: MDR/Felix Abraham


24 Meinungen zum Polizeiruf 110: Du gehörst mir

  • Der Fremde • am 27.8.23 um 21:38 Uhr

    Sehr langatmig, enttäuschend!
    (einer der schwächsten PR’s der letzten Jahre aus Magdeburg, schade!)

    PS: Hannah Schiller hat mir im Dresdner TO ‚Parasomnia‘ klar besser gefallen.


  • Winfried Vorbeck • am 27.8.23 um 21:46 Uhr

    Packend, ja. Aber irgendwie kriege ich den Gedanken nicht weg, dass die Handlung auch locker in 60 Minuten hätten erzählt werden können.


  • Blomma • am 27.8.23 um 21:56 Uhr

    Man nehme eine Prise Stephen King und ein bisschen Agathe Christie, fast fertig ist der Polizeiruf.
    Aber insgesamt unterhaltsam. 👍


  • Renate • am 27.8.23 um 21:57 Uhr

    verantwortungslos
    ein Baby für diesen sinnlosen Preis so zu quälen.


  • Attila • am 27.8.23 um 22:02 Uhr

    Ich habe mich schon gefreut, aber, es tut mir leid, es war ein ziemlich unwürdiger Auftakt für die neue Tatort/Polizeiruf-Saison. Lemp ist privat im Fall involviert, und sogar doppelt, er kennt beide, die Mutter und die Entführerin (die sogar über ihm wohnt)… Alleine das bedeutet schon 2 Sterne abgezogen. Und es gab auch noch weitere Zufälle, so viele, was sogar für ein Hollywood-Drama peinlich viel gewesen wäre. Und sogar so war einiges gar nicht logisch. Warum hat Inga Lemp mit dem schläger niedergeschlagen? Wäre Lemp einfach gegangen, wäre das ganze Drama einfach ausgefallen, Inga ist mit dem Baby weg, das Kind wird nie gefunden, das war’s.
    Dieser Polizeiruf war schwer 90 Minuten lang zu ertragen. Das einzige was mir gefallen hat war Franziska Hartmann als die Entführerin, das reicht aber für nicht mehr als 2 Sterne.
    **

    Ich hoffe nur, dass die Tatort-Folgen der folgenden Wochen besser werden.


  • Julika • am 27.8.23 um 22:07 Uhr

    Ich habe die ersten 20 Mimuten gesehen und die letzten fünf und ich habe nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben.


  • Adabei • am 27.8.23 um 22:12 Uhr

    Der Polizeiruf war purer Horror! Die falsche Mutter eine Psychopathin und der frühere Freund der echten Mutter skrupellos und ohne Gefühl. Ein malträtierter Kommissar als ans Bett gefesseltes Opfer der Psychopathin. Alles passend für einen wahren Horrorfilm!

    Man mußte sich jedoch gut konzentrieren, damit man alle Vorgänge versteht: Die Kommissarin findet am Schluß die Wohnung der Psychopathin, weil sie einen Tipp der Altenheimschwester bekam. Aber die Kommissarin wollte doch in die Wohnung des Kommissars gehen, weil er nicht telefonisch erreichbar war und die Taxizentrale sagte, dass das Taxi ihn nicht vorfand? Und beide haben im selben Haus gewohnt? Dazu müßte ich mir den Film nochmal ansehen, um das besser zu verstehen.

    Für Schauspieler, Kamera und Ton 5 von 5 Sterne, für Regie und Drehbuch 3 von 5 Sterne, für die Horroreffekte 5 von 5 Sterne!


  • Winfried Vorbeck • am 27.8.23 um 22:17 Uhr

    Dass Lemp niedergeschlagen wurde, habe ich mir damit erklärt, dass er sehr schnell aus der Wohnung wollte und Inga Werner den Eindruck hatte, er habe den Kindsraub erkannt und hätte es deswegen eilig.


  • Holsteinerin • am 27.8.23 um 22:28 Uhr

    Warum habe ich die ganze Zeit über bloß ständig an Stephen King denken müssen?


  • Colorwriter • am 27.8.23 um 22:45 Uhr

    Ja, schon ziemlich nervenaufreibend und spannend erzählt.
    Dank der sehr guten Darsteller*innen kommt diese Fiktion eines Kriminalfalls bei mir sehr gut an.
    Halbwegs logisch, und das Handeln der Akteure erscheint nachvollziehbar.
    Gerade, wie die Babyentführerin dargestellt wird, erzeugt schon Mitgefühl.

    Leider sind mir die zu vielen Zufälle und wie da wer mit wem in Zusammenhang kommt, dann doch etwas zu übertrieben.

    ⭐️⭐️⭐️⭐️


  • Der Fremde • am 27.8.23 um 22:49 Uhr

    Franziska Hartmann hat ja schon öfters eine psychisch labile (vulgo: ‚durchgeknallte‘) Frau gespielt, z.B. auch im Falke-TO „Tödliche Flut“.
    Im heutigen PR war das m.E. nicht überzeugend (zu wenig Mimik!), das kann sie besser … 😑


  • Tatort-Liebhaber • am 27.8.23 um 22:54 Uhr

    ⭐⭐⭐
    Ich fand, dass der Film ein guter Horror-Krimi war. Allein die Art, wie angeblich zwei Männer überwältigt wurden, hat mich nicht überzeugt.


  • alter Fan ( tm ) • am 27.8.23 um 23:59 Uhr

    nicht gerade der absolute Knaller , aber durchaus sehenswerter PR 110 – und auch Frau Brasch diesmal nicht die Superheldin , die alles im Alleingang unter Höchsteinsatz erledigt
    @Holsteinerin – diese Produktion hat mich ebenfalls so ein Wenig an Misery erinnert


  • Gerald • am 28.8.23 um 9:31 Uhr

    @Irene von Quindt
    Kommentar nicht freigeschaltet. e-Mail Adresse nicht erreichbar. Schreib mir bitte eine e-Mail an (gm@tatort-fans.de dann passe ich es an, und schalte es frei).

    @BR
    Kommentar nicht freigeschaltet. e-Mail Adresse nicht erreichbar, bitte keine Senderbezeichnung verwenden. Schreib mir bitte eine e-Mail an (gm@tatort-fans.de dann passe ich es an, und schalte es frei).

    @Schnulli @Rudolf @Amadeus @Rintintin @L:isa
    Kommentar gelöscht. Wir sind kein Politikkanal oder Diskussionsplattform für Gebühren.


  • Thomas • am 28.8.23 um 9:34 Uhr

    Die ersten sehr negativen Kommentare verstehe ich nicht. Das war ein echter Tatort, auch wenn er Polizeiruf hieß. Spannend, auch wenn man die Täetrin kannte. Schauspielerisch sehr gut bis hervorragend von den meisten Darstellern. Natürlich war es nicht alles realistisch, z.B., dass Lemp alle kannte (ist Magdeburg ein Dorf ??) und das unrealistische Handeln an manchen Stellen. Aber es ist doch ein Film.
    Endlich mal wieder neue anspruchsvollere Unterhaltung nach der Sommerpause mit langweilenden Wiederholungen und seichten kitschigen Fernsehfilmen.


  • M. • am 28.8.23 um 11:57 Uhr

    Was hat es denn mit dem Typhus in der Krankenakte auf sich, was Schwester Rosa dazu brachte, zu Inga zu fahren?


  • Adabei • am 28.8.23 um 12:01 Uhr

    Es wurde schon mehrfach erörtert, dass es unwahrscheinlich ist, wenn Kommissare privat in die Kriminalfälle involviert sind. Wie im vorliegenden Polizeiruf der Kriminalrat Lemp als Opfer der falschen Mutter.

    Vermutlich hat dies eine Ursache, die nicht im Künstlerischen liegt sondern im Finanziellen der Produktionsfirmen der Filme: Wenn beispielsweise Lemp (der sehr gut als Schauspieler agierte!) privat das Opfer der falschen Mutter wurde, dann spart das Kosten für weitere Schauspieler, die man für diese Rolle hätte engagieren müssen! Gleichzeitig wird die Gruppe der Schauspieler, die sich sowieso für die Tatorte und Polizeirufe bewährt haben, effizienter ausgenutzt.

    Ansonsten bleibe ich bei meiner positiven Meinung vom 27.8.23 um 22:12 Uhr.


  • Klaus • am 29.8.23 um 0:37 Uhr

    Fand den Polizeiruf nicht schlecht, doch tatsächlich etwas langatmig.

    Es sollte wirklich so eine Art „Kodex“ für Drehbuchautoren geben: Kommissare haben privat keine Verbindung zu Tätern oder Opfern. Würde sehr viele dieser Krimis glaubhafter machen. Die ein oder zwei zusätzlich benötigten Schauspieler sollten bei einem Budget von über einer Millionen Euro pro Tatort, bzw. sicher auch Polizeiruf schon noch mit drin sein.


  • T.O.W. • am 29.8.23 um 7:12 Uhr

    Der Titel „Du gehörst mir“, meint nicht nur das entführte Baby. Lemp ist ein Gefangener der Täterin Inga, der Stalker denkt, die Kindsmutter Lara gehöre ihm. Es werden viele verschiedene persönliche Schicksale durchgespielt. Auch beim Opfer Lemp, der der Selbstbestimmung, der Würde, wie auch der Freiheit beraubt wird. Doch im Laufe des Films kommt es dazu, dass er und die Täterin dem Baby gemeinsam ein Schlaflied singen, und Inga sich das erste Mal seit dem Tod ihres Kindes jemandem anvertraut. Niemandem zuvor hat sie erzählt, dass ihr Säugling starb und sie die Zeit danach in einer Puppe Ersatz suchte. So liegt nun gefesselt und verwundet Freund und Feind zugleich in ihrer Wohnung.

    Dass der Stalker Chris Novak dort dann auch noch sterben muss, hätte es nicht mehr gebraucht, das war schon etwas zu viel, eine nicht erforderliche Übertreibung. Wollte sich die Drehbuchautorin an ihm für die frühere Vergewaltigung, für die er wohl nie bestraft würde, rächen ?

    Doch insgesamt ein echtes und sehr spannendes Drama.


  • Thomas • am 29.8.23 um 7:35 Uhr

    Der Titel „Du gehörst mir“, meint nicht nur das entführte Baby. Lemp ist ein Gefangener der Täterin Inga, der Stalker denkt, die Kindsmutter Lara gehöre ihm. Es werden viele verschiedene persönliche Schicksale durchgespielt. Auch beim Opfer Lemp, der der Selbstbestimmung, der Würde, wie auch der Freiheit beraubt wird. Doch im Laufe des Films kommt es dazu, dass er und die Täterin dem Baby gemeinsam ein Schlaflied singen, und Inga sich das erste Mal seit dem Tod ihres Kindes jemandem anvertraut. Niemand zuvor hat sie erzählt, dass ihr Säugling starb und sie danach in einer Puppe Ersatz suchte. So liegt nun gefesselt und verwundet Freund und Feind zugleich in ihrer Wohnung.

    Dass der Stalker Chris Novak dort dann auch noch sterben muss, hätte es nicht mehr gebraucht, das war dann schon eine nicht mehr erforderliche Übertreibung. Wollte sich die Drehbuchautorin an ihm für die frühere Vergewaltigung, für die er wohl nie bestraft würde, rächen ? Der schon insgesamt als Widerling angelegte verhasste Sexualtäter.


  • Garbak • am 30.8.23 um 1:14 Uhr

    Hallo Fans,
    jup – war abgepaust von Steven Kings Misery.
    Wenn ich beide nun vergleiche, bleibt hierfür kein Stern mehr übrig.
    Tut mir leid, entäuschend.


  • Der Fremde • am 30.8.23 um 8:56 Uhr

    Ich hab‘ gestern nochmals kurz in den Film hineingeschaut.
    Neben der – oft erwähnten – persönlichen Involviertheit von Lemp störte mich insbesondere die Figur der Entführerin: Ich nahm ihr deren Handeln einfach nicht ab!

    Franziska Hartmann, die ich schon in vielen guten Rollen gesehen habe, erinnerte mich hier an die Figur, welche Bette Midler in „Die Entführung der verrückten Mrs. Stone“ spielte. Eine gewisse Ähnlichkeit in der Physiognomie – Gesichtsform, insbes. Nase – ist bei den beiden Schauspielerinnen ja gegeben.
    Zwar waren hier die Rollen vertauscht und F. Hartmann spielte die Entführerin , doch in beiden Rollen muss der Zuseher manchmal überlegen, ob die Figur ihre Rolle tatsächlich ernst meint (und nicht gleich zu grinsen beginnt).
    Nach meiner bescheidenen Meinung hat Hartmann bei der Entführung selbst zu wenig Mimik (=Betroffenheit) gezeigt, in ihrer Wohnung gerieten ihre Gesichtszüge gegen Schluss dann m.E. ins Grimassenhafte (und damit ‚Lächerliche‘).
    Sorry!


  • Jojo • am 30.8.23 um 12:13 Uhr

    Der Polizeiruf fängt packend an, man ist gespannt, wie die Kindesentführung aufgeklärt wird.

    Die Mutter macht keine gute Figur, die anfänglichen Verdächtigungen laufen ins Leere.

    Dem Zuseher wird durch das Entlarven der Entführerin schnell klar, wer die Täterin ist. Also wird die Kenntnis der Täterin zum Bestandteil des Krimis, also kein Mitraten möglich.

    Und nun der altbewährte Kniff der Drehbuchautoren: Der Vorgesetzte der ermittelnden Kommissarin Brasch wohnt mit der Entführerin Tür an Tür, es ist seine Nachbarin.

    Gähn.

    Und Kommissar Lemp will drei Monate Pause machen und ist auf dem Weg nach Schottland.
    Wird also nicht vermisst.

    Passt prima in den Rahmen des Drehbuch.

    Und dann begeht er den Fehler, den Kinderwagen der Nachbarin noch eben aus dem Flur
    zu bringen, weil der den Hausflur blockiert, und das kurz bevor sein Taxi zur Abreise kommt.

    So ein Pech aber auch.

    Und die Haarfarbe des Babys fällt dem Herrn Lemp später auf.

    Noch mehr Pech. Da muss die Täterin ihm glatt eins über die Rübe hauen, und die Kniescheibe rutscht auch noch raus.

    Fertig sind die Zufälle und Zutaten für das folgende Trauerspiel.

    Eingeschlossen und mit Paketband gefesselt, transportiert in einem bereitstehenden Rollstuhl wird er in der Besenkammer abgestellt.
    Beim Aufwachen wird er hektisch, und das Handy rutscht runter. Fatal.

    Das Klingeln fällt der Täterin auf, die ansonsten gerne gezeigt wird bei der Betreuung des entführten Babies, das dauernd schreit und Fläschchen bekommt.

    Und nach dem Klingeln des Handy bekommt er ein bequemes Pflegebett mit Galgen, damit er sich hochziehen kann. Und dem gewieften Polizisten wird langsam klar, dass mit seiner Nachbarin etwas nicht stimmen kann.

    Und nun folgt ein wenig Kammerspiel zwischen den Nachbarn, er verspricht, artig zu sein.

    Zeit für ein paar weitere, clever eingebaute Details für den fehlenden Spannungsbogen, der Ex-Freund der nervös zappeligen Kindsmutter ist ein Stalker.

    Und verdächtig.

    Und hat auch noch bei der Entführung zugesehen.

    Und dreht auch am Rad.

    Genauso wie die Mutter der Entführerin im Altenheim, wo die Pflegerin stutzig wird, weil Sie den Kinderwagen bei der Meldung der Entführung in den Medien erkennt.

    Und dann eine zänkische-hypernervöse Mutter, die zwischendurch mal wieder mit ihrem Stalker geschlafen hat…..der nicht von Ihr lassen kann, und nun verspricht, das Kind zu holen, weil er weiss, wo die Täterin wohnt.

    Und die Kinds-Mutter bekommt zufällig eine Waffe und stört das SEK, das gerade die Wohnung des Stalkers gestürmt hat, nachdem Brasch das Video der jungen Skateboard-Fahrerin ausgewertet hat, wegen der die Mutter das Kind im Intro des Films aus den Augen verloren hatte, und auf dem der Stalker zu sehen war.

    Das Brasch dann Katzen fütternd Herrn Lemp eine Etage höher am Bett rüttelnd hört, der Stalker von der Mutter erstochen wird, auf der Flucht der Wagen der Kindesentführerin vom Wagen der misstrauisch gewordenen Altenpflegerin in einer Strassenverengung gestoppt wird mit Kommissarin Brasch im Schlepptau, …..geschenkt.

    Ein weiteres Trauerspiel der Polizeiruf-Abende im Groschenroman-Format. Ungefähr 50 Zufälligkeiten zuviel.

    Ein Stern. 🌟

    P. S.
    Und der Drehbuchschreiber zur Strafe Teller abwaschen in der Kantine!


  • Adabei • am 30.8.23 um 13:25 Uhr

    @ Der Fremde am 30.8.23 um 8:56 Uhr:
    Sie sagten: „…störte mich insbesondere die Figur der Entführerin: Ich nahm ihr deren Handeln einfach nicht ab!“
    Meine Meinung dazu: Die Entführerin machte auf mich einen unnahbaren, gefassten Eindruck. Sie zeigt kaum Gefühle in ihrer Mimik. Um so mehr erschrak ich, als sie Lemp urplötzlich mit voller Aggresivität mit einer Stange zusammenschlug. Sie ist meiner Meinung nach ein „kurz vor dem Ausbruch stehender Vulkan“, und schwer einschätzbar. Für mich war das der pure Horror!


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