Kurz und knapp – darum geht’s
Auf dem Zürcher Hausberg Uetliberg wird die Leiche einer jungen Frau gefunden – sie hängt in einer Tanne, eine Hälfte ihrer langen blonden Haare brutal abgeschnitten. Das Opfer ist die Tochter eines bekannten Coiffeurs und absolvierte eine Ausbildung in einer Perückenmanufaktur. Die Ermittlerinnen Isabelle Grandjean und Tessa Ott tauchen in das ebenso alte wie lukrative Geschäft mit Echthaaren ein und entdecken Verstrickungen zwischen den Verdächtigen. Als die Kommissarinnen in einem verstaubten Perückengeschäft auf ein Geflecht aus Erpressung, Wut und Schmerz stoßen, geraten sie unter Zeitdruck, um ein weiteres Verbrechen zu verhindern.
Inhalt der Tatort-Folge „Rapunzel“
Morgendämmerung am Uetliberg: Nebelschwaden ziehen durch die Baumwipfel, als die Kommissarinnen Isabelle Grandjean und Tessa Ott mit Staatsanwältin Wegenast vor einer grausigen Szene stehen. In einer Tanne über dem Abgrund hängt Vanessa Tomasi – eine Hälfte ihrer langen blonden Haare wurde brutal abrasiert. Der Wind spielt mit den verbliebenen goldenen Strähnen, während unter ihnen die Stadt Zürich langsam erwacht.
Das ungleiche Ermittlerinnenduo steht vor einem Rätsel. Die präzise, analytische Grandjean, die mit ihrem französischen Akzent immer etwas distanziert wirkt, bildet den Gegenpol zur impulsiven Ott, die in Zürich aufgewachsen ist und deren familiäre Verbindungen zur High Society manchmal hilfreich, manchmal hinderlich für die Ermittlungen sind. Die Spannungen zwischen den beiden Kommissarinnen sind spürbar – Ott will schnell vorankommen, während Grandjean jede Spur methodisch verfolgt.
In einem nahegelegenen Bunker entdecken sie Spuren eines Verbrechens und den Ausweis des Opfers. Der Fund führt sie zum Vater der Toten, dem Star-Coiffeur Marco Tomasi, dessen Salon in der schicken Zürcher Innenstadt liegt. „Meine Tochter hatte ein Händchen für Haare – genau wie ich“, sagt er mit brüchiger Stimme, während die leuchtenden Neonlichter seines luxuriösen Salons einen schrillen Kontrast zu seiner Trauer bilden.
Die Ermittlerinnen erfahren, dass Vanessa eine Ausbildung in der Perückenmanufaktur von Aurora Schneider machte – einem alteingesessenen Geschäft, dessen verstaubte Räumlichkeiten wie aus der Zeit gefallen wirken. Perücken aller Art hängen an den Wänden, ihr künstliches Haar schimmert matt im Licht der altmodischen Lampen. „Der Handel mit Echthaaren ist wie ein Spinnennetz – weitverzweigt und klebrig“, erklärt Schneider mit einem undurchschaubaren Lächeln.
Die Suche nach Täter und Motiv gestaltet sich wie ein Labyrinth. Der internationale Haarhandel, in dem arme Menschen ihre Haare verkaufen, damit Reiche sich damit schmücken können, offenbart seine dunklen Seiten. Ins Visier geraten der Unternehmenschef Rudolf von Landegg und seine Frau Else, die hinter den eleganten Fassaden ihrer Villen Geheimnisse zu verbergen scheinen. Auch Lynn Fischer, die trauernde Lebensgefährtin des Opfers, verheimlicht etwas – ihre Tränen scheinen nicht nur aus Trauer zu fließen.
In der beeindruckenden Bibliothek der rechtswissenschaftlichen Fakultät, deren weiße geschwungene Regale sich wie eine DNA-Helix in die Höhe schrauben, findet Grandjean einen entscheidenden Hinweis auf alte Dokumente. Die Fahndung nach dem Motiv gleicht der Suche nach einem einzelnen Haar in einer Perückensammlung – winzig und doch bedeutsam. Als die Kommissarinnen schließlich herausfinden, was die Tragödie ausgelöst hat, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um ein weiteres Verbrechen zu verhindern.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Rapunzel“ wurde von Mitte Juni bis Mitte Juli 2024 in Zürich gedreht. Als Kulisse dienten typische Schauplätze der Limmatstadt: der Hausberg Uetliberg, die von Santiago Calatrava entworfene Bibliothek der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich, Locations in Wipkingen, an der Limmat und in der Innenstadt. Die Szenen im Präsidium entstanden wie gewohnt in Zürich Affoltern.
In den Hauptrollen sind erneut Anna Pieri Zuercher als Isabelle Grandjean und Carol Schuler als Tessa Ott zu sehen. Zum Hauptcast gehören außerdem Rachel Braunschweig als Staatsanwältin Anita Wegenast, Aaron Arens als IT-Spezialist Noah Löwenherz sowie Peter Jecklin als Charlie, der Freund von Tessa Ott. Für die Episodenrollen konnten namhafte Schauspieler wie Stephanie Japp, Bruno Cathomas, Sebastian Rudolph, Elsa Langnäse, Elena Flury, Matthias Schoch und Pascale Pfeuti gewonnen werden.
Die Regie übernahm Tatort-Routinier Tobias Ineichen, der bereits die Zürcher „Tatort“-Produktionen „Seilschaft“ und „Blinder Fleck“ inszenierte. Das Drehbuch stammt von Adrian Illien, der sein „Tatort“-Debüt gibt und zuvor als Headautor für die SRF-Erfolgsproduktion „DAVOS 1917“ verantwortlich war. Besondere Bedeutung kam bei dieser Produktion den Make-up-Spezialisten und Coiffeuren zu, unter anderem Marc Hollenstein, der bereits bei „Frieden“ und verschiedenen Folgen des Zürcher „Tatort“ als Hair- & Make-up-Artist tätig war.
Produziert wurde der Film von der Zürcher Produktionsfirma Hugofilm.