Tatort Folge 308: Die schwarzen Bilder

Kurz und knapp – darum geht’s

Professor Volker Eschen, Leiter einer psychiatrischen Klinik, wird erdrosselt in seinem Wagen am Flughafen aufgefunden – bei ihm Flugtickets für eine Reise mit seiner Frau nach Berlin. Kommissar Flemming und seine Kollegin Koch stoßen bei ihren Ermittlungen auf zerrüttete Familienverhältnisse: zwei seltsam abweisende Töchter, eine tablettensüchtige Haushälterin und eine Ex-Frau, die als Modedesignerin in Paris lebt und für eine Präsentation ihrer Kollektion nach Düsseldorf zurückgekehrt ist. Als Flemming Videokassetten im Besitz des Toten entdeckt, die illegale Patientenexperimente dokumentieren sollen, gerät er in einen Strudel aus Faszination für die Ex-Frau und düsteren Familiengeheimnissen, hinter denen sich das wahre Motiv für den Mord verbirgt…

Inhalt der Tatort-Folge „Die schwarzen Bilder“

Nächtlicher Nieselregen spiegelt sich auf dem Asphalt des Düsseldorfer Flughafens, als die Scheinwerfer der Polizeiwagen die Szenerie in grelles Blau tauchen. Kommissar Flemming betrachtet nachdenklich den leblosen Körper des Psychiatrieprofessors Volker Eschen, der in seinem Wagen erdrosselt wurde. Die Flugtickets in seiner Tasche – für ihn und seine Ex-Frau Marie nach Berlin – werfen sofort Fragen auf.

In der luxuriösen Villa des Opfers begegnet Flemming den beiden Töchtern Amanda und Julia, deren seltsam distanzierte Reaktion auf den Tod ihres Vaters den erfahrenen Ermittler irritiert. Die Kälte in den Augen der Mädchen steht in beunruhigendem Kontrast zur scheinbaren Opulenz ihres Zuhauses. „Wo ist eure Mutter?“, fragt Flemming vorsichtig. „In Paris“, antwortet Amanda tonlos, „wir haben keinen Kontakt zu ihr.“

Die Welt von Kommissar Flemming, geprägt von nüchterner Rationalität und dem stetigen Bemühen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, kollidiert mit einem Netz aus Lügen und Verdrängung, als er auf Marie Eschen trifft. Die elegante Modedesignerin, die für eine Präsentation ihrer Kollektion nach Düsseldorf zurückgekehrt ist, fasziniert ihn auf eine Weise, die seine professionelle Distanz gefährdet. Ihre Welten könnten unterschiedlicher nicht sein – sein alltäglicher Dienst bei der Mordkommission und ihr glamouröses Leben in der Pariser Modewelt.

„Ich würde niemals mit meinem Ex-Mann nach Berlin fliegen“, erklärt Marie mit einer Bestimmtheit, die keinen Zweifel zulässt. Ihre Augen verraten die Narben einer schmerzhaften Vergangenheit. In einem unbeobachteten Moment gesteht sie Flemming, dass ihr Mann sie mit Psychopharmaka gefügig gemacht und von ihr Bilder aufgenommen hatte, an die sie sich nur bruchstückhaft erinnern kann. Ihre Flucht nach Paris, ihr plötzliches Verschwinden war wie ein Sprung ins kalte Wasser – ohne ihre Kinder, die sie zurücklassen musste.

Die tablettensüchtige Haushälterin Carlotta Heinrich haust wie ein Gespenst in den Nebenräumen der Villa. Ihre zitternden Hände und ihre Sucht erscheinen wie ein Spiegelbild der Zerrissenheit, die das ganze Haus durchzieht. „Die Mädchen leben hier wie Gefangene“, murmelt sie, bevor sie in nervöser Unruhe das Gespräch abbricht.

In der psychiatrischen Klinik trifft Flemming auf Dr. Max Tall, den langjährigen Kollegen und Teilhaber des Ermordeten. Die Begegnung gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel, bei dem beide Seiten ihre wahren Absichten verbergen. „Es ging nur um unterschiedliche Auffassungen bei der Behandlung einiger Patienten“, erklärt Tall mit einer Ruhe, die fast zu perfekt wirkt.

Die Ermittlungen nehmen eine dramatische Wendung, als Marie Flemming eröffnet, dass Dr. Tall illegale Medikamentenversuche an Patienten durchgeführt hat – mit tödlichen Folgen. Der Verdacht erhärtet sich durch Videokassetten, die Eschen in seinem Besitz hatte und die diese Experimente dokumentieren. Doch wie die verschlungenen Korridore einer psychiatrischen Anstalt führt auch dieser Fall in immer dunklere Bereiche menschlicher Abgründe.

Bei einer glamourösen Modenschau, wo Marie ihre neue Kollektion präsentiert, prallen die unterschiedlichen Welten aufeinander. Zwischen funkelnden Scheinwerfern und dem rhythmischen Klicken der Kameras verfolgt Flemming jede ihrer Bewegungen. Die Fahndung nach dem Mörder gleicht inzwischen der Suche nach einem Phantom, das sich hinter einer Fassade aus familiärer Normalität verbirgt.

Als Flemming auf weitere Videokassetten im Nachlass Eschens stößt, erkennt er mit Entsetzen, dass die „schwarzen Bilder“ nicht nur ein Beweis für medizinisches Fehlverhalten sind, sondern ein Fenster in eine verstörende Familientragödie. Das, was Marie um jeden Preis vor ihm verbergen wollte, könnte nicht nur den Mord erklären, sondern auch die eisige Kälte in den Augen der Töchter…

Hinter den Kulissen

„Die schwarzen Bilder“ ist der neunte Fall der Düsseldorfer Ermittler Flemming und Koch und wurde als 308. Tatort-Folge am 17. April 1995 auf Das Erste zum ersten Mal ausgestrahlt. Die Produktion des Westdeutschen Rundfunks (WDR) entstand in Düsseldorf, das in den 1990er Jahren – noch vor dem Aufstieg Berlins nach der Wende – als Modestadt Nummer eins in Deutschland galt und damit den authentischen Hintergrund für die Modenschau-Szenen lieferte.

In den Hauptrollen brillieren Martin Lüttge als der besonnene Kommissar Flemming und Roswitha Schreiner als seine Kollegin Miriam Koch. Katja Flint überzeugt in der Rolle der geheimnisvollen Marie Eschen, während Max Volkert Martens den zwielichtigen Dr. Tall verkörpert.

Die Erstausstrahlung des Tatorts „Die schwarzen Bilder“ erreichte beachtliche 7,41 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 21,09 %. Besonders die atmosphärisch dichten Szenen und die komplexe Familiendynamik wurden von der Kritik hervorgehoben.

Eine Besonderheit des Films ist die visuelle Metapher der „schwarzen Bilder“, die sich durch die gesamte Handlung zieht. Die überwiegend düsteren Szenen und der Raum mit mehreren Fernsehgeräten im Haus des Arztes symbolisieren die dunklen Geheimnisse, die im Verborgenen liegen und erst nach und nach ans Licht kommen. Nach der Ausstrahlung wurde besonders die psychologische Tiefe der Charaktere diskutiert, wobei einige Zuschauer den Film als zu verstörend empfanden, während andere gerade diese Abgründe als Stärke des Krimis sahen.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Hauptkommissar Flemming – Martin Lüttge
Kommissarin Miriam Koch – Roswitha Schreiner
Julia – Vanessa Sobolewski
Amanda – Lara Körner
Sonja – Marlen Breitinger
Dr. Tall – Max Volkert Martens
Carlotta – Heide Simon
Marie Eschen – Katja Flint
u.a.

Stab

Drehbuch – Susanne Schneider
Regie – Erwin Keusch
Kamera – Dietmar Koelzer
Ausstattung – Anette Reuther
Musik – Andreas Köbner

Bilder – WDR/von der Heydt

3 Kommentare

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  1. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 308 aus Düsseldorf, der Landeshauptstadt von Nordrhein und Westfalen. Der Hauptkommissar der dortigen Mordkommission, Herr Flemming, ermittelt in einem besonderen perfiden und hinterhältig durchgeführten Mordfall und zeigt erstmalig Gefühle zu einer der in den Ermittlungen einzubeziehenden Person. Das Opfer eines hinterhältigen Tötungsdeliktes war ein Psychiater, Klinikleiter und trotzdem ein labil zu beeinflussender Mensch. Da kann man doch nur stauen und der ansonsten bärbeißige Tatort-Hauptkommissar Flemming kommt diesem beängstigend nahe. Diesen dunklen und sehr spannenden Tatort-Kriminalfilm aus dem Jahr 1995, sollte man unbedingt einmal gesehen haben, dann guckt man den auch zweimal. Unbedingt wiederholungswürdig ist dieser Streifen und zwar zur guten alten Hauptsendezeit. Ehrlich.

  2. vor 5 Jahren

    Story interessant, Regie und Darsteller gut, nur Martin Lütge als unleidlicher, ewig schlechtgelaunter, im Umgang mit seiner Kollegin kaum erträglicher Kommissar, bandelet auch noch mit der attraktiven Frau des Mordopfers an. Es wirkt ziemlich unglaubwürdig. Ansonsten handwerlich alles sehr solide gemacht.

  3. vor 3 Jahren

    In Wiederholung auf WDR ein Tatort-Spielfilm aus dem Jahr 1995 mit der Nummer 308. Der gerne gesehene Tatort-Hauptkommissar Flemming aus Düsseldorf am Rhein, den nur Hartgesottene wirklich als Chef haben möchten, ermittelt in diesem spannenden Kriminalfilm.
    Die Meinung vom 21.09.2016 halte ich.

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