Kurz und knapp – darum geht’s
Ein brutaler Mord erschüttert Ludwigshafen: Der Kameramann Tom Salsa wird erschossen neben einem Asylbewerberheim aufgefunden. Hauptkommissarin Lena Odenthal und ihr Kollege Mario Kopper stoßen bei ihren Ermittlungen auf einen mysteriösen Mann, den alle nur den „Doktor“ nennen – ein verzweifelter Flüchtling auf der Suche nach seiner Frau. Als die Ermittler eine Verbindung zwischen dem Mordopfer und dem Kriegsberichterstatter Peter Hausmann entdecken, führt die Spur zu einem düsteren Kriegsverbrechen, das bis in die Gegenwart nachwirkt.
Inhalt der Tatort-Folge „Kriegsspuren“
Unruhig streift Lena Odenthal durch das Asylbewerberheim am Stadtrand von Ludwigshafen. Die Stimmung ist angespannt, niemand will mit der Polizei sprechen. Nur der Rosenverkäufer Franklin deutet an, mehr zu wissen – gegen einen Preis. Die Spur führt in das „Café Istanbul“, wo ein geheimnisvoller Mann namens Damir Kovac regelmäßig verkehrt. Als Odenthal ihn dort aufspürt, gelingt ihm die Flucht durch die engen Gassen der Stadt.
Der Fall wird noch komplizierter, als der Kriegsberichterstatter Peter Hausmann ins Spiel kommt. Gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt, muss er nicht nur vom Tod seines Kollegen Tom Salsa erfahren – auch seine Tochter wurde von einem Eindringling bedroht. Die Ermittlungen gleichen einem Puzzlespiel, bei dem jedes neue Teil das Bild nur noch verwirrender macht. Wie Schatten der Vergangenheit ziehen sich die Spuren des Jugoslawienkriegs durch die Straßen von Ludwigshafen.
Im „Café Istanbul“ verdichten sich die Hinweise. Der als „Doktor“ bekannte Kovac sucht verzweifelt nach seiner Frau – doch was hat sein Schicksal mit dem ermordeten Kameramann zu tun? Je tiefer Odenthal gräbt, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Täter und Opfer. Als sie schließlich die erschütternde Wahrheit über die Verbindung zwischen Hausmann, Salsa und Kovac entdeckt, muss sie eine schwierige moralische Entscheidung treffen.
Hinter den Kulissen
„Kriegsspuren“ ist die 424. Folge der Tatort-Reihe und wurde vom Südwestrundfunk (SWR) produziert. Die Dreharbeiten fanden in Ludwigshafen, Mannheim und der Umgebung von Baden-Baden statt. Unter der Regie von Nina Grosse und nach einem Drehbuch von Harald Göckeritz entstand ein beklemmender Film über die langanhaltenden Folgen des Jugoslawienkriegs. In einer bemerkenswerten Besetzung ist Dominique Horwitz als Kriegsberichterstatter Peter Hausmann zu sehen – an seiner Seite spielt seine echte Tochter Miriam die Rolle der Anja.
Die Erstausstrahlung am 10. Oktober 1999 im Ersten verfolgten 7,57 Millionen Zuschauer, was einem beachtlichen Marktanteil von 22,07 Prozent entsprach. Der Film thematisiert auf eindringliche Weise, wie die Schatten des Krieges bis in die deutsche Gegenwart reichen und stellt dabei unbequeme Fragen nach Schuld und Moral.
Besetzung
Kommissarin Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Franklin – Nino Sandow
Kovac – Rudolf Kowalski
Peter Hausmann – Dominique Horwitz
Tom Salsa – Gregor Bloeb
Anja – Miriam Horwitz
Dr. Damir Kovac – Rudolf Kowalski
Salsa – Gregor Bloéb
Becker – Peter Espeloer
Stab
Regie – Nina Grosse
Buch – Harald Göckeritz
Kamera – Immo Rentz
Schnitt – Gudrun Böhl
Musik – Biber Gullatz · Eckes Malz
Produktion – SWR
Der Tatort mit der Nummer 424 aus dem Jahr 1999. Ein düsterer Tatort-Spielfilm, beschäftigt er sich doch mit dem Zusammenfall von Jugoslawien, diesem aus Kalaschnikow – Kugeln zusammengeschweißten Staat. Gekämpft wird auf allen Seiten, unehrenhaft und jeder gegen jeden, Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung, mit und ohne Waffen, sind an der Tagesordnung. Die flüchtigen Täter und deren Opfer schlagen sich bis Deutschland durch und behaken sich weiter, auch tödlich. So erscheinen die Hauptkommissare aus Ludwigshafen, Frau Odenthal und Herr Kopper, zum Einsatz als Mordermittler, denn es kommt zu Tötungs- und Bedrohungshandlungen. Schnell erkennen die beiden Profis einen Bezug nach Ex-Jugoslawien und sind trotzdem gehandicapt. Spannendes und professionell gedrehtes Tatort-Drama, welches sich mit dem Thema Gut und Böse beschäftigt und nur am Rande dramatischste Menschenrechtsverletzungen und Blut und Rache Konsequenzen aufzeigen kann. Sensationelle journalistische Wissbegier in den Kriegsgebieten zeigen die Verrohung des Geschehens mit auf, was wiederum zu Verfolgungssituation führt. Kein uninteressant erscheinender und wiederholungswürdiger Tatort-Streifen, aus einem unsäglichen Kapitel in der neueren europäischen Geschichte.