Kurz und knapp – darum geht’s
Der achtjährige Sascha Reimer stirbt an einer mysteriösen Vergiftung, die Kommissar Bienzle und seinem Kollegen Gächter Rätsel aufgibt. Die Spur führt zu Pralinen aus der Süßwarenfabrik, in der Saschas Vater Marcel arbeitet, und schnell geraten die zerrütteten Familienverhältnisse in den Fokus der Ermittlungen. Als ein zweites Kind durch vergiftete Pralinen ins Krankenhaus eingeliefert wird, entdecken die Kommissare, dass die Schokoladenfabrik erpresst wird – und während sie dem Drahtzieher auf die Spur kommen, gerät Bienzle selbst in Lebensgefahr …
Inhalt der Tatort-Folge „Bienzle und der süße Tod“
In der klinischen Kälte des Stuttgarter Krankenhauses steht Kommissar Ernst Bienzle am Bett eines toten Jungen. Das Piepen der medizinischen Geräte ist verstummt, die Bemühungen der Ärzte kamen zu spät für den achtjährigen Sascha Reimer. Unter dem grellen Licht der Neonröhren wirkt das Gesicht des Kindes seltsam friedlich – nichts deutet auf den Kampf hin, den sein kleiner Körper gegen das heimtückische Gift geführt hat.
Bienzle, der schwäbische Columbo, wie er oft genannt wird, befragt zunächst die Tante des Jungen, Sonja Brandstätter. Sie hatte auf ihren Neffen aufgepasst und nicht gleich begriffen, dass sein Zusammenbruch lebensgefährlich war. Die Eltern des Kindes, Ariane und Marcel Reimer, sind vom Schmerz gezeichnet. Besonders Ariane, eine ehemalige Pianistin, die wegen einer fortschreitenden Muskelerkrankung im Rollstuhl sitzt, trifft der Verlust ihres Sohnes mit voller Wucht. Bienzle erkennt sofort die Spannungen zwischen den Eheleuten – ihre Ehe gleicht einem kalten Wintermorgen, an dem kein wärmendes Feuer mehr brennt.
Die Gerichtsmedizin bringt Licht ins Dunkel: Sascha starb an einer Überdosis Digitalis, einem Herzmittel. Das Gift befand sich in Pralinen, die der Junge gegessen hatte – ausgerechnet aus der Süßwarenfabrik, in der sein Vater Marcel arbeitet. Die Ermittlungen führen Bienzle in ein Labyrinth aus Verdächtigungen. Denn in Arianes Medikamentenschrank findet sich ein großer Vorrat an Digitalis-Präparaten, zu dem jeder Zugang gehabt haben könnte.
„Den Selbstmord wollte sie schon länger“, behauptet Marcel gegenüber Bienzle und zeigt Tagebucheinträge seiner Frau. Hatte sie vor, auch ihren Sohn in den Tod mitzunehmen? Doch der Kommissar bleibt skeptisch, seine Intuition wie ein Kompass, der in eine andere Richtung weist. Seine Zweifel bestätigen sich, als er herausfindet, dass Marcel eine Affäre mit Marion Kertesz hat – ausgerechnet mit Arianes Physiotherapeutin und bester Freundin.
Die Schatten der Verdächtigungen verdichten sich wie Nebelschwaden über dem Neckar. War vielleicht Marcel der Täter? Die vergifteten Pralinen waren eigentlich Arianes Lieblingssorte, die ihr Mann regelmäßig von der Arbeit mitbrachte. Wollte er seine im Rollstuhl sitzende Frau beseitigen und traf versehentlich den Sohn?
Die Ermittlungen nehmen eine unerwartete Wendung, als ein zweites Kind mit denselben Vergiftungssymptomen ins Krankenhaus eingeliefert wird – wieder nach dem Genuss von Pralinen aus derselben Fabrik. Wie Steine in einem Mosaik fügen sich die Hinweise zusammen: Bienzle entdeckt, dass die Süßwarenfabrik Borchardt erpresst wird. Der Fabrikbesitzer hat dies verheimlicht und versucht, das Problem mit Marcels Hilfe zu lösen. Die Jagd nach dem Erpresser wird zu einem Wettlauf gegen die Zeit.
Während der Ermittlungen muss sich Bienzle auch mit seinem Privatleben auseinandersetzen. Nach zwölf Jahren Beziehung spielt er mit dem Gedanken, seiner Lebensgefährtin Hannelore einen Heiratsantrag zu machen. Doch ein ungebetener Gast durchkreuzt seine Pläne: Agamemnon Schächterle, der massige Bernhardiner einer Freundin, den Hannelore vorübergehend aufgenommen hat. Der riesige Hund mit dem gewaltigen Kopf und den traurigen Augen erobert das Zuhause des Kommissars wie ein friedlicher Eindringling, der die Wohnung mit seiner schieren Präsenz zu verkleinern scheint.
Als Bienzle dem Erpresser auf die Spur kommt und eine nächtliche Verfolgungsjagd beginnt, ahnt er nicht, dass er selbst zur Zielscheibe wird. In einem verlassenen Bootshaus, dessen morsche Holzplanken im Nachwind knarren, findet er sich plötzlich in einer Falle wieder …
Hinter den Kulissen
Mit „Bienzle und der süße Tod“ feiert der Stuttgarter Kommissar ein besonderes Jubiläum: Es ist sein 16. Fall und gleichzeitig sein zehnjähriges Dienstjubiläum. Am 6. Dezember 1992 ermittelte der „schwäbische Columbo“ zum ersten Mal in „Bienzle und der Biedermann“. Die Dreharbeiten für diese Jubiläumsfolge fanden vom 15. November bis zum 19. Dezember 2001 in Stuttgart, Baden-Baden und Karlsruhe statt – ursprünglich unter dem Arbeitstitel „Bienzle und das tote Kind“.
Die SWR-Produktion wurde am 14. Juli 2002 im Ersten Deutschen Fernsehen erstausgestrahlt und erreichte dabei 7,76 Millionen Zuschauer, was einem beachtlichen Marktanteil von 24,4 Prozent entsprach. Die Regie führte Hartmut Griesmayr.
Den Erfolg der Bienzle-Reihe verdankt der Tatort vor allem zwei Personen: dem Schauspieler Dietz-Werner Steck, der dem grummelig-einsilbigen Kommissar Leben einhaucht, und dem Autor Felix Huby. Der Stuttgarter Journalist und Schriftsteller schuf die Romanfigur Bienzle bereits 1976 und verfasste seit 1992 alle Drehbücher der Reihe. In „Bienzle und der süße Tod“ hat Huby sogar einen Cameo-Auftritt als Taxifahrer.
Die Inspiration für diesen Fall könnte Huby, der lange Zeit als SPIEGEL-Redakteur in Stuttgart arbeitete, aus dem realen, ungeklärten Kriminalfall „Elisabeth Frederiksen“ bezogen haben, der sich in Tamm bei Stuttgart ereignete.
Nach der Ausstrahlung lobten Kritiker vor allem die nüchterne, bodenständige Art des Kommissars, bemerkten jedoch auch, dass der Fall möglicherweise zu komplex angelegt war. Die Fernsehzeitschrift TV Spielfilm bezeichnete den Tatort als „vertracktes Familienschauerstück“ und kommentierte: „Ein Hoch auf den nüchtern agierenden Bienzle – nur der Fall ist überfrachtet.“
Eine Besonderheit aller Bienzle-Fälle ist, dass der Kommissar stets ohne Waffe ermittelt, aber mit „Herz auf dem rechten Fleck“ – ein Markenzeichen, das auch in seinem 16. Fall erhalten bleibt.
Der Tatort Nummer 505 aus Stuttgart und der Hauptkommissar Bienzle ermittelt. Sehenswerter und äußerst spannender Bienzle-Tatort-Fernsehfilm, welchen man nicht verpassen sollte. Tragische Tötungsdelikte und hinterhältige Morde sind Bestandteil dieser Tatort-Folge, zusätzlich eine mörderische Erpressung. Und nebenbei hat dieser schwäbische Ermittler noch Lust auf Heirat. Ja was denn noch?
Ja wiedermal ein guter Bienzle durch und durch sehenswert. Lustig auch der Hund Agamemnon haha klasse Hund.
Einer der besseren Bienzle-TO’s. Typisch langsame Fall-Entwicklung, mehrere Verdächtige a la Derrick. Von Zeit zu Zeit sind Bienzle-Krimis gut vor dem Schlafengehen anzusehen.
Interessant, Dirk Borchardt vor 21 J. zu sehen.
Und Hund Agamemnon überzeugt auch …
★★★★
Habe ihn auch gesehen. Mir hat er auch sehr gut gefallen. Spannend bis zum Schluss. Ausgesprochen vertrackter, verwickelter Plot. Und ein krasses Ende.