Tatort Folge 510: Totentanz

Kurz und knapp – darum geht’s

Mitten in der pulsierenden Münchner Clubszene bricht Jenny Hellwig auf der Tanzfläche des angesagten K2 zusammen – statt Ecstasy hat sie eine tödliche Dosis Zyankali geschluckt. Die Kommissare Batic und Leitmayr tauchen in eine fremde Welt aus Technomusik, Machtkämpfen zwischen rivalisierenden Clubbesitzern und einer mysteriösen Dreierfreundschaft ein, deren Wurzeln bis in die gemeinsame Kindheit zurückreichen. Als die Ermittler beginnen, die Schicht aus Lügen und Täuschungen abzutragen, geraten sie selbst ins Visier einer Person, die bereits zweimal getötet hat und zu einem dritten Mord bereit ist…

Inhalt der Tatort-Folge „Totentanz“

Schlaflos irrt DJ Lupo durch sein nächtliches Reich im K2, wo grelle Stroboskoplichter rhythmisch über die schwitzenden Körper auf der Tanzfläche zucken und der dröhnende Bass die Wände vibrieren lässt. Hier herrschen eigene Gesetze – Drogen, Sex und die Suche nach dem ultimativen Rausch. Als die junge Jenny Hellwig unter ekstatischen Zuckungen zusammenbricht, ahnt niemand, dass hinter dem vermeintlichen Drogenexzess ein kaltblütiger Mord steckt.

Für die Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr bedeutet der Fall einen Sprung ins kalte Wasser der Jugendkultur, in der sie wie Fossilien wirken. Während Batic mit seiner Ungeduld und slawischen Direktheit regelmäßig aneckt, versucht der besonnene Leitmayr, die feinen Risse in den Aussagen der Verdächtigen zu erspüren. Ihr Kollege Carlo Menzinger, mit neuer Kurzhaarfrisur und größerer Affinität zur Clubszene, wird zum unverzichtbaren Brückenbauer. „Wir sind hier so willkommen wie Bulimie auf einer Geburtstagsparty“, knurrt Batic, als sie vom musternden Blick des Türstehers abgewiesen werden.

Die Suche nach dem Mörder gleicht der Jagd nach einem Phantom in einem Labyrinth aus widersprüchlichen Aussagen. Da ist DJ Lupo, der mit dem Opfer eine Affäre hatte; die scheinbar so bodenständige Ärztin Tina Lehmann, Jennys beste Freundin seit Kindertagen; der Videokünstler Frank Fischer, der seine Besucher heimlich filmt; und dann noch die Clubbesitzer Felix Schelski und Bernd Weinhold, die im erbitterten Kampf um eine neue Location stecken. Die Verhöre der Zeugen gleichen einem Tanz auf rohen Eiern – jeder scheint etwas zu verbergen, niemand ist, wer er zu sein vorgibt.

Als die Ermittler in Frank Fischers Atelier auf verstörende Videoaufnahmen stoßen, beginnt das wahre Ausmaß der Verstrickungen langsam ans Licht zu kommen. Wie Puzzlestücke fügen sich die Indizien zusammen: gestohlenes Zyankali aus der Klinik, heimliche Tonbandaufnahmen, und eine Erpressung, die in einem „Lifestyle-Vertrag“ getarnt wurde. Doch wer hatte das größte Motiv, Jenny zum Schweigen zu bringen? Als plötzlich eine zweite Leiche auftaucht, wächst der Druck auf die Ermittler. „Der Tod trägt viele Masken“, sagt Leitmayr nachdenklich, während er die Überwachungsaufnahmen des Clubs durchsieht. „Aber hinter jeder steckt am Ende ein Mensch aus Fleisch und Blut.“

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Totentanz“ ist der 32. Fall für das Ermittlerduo Batic und Leitmayr und wurde vom Bayerischen Rundfunk produziert. Die Dreharbeiten fanden vom 5. Februar bis 8. März 2002 unter dem Arbeitstitel „Die Kunstfabrik“ in München statt. Als Kulissen dienten unter anderem der damals boomende Kunstpark Ost – Münchens größte Partymeile – und der Alte Südfriedhof, der dem Film eine zusätzliche düstere Atmosphäre verleiht.

Besonders authentisch wirkt der Tatort durch die Wahl der Drehorte: Für den fiktiven Szene-Club K2 wurde der damals angesagte Münchner Techno-Club KW – Das Heizkraftwerk als Location genutzt. Für zusätzlichen Realismus sorgte die Besetzung des DJ Lupo mit Bela B. Felsenheimer, dem bekannten Schlagzeuger der Punkband „Die Ärzte“, der in „Totentanz“ sein Schauspieldebüt im Tatort gab. Neben den Stammermittlern Miroslav Nemec (Ivo Batic) und Udo Wachtveitl (Franz Leitmayr) komplettierte Michael Fitz als Carlo Menzinger das Ermittlerteam.

Die Erstausstrahlung am 13. Oktober 2002 im Ersten Programm der ARD verfolgten 7,23 Millionen Zuschauer, was einem beachtlichen Marktanteil von 20,2 Prozent entsprach. Der von Regisseur Thomas Freundner auf Grundlage eines Drehbuchs von Klaus Bädekerl inszenierte Krimi fing den Zeitgeist der frühen 2000er-Jahre authentisch ein und bot einen tiefen Einblick in die damalige Clubkultur. Interessanterweise schrieb Autor Bädekerl das Drehbuch nicht in München, sondern unter afrikanischer Sonne – die Bilder der Stadt trug er nach eigener Aussage „im Kopf“ mit sich.

Videos zur Produktion

Gastauftritt von Bela B.

Besetzung

Hauptkommissar Ivo Batic – Miroslav Nemec
Hauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Frau Dr. Lehmann – Daniela Ziegler
Tina Lehmann – Denise Zich
Frank Fischer – Wanja Mues
DJ Lupo – Bela B. Felsenheimer
Herr Ziegler – Rudolf-Waldemar Brem
Felix Schelski – Jockel Tschiersch
Jenny Hellwig – Mona Juric
Karin – Kathrin Freundner
Joe – Wolfgang Fierek
Professor Weber – Hubert Mulzer
Carlo Menzinger – Michael Fitz

Stab

Buch – Klaus Bädekerl
Regie – Thomas Freundner
Musik – Joachim J. Gerndt
Kamera – Benjamin Dernbecher

Bilder: HR/BR/klick/Erika Hauri

6 Kommentare

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  1. vor 10 Jahren

    Spitzenklasse…ganz klar 5 Sterne…hoffentlich gibt es noch goldene Hochzeit…

  2. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 510 aus München, mit den beiden Hauptkommissaren Batic und Leitmayr. Makaber war der, noch dazu im Bereich der Mordkommission angesiedelt. Aber auch einer der besten Tatort-Spielfilme dieses Hütchenspieler-Duos. Trauriges Thema, trauriges Ende, wie in vielen Tatorte. Wiederholung sicher.

  3. vor 8 Jahren

    Tatort mit Denise Zich und Wolfgang Fierek. Top 5 Sterne

  4. vor 6 Jahren

    Ein ganz schlechter B&L Tatort.
    Da helfen auch berühmte Nebendarsteller nicht.

  5. vor 6 Jahren

    Ganz passabel, beginnt stark, und driftet dann wieder in den üblichen Beziehungsmord ab.

  6. vor 5 Jahren

    I noticed a rather irritating goof. The artist Franz had a camera installed to film the people who were in his room. When Leitmayr and Batic watch the footage (during a funny scene with the cleaning lady) we see that different camera angles were used and even a zoom. This makes no sense at all: it was a stationary camera and there is no one handling it.

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