Kurz und knapp – darum geht’s
Bei einem Museumsbesuch nutzt der Häftling Michael Köster die Gelegenheit zur Flucht, wobei ein Wachmann mit einem abgeschlagenen Flaschenhals getötet wird – alle Indizien deuten auf Köster als Täter hin. Doch während die Kommissare Ehrlicher und Kain den Flüchtigen in Weimar aufspüren, geschieht ein zweiter Mord: Die Mutter von Kösters Freundin wird tot aufgefunden, und wieder führen die Spuren zum vermeintlichen Täter. Als die Ermittler jedoch den wahren Zusammenhängen nachgehen, stoßen sie auf ein perfides Komplott, dessen eigentliches Ziel von Anfang an der junge Köster sein sollte.
Inhalt der Tatort-Folge „Schlaflos in Weimar“
Im trüben Licht eines Dezembermorgens hallt der Aufprall eines leblosen Körpers durch das Museum der bildenden Künste in Leipzig. Kommissar Bruno Ehrlicher, von Schlaflosigkeit gezeichnet und mit sorgenvollem Blick, betrachtet die blutige Szenerie im Fahrstuhl. Ein abgebrochener Flaschenhals liegt nicht weit vom Opfer entfernt – die tödliche Waffe, die dem Wachmann die Halsschlagader durchtrennt hat. „Es sieht eindeutig aus“, murmelt Kain, während die Spurensicherung Fingerabdrücke auf dem Glas sichert. „Vielleicht zu eindeutig.“
Der Flüchtige, Michael Köster, war kein gewöhnlicher Häftling. Fünf Jahre seiner Strafe hatte er bereits abgesessen, nur noch sechs Monate lagen vor ihm. Seine Teilnahme an einer Kunsttherapie, geleitet vom renommierten Weimarer Professor Robert Henze, hatte ihm den Museumsbesuch ermöglicht. In Kösters Zelle findet sich ein Abschiedsbrief seiner Freundin Judith Wagner – offenbar das Motiv für seine verzweifelte Flucht nach Weimar.
Ehrlicher, dessen Herz gelegentlich stechende Signale sendet und dessen Augen die Müdigkeit nicht mehr verbergen können, nutzt die Ermittlungen in Weimar, um einen alten Freund zu besuchen. Die geschichtsträchtige Stadt mit ihren klassizistischen Fassaden und engen Gassen wirkt bei Nacht wie eine Bühne, auf der sich ein düsteres Schauspiel entfaltet. In seinem Hotelzimmer wälzt sich der Kommissar ruhelos von einer Seite zur anderen – die Schlaflosigkeit ist zu seinem ständigen Begleiter geworden, wie ein Schatten, der sich nicht abschütteln lässt.
Während Kain den festgenommenen Köster zurück nach Leipzig bringt, bleibt Ehrlicher in Weimar. Der Fund einer weiteren Leiche – Gabriele Teichert, Leiterin des Weimarer Amtes für Denkmalschutz – lässt die Ermittlung in völlig neuem Licht erscheinen. „’Sie war keineswegs lebensmüde'“, beharrt Ehrlicher gegenüber seinen Weimarer Kollegen, als diese von Selbstmord ausgehen. Die Verbindung zwischen den beiden Todesfällen gleicht einem verworrenen Knäuel, das sich nur langsam entwirren lässt: Teichert war die Mutter von Kösters Freundin Judith.
In Leipzig stößt Kain auf Ungereimtheiten. Die angeblich so eindeutigen Beweise gegen Köster beginnen zu bröckeln wie die Fassade eines vernachlässigten Altbaus. Der überlebende Wachmann Vosskamp, der gegen seinen Kollegen Sobeck einen alten Groll hegte, verhält sich zunehmend nervös. Die Geschäfte, die in der JVA unter der Hand liefen, werfen Fragen auf, und Kösters Behauptung, Vosskamp habe ihm die Tatwaffe in die Hand gedrückt, gewinnt an Glaubwürdigkeit.
Parallel dazu führen Ehrlichers Nachforschungen zu Professor Henze, dessen Galerie im Zentrum Weimars wie ein glänzendes Juwel erstrahlt. Der Kunstprofessor, charismatisch und arrogant zugleich, zeigt sich überrascht von Ehrlichers Anwesenheit. Als der Kommissar ihn mit dem Tod von Gabriele Teichert konfrontiert, zuckt ein kurzer Schatten über Henzes Gesicht – kaum wahrnehmbar, doch Ehrlichers geübtes Auge entgeht nichts. Die Verbindung zwischen dem Kunsttherapeuten und den beiden Todesfällen deutet auf ein raffiniertes Komplott hin, dessen wahres Motiv in den Bildern liegen könnte, die während der Therapiesitzungen entstanden sind…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Schlaflos in Weimar“ wurde von der Saxonia Media Filmproduktion im Auftrag des MDR produziert und markiert die 650. Folge der langlebigen Krimireihe. Die Dreharbeiten fanden im April und Mai 2006 in Leipzig und Weimar statt, wobei die historische Kulisse der Klassikerstadt Weimar eine atmosphärische Bühne für den Fall bot. Regie führte Uwe Janson, das Drehbuch stammte aus der Feder von Andreas Pflüger.
In den Hauptrollen sind wie gewohnt Peter Sodann als Hauptkommissar Bruno Ehrlicher und Bernd Michael Lade als sein Kollege Kain zu sehen. Eine besondere Besetzung gelang mit Christoph Waltz als undurchsichtiger Kunstprofessor Robert Henze – es war seine erste Rolle in einem „Tatort“, lange bevor er durch seine Zusammenarbeit mit Quentin Tarantino internationale Berühmtheit erlangte. In weiteren Rollen überzeugten Niels Bruno Schmidt als Michael Köster und Horst-Günter Marx als Peter Vosskamp.
Bei seiner Erstausstrahlung am 17. Dezember 2006 im Ersten verfolgten 7,52 Millionen Zuschauer die Ermittlungen des sächsischen Duos, was einem beachtlichen Marktanteil von 20,7 Prozent entsprach. Die Kritiker lobten vor allem die „verzwickte Geschichte“ und die Darstellung von Christoph Waltz, der mit seiner „unnachahmlichen Mischung aus Arroganz und Sympathie“ überzeugte.
Der Titel „Schlaflos in Weimar“ und die im Film thematisierten berufsbedingten Schlafstörungen des Kommissars erwiesen sich rückblickend als unfreiwilliger Hinweis auf die baldige „Amtsmüdigkeit“ der Filmfiguren – es war der drittletzte Fall für das Ermittlerteam Ehrlicher und Kain, das nach 21 Fällen aus Leipzig und insgesamt 45 Tatorten seinen Abschied vom Bildschirm nahm. Nach der Ausstrahlung kursierten unter Fans Spekulationen, ob die zunehmende Müdigkeit des Kommissars bereits als subtile Vorbereitung auf den nahenden Abschied gedacht war.
Schwache Story – recht abseitig!
Vor allem nerven lose Enden : Geheimnisvolle Blicke deren Bedeutung nicht aufgeklärt werden, unklare Motive …
Ich hab geguckt, ob das nicht mal wieder ein „Doris J.“ war…;)
Ich fand die Story eigentlich gar nicht so schlecht, allerdings das der Maler-Duzent zwischen Weimar und Leipzig so blitzschnell täglich pendelt, fand ich dann doch etwas unreal.
Der Tatort Nummer 650 aus Leipzig. Die Kommissare Ehrlicher und Kain ermitteln in Tötungsdelikte. Wie auch immer. Wenig überzeugender Tatort-Fernsehfilm mit dem ostdeutsch Star-Duo. Herrlich langsam, Schlaftabletten sind anders. Ehrlich.
Peter Sodann and Christoph Waltz play a Columbo sketch: The detective who knows the other did it and the murderer knows the detective knows but can’t prove it. And still they keep on smiling and being civil.
Einer der wenigen TOs dieses Jahrtausends, den ich bisher noch nicht kenne. Und der Kommentar von @kvas – sowie die Gastrolle von Christoph Waltz – machen mir Lust auf diese Folge … (Weimar, bevor es ein eigenes Team hervorbrachte)
Kurz und knapp: Auch Christoph Waltz konnte diese – zu Recht selten gespielte – Folge nicht retten!
(Aber das ‚mittelalterliche Gemäuer‘ in Weimar ist durchaus sehenswert. Auf die ‚Krankenakte Ehrlicher‘ hätte m.E. verzichtet werden dürfen 😴)