Bei ihren Ermittlungen zum Mord an einem älteren Witwer stoßen die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemenc), Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Carlo Menzinger (Michael Fitz) im Tatort „Das verlorene Kind“ auf den geistig behinderten Sohn des Toten. Weil sein Vater ihn viele Jahre gefangen gehalten hatte, gerät der junge Mann schnell unter Mordverdacht…

Es ist eine Routine, durch die im Tatort „Das verlorene Kind“ der obligatorische Tote entdeckt wird. Schon eine Weile hat ein Taxifahrer in München einen Stammkunden, den 67-jährigen Adalbert Kirchner, welchen er regelmäßig zur Dialyse bringt. Eines Tages trifft der Fahrer jedoch nicht wie gewohnt auf den Rentner, sondern findet in der Wohnung nur noch dessen Leiche. Kirchner war keines natürlichen Todes gestorben, sondern wurde erschlagen. Dieser Mord bedeutet den Auftakt zu einem neuen Fall für die Kollegen Menzinger, Batic und Leitmayr von der Kriminalpolizei in München. Zunächst können die Fahnder im Tatort „Das verlorene Kind“ keine Hinweise am Tatort finden. Eine vage Vermutung von Menzinger ist es schließlich, die den ganzen Fall ändert.

Der Kommissar entschließt sich, eine Nacht lang in Kirchners Wohnung zu bleiben, wo er eine unerwartete Entdeckung macht. Der Tote hatte in seiner Wohnung nicht alleine gelebt: Auf dem Dachboden findet der Ermittler einen Mann, der dort an sein Bett gefesselt ist. Bei dem 31-Jährigen handelt es sich im Tatort „Das verlorene Kind“ um Hans Kirchner, den geistig behinderten Sohn des Opfers. Adalbert Kirchner hatte Hans sein ganzes Leben lang dort oben eingesperrt, eine Schule hatte der junge Mann nie besucht, gemeldet war er auch nicht. Von diesem erschreckenden Fund erfahren auch bald die Öffentlichkeit und die Medien, die sich sofort auf die Geschichte stürzen.

In der Zwischenzeit ist Hans Kirchner, das zweite „Opfer“ in dem Fall, in eine Psychiatrie in München gebracht worden, wo sich die zuständigen Ärzte Dr. Klein und Jeanne Degert über das neue, vielversprechende Forschungsobjekt freuen. Die Ärzte lassen auch nicht zu, dass Sabine Schmiedinger, Hans‘ Schwester, ihn zu sich nimmt – die Frage der Vormundschaft ist ja noch offen. Wie sich bald herausstellt, wusste Sabine im Tatort „Das verlorene Kind“, dass ihr Vater Hans bei sich in der Wohnung gepflegt hatte. Nachdem ihre Mutter gestorben war, hätte Sabine – ginge es nach dem Willen ihres Vaters – bei ihm einziehen und die Pflege von Hans übernehmen sollen. Als sich die Tochter jedoch weigerte, war es zum Bruch zwischen ihr und ihrem Vater gekommen. Daraufhin hatte die frischverliebte junge Frau ihren Mann Dietmar Schmiedinger geheiratet und war mit ihm an den Rand von München gezogen. Beruflich war es für die beiden im Tatort „Das verlorene Kind“ gut gelaufen, Dietmar arbeitete als Sozialpädagoge an einer Fachhochschule und Sabine hatte sich mit einem eigenen Kindergarten einen großen Traum erfüllt.

Bei ihren Ermittlungen stoßen die Fahnder aus München bald auf die Mordwaffe, einen Briefbeschwerer, der ausgerechnet bei Hans‘ Besitztümern liegt. Als auch noch die Fingerabdrücke des geistig Behinderten auf der Mordwaffe entdeckt werden, wird der Sohn zum Tatverdächtigen. Ein Motiv hätte der junge Mann, der sein ganzes Leben eingesperrt worden war, sicherlich.

Eine zweite Spur ergibt sich jedoch, als Sabine im Tatort „Das verlorene Kind“ feststellt, dass von den Besitztümern ihres Vater eine antike Uhr von großem Wert verschwunden ist. War es also doch ein Raubmord? Das gute Stück wurde jedoch schon vor etwa zwei Jahren in einem Antiquitätenladen verkauft, wie die Recherchen von Batic, Leitmayr und Menzinger ergeben. Seltsamerweise war aber nicht Adalbert Kirchner der Verkäufer, sondern ein unbekannter junger Ausländer. Könnte dieser etwas mit dem Mord zu tun haben?

Dass der wahre Täter noch frei in München herumläuft, scheint im Tatort „Das verlorene Kind“ immer wahrscheinlicher: Denn Hans Kirchner hatte seinen Vater trotz seiner katastrophalen Lebensumstände wirklich geliebt, was einen Mord doch sehr unwahrscheinlich macht. Und trotzdem könnte der geistig behinderte Sohn der Schlüssel zur Lösung des Falles sein. Denn Hans war wahrscheinlich Zeuge des Mordes und hat als ständigen Begleiter einen Kassettenrecorder mit Aufnahmefunktion bei sich…

Die Drehbuchautoren Magnus Vattrodt und Jobst Oetzmann, letzterer war auch Regisseur des Krimis, orientierten sich bei der Handlung der Tatort-Folge 648 „Das verlorene Kind“ an einem wahren Fall: Denn einige Jahre früher war in München bereits eine behinderte Frau entdeckt worden, die ebenfalls von ihrer Familie gefangen gehalten wurde. Bei der Premiere am 26. November 2006 schauten 7,04 Millionen Deutsche den Ermittlungen von Batic, Menzinger und Leitmayr zu.

Besetzung
Kriminalhauptkommissar Ivo Batic – Miroslav Nemec
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Oberkommissar Carlo Menzinger – Michael Fitz
Dietmar Schmiedinger – Max Herbrechter
Sabine Schmiedinger – Lena Stolze
Dr. Klein – Ralph Misske
Dr. Jeanne Degert – Sophie von Kessel
Hans Kichner – Arndt Schwering-Sohnrey
u.a.

Stab
Drehbuch – Magnus Vattrodt, Jobst Oetzmann
Regie – Jobst Oetzmann
Kamera – Hanno Lentz
Musik – Dieter Schleip
Produktion – BR

Bilder: BR/Bavaria Film/Rieger