Tatort Folge 655: Das Ende des Schweigens

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein leeres Segelboot treibt auf der Kieler Förde, an Bord nur die persönlichen Gegenstände von Silke Rohwedder – von der Frau selbst fehlt jede Spur. Hauptkommissar Klaus Borowski übernimmt die Ermittlungen, die zunächst auf einen Suizid hindeuten. Doch warum ist Silkes Wohnung klinisch rein geputzt und warum fehlen überall Fotos an den Wänden? Als Borowski erfährt, dass die Verschwundene schwanger war und einen mysteriösen Freund namens Sandor Kovac hatte, verdichten sich die Hinweise auf ein Verbrechen. Doch dieser Kovac ist seit Jahren tot, und als Borowski schließlich die wahre Identität des Mannes aufdeckt, ahnt er nicht, in welch gefährliches Familiendrama er gerät…

Inhalt der Tatort-Folge „Das Ende des Schweigens“

Der Wind pfeift über die graue Ostsee, als Fischer ein herrenloses Boot entdecken und die Polizei alarmieren. Hauptkommissar Klaus Borowski steht wenig später fröstelnd am Kai des Kieler Hafens und betrachtet nachdenklich die persönlichen Gegenstände der vermissten Silke Rohwedder: ihre Jacke, ihre Schuhe, ihre Handtasche mit Ausweis – doch von der Frau selbst fehlt jede Spur. Alles deutet auf Selbstmord hin, aber irgendetwas stimmt nicht, das spürt der eigenwillige Ermittler sofort.

Seine Zweifel verstärken sich, als er Silkes Wohnung betritt. Der beißende Geruch von Reinigungsmitteln hängt in der Luft, jede Oberfläche glänzt, als hätte jemand akribisch jede Spur beseitigen wollen. An den Wänden fehlen Bilder, die offensichtlich erst kürzlich abgenommen wurden. „Welche Frau putzt ihre Wohnung, bevor sie sich umbringt?“, murmelt Borowski vor sich hin und betrachtet die leeren Stellen an der Wand. Von den Nachbarn erfährt er, dass Silke seit einiger Zeit einen Freund hatte, den sie jedoch nie richtig zu Gesicht bekommen haben – eine Phantom-Gestalt, die kam und ging wie ein Schatten.

Ein Rezept in Silkes Handtasche führt zu einer überraschenden Entdeckung: Die Vermisste war schwanger. Ihre Mutter Cora bestätigt im Gespräch mit dem Kommissar, dass sich Silke auf das Kind gefreut hat und ihrem Freund – einem gewissen Sandor Kovac – die Neuigkeit am Tag ihres Verschwindens mitteilen wollte. Angeblich arbeite Kovac für den Geheimdienst, doch als Borowski dort nachfragt, existiert kein Mitarbeiter dieses Namens. Die Suche nach diesem mysteriösen Mann gleicht dem Versuch, einen Geist zu fassen.

Unterdessen verhält sich Silkes 19-jährige Schwester Maxie äußerst seltsam. Als sie vom Verschwinden ihrer Schwester erfährt, sucht sie eine Kneipe auf und provoziert eine Schlägerei, bei der sie selbst krankenhausreif geschlagen wird – eine Form der Selbstbestrafung? Polizeipsychologin Frieda Jung versucht, zu dem verstörten Mädchen durchzudringen, doch Maxie hüllt sich in Schweigen wie in einen schützenden Mantel. Bevor Borowski mehr erfahren kann, flieht die junge Frau aus dem Krankenhaus in die kalte Nacht.

Der Kommissar folgt einer neuen Spur und entdeckt einen verblüffenden Zusammenhang: Ein Uhrmacher namens Sandor Kovac ist vor einiger Zeit eines natürlichen Todes gestorben – und seine Papiere wurden gestohlen. Hat sich jemand seiner Identität bedient? Bei der Befragung der Polizisten, die damals den Todesfall Kovac aufgenommen haben, stößt Borowski auf Claes Möller, der dem Verstorbenen verblüffend ähnlich sieht. Eine Tatsache, die auch seinen Kollegen damals aufgefallen war.

Die Suche nach Silkes Leiche bleibt zunächst erfolglos. Doch bei einem erneuten Besuch in ihrem Haus fällt dem scharfsinnigen Ermittler ein Spaten mit frischer Erde im Anbau auf. Als er im Garten zu graben beginnt, macht er eine grausige Entdeckung: Silkes Leiche, erstochen und verscharrt wie ein dunkles Geheimnis.

Ist Claes Möller der Mörder? Hat er sich die falsche Identität zugelegt, weil er verheiratet ist und ein Doppelleben führte? Hat er Silke getötet, nachdem sie von seiner Schwangerschaft erfuhr oder ihm auf die Schliche kam? Als Borowski und sein Team dem Polizisten auf den Fersen sind, entfaltet sich vor ihren Augen ein Familiendrama von erschütternder Tragweite…

Hinter den Kulissen

„Das Ende des Schweigens“ ist der achte Fall für den Kieler Ermittler Klaus Borowski, verkörpert vom charismatischen Axel Milberg. An seiner Seite agiert Maren Eggert als Polizeipsychologin Frieda Jung, die sich mit scharfsinnigen Analysen und leisem Humor in das Geschehen einbringt. In weiteren Rollen brillieren Thomas Heinze als geheimnisvoller Claes Möller, Anna Brüggemann als verstörte Schwester Maxie und die 2012 viel zu früh verstorbene Susanne Lothar als Mutter Cora Rohwedder.

Die Dreharbeiten fanden vom 20. April bis zum 23. Mai 2006 in Kiel und Umgebung statt. Regie führte der amerikanische Filmemacher Buddy Giovinazzo, der seit Jahren in Berlin lebt und mit diesem Tatort einen atmosphärisch dichten Kriminalfall inszenierte, der sich auf die psychologischen Abgründe seiner Figuren konzentriert.

Bei der Erstausstrahlung am 11. Februar 2007 verfolgten 7,70 Millionen Zuschauer den Fall im Ersten, was einem Marktanteil von 20,5 Prozent entsprach. Kritiker lobten besonders die eindringliche Darstellung von Susanne Lothar, deren Interpretation der brüchigen Mutterfigur dem Film eine besondere Tiefe verleiht. „Das Ende des Schweigens“ bleibt ein Tatort, der weniger durch Action als durch seine melancholische Grundstimmung und die psychologische Tiefe seiner Charaktere überzeugt.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Kommissar Klaus Borowski – Axel Milberg
Claes Möller – Thomas Heinze
Cora Rohwedder – Susanne Lothar
Roland Schladitz – Thomas Kügel
Frieda Jung – Maren Eggert
Maxie Rohwedder – Anna Brüggemann
u.a.

Stab

Drehbuch – Jörg von Schlebrügge
Regie – Buddy Giovinazzo
Kamera – Roman Nowocien
Musik – Fabian Römer

Bilder: NDR/Marion von der Mehden

10 Kommentare

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  1. vor 13 Jahren

    Hi,
    In der Szene in der Maxie in die Kneipe geht und sich dort zusammenschlagen lässt, da läuft eine Musik im Hintergrund. Was ist das ?

  2. vor 11 Jahren

    Wie heißt das Lied am ende?

  3. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 655 aus Kiel und mit Hauptkommissar Borowski in einem seiner konfusesten Tatort-Ermittlungen. Hier hätte ganz alleine die Kriminal-Psychologin Jung das Zepter schwingen können. Die Geschichte so unrealistisch und irreal wie sonst wo. Ein betriebener Aufwand der beteiligten Personen, zielend auf die Unwahrscheinlichkeit. Kein Geheimdienst, welcher eigentlich, wir hier haben so an die 19 glaube ich, könnte besser desinformativ falsche Spuren legen und Borowski vertraut seinem kriminalistischen Gefühl. Nee, der Tatort-Film war für mich schwere Kost, Labskaus ist da nix gegen. Aber eines habe ich doch herausgefunden. Was Musik ist? Klar, eine Zusammensetzung von Tönen zu einem Werk! Diesem hier zum Bleistift.

  4. vor 5 Jahren

    Einer meiner liebsten Borowski Folgen. Schöne Sommer Bilder aus Kiel. Ich mochte die kleine Sightseeing Tour in Borowskis Passat. Dazu gesellt sich gute Hintergrundmusik und eine kleine Prise Humor. Top Folge.danke dafür

  5. vor 4 Jahren

    Allzu behäbiger, etwas klischeebehafteter und bisweilen zurecht geschustert anmaßender, konstruiert wirkender Borowski-Fall, leider so farblos wie der VW Passat des Kommissars.

    Mit einem blassen, stets treudoof / irre dreinblickenden Thomas Heinze und einer extrem nervenden Susanne Lothar (R.I.P.).

    Beste Szene: Axel Milbergs Mimik, als er bei der älteren Dame (der Vermieterin) sitzt:

    Vermieterin: „Ist doch wichtig für so’n junges Ding… Sex.“
    (Borowski schaut in Gedanken versunken nach unten)
    Vermieterin fragt Borowski: „Wollen Sie nicht auch welchen?“
    Borowski blickt entsetzt zu ihr auf: „Was?“
    Vermieterin: „Kaffee!“

  6. vor 3 Jahren

    Fast wie ein Kunst-Film, mit teils absurd anmutenden Dialogen, streckenweise durchaus langatmig, andererseits aber auch streckenweise sehr interessant.
    Ich verstehe nicht ganz, warum diese frühe Kieler Folge so selten ausgestrahlt wird. Der von @ Brummel-Borowski-Fan genannte Dialog gefiel auch mir, ebenso auch die von @ MadMonkey angesprochenen schönen Sommer-Bilder aus Kiel. Auch die blutjunge Anna Brüggemann weiß in diesem TO zu gefallen (in späteren TO´s spielt sie eher „brave“ Figuren).
    Ich kannte diese Folge bisher nicht und finde, dass diese durchaus empfehlenswert ist. Auch das Verhältnis zw. Borowski und Jung beginnt hier schon zu knistern …

  7. vor 3 Jahren

    Mal ein jüngerer Axel Milberg. Ich habe angefangen die Tatortfolgen mit Axel Milberg anzuschauen, das er einen so intelligenten Gesichtsausdruck zu haben schien und siehe da: Meine Recherche ergab, dass er Philosophie !!!! Literaturwissenschaft und Theaterwissenschaft studierte, bevor er sich das Schauspielern beibringen ließ. Diese Folge hat mir gut gefallen. Im Ganzen ziemlich stimmig, guter Plot, gute Schauspieler die dem Meister Milberg zur Seite standen. Wenn einer von Euch Zeit hat: Schreibt mir doch mal, wie der Song heißt, der ganz am Schluss gespielt wird. Dem Akzent nach ist es eine US-amerikanische Band. Das wäre nett.

    Mit freundlichen Grüßen !

    Andreas Henatsch

  8. vor 2 Jahren

    Das Lied am ende ist: „Then She Appeared (2001 Remaster)“
    Lg :)

  9. vor 2 Jahren

    … genau, und die Band heisst XTC (musik ganz am ende) (.. aus UK)

    Diese Folge Borowski ist super.
    Zu Beginn ein paar ungelenke mini-Choreographien, unvermittelte Cuts ohne jedes Timing, real-vermurkste Dialoge, und auch die Sequenzen mit Schladitz im Präsidium tragen oft einen dezent absurden Humor in die nächste Szene. Alles fühlt sich ein bisschen eckig an wie in einem 70er Autorenfilm, handwerklich ein bisschen unberechenbar. Und das schmeichelt allen Figuren, vor allem Frieda Jung und Borowski, die sich anfunkeln, befremden und doch so harmonieren.

    Im deutschen Krimi-TV vielleicht mit einigen Matthias Brandt Polizeiruf-Folgen vergleichbar.

  10. vor 2 Jahren

    Eine schlüssige Handlung, wie selten, sehr gut gespielt und eindrucksvoll in den Emotionen. Ich habe den Tatort erst jetzt gesehen und in der Mediathek angeklickt, da er nur noch für ein paar Stunden abzurufen war. Ich habe es nicht bereut!

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