Kurz und knapp – darum geht’s
Die renommierte Augenchirurgin Katja Manteuffel wird tot aufgefunden, ausgerechnet am Tag einer bahnbrechenden Operation, bei der erstmals ein revolutionärer Netzhaut-Chip einer blinden Patientin eingesetzt werden soll. Die Berliner Kommissare Ritter und Stark ermitteln in einem undurchsichtigen Geflecht aus Beziehungen, Eifersucht und wirtschaftlichen Interessen rund um das streng geheime Forschungsprojekt „Phydra“. Als die Fahnder schließlich auf eine unerwartete Verbindung zwischen dem Forschungsministerium und den Verdächtigen stoßen, geraten sie selbst ins Visier gefährlicher Drahtzieher…
Inhalt der Tatort-Folge „Blinder Glaube“
Mit einem schmerzhaften Sektkorken im Auge findet sich Kommissar Felix Stark in der Notaufnahme der Berliner Augenklinik wieder – sein Kollege Till Ritter hat beim Feiern ungeschickt hantiert. In den sterilen, von kaltem Neonlicht erhellten Klinikfluren begegnen sie zufällig der blinden Kerstin Vonk, die voller Hoffnung auf eine revolutionäre Operation wartet: Ein neuartiger Chip soll ihr das Augenlicht zurückgeben. Doch die für den Eingriff vorgesehene Chefärztin Dr. Katja Manteuffel erscheint nicht.
Ritter, rastlos und stets auf der Suche nach einer neuen Eroberung, nutzt selbst Ermittlungen für Flirtversuche – diesmal mit der attraktiven Ministeriumsmitarbeiterin Judith Wenger. Stark hingegen bleibt der nüchterne Analytiker, der skeptisch beobachtet und Zusammenhänge herstellt. Das ungleiche Duo tappt in diesem Fall jedoch lange im Dunkeln. Die Fahndung nach dem Mörder gleicht einem Blindflug durch ein Labyrinth aus Lügen und Täuschungen.
Bald führt ihre Spur in die Welt der High-Tech-Medizin und Millionenförderungen. „Sie sehen diesen Chip nicht als medizinischen Durchbruch, sondern als Goldgrube“, konfrontiert Stark einen der Verdächtigen. In der Chefetage der Cornea AG, wo kühle Glasfronten und modernste Technik dominieren, wird schnell klar: Hinter der philanthropischen Fassade geht es um knallharte Geschäftsinteressen. Bei einem Prestigeprojekt, das nicht scheitern darf, stehen Karrieren und Millionen auf dem Spiel.
Eine heimliche Affäre der Toten mit Tim Nicolai, dem Verlobten ihrer Kollegin und gleichzeitig Projektleiter von „Phydra“, lässt die Ermittlungen in eine neue Richtung laufen. Welche Rolle spielt dabei Mareike Andresen, die sowohl berufliche Konkurrentin als auch betrogene Verlobte war? „Manchmal macht Eifersucht blind für alles, was wirklich wichtig ist“, sinniert Ritter, während sie dem wahren Täter immer näher kommen. Als plötzlich klar wird, dass bei der angeblich erfolgreichen Operation nicht alles mit rechten Dingen zuging, fällt der Blick der Kommissare auch auf das Forschungsministerium – und damit geraten sie selbst in Gefahr…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Blinder Glaube“ wurde von der Askania Media Filmproduktion GmbH im Auftrag des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) produziert und im Frühjahr 2008 in Berlin gedreht. Für die fachlichen Details der augenchirurgischen Innovationen holte sich Drehbuchautor Andreas Pflüger Unterstützung von den Experten Reto Weiler und Michael H. Förster, um die medizinischen Aspekte so realistisch wie möglich darzustellen.
Dominic Raacke und Boris Aljinovic verkörpern bereits zum 25. Mal das Berliner Ermittlerduo Ritter und Stark. An ihrer Seite glänzt ein hochkarätiges Ensemble aus Gaststars: Die Rolle der blinden Patientin Kerstin Vonk spielt Anne Kanis, als verdächtige Ärztin Dr. Mareike Andresen steht Judith Engel vor der Kamera. Justus von Dohnányi übernimmt die Rolle des Projektleiters Tim Nicolai, während Gesine Cukrowski als Ministeriumsmitarbeiterin Judith Wenger zu sehen ist. Der renommierte Schauspieler Dietrich Mattausch komplettiert den Cast als Professor Dr. Lutz Manteuffel.
Bei der Erstausstrahlung am 31. August 2008 im Ersten verfolgten 6,72 Millionen Zuschauer die komplexe Krimigeschichte um Medizinethik und wirtschaftliche Interessen, was einem beachtlichen Marktanteil von 22,8 Prozent entsprach. Bemerkenswert ist die auch heute noch aktuelle thematische Ausrichtung des Films: Die dargestellten Netzhaut-Chips waren 2008 noch Zukunftsmusik, haben mittlerweile aber tatsächlich Einzug in die medizinische Praxis gehalten – wenn auch mit anderen technischen Spezifikationen als im Film dargestellt.
Nach der Ausstrahlung sorgte besonders die Tanzszene zwischen den beiden Kommissaren für Gesprächsstoff beim Publikum – Till Ritter, der von seinem Kollegen Stark Rumba-Unterricht erhält, um bei seiner neuesten Flamme zu punkten, zeigte die sonst so toughen Ermittler von einer überraschend verletzlichen Seite.
Güter spannender Tatort. Sehenswert
Der Tatort 703 aus Berlin mit den Hauptkommissaren Ritter und Stark von der Mordkommission. Erstaunlich das dieser Fernseh-Krimi, mit den beliebten und viel zu früh in Pension geschickten Ermittlungsbeamten, bislang nur drei Meinungen erhalten hat. Kann doch wohl nicht wahr sein. Es geht in diesem Thriller um Blinde und Sehende und in Erstsendung habe ich den sehr wohl gesehen. Die Geschehnisse verbrecherischer Art um und in einer Augenklinik sind einmalig und sehenswert, mit einem der stärksten Fällen dieses Profi-Teams. Ehrlich. Anm.: Anne Kanis spielte die Patientin Kerstin Vonk.
Interessante Story aus dem medizinisch- wirtschaftlichen Komplex mit Subventionsbetrug, Berufsehrgeiz, Ethik, Beziehungsproblemen. Nicht einfach zu durchschauen für das treffliche Duo Ritter/Stark, das auch noch gemeinsam Rumba üben muss. Alles in allem: Sehenswert.