Kurz und knapp – darum geht’s
Im bunten Treiben eines Vergnügungsparks wird Louis Mercier, der beliebte Darsteller des „Schwarzen Ritters“ bei den Ritterspielen, ermordet in den Kulissen der Piratenbahn aufgefunden. Kommissarin Lena Odenthal und ihr Kollege Mario Kopper stoßen bei ihren Ermittlungen auf ein verwirrendes Netz aus Eifersucht, Rivalität und geheimen Zukunftsplänen. Als auch noch Zora Jeschke, die Assistentin des Magiers und heimliche Geliebte des Opfers, spurlos verschwindet, müssen die Ermittler tiefer in die Welt der Schausteller eintauchen – ohne zu ahnen, dass hinter der glitzernden Fassade des Lunaparks ein perfekt inszeniertes Täuschungsmanöver auf sie wartet…
Inhalt der Tatort-Folge „Der schwarze Ritter“
Kreischende Achterbahnen und grelle Neonlichter durchschneiden die Nacht, während die Melodien von Karussellorgeln durch die Luft schweben. Im Lunapark, wo Illusionen und Unterhaltung regieren, ist Kommissarin Lena Odenthal mit einem Fall konfrontiert, der so trügerisch ist wie die kunstvollen Täuschungen in der Show des Magiers Magnus Jeschke. Die sonst so entschlossene Ermittlerin steht ratlos vor einer Leiche ohne verwertbare Spuren – Louis Mercier, Star der Ritterspiele, dessen schwarze Rüstung nun verwaist in der Garderobe hängt.
„Den toten Ritter habe ich nicht gesehen“, behauptet der stumme Clown Charly mit zitternden Händen auf einem Zettel. Wie eine geschlossene Gesellschaft, die ihre Geheimnisse hinter bunten Masken versteckt, schweigen die Schausteller. Odenthal, deren Geduld so dünn wird wie die Fäden einer Zuckerwatte, kämpft mit ihrer wachsenden Frustration. Ihr Kollege Kopper hingegen bewahrt die Ruhe, auch wenn seine Undercover-Rolle als Tierpfleger ihn zwingt, den Tigerkäfig auszumisten.
Die Ermittlungen gleichen einem Spiegelkabinett – jeder Verdächtige wirft das Licht des Verdachts auf einen anderen. Da ist Thierry, der stets im Schatten seines charismatischen Bruders stand. Magnus Jeschke, dessen magische Tricks nicht darüber hinwegtäuschen können, dass seine Frau Zora den Ritter liebte. Die Parkproduzentin Frau Reiche, deren kalkulierendes Lächeln so falsch wirkt wie die aufgemalten Rosenlippen einer Porzellanpuppe. Und Parkmanager Bausch, dessen Nervosität mit jedem Gespräch zunimmt.
Die plötzliche Rückkehr der verschwundenen Zora Jeschke wirft neue Fragen auf. In der kühlen Morgenluft an der deutsch-französischen Grenze wird sie aufgegriffen, verängstigt und verwirrt. Als sie im Tigerkäfig die vermeintliche Tatwaffe findet, schrillen bei Odenthal die Alarmglocken. Denn Kopper hatte den Käfig erst kürzlich gereinigt – ohne jeden Fund. Wie ein perfekter Zaubertrick scheint die Waffe aus dem Nichts aufgetaucht zu sein.
Im flackernden Licht der Videowiedergabe betrachtet Odenthal die von Parkmanager Bausch organisierten Amateuraufnahmen des letzten Auftritts des Schwarzen Ritters. Ihre Augen verengen sich, als sie eine Unstimmigkeit bemerkt – ein Detail, das so subtil ist wie der Unterschied zwischen Illusion und Wirklichkeit in der Welt der Schausteller. Die Ermittler ahnen: Unter der schwarzen Rüstung steckte nicht mehr Louis Mercier…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Der schwarze Ritter“ wurde unter der Regie von Didi Danquart gedreht, für den es die erste Arbeit an einem Tatort war. Die Dreharbeiten für die 443. Folge der Krimireihe fanden im Europa-Park in Rust bei Offenburg statt, der mit seinen Fahrgeschäften und Kulissen die perfekte Atmosphäre für den Fall bot. Roland Mack, der Geschäftsführer des Europa-Parks, hat in der 81. Minute sogar einen kurzen Cameo-Auftritt.
Das Drehbuch stammte aus der Feder von Dorothee Schön, die eine vielschichtige Geschichte um Eifersucht und Täuschung im schillernden Schaustellermilieu entwickelte. Neben den Hauptdarstellern Ulrike Folkerts als Lena Odenthal und Andreas Hoppe als Mario Kopper war Peter Lohmeyer in der Rolle des ermordeten Louis Mercier zu sehen.
Die Erstausstrahlung am 21. Mai 2000 im Ersten Deutschen Fernsehen erreichte 7 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 21,04 Prozent – ein beachtlicher Erfolg für das Ermittlerteam aus Ludwigshafen. Besonders interessant: Eva Mattes, die in diesem Tatort mitwirkte, wurde kurz darauf selbst zur Tatort-Kommissarin Klara Blum.
Nach der Ausstrahlung diskutierten Zuschauer besonders intensiv über die raffinierte Täuschung im Finale und die atmosphärische Darstellung der Schaustellerwelt – ein Milieu, das selten so detailliert im deutschen Fernsehen gezeigt wurde. Der Kontrast zwischen der farbenfrohen, lärmenden Welt des Vergnügungsparks und dem düsteren Mord faszinierte die Zuschauer und Kritiker gleichermaßen.
Der Tatort mit der Nummer 443 aus Ludwigshafen mit den beiden Hauptkommissaren der dortigen Mordkommission, einmal die Hauptkommissarin Odenthal und zweimal der Hauptkommissar Kopper, in wohl einer ihren besten Tatort-Verfilmungen, welche sie zusammen mit dem Kriminalrat Friedrichs, gemeinsam und gut gekonnt, angehen. Ermittelt wird wegen eines Mordfalls im gehobenen künstlerischen Varietee, ein schöner und exklusiver Vergnügungspark verliert seinen engagierten Vorzeige – Künstler, der seine, zweifelsohne vorhandenen, Vorzüge, dienstlich als auch privat einzusetzen vermochte und deshalb sein erfolgreiches Künstlerleben vorzeitig aushauchte. Ein interessanter und spannender und sehenswerter Tatort-Spielfilm aus dem Jahr 2000, unbedingt wiederholungswürdig, schon alleine aufgrund der „Nebenbeschäftigung“ von Hauptkommissar Mario Kopper. Und eine andere, wohl bekannte, Tatort-Kommissarin, spielte auch noch „inkognito“ in diesem zweifelsohne gelungenen Dreh mit. Klasse.
In der Mediathek bin ich jetzt diesem Tatort mit über 20 Jahren Verspätung begegnet. Man merkt, dass sich in der Machart solcher Filme seitdem einiges verändert hat, doch das hat hier nicht geschadet. Konzeption, Handlung und Schauspiel der Darsteller gefielen mir sehr gut. Eine Zirkusshow, in einen Vergnügungspark hineinversetzt, hat immer ihren Reiz, ebenso schaute man neugierig auf Stars von heute, denen man hier in jung begegnet, wie Ulrike Folkerts.
Das ist auch wieder so eine Konstellation, wo eine später eingesetzte Kommissarin (Komm. Blum/Eva Mattes) sich kurz davor in einer sonstigen Rolle in einer TO-Folge bewährt hat.
Ansonsten ist dies jene Folge, in welcher Kopper in L.O.’s Whg. einzieht (und dort lange wohnen wird). Der Haupt-Plot war aus meiner Sicht eher durchschnittlich.