Tatort Folge 140: Kindergeld
Erscheinungsjahr: 1982
Kommissar: Piper
Ort: Tatort Bremen
Ein ziemlich sonniger Tatort, dieser zweite und letzte Fall des Bremer Kommissars Jochen Piper (Bernd Seebacher), der dieses Mal an der Dienststelle Hamburg aushilft. Doch nicht der Ermittler spielt in „Kindergeld“ die Hauptrolle, sondern das folgenreiche Abenteuer eines Geschäftsmanns in Spanien.
Die beiden Hauptfiguren dieses Tatorts könnten unterschiedlicher nicht sein. Da ist zum einen Harald Lieck, ein erfolgloser Geschäftsmann aus Hamburg. Ein typisches Opfer, wie die Jugend von heute sagen würde. Er schafft es immer, den faulen Apfel im Obstkorb zu erwischen. Dass er daran selbst Schuld sein könnte, würde ihm aber nie in den Sinn kommen. Er fühlt sich lieber vom Schicksal verraten. Zu seinem Glück strotzt er vor Ideen und findet immer wieder gutgläubige Menschen, die ihn mögen und auf seinen Geschäftssinn vertrauen. Und auch Lieck selbst glaubt jedes Mal fest daran, jetzt endlich den ganz dicken Fisch an der Angel zu haben.
Auf der anderen Seite haben wir im Tatort „Kindergeld“ Herbert Hoffmann, ebenfalls Hamburger, ansonsten aber das genaue Gegenstück zu Lieck: Ein richtiger Sonnyboy, ein Gewinnertyp durch und durch. Er pokert hoch, auch wenn er kein gutes Blatt auf der Hand hat – und er kommt damit durch. Er nicht zimperlich, wenn es ums Geschäfts geht und auch sonst kein Kind von Traurigkeit.
Und nun geraten ausgerechnet diese beiden gegensätzlichen Typen aneinander. Sie begegnen sich in Spanien. Hoffmann hat gerade erfolgreich einige Geschäfte abgeschlossen und will eigentlich abreisen. Da erwischt er ein spanisches Zimmermädchen beim Griff in seine Brieftasche. Skrupellos wie er ist, nutzt er seine Chance und legt der jungen Frau nahe, „besonders nett“ zu ihm zu sein. Nur so könne sie einer Anzeige bei der Polizei entgehen will. Er selbst beschließt, den für ihn so angenehmen Umstand zu nutzen und seinen Aufenthalt in Andalusien um einige Tage zu verlängern. Da Hochsaison ist, gestaltet sich die spontane Suche nach einer Bleibe äußerst schwierig. Glücklicherweise lernt er den Wäschevertreter Harald Lieck kennen. Der nämlich ist mal wieder knapp bei Kasse und bietet dem Geschäftsmann seinen Bungalow zur Miete an. Hoffmann nimmt dankend an.
Ein dreiviertel Jahr später erhält Lieck – inzwischen zurück in Hamburg, die Geschäfte liefen überraschenderweise nicht so gut wie erwartet – eine interessante Nachricht: Er solle für sein „spanischen Abenteuer“ zahlen. Lieck versteht sofort: Hier fordert jemand Kindergeld – nur vom falschen Mann. Natürlich wittert er ein Geschäft. Also dreht er den Spieß um und wendet sich seinerseits mit einer Drohung an Hoffmann, den tatsächlichen Kindsvater. Nur ist Lieck eben ein Pechvogel, den Erpressungsversuch überlebt er nicht.
Der Tatort „Kindergeld“ ist der zweite und letzte Einsatz von Kommissar Piper. Da er an der Volkshochschule Spanisch gelernt hat, ist er der richtige Mann für den Fall. Warum genau er hier in Hamburg statt in Bremen ermittelt, ist nicht bekannt. Ohnehin hat er in diesem Tatort eine eher kleine Rolle. Er taucht erst ganz am Ende des Films auf, in der 84. Minute.
„Kindergeld“ ist eine Produktion des NDR und wurde zum ersten Mal am 22. August 1982 im Ersten ausgestrahlt. Die Dreharbeiten für die Tatort-Folge 140 fanden überwiegend in Spanien statt, dementsprechend sind einige Szenen untertitelt.
Besetzung
Kommissar Piper – Bernd Seebacher
Harald Lieck – Raphael Wilczek
Ulrike Hentsch – Monika Kirchlechner
Herbert Hoffmann – Dieter Kirchlechner
Ines – Cornelia Bayr
Paco – Francisco Catala
Alberto – Fernandez Toledo
Rosita – Miriam Mahler
Barbara – Lindsay Payne
Martin Vogel – Rudiger Schulzki
Antonio – Fernando Cómez
Ingeborg – Susanne D’Albert
Dora Lieck – Angela Schmid
Susanne Hoffmann – Linde Fulda
u.a.
Stab
Drehbuch – Herbert Lichtenfeld
Regie – Hartmut Griesmayr
Kamera – Günther Wulff
Szenenbild – Joachim Krumpeter
Kostüme – Regina Tröster
Ton – Wolfgang Schröter
Schnitt – Annemarie Bremer
Produktionsleitung – Karl-Heinz Knippenberg
8 Meinungen zum Tatort Folge 140: Kindergeld
Interessangte Story, blendene Schauspieler ( Kirchlechner, Wilczek),
trotz mordlos vergnueglich bis zum unbefriedigendem Schluss ; (
„witzig“, das Ulrike, die Freundin des „Versagers“
im eigentlichen Leben die Ehefrau von Kirchlechner ist,
der noch heute ausgezeichnete TATORTs spielt.
Der Tatort Nummer 140 aus, naja, fast Bremen. Hauptkommissar Piper wird nach Hamburg verschoben, wahrscheinlich weiß bis heute niemand, wie der Tatort-Kommissar geworden ist. In den letzten Sequenzen des Spielfilms, welcher wahrscheinlich für Masochisten gedreht worden ist, nach dem Motto, ja, schlag mich zusammen, ich war es sowieso nicht, darf er in Spanien ermitteln, unter Doofen und vermeintlich Cleveren. Die Erstausstrahlung muß ich irgendwie verpaßt haben, dieses ist aber bis heute rein unwesentlich. Diesen Langweiler schaue ich mit Sicherheit kein zweites Mal. Das die Szenen, welche in Spanien gedreht worden sind, untertitelt waren, weil sie in Spanien gedreht worden sind, untermauert die Logik dieses Tatorts.
Dürfte wohl derjenige TO sein, der die stärksten komödiantischen Züge trägt; ja man hätte gänzlich eine Farce daraus machen sollen.
Etwa mit dem abgeänderten Schluß, daß nicht jemand stirbt, sondern noch eine weitere spanische Maid flachgelegt und danach als Sühne die Großmutter der Sippe geheiratet wird – oder so.
Oder sollte man die Großmutter flachlegen und das Mädchen heiraten?
Diese Frage sei der öffentlichen Diskussion anheimgestellt. Daran können sich Drehbuchautoren üben.
Ich muß sagen, nachdem ich jetzt zum zweitenmal diesen TO angeschaut habe, daß er mir noch mehr mit sonnigem Amüsement getränkt vorkommt als beim erstenmal.
Es geht mit den Filmen wie mit den Weinen: manche entfalten ihr Bukett erst nach einiger Zeit.
Ergänzend dazu Zitat eines Rezensenten (auf utube): der Typ (gemeint ist der erfolglose Lieck) ist der unterhaltsamste loser aller TOe.
Süffisantes Sich-bekannt-Machen mit den Sitten und Gepflogenheiten fremder Völker (hier: des spanischen).
Der seltsamste Tatort, den ich bisher gesehen habe. Am Anfang wird fast nur spanisch gesprochen (mit Untertiteln), der Mord oder Mordversuch passiert 10 Minuten vor Schluss und 5 Minuten vor Schluss kommt dann der Kommissar ins Spiel und löst mal eben den Fall. Schlimm fand ich, wie die Sache mit der sexuellen Nötigung abgetan wurde. „Zahl ich halt Unterhalt, und dann ist doch alles gut.“ Das kann man wohl nur der Zeit zuschreiben, in der das gedreht wurde.
Die Geschmäcker sind – zum Glück -verschieden. Für mich war es ein ganz besonderer Tatort. Schade, dass gerade dieser Tatort bislang nur einmal wiederholt wurde ,vom WDR, offensichtlich weil er nicht dem Geschmack der begeisterten Tatort-Gucker entspricht.