Wo ist bloß der rebellische Jurij Rehberg geblieben? Die beiden ungleichen Magdeburger Kriminalhauptkommissare Dorren Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke) untersuchen gemeinsam den mysteriösen Fall eines spurlos verschwundenen Russen – und das mitten in einer scheinbar perfekten ländlichen Idylle. Brasch dazu: „Hier möchte man nicht tot überm Zaun hängen.“

Der Polizeiruf 110 „Mörderische Dorfgemeinschaft“ ist zwar nicht der erste Tatort, der nach der wochenlangen Sommerpause am 11. August 2019 den heiligen Sonntagabend mit einer neuen, bislang ungezeigten Krimigeschichte füllt, aber als mittlerweile ebenbürtiger „Ableger“ schon recht nah dran. Um 20.15 Uhr startet der Film in Das Erste.

PS: Der Schauspieler Matthias Matschke hatte bereits im August 2018 nach nur zwei Jahren Dienstzeit im Polizeiruf 110 seinen Ausstieg aus der TV-Reihe angekündigt. Ob die Fahndung innerhalb der todbringenden Dorfgemeinschaft bereits seine letzte in der Rolle des Beamten Köhler ist, ist uns momentan nicht bekannt (Stand: Juli 2019).

Inhalt der Polizeiruf 110-Folge „Mörderische Dorfgemeinschaft“

Ein Jäger sucht sich einen Weg durch das hochgewachsene Gras jenseits des Feldwegs. Die warme Julisonne wärmt sein Gesicht, der treue Hund begleitet sein Herrchen an der kurzen Leine. Die Natur ist friedlich und still, nur leises Insektensurren von tanzenden Mücken und das sanfte Rascheln der vom Wind bewegten Ähren ist zu vernehmen.

Dann, plötzlich, packt es den braungefärbten Vierbeiner: Er schlägt an, zerrt an der Leine und bellt bestimmt. Der Jäger schaut blinzelnd über das grellgelbe Feld, nimmt sein Gewehr von der Schulter und erkennt durch das Visier der Waffe – den Wolf, der seit Monaten die Schafe der Bauern reißt! Der Mann legt die Waffe an, schießt, verfehlt aber. Sein Hund, nun freigelassen, verfolgt den artverwandten Räuber quer durch das trockene Gras. Als ihn sein Besitzer in einem nahe gelegenen Waldstück einholt, gefriert ihm das Blut in den Adern …

Brasch und Köhler von der Kripo Magdeburg besichtigen im Polizeiruf 110 „Mörderische Dorfgemeinschaft“ den Fundort einer verlassenen silber lackierten Limousine. Das Auto wurde mit belaubten Ästen und Gestrüpp notdürftig abgedeckt. Und das aus gutem Grund: Der Kofferraum ist getränkt mit Blut, zwei Liter sind es mindestens, stellt die KTU vor Ort fest. Hierin wurde ein Mensch transportiert, von einer verletzten Person oder einer Leiche fehlt allerdings jede Spur. Die Indizien deuten darauf hin, dass der Wagen erst vor kurzem hier abgestellt worden sein muss. Zugelassen ist das Fahrzeug auf Jurij Rehberg, wohnhaft zwanzig Kilometer vom Fundort entfernt, der bei der Polizei bereits aktenkundig ist: wegen Körperverletzung, Erpressung, Diebstahl, Drogenbesitzes.

Die Kriminalbeamten machen sich im nächsten Dorf auf die Suche nach Rehberg, doch niemand der Einwohner will etwas über dessen Verbleib wissen. Jurij sei verschwunden, vielleicht untergetaucht, vor einigen Tagen schon. Rehbergs hochschwangere Verlobte Annette Wolf ist äußerst besorgt, auch wenn sie ihre Gefühle gegenüber der Polizei zu verbergen versucht. Ihr Zukünftiger brauche eben seine Freiheiten, er werde schon wiederkommen, da sei sie sich sicher. Doch der russischstämmige Jurij Sergey Rehbein bleibt im Polizeiruf 110 verschwunden.

Einige Dorfbewohnern scheint das wenig zu stören, im Gegenteil. Die ersten Untersuchungen im Fall ergeben alsbald, dass Rehbein kaum in die harmonische Gemeinschaft passte. Er galt als Fremdkörper. Zwar brachte der gutaussehende Osteuropäer Schwung und Energie in den idyllischen Trott, aber ebenso galt er als Unruhestifter, Nichtsnutz, charmanter Verführer und als Mann, der das Leben in vollen Zügen zu genießen weiß. Jurij lieh sich Geld, ohne es zurückzuzahlen. Er nutzte Menschen aus, nachdem er sie um den Finger gewickelt hatte. Er nahm sich die Frauen anderer.

Sollte der Vermisste tatsächlich tot sein, kommen jedenfalls eine Menge Täter in Frage. Annettes Vater Werner ist überzeugt, dass sein Schwiegersohn in spe eine Menge Dreck am Stecken hat. Der Mann sei nicht gut für seine Tochter und vermutlich wegen seiner kriminellen Machenschaften mal wieder auf der Flucht. Doreen Brasch und ihr Kollege Köhler befragen im Anschluss den besten Freund des verschwundenen Mannes, den Bäcker Dietmar Böhmer, der froh war, endlich einen Vertrauten in Jurij gefunden zu haben. Rehberg hatte sich in den Bäckereibetrieb eingekauft, als Böhmer in finanzielle Schieflage geriet. Der arbeitslose Jurij lieh sich das Geld hierfür offenbar selbst.

Mittlerweile erreicht das Ergebnis des DNA-Tests von Rehbergs Zahnbürste die Magdeburger Ermittler Brasch und Köhler: Bei dem Blut in Rehbergs Kofferraum handelt es sich mit nahezu einhundertprozentiger Wahrscheinlichkeit um dessen eigenes. Wer hat das Auto gefahren und abgestellt, wer Jurij verletzt oder sogar getötet? Und wo steckt der Gesuchte jetzt?

Die Kommissare besprechen sich im Fall „Mörderische Dorfgemeinschaft“ mit ihrem Vorgesetzten Uwe Lemp und holen einen Durchsuchungsbeschluss ein. Anschließend werden einzelne Betriebe wie die Bäckerei Böhmer und der Viehhof von Bauer Funke von Polizeibeamten und Spürhunden durchkämmt. Und die trainierten Tier schlagen an! In der Bäckerei muss eine Leiche gelegen haben, im Hof trägt eine Axt verdächtige Spuren, auf die einer der Hunde reagiert. Volltreffer. Und doch: Der – vermutlich – tote Jurij Rehberg bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Ohne Leiche keine Beweise und keine Anklage.

Was ist mit dem Mann, der nie wirklich zur Gemeinschaft gehörte und ständig aneckte, geschehen? Täter und Zeugen, Mitwissende und Helfer scheinen sich hier die Hände zu reichen und einander zu decken. Kein leichter Fall.


„Mörderische Dorfgemeinschaft“ ist – seit ihrer ersten Ermittlung „Der verlorene Sohn“ im Jahr 2013 – der nunmehr elfte Einsatz von Hauptkommissarin Doreen Brasch, gespielt von Claudia Michelsen. Zwei Jahre lang, in den Fällen eins bis fünf, stand ihr Kommissar Jochen Drexler alias Schauspielkollege Sylvester Groth zur Seite. Matthias Matschke löste seinen Vorgänger in der Rolle des Hauptkommissars Dirk Köhler in Fall Nummer Sechs „Endstation“ ab. Jetzt geht auch er nach zwei Jahren Dienst für den Magdeburger Polizeiruf 110. Laut Angaben des produzierenden Senders MDR wird derzeit nach keinem Ersatz für die Figur Köhler gesucht, Brasch ermittelt also (vorerst?) im Alleingang weiter.

Die Filmarbeiten zur Polizeiruf-Folge „Mörderische Dorfgemeinschaft“ dauerten vom 5. Juni bis 4. Juli 2018; sie fanden in Magdeburg und Umgebung statt.

Die Redaktion von Tatort-fans meint …

Sabine (39 J. | Kinoliebhaberin)

Ein gut und klar konzipierter Whodunit, prall gefüllt mit Metaphern, unterfüttert mit einem wunderbar satten Score. Die heißträge, sommerliche Atmosphäre ist stimmig, die Darsteller der Dorfbewohner sind hervorragend gecastet. Ein gelungener Start in die zweite Krimihälfte 2019.

Gerald (39 J. | IT-Nerd)

Für mich ist dieser Polizeiruf mit Brasch und Köhler etwas zu langatmig geraten. Man hätte die Umgebung mit Hubschraubern und Hunden nach dem Vermissten bzw. seiner Leiche absuchen müssen, das war halbherzig gelöst. Der Täter stand für mich schnell fest aufgrund einer Szene … Mittelmäßiger Krimi.

Polizeiruf-Besetzung

Hauptkommissarin Doreen Brasch – Claudia Michelsen
Hauptkommissar Dirk Köhler – Matthias Matschke
Kriminalrat Uwe Lemp – Felix Vörtler
Polizeipsychologe Niklas Wilke, Freund von Brasch – Steven Scharf
Annette Wolf, Verlobte von Jurij – Katharina Heyer
Annettes Vater Werner Wolf – Hans Uwe Bauer
Jurij Sergey Rehberg – Tambet Tuisk
Bäcker Dietmar Böhmer – Christian Beermann
seine Ehefrau Katja Böhmer – Katrin Wichmann
Marlies Böhmer, Mutter von Dietmar – Jutta Wachowiak
Physiotherapeutin Heike Sammet – Angela Scherz
ihr Ehemann Guido Sammet – Tom Keune
Bardame Jana Linstow – Tatiana Nekrasov
Timur – Steve Thiede
Paul Funke – Urs Rechn
Martin – Marcus Schinkel
Polizist – Christian Mock
Polizistin – Michèle Fichtner
Einsatzleiter – Thomas Stecher
Jäger – Ronald Zehrfeld
u.a.

Polizeiruf-Stab

Drehbuch – Katrin Bühlig
Regie – Philipp Leinemann
Kamera – Jonas Schmager
Schnitt – Horst Reiter
Szenenbild – Florian Langmaak
Musik – Sebastian Fillenberg

Bilder-Galerie zum Krimi aus Magdeburg