Kurz und knapp – darum geht’s
Im Kühlraum der Dresdner Brauerei „Dobitzer Bräu“ wird der Verkaufsleiter Udo Schaffert erschossen aufgefunden – eine Bierleiche im wahrsten Sinne des Wortes. Als die Pressevertreter bereits am Tatort auftauchen und Kommissar Ehrlicher sie unsanft hinauswirft, drohen ihm ernste Konsequenzen. Der Polizeipräsident stellt dem cholerischen Hauptkommissar ein Ultimatum: 72 Stunden, um den Fall zu lösen, sonst drohen Suspendierung und Disziplinarverfahren. Als Ehrlicher und Kain tiefer in Schafferts Doppelleben aus Geschäftserfolg und Frauengeschichten eindringen, ahnen sie noch nicht, dass die Zeit gegen sie läuft und die Wahrheit komplizierter ist als gedacht …
Inhalt der Tatort-Folge „Bierkrieg“
Schlaflos stapft Kriminalhauptkommissar Bruno Ehrlicher durch das morgendliche Dresden, als er ausgerechnet in eine Bierp fütze treten muss. Im kalten Kühlraum der Brauerei „Dobitzer Bräu“ liegt Udo Schaffert, der erfolgreiche Verkaufsleiter, erschossen zwischen den Fässern. Die Tatwaffe, eine russische Makarow, und ein Bierliefervertrag für das neu eröffnete Ballhaus liegen verstreut am Boden. Noch während Ehrlicher und sein Partner Kain die ersten Spuren sichern, platzt ein frecher Fotograf in den Tatort. Ehrlichers cholerische Reaktion – er wirft den Journalisten mitsamt Kamera hinaus – wird ihm zum Verhängnis: Der Polizeipräsident gewährt den beiden Ermittlern nur noch drei Tage, um den Fall zu lösen.
Die Fahndung nach Schafferts Mörder gleicht der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen, denn der tote Verkaufsleiter führte ein komplexes Doppelleben. In seinem Büro entdecken die Kommissare eine akribisch geführte Datenbank mit Fotos, Namen und intimen Details seiner zahlreichen Liebschaften. Rita Merz, die attraktive Nachbarin, Christina Born, die Immobilienmaklerin, und sogar Sylvia Lehmann, die Ehefrau des Vertriebsleiters – alle hatten ein Verhältnis zu dem charismatischen Geschäftsmann. „Den stört es nicht, dass er mich mit anderen teilen muss“, behauptet Rita Merz, doch ihre Augen verraten eine andere Geschichte.
Während Kain den privaten Spuren folgt, zieht Ehrlicher von Kneipe zu Kneipe und stellt fest, dass Schaffert beruflich äußerst erfolgreich war. Die meisten Wirte haben Verträge mit „Dobitzer Bräu“ abgeschlossen, während die Konkurrenz von „Eichen Pils“ das Nachsehen hatte. Peter Kreiling, der Vertreter der Konkurrenzbrauerei, konnte gegen Schafferts verkäuferisches Geschick wenig ausrichten – ein mögliches Motiv für Mord aus geschäftlicher Eifersucht.
In den schäbigen Dresdner Eckkneipen, die wie verwelkte Blumen unter dem grauen Himmel kauern, sammeln die Ermittler Puzzlestücke eines Lebens voller Geheimnisse. Schaffert hatte Kreilings zwangsversteigerte Villa erworben und ein zwanzig Jahre altes Foto von Marta Kreiling in seiner Wohnung aufbewahrt – ein Hinweis auf eine Vergangenheit, die mehr Fragen aufwirft als Antworten liefert.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Bierkrieg“ ist der 13. gemeinsame Fall der Leipziger Kommissare Bruno Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade). Produziert wurde der Krimi vom Mitteldeutschen Rundfunk unter der Regie von Wolfgang Panzer, das Drehbuch stammte aus der Feder von Peter Zender und Claudia Sontheim. Die Erstausstrahlung fand am 13. April 1997 im Ersten statt.
Mit 6,63 Millionen Zuschauern und einem beachtlichen Marktanteil von 19,03 Prozent erwies sich „Bierkrieg“ als durchaus erfolgreiche Tatort-Folge der 357. Episode der traditionsreichen Krimireihe. Interessant ist, dass Peter Sodann im Jahr 1996, also kurz vor den Dreharbeiten zu diesem Film, von der sächsischen Polizei zum Ehrenkommissar ernannt worden war – ein Titel, der angesichts seines mürrischen und unkonventionellen Ermittlerstils durchaus mit einem Augenzwinkern zu sehen ist.
Überschäumend …
Um den Mord an einem Biervertreter aufzuklären, muss sich Kommissar Ehrlicher von Kneipe zu Kneipe saufen, Esther Schweins spielt eine Sittenpolizistin, die ausgerechnet dem trinkfesten Kommissar in hartem Thekentraining die Unterschiede von Biersorten beibringt. Autor Peter Zender musste sich fürs Drehbuchschreiben tagtäglich in eine selige Bierstimmung versetzt haben, so überschäumend von Einfällen ist die Geschichte, auch wenn er manchmal übers Ziel hinausschoss: So hätte der Film auch ohne das unmotivierte Ultimatum des Polizeipräsidenten funktioniert, der Ehrlicher nach einem Faustschlag gegen einen Presse-Heini drei Tage Frist zur Lösung des Falls gab. Doch ein völlig trockener Film hätte wohl nicht zu einem ‚Bierkrieg‘ gepasst. Die Tragödie eines altgedienten Vertreters, der von einem gewandteren Konkurrenten zerstört wird, musste im Bierschaum untergehen. Höhepunkt war nicht die eher nebensächliche Auflösung des Mords, sondern Ehrlichers Polizistenbeschimpfung mit 1,4 Promille.
Hallo, ich habe eine Frage zum Tatort- ierkrieg:
IN welcher Brauerei oder in welchen Brauereien wurde der Film gedreht?
Kann jemand vielleicht ein Bild des verfilmten Sudhauses online stellen?
Danke
die Brauerei ist das Böhmisch Brauhaus in Großröhrsdorf (boehmisch-brauhaus.de)
Weiß jemand, ob da Thomas Kornack (leider viel zu früh verstorben) mitgespielt hat? Ich meine ihn gesehen zu haben!
Hallo Jana,
soweit mir bekannt hat Herr Kornack nur im Tatort : http://tatort-fans.de/tatort-folge-791-rendezvous-mit-dem-tod/ mitgespielt.
Im Tatort 357 ermitteln die Kommissare aus Dresden, der Ehrlicher und sein Kain, in einem Mordfall aus Geiz und dabei bleib’s. Selten so einen Quark gesehen. Wahrscheinlich wurde die Bierlaune der Macher durch Wodka ersetzt. Gesehen und vergessen. Ehrlich.
Mir hat dieser vermurxte Werbefilm für eine Brauerei sehr gut gefallen, hatte richtig Spaß am Saufen.
Merke: Das Bier des Böhmisch-Brauhauses macht Durst erst schön.
Spaß am Saufen ist eine wichtige Voraussetzung, um diesen TO genießen zu können.
Und: Saufen nervt nicht! Hier besteht Kommunikation nicht nur aus Türenknallen und Wegrennen, hier tragen noch nicht alle ihre ach so schwere Kindheit wie eine Lanze vor sich her oder schreien sich gegenseitig an, so daß Verantwortung für das eigene Bier gar nicht mehr vorkommt.
Hier sehe ich als einzige Lichtgestalt in dem Krimi die junge Kriminalobermeisterin (im Film bekam sie keinen Namen, oder habe ich ihn nur verpaßt?), die sich gleich zu Beginn des Schmarrens geistig abgemeldet hat.
Dafür bot Esther Schweins einen erfreulichen Anblick.
Zum Wohle!
Three things with this episode: Does a Mercedes explode when it hits a wall? That must be a very dangerous car!
The running joke of a Kommissar who doesn’t get his coffee has been done before in a TO.
A Hausmeister who is allowed to join the search of an apartment make no sense at all.
Warum schreit Kain denn immer so? 🤣
Selbst ohne Bierkater anstrengend 🤭
Allzu viel bleibt von diesem Krimi nicht hängen: Es wird tatsächlich sehr viel gesoffen (nicht: getrunken!) und Laura Tonke ist auch vor 27 Jahren unverkennbar … 😉