Kurz und knapp – darum geht’s

Ein erfolgreicher deutscher Schauspieler kehrt nach fünf Jahren in Hollywood in seine Heimatstadt Berlin zurück, wo er bei den Filmfestspielen seinen neuen Film präsentieren will. Doch kaum ist Roland Haas wieder in der Hauptstadt, wird er während einer Pressekonferenz von einem verwirrten Mann mit einem Messer bedroht und verschwindet kurz darauf spurlos. Als der Angreifer gesteht, den Star ermordet zu haben, aber keine Leiche zu finden ist, müssen die Berliner Kommissare Roiter und Zorowski in einem undurchsichtigen Geflecht aus alten Beziehungen, Eifersucht und Lügen ermitteln – nicht ahnend, dass ihnen die Zeit davonläuft …

Inhalt der Tatort-Folge „Ein Hauch von Hollywood“

Feuchte Kälte hängt über Berlin, als der Hollywood-Rückkehrer Roland Haas durch die neonbeleuchteten, winterlichen Straßen seiner Heimatstadt streift. Fünf Jahre hat er hier nicht mehr gelebt, fünf Jahre, in denen er in Amerika zum Star wurde – und nun führt ihn sein neuer Film wieder zu den Berliner Filmfestspielen zurück. Doch der Rummel um seine Person wird überschattet, als ein verwirrter Mann mit einem Traktor vor das noble Hotel vorfährt und Haas bei der Pressekonferenz mit einem Messer bedroht.

Hauptkommissar Ernst Roiter wäre lieber zu Hause geblieben, anstatt sich um einen arroganten Filmstar zu kümmern. Mit schlecht verborgenem Unmut mustert er die Szenerie, während sein jüngerer Kollege Zorowski schon ganz aufgeregt ist, einen Prominenten zu beschützen. Für Roiter ist die ganze Angelegenheit sowieso nur PR-Getue, um Haas‘ neuen Film zu promoten. „Wenn das stimmt, dann verdient der Kerl einen Oscar für seine Performance“, murmelt er, nachdem er den verstörten Schauspieler interviewt hat.

In einem schäbigen Hinterhofcafé, dessen abgeblätterte Wände wie stille Zeugen vergangener Zeiten wirken, trifft Haas seine ehemalige Freundin Laura wieder. Ihr Ehemann Kurt beobachtet die Szene aus der Ferne, seine Augen verraten eine gefährliche Mischung aus Eifersucht und Verzweiflung. Als Laura dem Hollywood-Star eröffnet, dass ihre vierjährige Tochter in Wahrheit von ihm ist, bricht für Kurt eine Welt zusammen. Die Lüge seiner Frau bohrt sich wie ein giftiger Stachel in sein Herz.

Dann verschwindet Haas plötzlich – trotz Polizeischutz. Ein perfekter Coup, der die Ermittler wie Anfänger aussehen lässt. Ihre Suche nach dem Schauspieler gleicht dem Versuch, einen Tropfen Wasser im stürmischen Meer wiederzufinden. Als der psychisch labile Hugo Kowalski die Tat gesteht und behauptet, Haas im Teltowkanal versenkt zu haben, scheint der Fall gelöst. Doch Roiters Instinkt sagt ihm, dass etwas nicht stimmt. „Der Irre will nur Aufmerksamkeit“, erklärt er seinem Kollegen, während die beiden Kommissare im nasskalten Wind am Ufer des Kanals stehen, in dem keine Leiche zu finden ist.

Hinter den Kulissen

Die Dreharbeiten zu „Ein Hauch von Hollywood“ fanden im Winter 1997/98 in Berlin und Umgebung statt. Der Film wurde als zehnter Fall des Ermittler-Duos Ernst Roiter (Winfried Glatzeder) und Michael „Zorro“ Zorowski (Robinson Reichel) im Auftrag des SFB produziert.

In den Hauptrollen glänzen neben den Kommissaren Johannes Brandrup als Hollywoodstar Roland Haas und Michael Gwisdek als verwirrter Stalker Hugo Kowalski. Besonders bemerkenswert ist auch der Auftritt von Martin Wuttke als querschnittsgelähmter Ex-Schauspieler Georg Marald – Wuttke sollte später selbst als Kommissar Andreas Keppler im Leipziger Tatort ermitteln. Weitere bekannte Gesichter in Nebenrollen sind Götz Schubert, Marie-Lou Sellem und Gustav-Peter Wöhler.

Die Erstausstrahlung am 13. Juli 1998 hat einen traurigen Rekord aufgestellt: Mit nur 1,11 Millionen Zuschauern (15,08 % Marktanteil) ist dies bis heute die Tatort-Folge mit der niedrigsten Einschaltquote bei einer Erstausstrahlung. Dies liegt allerdings weniger am Inhalt als am ungewöhnlichen Sendetermin – die ARD-Programmkommission hatte den Film als „nicht geeignet für die Hauptsendezeit“ eingestuft und ihn statt am gewohnten Sonntagabend erst am Montagabend um 23 Uhr ausgestrahlt.

Anders als die meisten Tatort-Folgen wurde „Ein Hauch von Hollywood“ nicht auf herkömmlichem Filmmaterial, sondern mit Betacam-Videokameras gedreht. Diese technische Besonderheit verlieh dem Film eine spezielle Videoclip-Ästhetik, die vom Sender als experimentell bezeichnet, von Kritikern jedoch vielfach bemängelt wurde. Regisseur Urs Odermatt und Drehbuchautor Jiri Polák konzipierten den Film als Satire auf das Krimi-Genre – ein Experiment, das so umstritten war, dass nach vernichtenden Kritiken festgelegt wurde, dass Wiederholungen nur nach der Primetime gezeigt werden dürfen.

Besetzung

Hauptkommissar Roiter – Winfried Glatzeder
Kommissar Zorowski – Robinson Reichel
Kurt Jelinghaus – Götz Schubert
Laura Jelinghaus – Marie-Lou Sellem
Irrer / Hugo Kowalski – Michael Gwisdek
Georg Maralt – Martin Wuttke
Dr. Jansen – Dieter Mann
Alissa – Susanne Böwe
Roland Haas – Johannes Brandrup

Stab

Regie – Urs Odermatt
Kamera – Piotr Lenar
Buch – Jiri Polak
Ausstattung – Dieter Adam

Erstausstrahlung der Tatort – Folge „Ein Hauch von Hollywood“ – 13.07.1998
Bilder – rbb