Kurz und knapp – darum geht’s
Von der Straße weg wird der kleine Paul in ein Auto gezerrt und entführt. Einzige Zeugin ist eine Nachbarin, die kurz darauf brutal überfahren wird. Bei ihren Ermittlungen stoßen die Ludwigshafener Kommissarinnen Odenthal und Stern auf einen zehn Jahre zurückliegenden Fall: Damals wurde der entführte Junge nach fast drei Monaten wieder freigelassen. Vor allem Johanna Stern versucht das Vertrauen des heute 18-jährigen Swen zu gewinnen, um dem mysteriösen „Stelzenmann“ auf die Spur zu kommen. Kann der verschlossene Teenager bei der Verbrecherjagd helfen oder wird er doch von seinen eigenen Ängsten aufgefressen? Die ganze Geschichte ist an Neujahr (01.01.2025) um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.
Inhalt der Tatort-Folge „Der Stelzenmann“
Es passiert auf dem Heimweg von der Schule: Eine schwarze Limousine hält an, der Fahrer scheint den achtjährigen Paul zunächst nur etwas zu fragen, doch kurz darauf wird der Junge gewaltsam in das Auto gezerrt. Judith Lutz, die Nachbarin, mit der Paul sich so gut versteht, muss alles mit ansehen. Panisch verständigt sie die Polizei, doch bevor sie das Kfz-Kennzeichen durchgeben kann – ein dumpfer Aufprall: Ungebremst rast Pauls Entführer auf die betagte Dame zu und überfährt sie brutal. Frau Lutz fällt in ein Koma, aus dem sie nicht mehr erwachen wird.
Die sofort zum Tatort gerufenen Kommissarinnen Lena Odenthal und Johanna Stern müssen also nicht nur einen Mord, sondern auch eine Kindesentführung aufklären – wobei offensichtlich ist, dass beide Verbrechen vom selben Täter verübt wurden. Für Judith Lutz kam jede Hilfe zu spät – doch was ist mit Paul Wagner, dem Entführungsopfer? Seine Eltern sind fassungslos, paralysiert, vor allem Mutter Ellen steht komplett neben sich, eine lähmende Lethargie überfällt sie. Das Schlimmste ist die Ungewissheit: Lässt der Entführer Paul am Leben? Wenn ja: Wie lange? Was wird er fordern? Zumindest darauf gibt es schon bald eine Antwort im TV-Krimi „Der Stelzenmann“: 100.000 Euro in bar sollen Ellen und Jan Wagner zahlen, damit sie ihren Sohn wieder in die Arme schließen können. Doch als Jan das Geld am vereinbarten Treffpunkt übergeben will – erscheint niemand. Ein Ablenkungsmanöver, alles umsonst.
Was also will der Täter wirklich? Warum entführt er kleine Kinder, warum stellt er Lösegeldforderungen und ignoriert sie anschließend? Der erfahrenen Odenthal kommt dieses Muster merkwürdig bekannt vor. Es erinnert sie an einen ähnlichen Fall vor zehn Jahren: Auch damals wurde ein achtjähriger Junge – Swen – entführt, auch damals sollten die Eltern 100.000 Euro zahlen, auch damals wurde das Geld nicht abgeholt – und Swen wurde nach elf Wochen wieder freigelassen, äußerlich unversehrt, doch psychisch gezeichnet: Die anschließende Gesprächstherapie wurde nach wenigen Sitzungen abgebrochen, weil Swen sich seiner Therapeutin einfach nicht öffnen wollte – oder konnte. Der Entführer ist der Polizei damals entwischt. Umso sicherer ist sich das Ermittlerduo Odenthal und Stern, dass Swens Peiniger ihr gesuchter Täter im Tatort „Der Stelzenmann“ ist – also müssen sie das Vertrauen des damaligen Opfers gewinnen.
Das aber ist leichter gewollt als getan. Swen – mittlerweile volljährig – ist gerade dabei, sich sein eigenes Leben aufzubauen. Er arbeitet in einer etwas angestaubt und altmodisch wirkenden antiquarischen Buchhandlung und hat vor kurzem seine erste eigene Wohnung bezogen; das kleine Appartement ist noch vollgestellt von Umzugskisten, alles wirkt provisorisch. Als Odenthal und Stern ihn auf seine Entführung ansprechen, macht er komplett dicht. Während sich Odenthal über Swens mangelnde Kooperation echauffiert, hat die sensible Stern mehr Verständnis für seine Situation und versucht, in kleinen Schritten ein Vertrauensverhältnis zu dem jungen Mann aufzubauen – langsam, aber stetig. Dabei muss sie erkennen, dass Swen weiterhin von Ängsten geplagt wird: Er fühlt sich ständig verfolgt, meint, seinen damaligen Peiniger am Geruch zu erkennen, und hat generell ein Problem damit, die Nähe anderer Menschen zuzulassen – selbst dann, wenn sie ihm sympathisch sind, wie die Literaturstudentin Aylin.
Vorerst ist Swen also keine große Hilfe für Odenthals und Sterns Ermittlungen im SWR-Tatort „Der Stelzenmann“. Also müssen sie selbst nach Verbindungen zwischen den beiden Entführungsopfern suchen, nach irgendeiner Parallele, etwas, das Swen und Paul miteinander verbindet. Und siehe da: Ausgerechnet die beiden Neuen bei der Kripo Ludwigshafen – Polizeianwärterin Mara und Assistent Nico – werden fündig: Eine Papiertüte für Süßes, die sie in Pauls Sachen gefunden haben, führt sie zu einem Kiosk in Pauls Nachbarschaft, bei dem damals auch Swen Stammkunde war. Und weil sich Mara und Nico die freie Stelle im Kommissariat vorerst ohnehin teilen müssen, beschließen sie kurzerhand, dem Kioskbesitzer gemeinsam auf den Zahn zu fühlen. Der verhält sich auffällig nervös – doch ist er wirklich ein zweifacher Kindesentführer und Mörder?
Johanna Stern bleibt derweil weiter an Swen dran – und muss erkennen, dass seine Ängste nicht nur eingebildet sind: Tatsächlich scheint der Entführer wieder die Nähe seines einstigen Opfers zu suchen, weil er sich in die Enge getrieben fühlt. Odenthal und Stern bleibt nicht viel Zeit, wenn sie ihn zur Strecke bringen und Paul retten wollen …
Hinter den Kulissen
Mit der Tatort-Episode „Der Stelzenmann“ absolviert Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) bereits ihren 81. Fall, während es für ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) der 22. Einsatz ist. Vom 23. Januar bis zum 24. Februar 2024 fielen die Klappen für die Dreharbeiten in Ludwigshafen, Baden-Baden, Mannheim und Karlsruhe.
Die SWR-Produktion eröffnet den Reigen der Tatort-Erstausstrahlungen im Jahr 2025, und zwar pünktlich an Neujahr (1. Januar 2025) um 20:15 Uhr im ARD-Fernsehen.