Tatort Folge 575: Herzversagen



In dem preisgekrönten Frankfurter Tatort „Herzversagen“ werden die Kommissare Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) nach mehreren Morden an alten Frauen mit der Einsamkeit im Alter und der gesellschaftlichen Ignoranz dieses Themas konfrontiert.

Eines Tages wird im Tatort „Herzversagen“ eine Seniorin namens Elisabeth Anuschek tot in ihrer eigenen Wohnung gefunden, nachdem die Frau noch am Abend zuvor mit dem gleichaltrigen Alexander Nilgens, einem Freund, für ein Konzert die Frankfurter Oper besucht hatte. Der herbeigerufene Notarzt attestiert einen natürlichen Tod und stellt als Todesursache Herzversagen fest. Die junge, übereifrige Polizistin Ina Springstub glaubt jedoch nicht an diese Einschätzung und ordert weitere teure Tests.

Bald stellt sich heraus, dass Springstub trotz ihrer mangelnden Erfahrung mit ihrer Vermutung Recht gehabt hatte: Elisabeth Anuschek wurde tatsächlich ermordet. Die Kommissare Sänger und Dellwo, die den Fall übernehmen, stellen in einem Gespräch mit der Reinigungskraft der Toten fest, dass anscheinend auch Anuscheks Ersparnisse, welche die alte Frau in ihrer Wohnung aufbewahrt hatte, verschwunden sind. Hatte also der Täter im Tatort „Herzversagen“ das Geld mitgenommen oder vielleicht sogar nur deswegen gemordet?

Zufälligerweise stößt Kommissar Dellwo bald darauf noch auf eine weitere tote Seniorin, als er einen Taschendieb verfolgt. Zum Entsetzen der Fahnder aus Frankfurt ist die Frau jedoch bereits fast ein Jahr tot und ihre Leiche mittlerweile mumifiziert. In den elf Monaten, die sie tot bei sich in der Wohnung gelegen hatte, wurde das Verschwinden der Frau von niemandem bemerkt. Wieder wird im Tatort „Herzversagen“ ein Notarzt gefunden und wieder lautet die Diagnose natürlicher Tod durch Herzversagen. Dass jedoch auch bei der zweiten Toten sämtliches Bargeld aus der Wohnung entwendet wurde, macht Sänger und Dellwo stutzig, die daraufhin einen zweiten Mord vermuten, der mit dem Tod von Anuschek zusammenhängt.

Zunächst verdächtigen die beiden Ermittler den Sohn des ersten Opfers, der in der Vergangenheit versucht hatte, die Vormundschaft für seine Mutter zu erhalten. Anscheinend hatte es dieser vor allem auf Elisabeths Geld abgesehen oder zumindest hatte diese im Tatort „Herzversagen“ ihre Ersparnisse vor dem eigenen Sohn in Sicherheit gebracht. Zweiter Verdächtiger ist der Pelzhändler Alexander Nilgens, der Freund von Anuschek, weil neben der zweiten Toten eine Mütze aus dessen Geschäft entdeckt wurde. Auch Jerry, einen drogensüchtigen Taschendieb, ziehen Sänger und Dellwo kurzzeitig als Mörder in Betracht.

Bald darauf stoßen die Kommissare aus Frankfurt auf weitere ähnliche Todesfälle. Insgesamt waren anscheinend in letzter Zeit etwa 30 ältere Frauen im Tatort „Herzversagen“ an einem Herzversagen gestoben. Die Seniorinnen haben zudem gemeinsam, dass bei allen die Ersparnisse kurz vorher von der Bank geholt wurden und nach dem Tod verschwunden sind. Kurze Zeit später kommt es im Bahnhofsviertel dann zu einem weiteren Mord, der vor allem Sänger im Tatort „Herzversagen“ schockiert, da sie noch kurz vorher mit der älteren Dame gesprochen hatte. Daraufhin wird die Ermittlerin, die noch um ihre gerade verstorbenen Eltern trauert, von dem Fall abgezogen. Dellwo ermittelt jedoch weiter, zunächst aber ohne Erfolg. Erst als sich herausstellt, dass alle Opfer demselben Lesezirkel angehört haben, kommt der Fahnder dem Täter langsam auf die Spur…


Die Tatort-Folge 575 „Herzversagen“, der sich mit dem Thema des Alterns in der Gesellschaft und der häufig daraus resultierenden Einsamkeit für Senioren beschäftigt, wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Die beiden Hauptdarsteller Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf erhielten beide den Grimme-Preis, genauso wie Regisseur Thomas Freunder und Drehbuchautor Stefan Falk. Dazu erhielt der Krimi den Deutschen Fernsehpreis. Am 17. Oktober 2004 wurde der Tatort erstausgestrahlt und mit einem Marktanteil von 26,5 Prozent auch zum erfolgreichsten fiktionalen Programmbeitrag der ARD im Jahr 2004.

Tatort Herzversagen – Trailer



Besetzung

Oberkommissarin Charlotte Sänger – Andrea Sawatzki
Hauptkommissar Fritz Dellwo – Jörg Schüttauf
Kruschke – Oliver Bootz
Dr. Scheer – Thomas Balou Martin
Herr Nilgens – Friedrich Schoenfelder
Michael Rost – Jan Henrik Stahlberg
Fromm – Peter Lerchbaumer
Frau Anuscheck – Elisabeth Wiedemann
u.a.

Stab

Buch – Stefan Falk, Thomas Freundner
Regie – Thomas Freundner
Kamera – Armin Alker
Musik – J.J. Gerndt

Bilder: HR/Bettina Müller


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14 Meinungen zum Tatort Folge 575: Herzversagen

  • Stefan S. • am 21.1.10 um 16:47 Uhr

    dellwo steth am anfang der Folge im Stau und kommt nicht weiter,er hört ein Musik. Kann mir einer sagen welcher Interpet das ist und wie der titel heist?

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  • zardoz • am 23.1.10 um 20:06 Uhr

    Weiß es jetzt nicht, aber es ist bekannt, dass Dellwo ein Led Zeppelin Fan ist. Wie ich auch…

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  • Thorsten • am 13.5.11 um 23:33 Uhr

    Moin moin allerseits,

    als Dellwo im Stau stand, hatte er das Album „Houses Of The Holy“ von Led Zeppelin im CD-Player und hörte den Song „The ocean“.

    Thorsten

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  • Udo Thörner • am 15.3.14 um 21:50 Uhr

    Ein spannendes Thema und interessante Einblicke in die Welt der Alten. Gut gemacht und gut gespielt.
    Leider werde ich das Gefühl nicht los, dass hier die Zigarrettenindustrie für „Schleichwerbung“gezahlt hat. Das ist doch nicht normal, dass im Jahre 2014 der leitende Kommisar bei jeder Gelegenheit eine Zigarrette im Mund hat bzw. dass das wieder ein Thema sein sollte.

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  • Jaimee • am 15.3.14 um 23:39 Uhr

    Toller Frankfurt Tatort mit ernstem Thema das unter die Haut geht.

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  • Dirk • am 17.9.16 um 12:58 Uhr

    Der Tatort mit der Nummer 575 aus der hessischen Main-Metropole Frankfurt. Ein außergewöhnlicher Tod einer alten Dame, durch einen hartnäckig arbeitenden Newcomer (w) der Tatort-Polizei, als ein durch Mord begangenes Verbrechen aufgedeckt, bringt die beiden Profis der Frankfurter Mordkommission, die Hauptkommissare Charlotte Sänger und den Hauptkommissar Fritz Dellwo, auf den Plan und beide kommen einer ungeheuren Mordserie auf die Spur. Ein spannender und interessanter Tatort-Fernsehfilm aus dem Jahr 2004, im Bereich der Alten und des Gebrechlichen angesiedelt. Geldgier und Mordsucht gehen hier einher. Außerordentlich sehenswürdig ist der Streifen, wie ich meine, wiederholungswürdig alle Male. Mit einer der besten Tatort-Spielfilme und deutlich über der Zahl 150 der besten in dieser Krimi-Reihe angesiedelt. Die Regie führte übrigens der Thomas Freundner.

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  • logiclöcher • am 12.10.20 um 23:28 Uhr

    Ach ihr Moserer. Muss ja besonders wichtig sein, dass der Ermittler keine Zigaretten raucht. Übrigens ist der Tatort aus dem Jahre 2004. Ansonsten zum Inhalt. Sehr gutes Thema. Das kann ich erst seit einem ähnlichen Vorfall in den eigenen Reihen erkennen. Sohn des verstorbenen Lebensgefährten meiner Mutter stirbt in der Wohnung. Sohn gerade in Rente, 65, lebt alleine in Köln, keine weiteren Verwandten mehr. Wir kennen uns schon seit 27 Jahren. Also Vater und Sohn waren Teil unserer Lebenswelt. Nach etwa 14 Tagen des Nichterreichens rufe ich mal am Montag bei der Kölner Polizei an. „Sind Sie verwandt? „Nein!“ „Dann kann ich Ihnen keine Auskunft erteilen!“ Ich insistiere und sage, dass die Polizei vielleicht mal in der Wohnung nachschauen könnte. Er: “ Geben Sie mir Namen und Adresse!“ …. Er bittet um einen Moment Geduld. … Ist dann schon über seinen Schatten gesprungen! Räuspern: “ Wir haben Herrn … am Freitag tot in der Wohnung aufgefunden! Weitere Auskünfte kann ich Ihnen nicht erteilen!“

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  • logiclöcher • am 12.10.20 um 23:45 Uhr

    Fortsetzung: Rege mich auf, bin entrüstet, verwirrt und betroffen. Muss tief durchatmen und lasse mir den Namen des Beamten und der Dienststelle geben. Alles aus der Ferne – 400 km. Schlucke und verdaue, rufe meinen Bruder an um ihm dies mitzuteilen. – Es vergehen einige Tage und der Familienrat berät. Inzwischen haben wir über einen ebenfalls besorgten Freund – 300 km von Köln – genaueres erfahren. Freund hatte sich ebenfalls Sorgen gemacht – aus der Ferne -. Hatte erst Hausmeister angerufen – Auto steht in der Tiefgarage – und dann die Polizei. Die – am Freitag vor Ort – lies die Tür öffnen, weil Verwesungsgeruch zu riechen war. Der Sohn lag in der Wohnung auf dem Boden, ca. 11 Tage. Es stank. Diese informationen konnte man nur durch massives und geschicktes Reden mit dem weiter ermittelnden Beamten erfahren. Wir konnten dem Beamten Details zum Umfeld erzählen, wenn er im Gegenzug ein wenig plaudert. Das war es aber dann auch schon. Kein Zugriff unsererseits. Der „Staat“ regelt das alles. Das Vermögen ging an die Stadt Köln. Erb- und Erinnerungsstücke ebenfalls. Er wurde Ruckzuck eingeäschert. Obduktion wurde nicht angeordnet, obwohl wir Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt hatten. Es gab keine Ermittlungen. Mit Mühe konnten wir die Stadt Köln und den „Nachlassverwalter“ dazu überreden, die Urne zu uns in die Kleinstadt zu schicken. Das hat die Stadt Köln auch nur gemacht, weil trotz Versand die Beerdigung in unserer Stadt billiger war. Wir mussten eine Erklärung abgeben, dass wir uns um die Grabpflege kümmern. Ansonsten wäre er anonym in Köln beerdigt worden. – In Gedenken an Volker!

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  • logiclöcher • am 12.10.20 um 23:58 Uhr

    Nachtrag: Unser Verdacht auf eine Straftat beruhte darauf, dass Volker mehrere Wochen vorher Handwerker wegen einem Wasserschaden in der Wohnung hatte. Bei meinem letzten Telefonat mit ihm, berichtete er, dass sie noch die nächste Woche kommen werden. – Interessierte den Beamten nicht, dass – wenn die Handwerker ja weitere Termine hatten, ebenfalls hätten merken müssen, dass Volker die Tür nicht öffnet. Unsere Vermutung: Die Handwerker hatten während ihrer Arbeit die Gelegenheit zu erkennen, was es alles an Wertvollem in der Wohnung gibt. Auch erkennen sie, dass Volker sehr zurückgezogen lebt und kaum direkte Sozialkontakte in Köln hat. Das geben sie an einen fremden „Kollegen“ weiter, der zu einem „Handwerkstermin“ bei Volker klingelt, sich Einlass verschafft, Volker bedroht und ausraubt. Bei diesem Zwischenfall kommt es zur tödlichen Auseinandersetzung. Um diese These zu überprüfen, hätte man jemand aus der nicht „legitimen“ Verwandtschaft bitten müssen zu schauen, was und ob etwas fehlt. – Nix, Akte zu und Vermögen an die Stadt Köln.

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  • Wayne • am 1.3.21 um 22:32 Uhr

    Und was macht deine Geschichte hier im Tatort Forum, lieber logiclöcher ???
    Bist du auch alleine und einsam ?

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  • Revilo • am 15.7.21 um 15:29 Uhr

    Fünfter Fall von Kriminaloberkommissar Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und Kriminalhauptkommissar Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf), die in Frankfurt ihren Ermittlerort haben.
    Chronologisch in der Zeitgeschichte zeigt sich dieser fünfte, verfilmte Fall mit dem Titel “Herzversagen“ einige Zeit später nach dem abgeschlossenen Fall in der vierten Folge. Auch der Mörder in der dritten Folge wurde am Anfang dieser fünften Folge “Herzversagen“ verurteilt.

    Das Grundthema, das uns Zuschauer in dieser Folge “Herzversagen“ vorgestellt wird, zeigt neben einem einfachen Whodunit-Fall, auch sehr sozialkritisch das Thema alt sein in der Gesellschaft. Wie manch ältere Personen in einer Großstadt vereinsamen, dadurch vergessen sind und keine Beachtung mehr finden. Dieser Film soll wohl schon zum Nachdenken anregen. Und mit Kriminaloberkommissar Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und Kriminalhauptkommissar Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) haben wir hier Ermittler, die durch ihre Charaktereigenschaften, durch ihre Lebensweise und auch wegen ihren privaten Problemen, uns Zuschauer dieses Grundthema ernsthaft vermitteln oder übermitteln. Das passiert dann in dieser Filmgeschichte mit makabren, brutalen und sehr kaltherzigen Mordfällen.

    Story:
    Am Anfang dieser Folge sehen wir Zuschauer, wie sich die Seniorin Elisabeth Anuschek (Elisabeth Wiedemann) mit ihrem Altersgenossen Alexander Nilgens (Friedrich Schoenfelder) in der Oper amüsieren. Danach fahren sie mit dem Taxi nach Hause. Zuerst zu ihr, wobei er, als Charmeur auftretend, noch versucht mit ihr in ihre Wohnung zu kommen. Das klappt aber nicht. Sie geht allein in die Wohnung und dort entstehen dann noch einige Szenen mit Sonderspannungsmomente für den Zuschauer, weil dieser Zuschauer, so wie ich selbst auch, wohl glaubt, dass Elisabeth Anuschek (Elisabeth Wiedemann) den nächsten Tag nicht überlebt. Das passiert dann auch. Die Ermittlungsgruppe 3 der Mordkommission in Frankfurt rückt an. Leider aber steckt Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) im Stau und Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) hat gerade eine psychotherapeutische Sitzung. So entscheidet die Kriminalbeamtin Ina Springstub (Chrissy Schulz) vor Ort, trotz dass ein Arzt eine normale Todesursache wegen Herzversagens feststellt, eine aufwändige Streifenlichttopometrie anzuordnen zur Klärung des Todeshergangs. Während gleichzeitig Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) im Stau steht, fällt ihm ein Junkie (Henning Peker) auf, der gerade einer älteren Frau eine Handtasche gewaltsam klaut. Diesen verfolgt er dann erfolglos zu Fuß. Dabei wird er in einen Altbau gelotst, bei dem er in einer Wohnung eine mumifizierte, Frauenleiche findet. Diese Frau ist auch schon sehr alt gewesen und muss fast ein Jahr unbemerkt tot in dieser Wohnung gelegen haben. Auch bei ihr wird ein ärztlicher Totenschein mit Herzversagen ausgestellt. Bei der Ermittlungsgruppe 3 der Mordkommission in Frankfurt wird dann anschließend schon gestritten, warum Kriminalbeamtin Ina Springstub (Chrissy Schulz) diese Streifenlichttopometrie angeordnet hat. Doch die Auswertung bringt dann hervor, dass Elisabeth Anuschek (Elisabeth Wiedemann) erstickt wurde. Nun muss ermittelt werden. Das ist recht schwierig, da es keine Zeugen in der Nachbarschaft gibt, die diese Frau kennen. Sie ist fast anonym. Ein Sohn (Hartmut Volle) von ihr, der Elisabeth Anuschek (Elisabeth Wiedemann) entmündigen wollte, und auch der Opernbegleiter Alexander Nilgens (Friedrich Schoenfelder) werden als Anfangsverdächtige ausgesucht. Dann entdeckt Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) durch Zufall ein Indiz, dass schließlich beweist, dass seine mumifizierte, Frauenleiche ebenfalls ermordet wurde. Nun kommt auch der Junkie (Henning Peker) in den härteren Verdächtigenkreis. Doch weitere Ermittlungen und weitere Frauenleichen mit Herzversagen bestätigen die Verdachtsmomente aller in Frage kommenden Verdächtigen nicht. Es gilt herauszufinden welche Gemeinsamkeiten alle getöteten, älteren Frauen hatten, mit Ausnahme von gehortetem, nun verschwundenem Bargeld in ihren jeweils eigenen Wohnungen. Dies ist die Aufgabenstellung für Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf). Und das schaffen beide auch mit detaillierter nicht actionbelasteter, aber intensiver, für mich gut gezeigter Polizeiarbeit. Danach ist die Mördersuche sogar recht einfach.

    Wie gesagt, hier wird das Leben von älteren Personen gezeigt, die in einer Großstadt in der Einsamkeit leben. Und das in sehr tragischer Form. Die Geschichte soll uns Zuschauer wohl zum Nachdenken anregen. Vielleicht gelingt es den Filmemachern auch. Schauspielerisch läuft hier alles auf bekannt höherem Niveau ab. Manchmal haben die Schauspieler mit ihren Rollen doch Situationen und Szenen zu spielen, die meiner Meinung nach nicht so natürlich und ehrlich wirken. Da fühlt man schon, dass in dieser Folge zwar selten, aber leider doch etwas nicht immer ganz so passt und deshalb dann einfach passend gemacht wird.
    Eigentlich fühlte ich hier öfters, dass bei gewissen Szenen in dem Film es nicht gelangt hatte, dass man eine Erkenntnis hatte oder bekommen könnte. Es werden Szenen vorgestellt und man kann dabei etwas erkennen. Es gab leider auch Szenen, bei denen der Zuschauer so richtig reingestoßen wurde, weshalb eine Erkenntnis dann nicht mehr stattfinden konnte oder musste. Und das nimmt dem Film sehr viel Tiefe und lässt eine eigentlich im Gesamtkonzept gute Folge wie “Herzversagen“ dann am Ende nur als eine positive Durchschnittsfolge dastehen.
    Ein Beispiel für solche Szenen ist die Szene, wo Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) in einem kleinen Supermarkt Befragungen anstellt wegen einer der Frauenleichen, die dort in der Nachbarschaft wohnte. Auch wenn man bei dieser Szene einen Kurzeinsatz von Christel Peters bewundern kann, die hier einen schlauen Spruch übermittelt, macht meiner Meinung nach diese Szene mehr kaputt, als dass sie etwas bringt. Vielleicht konnte ich deshalb zum Ende des Filmes die Gefühlsausbrüche von Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) nicht selbst erfühlen. Bei der ersten Folge von Dellwo/Sänger war aber der Gefühlssektor perfekt und toll gelungen. Also das Potential ist bei diesen Ermittlern auf jeden Fall auch für eine solche Tiefe vorhanden. Und wenn es in dieser Folge “Herzversagen“ richtig funktioniert hätte, also der Inhalt tiefsinniger abgelaufen wäre, gespielt wurde er ja manchmal ein klein wenig so, dann hätte diese Folge eine großartige Wertung verdient. So hat es dann zwar den Adolf-Grimme-Preis 2005 als Auszeichnung gegeben. Doch für mich ist diese Folge “Herzversagen“ letztendlich nur drei dicke Sterne wert. Auch der Whodunit-Teil des Filmes war höchstens nur Durchschnitt. Oft wurden in dieser Filmgeschichte Szenen gezeigt von, am Ende unschuldigen Verdächtigen, damit sie bei uns Zuschauer wohl weiter in Verdacht bleiben. Am Schluss hatten diese Szenen aber eigentlich keine Bedeutung gehabt. Der Zuschauer selbst hat während der Folge keine Chance, den Mörder zu erraten. Es sei denn er denkt materiell und nicht personell.
    Nach dem Ansehen dieser Folge “Herzversagen“ bin ich jedoch wieder beruhigt, nachdem diese Ermittler Sänger/Dellwo nach der letzten, vierten verkorksten Folge, wieder eine ganz gute Folge hingekriegt hatten.

    Die Folge “Herzversagen“ ist auf jeden Fall schon eine Empfehlung wert. Sie zeigt uns Zuschauer mehr als nur einen klassischen Kriminalfall. Wenn in nicht allzu kurzer Zeit im TV eine Wiederholung anstehen würde, könnte ich mir die Folge ohne Probleme mal wieder ansehen.

    Meine Schulnote: 3

    Antworten
  • Ralph • am 15.5.24 um 15:17 Uhr

    Für mich eindeutig der beste Tatort mit Dellwo und Sänger. Nicht nur bitterböse, sondern auch mit feinem Humor gewürzt. Kann man immer mal wieder sehen!⭐⭐⭐⭐⭐

    Antworten
  • Al.Ter • am 17.5.24 um 9:00 Uhr

    @Ralph
    Muß mich für die positive Einschätzung bedanken, weil sie mich dazu veranlaßt hat, mir im Nachgang diese Folge in der Mediathek zu gönnen.
    Denn eigentlich sind Dellwo & Sänger nicht so mein Fall, was eher an Frau Sawatzki denn an Jörg Schüttauf liegt (wozu ich mich bereits am 27.1.21 um 20:21 Uhr in den Kommentaren zu »Das Böse« geäußert habe).
    Muß aber zugeben, daß die doch einige bemerkenswert gute Folgen zur Reihe beigesteuert haben, so »Das Böse« und »Weil sie böse sind«, wobei ich letztere noch für einen Tick besser halte.
    ⭐️⭐️⭐️⭐️ sind auf jeden Fall gerechtfertigt.

    Ein schöner, klassischer „Wer war’s“-Krimi, der zum Mitraten einlud. Der Junkie konnte es nicht gewesen sein; auf Jan Henrik Stahlberg, der schon in etlichen TOen auftauchte, mußte man lange warten – da der Name aber schon im Intro erschien, konnte der Zuschauer schon mal Vermutungen anstellen. Als ein AWO-Mitarbeiter erwähnt wurde, keimte schon ein Verdacht auf …

    Aus soziokultureller Sicht ist das Thema „Unsichtbarkeit der Alten“ auch 20 Jahre später immer noch aktuell und demzufolge wichtig – wie es die alte Dame im Supermarkt so treffend beschreibt:
    „Sie suchen ein Mitglied der hochgeheimen Gesellschaft, alles alte Frauen, alleinstehend. […] Wir sind die Armee der Unsichtbaren, wir werden von niemandem gesehen.“
    Nur eine winzige Nebenrolle, aber auf den Punkt gebracht von Christel Peters – bekannt aus Gritta von Rattenzuhausbeiuns/DEFA 1985, ab Folge sieben als Mutter von Commissario Brunetti in den Donna-Leon-Verfilmungen und nicht zuletzt als „Mutter aller Schnäppchen“ in der Media Markt- Werbung.
    Besonders gut gefallen hat mir Friedrich Schoenfelder, der sein Handwerk unter Koryphäen wie Gründgens, Piscator und Fehling gelernt hat; unvergessen als Synchronstimme von Sir John Gielgud, David Niven et al.
    Der im selben Fach tätige, erst kürzlich verstorbene Eckart Dux fragte ihn einmal im fortgeschrittenen Alter:
    „Friedel, du bist so gut in Form – joggst du oder gehst du in die Muckibude, wie machst du das?“
    „Ja, das kann ich dir sagen: Ich arbeite“, gab der lakonisch zur Antwort.
    (Hörfunkreihe ‚Gesprächszeit‘ mit Nicole Ritterbusch, RB 2015/2024)

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