Er ist der Neue in der Mordkommission München: Frisch aus dem Norden in die bayerische Landeshauptstadt gezogen, tritt Hauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) seinen leitenden Dienst für die Polizeiruf 110-Reihe an. Sein erster Fall „Cassandras Warnung“ fordert gleich sein ganzes ermittlerisches Talent, soll doch die Frau eines Kollegen ermordet werden – ein erster Mordanschlag ist bereits gescheitert. Und sicher wird ein zweiter nicht lange auf sich warten lassen.
2012 wurde der Regisseur Dominik Graf für diesen Polizeiruf-Beitrag mit dem Hamburger Krimipreis ausgezeichnet. Ebenso erhielt der Einstand Brandts sowohl vom Publikum als auch von den Medien viel lobende Kritik.
Die Erstausstrahlung des TV-Krimis „Cassandras Warnung“, eine Produktion des Bayerischen Rundfunks, erfolgte am Sonntag, den 21. August 2011 um 20.15 Uhr im Ersten Programm der ARD; 7,7 Millionen Fernsehzuschauer sahen die Premiere, was einen Marktanteil von 25,4 Prozent für Das Erste bedeutete.
Inhalt der Polizeiruf-Folge „Cassandras Warnung“
So richtig wohl fühlt sich der Neu-Münchner Hanns von Meuffels im Film „Cassandras Warnung“ noch nicht in der bayerischen Metropole. Der Ermittler ist adeliger Herkunft, kultiviert, weiß sich zu benehmen und zeigt sich im Lauf seines ersten Falles als ein Mensch, der seine Grenzen auszuloten versucht. Zu fein ist sich von Meuffels da nicht, auch menschliche Abgründe zu erforschen. Seine Art kommt bei seinen neuen Mitarbeitern im Polizeipräsidium München jedoch nur bedingt gut an: „Lord Kacke“ wird er von den anderen Kriminalbeamten genannt, Verdächtige setzen mit „nett lächelnde Heinz-Rühmann-Fresse“ nach. Hanns von Meuffels wirkt arrogant, hält stets Contenance. Es ist ein Mantel, eine Maske, hinter der sich ein kluger und empfindsamer Kommissar verbirgt, der privat keineswegs unantastbar ist.
Der Polizeiruf 110 „Cassandras Warnung“ zeigt in den ersten Szenen einen äußerst brutalen Mord. Im Haus eines Münchner Polizisten wird einer Frau mitten in das Gesicht geschossen, das Blut sprenkelt den halben Raum. Doch ist es nicht Diana Vogt, das eigentliche Opfer des Anschlags, deren Leichnam kurze Zeit später entdeckt wird, sondern der ihrer Freundin. Die Ermordete hielt sich bloß zufällig zum Tatzeitpunkt im Haus der Vogts auf.
Dianas Ehemann Gerry verdächtigt gleich eine Frau namens Cassandra hinter dem Attentat. Der Polizist gibt zu, eine Affäre mit der Verdächtigen geführt zu haben und glaubt nun, dass diese plane seine Ehefrau umzubringen. Das Motiv: Eifersucht. Cassandra habe Gerry bei der Beendigung der Affäre gleich zu verstehen gegeben, dass sie sich nicht so einfach abspeisen ließe. Weil Gerry Vogt persönlich in den Fall „Cassandras Warnung“ involviert ist und aus Befangenheit nicht selbst tätig als Ermittler werden darf, wird der neue Chef Hanns von Meuffels mit der Aufklärung beauftragt.
Der Kommissar veranlasst sogleich, Diana Vogt unter Personenschutz zu stellen. Von Meuffels erwartet, dass es einen weiteren Mordanschlag auf die Polizistengattin geben wird, sobald die mutmaßliche Täterin ihr fataler Fehler bewusst wird. Mit der Unterstützung von Gerry Vogt begibt sich von Meuffels auf die Suche nach der besagten Cassandra. Ihre Wohnung ist jedoch verlassen, lediglich einige Zigarettenkippen können sichergestellt werden. Doch die DNA–Analyse der Kippen ergibt, dass ein Mann sie geraucht hat. Von Cassandra fehlt weiterhin jede Spur. Auch brauchbare persönliche Daten gibt es zu der obsessiven Frau keine. Sie bleibt ein Mysterium.
Währenddessen wird Kumi Rüth, die Diana Vogt im Polizeiruf 110 schützen soll, auf unerklärliche Weise vergiftet. Doch die weiteren Polizeikollegen, die im Haus auf Vogt Acht geben sollen, hindern die verdächtige Person daran, Diana etwas anzutun. Hanns von Meuffels, der in seiner Karriere bereits viel Erfahrung und ein gewisses „Gespür“ für Kriminelle und ihre Denkweisen gesammelt hat, bekommt zunehmend das Gefühl, dass etwas an diesem Fall nicht stimmt. Keiner seiner neuen Kollegen hat jene Cassandra zu Gesicht bekommen und konnte sie als mutmaßliche Attentäterin identifizieren. Der Hauptkommissar macht mit dem Transvestiten Pandora Büchschen Bekanntschaft, der für Gerry Vogt als geheimer Informant tätig ist. Doch auch diese Spur ist eine Sackgasse.
Hanns von Meuffels fasst einen neuen Plan: er will der Verdächtigen eine Falle stellen. Eine Polizistin, gekleidet wie Diana Vogt, soll dabei als Köder dienen; da Vogt so schnell wie möglich aus der misslichen Situation befreit werden will, willigt sie in das Vorhaben ein. Das Haus wird gesichert. Als die Falle zuschnappt, kann wiederum niemand gefasst werden. Was ist geschehen? Die Vogts erklären daraufhin, dass sie sich in das Ausland absetzen wollen, um erst einmal sicher zu sein.
Als von Meuffels den letzten Anschlag auf die vermeintliche Diana Vogt analysiert, fällt ihm plötzlich auf, was hier nicht stimmt …
Tatort-Besetzung
Hauptkommissar Hanns von Meuffels – Matthias Brandt
Hauptkommissarin Serrano – Doris Kunstmann
Polizistin Anna Burnhauser – Anna Maria Sturm
Diana Vogt – Alma Leiberg
Gerry Vogt – Ronald Zehrfeld
Polizist Amir – Ljubisa Risitc
Leutnant Uhura – Diana Marie Müller
Kobl – Florian Münzer
Kumi Rüth – Sarah-Lavinia Schmidbauer
Marina Ried – Lena Baader
Ried – Gerhard Wittmann
McFly – Philipp Moog
Transvestit Pandora Büchschen – Tobias van Dieken
Ari Ben Kanaan – Samir Fuchs
Zegler – Andreas Heinzel
Hoffmann, Anwalt – Walter Hess
Verdächtiger – Toni Osmani
Nachbarskind – Korbinian Tyroller
u.a.
Tatort-Stab
Drehbuch – Günter Schütter
Regie – Dominik Graf
Kamera – Hanno Lentz
Schnitt – Ulla Möllinger
Musik – Florian van Volxem, Sven Rossenbach
Ich nütze die Chance, mehr als 10 Jahre (!) nach der Erst-Ausstrahlung die Erst-Bewertung zu diesem ersten PR110 mit M. Brandt zu geben (er wurde vor kurzem in RBB ausgestrahlt)!
Also zunächst: Es hat danach viel bessere PR´s mit der Figur von Meuffels gegeben (insbes. „Vergib uns unsere Schuld“ als vielleicht bester PR110 aller Zeiten; od. „Wölfe“ bzw. „Kreise“, jene beiden Folgen mit der alkoholkranken Kommissarin/Partnerin, die durch Barbara Auer sehr intensiv gespielt wurde; schade, dass letztere Beziehung erst in der Schluss-Folge mit von Meuffels nochmals eine Rolle spielte).
Gegenständliche Folge zeigt eine Einführung der Figur von Meuffels, der Inhalt der Geschichte ist aber fast durchgehend wirr bis unverständlich.
So passt es auch, dass am Schluss feststeht, dass es die Figur der „Cassandra“ in Wirklichkeit nie gab, sondern diese nur ein Phantasie-Gebilde des Täters war.
Dennoch übt auch diese Folge – gerade wegen ihrer Zerrüttetheit – eine gewisse Faszination auf mich aus und ich schaue sie mir gelegentlich ganz gerne an.
Kleiner Tip für Fans der feingeistigen Polizeiruf-Krimis mit Matthias Brandt: Morgen, 22:00 Uhr, NDR, läuft seine – eher selten gespielte – 1. Folge als Kommissar von Meuffels.
Der Inhalt der Folge ist zwar über weite Strecken sehr wirr, die darin gezeigte Grundstimmung ist aber ein durchaus sehenswertes Zeitdokument.
☀️☀️☀️☀️
Überdrehte Handlung, spannend gemacht, und irgendwie gut.
Die schnittreiche Erzählweise in poetischen Texten in sich überlagernden Zeit- und Realitätsebenen ließen einen Murot blass werden. Und das will etwas heißen.
Wäre mir als wöchentlicher Krimi zuviel. So ab und zu darf das schon sein.
Eigentlich mag ich PR Filme besser als Tatort. Und von Meuffels finde ich besonders gut. Seine erste Folge habe ich erst jetzt gesehen, sie war klasse! Eigentlich erraten ich den Täter immer, diesmal aber war ich mit der Endung überrascht. Obwohl ich natürlich wusste, daß der fette Ehemann „der Böse “ ist.
@Renia:
Ich mag auch viele der Meuffels-Folgen (diese besonders: sie ist zwar m.E. von der Logik her nicht allzu ernst zu nehmen, ist bewusst ‚wirr‘ – am Ende gibt’s ‚Cassandra‘ ja gar nicht – beeindruckt aber durch ihr ‚hyperventillierendes Flair‘, welches insbes. in den Szenen in der Waldhütte gegen Schluss beeindruckt –> den möchte ich sehen, welcher den Ablauf dieser Szenen in der Waldhütte mit Abhörgeräten, Stolperfallen, etc. voll durchschaut!).
Alle Krimis, in denen Personen ‚ausgetauscht‘ werden, sind m.E. insofern inhaltlich fragwürdig, als doch nahestehende Personen den ‚Austausch‘ erkennen müssten …