Kurz und knapp – darum geht’s
Leichenfund am Neckar: Gerade erst ist Hanna Riedle aus ihrem schwäbischen Heimatdorf weggezogen und hat ein neues Leben in der Großstadt begonnen, da wird sie Opfer eines Gewaltverbrechens. Bei ihren Ermittlungen finden die Stuttgarter Kommissare Lannert und Bootz heraus, dass Hanna ihre Familie und Freunde im Streit verlassen hat. Warum wollte sie unbedingt weg von dort, wo es ihr doch scheinbar an nichts gefehlt hat? Antworten finden die Ermittler reichlich: von gekränkter Männlichkeit und Liebeswahn bis zu überzogenen Erwartungen der Mutter. Doch wie hängt das alles mit Hannas Tod zusammen? Antworten gibt’s im Tatort „Lass sie gehen“ am 17.11.2024 um 20:15 Uhr im Ersten.
Inhalt der Tatort-Folge „Lass sie gehen“
Es ist ein ganz normaler Abend im Gasthof „Hirsch“ in Waldingen: Das Bier fließt in Strömen, es wird deftige Hausmannskost serviert, und an den Stammtischen reden sich alte weiße Männer die Köpfe heiß oder machen der Wirtsfrau Luise Riedle unzweideutige Avancen. Die jedoch ist die alkoholgeschwängerte Atmosphäre gewohnt und lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen. Selbst als Dorfpfarrer Schmiedle den Gastraum betritt, reicht’s noch für einen Kalauer: „Ist dir der Messwein ausgegangen?“ Doch dem Pfarrer ist nicht nach Scherzen zumute. Und seinen zwei Begleitern auch nicht: Die Hauptkommissare Thorsten Lannert und Sebastian Bootz von der Kripo Stuttgart müssen den Wirtsleuten Luise und Hannes Riedle die traurige Nachricht überbringen, dass ihre älteste Tochter Hanna tot aufgefunden wurde. Leblos lag die junge Frau am Neckarufer in Stuttgart, offenbar wurde sie grausam erwürgt.
Die eben noch ausgelassene und launige Stimmung weicht drückender Stille und stummer Trauer. Einziger Gast der Riedles ist nun Kommissar Lannert, der eines der spartanisch eingerichteten Pensionszimmer mit 70er-Jahre-Charme bezieht, die schon lange nicht mehr regulär vermietet werden. Welcher Fremde würde sich auch schon hierher verirren? Auch Lannert bleibt nur länger im Dorf, um sich im Tatort „Lass sie gehen“ ein genaueres Bild zu machen: von Hannas Familie, von ihrem Umfeld, das bis vor ein paar Monaten noch ihr Zuhause war. Dann ist sie nach Stuttgart gegangen, um eine Ausbildung zur Tischlerin zu absolvieren. Kurz vorher hatte sie sich von ihrem Verlobten Robert getrennt, obwohl die gemeinsame Wohnung samt Kinderzimmer schon eingerichtet war. Scheinbar wollte Hanna nur weg aus ihrem Heimatdorf, das ihr offenbar zu eng wurde.
Der Schock über den Tod der Ältesten sitzt tief bei Familie Riedle, auch wenn Hanna seit ihrem Umzug kaum noch Kontakt zu den Eltern und zu Schwester Emma hatte. Vor allem zwischen Mutter Luise und Hanna hat es heftig gekracht. Luise Riedle konnte einfach nicht akzeptieren, dass Hanna ihren eigenen Weg gehen und nicht den elterlichen Gasthof übernehmen wollte. Sie, Luise, hat doch damals auch niemand gefragt, ob sie das wollte. Was sie wirklich wollte. Das ist sowieso unwichtig. Beten und arbeiten, das ist die Devise von Luise Riedle. Und zwar jeder an dem Platz, an den die Vorfahren, das Schicksal oder eine höhere Macht ihn gestellt haben. Selbstverwirklichung scheint ein Fremdwort für die gottesfürchtige Frau zu sein.
Lannerts Ermittlungspartner Bootz findet im TV-Krimi „Lass sie gehen“ derweil heraus, dass Hanna auch in Stuttgart nicht wirklich glücklich war. Ihre Nachbarin berichtet von einem heftigen Streit im Treppenhaus zwischen Hanna und einem jungen Mann vor ein paar Tagen. Einmal soll sogar jemand versucht haben, über den Balkon in ihre Wohnung einzudringen. Für Lannert und Bootz führen damit alle Spuren zurück nach Waldingen, denn dort gibt es einige, die Hanna ihren überstürzten Wegzug in die Neckarmetropole übelnahmen – allen voran Hannas Ex-Verlobter Robert, der nichts unversucht gelassen hat, um seine Angebetete zurückzugewinnen. Und der ebenso wenig wie Hannas Eltern versteht, warum sie überhaupt wegwollte, wo er ihr doch jeden Wunsch von den Lippen abgelesen hat: XXL-Ledersofa, riesiger Flatscreen – was will man mehr? Und dann ist da noch Hannas alter Schulfreund Marek, der seit Ewigkeiten unsterblich in Hanna verliebt ist – was allerdings niemand wissen darf, vor allem nicht seine schwangere Freundin Pia, die ihm zunächst ein falsches Alibi für die Tatzeit verschafft.
Je länger das Ermittlerduo Lannert und Bootz den dörflichen Mikrokosmos Waldingen im SWR-Tatort „Lass sie gehen“ unter die Lupe nimmt, desto besser verstehen sie, warum Hanna es hier nicht mehr ausgehalten hat. Sie wollte einfach nur ein selbstbestimmtes Leben führen – nicht das, was ihre Familie, die Dorfgemeinschaft oder sonst wer von ihr erwarteten. Während Luise Riedle vor Trauer fast zerbricht und Ehemann Hannes Druck auf die Polizei ausübt, meinen einige „starke Männer“ im Dorf, den Schuldigen gefunden zu haben – und nehmen das Unrecht in die eigene Hand …
Drehzeit und Sendetermin
Der 33. Fall für die Stuttgarter Tatort-Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) wurde vom 28.02.2023 bis zum 31.03.2023 in Stuttgart und Umgebung gedreht, der finale Showdown entstand in der Stadtbibliothek am Mailänder Platz.
Premiere feierte die Eigenproduktion des Südwestrundfunks bereits auf dem SWR-Sommerfestival am 17. Mai 2024 auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Die Erstausstrahlung im TV ist für Sonntag, den 17. November 2024 um 20:15 Uhr im Ersten geplant.
Wirklich! In vielen Ländern komme ich gut klar, kann ich viele Sprachen „entziffern“.
Was mir/uns aber heute das öffentlich rechtliche Fernsehen zumutet, ist echt zuviel!
Mit Dolmetscher könnte es tatsächlich ein spannender Film sein. Aber so?
Unmöglich sind die schlecht und undeutlich sprechende Schauspieler und dann noch dazu der Dialekt. Ansonsten geht es so.
Seltsam, meine Schwester behauptet immer, ich höre nicht gut genug. Aber ich verstehe alle Schauspieler!
Außerdem: Wo Dialekt gesprochen wird, gehört er auch hin.
Ein Drehbuchautor aus Bautzen versucht sich auf schwäbisch…
Im Schwäbischen gibt es keinen Tischler – da heisst es Schreiner – das müsste eigentlich
der SWR merken….
Ansonsten sehr klischeebehaftet – das Land hat sich auch weiterentwickelt….
Die Story passt zu einem Theaterstück aus den 60er Jahren. Unglaublich wie wieder Klischees vom Leben auf dem Land bedient werden. Schlechte Sound Kulisse rundet diesen Tatort ab.
Leider verschwendete Lebenszeit sich sowas anzusehen. Ich mach vorzeitig aus.
Noch eine knappe halbe Stunde Laufzeit. Jetzt bleib ich auch bis zum Ende dran.
Obwohl diese Folge ein Grauen ist. Brüllende, prügelnde, saufende Hinterwäldler in jeder Minute.
Und ja, ich hab vorsichtshalber Untertitel eingeschaltet.
Wieder mal die Primitiven vom Lande , wird irgendwann langweilig.
Schrecklicher Tatort. Viele Charaktere agieren nicht nachvollziehbar.
So stellen sich Städter wohl das Landleben vor…
Wer denkt sich sowas aus? Sollte diese Geschichte mal wieder zeigen, daß Selbstjustiz falsch ist? Die Handlung hätte in max. 60 Minuten Sendezeit gepaßt. Wenn allerdings jeder Atemzug ausgewalzt wird, schafft man locker 90. Inzwischen ist nur noch der Tatort aus Österreich sehenswert.
Total bescheuertes Ende
Edit by Gerald: Username angepasst, hat nichts mit User DIRK zu tun.
das mit dem Dialekt war das einzig gute an dem Film.
der Rest eher mäßig.
Dieser Dialekt – ich habe die Hälfte nicht verstanden!
Ist doch kein Regional Fernsehen!!
Das der Vater den Verdächtigen erschossen hat… Wir sind doch nicht im „Wilden Westen“, hat nicht gepasst.
Das Ende habe ich nicht verstanden, klärt mich bitte auf.
Liebe Grüße MonaLisa
Schwarz, düster, gruselig. Schön, dass die gefühlte Dunkelheit etwas durch Krücke und Gips an Bein und Arm erhellt wurde.
Ein bedrückender Tatort, der das Leben in einem scheinbar idyllischen Dorf als gnadenlose Falle entlarvt. Hannas Schicksal hat mich tief berührt – dieser verzweifelte Wunsch, auszubrechen, und das unerbittliche Urteil, das die Dorfgemeinschaft darüber fällt. Besonders eindrucksvoll fand ich die Darstellung der Familie: Der Schmerz des Vaters, die Starre der Mutter und die ungesagten Emotionen der Schwester haben eine bedrückende Authentizität vermittelt.
Lannert und Bootz wirkten dieses Mal ungewohnt hilflos, was für mich die Ohnmacht gegenüber solchen verschwiegenen Strukturen noch greifbarer machte. Ein nachdenklich stimmender Tatort, der einem das Land als vermeintliche Idylle gründlich verleidet. Für mich definitiv einer der stärkeren Fälle, auch wenn er nicht leicht zu verdauen war.
So ein scheiss !! Nur prügelnder Haufen. Und schlechte undeutliche Aussprache abgesehen vom Dialekt.
..zu früh abgeschickt..
Mein Kommentar sollte keinesfalls diese Tatortfolge schlecht machen.
Ich fand ihn sehr spannend.
Viele kleine Verästelungen.
Anfangs umgehend auf die falsche Fährte des sich auffällig benehmenden Kneipengängers gelockt worden. Doch immer der Zweifel: es wird doch nicht so offensichtlich sein?!?
Und Tatorte mit lokaler Mundart finde ich immer gut.
Ganz komischer Tatort. Seltsames Ende…
War jetzt wirklich der Pizza Bote der Täter ? 🤔
Zäh wie Kaugummi.
Langatmig ohne Ende.
Ein Stern.
Ein Vollkommen unrealistisches Ende
Würde mich interessieren wie das andere Zuschauer sehen
Bisschen klischeehaft, sonst fand ich den Film sehenswert.
Allerdings hätten Kriminaltechniker im Jahre 2024 gleich erkannt, dass dem Täter 2-Finger fehlen. Schon beim ersten Mordopfer. Aber es ist ja ein Film, da darf bisschen geschummelt werden.
Bootz hatte seine schludrige, braune Lederjacke nicht an !! ;-)
Vater und Mutter des Opfers nehmen Rache am vermeintlichen Mörder ihrer Tochter, dabei hat er gar nicht getötet. Nun werden Vater und Mutter bis an das Ende ihres Lebens der Gedanke der Tötung eines Unschuldigen verfolgen. Kaum zu glauben, dass es noch Dörfer im Schwäbischen gibt, wo die Dorfgemeinschaft vermeintliche Täter zusammenschlägt. Der tatsächliche Mörder wird durch die Fingerabdruckspuren am Hals erkannt, wusste nicht, dass man hierbei fehlende Finger erkennen kann? Sehr gute Schauspieler und Kamera. Ton gelegentlich nuschelig oder zu starker Dialekt. Bedrückende Geschichte, gute Regie. 4 von 5 Sterne!
Tja, was soll ich sagen? Ich glaube, wir haben den gleichen Tatort gesehen.
Jede Menge Dorfklischees, einige Logikfehler. Der Dialekt macht das ganze zwar authentischer (die Leute in so einem Dorf sprechen schließlich nicht im Hochdeutsch), man versteht aber nicht immer unbedingt alles. Ich glaube aber die Geschichte auch so gut verstanden zu haben.
Dass der Kommissar bei der Familie des Opfers (die sicher als mögliche Täter berücksichtigt werden müssen) schläft sogar, mit der Waffe am Nachtkästchen, ist absurd.
Im Mittelpunkt der Ereignisse stand auch diesmal nicht die Ermittlung, unter anderem, weil die eigentlich ganz chancenlos gewesen wäre, hätte Luigi alle Finger. Es muss aber auch im Tatort nicht immer klischeehaft laufen – von Klischees hatten wur heute mehr als genug. Aber warum der Pizzabote ab und zu junge Frauen erwürgt, wissen wir nicht.
Das Familiendrama wurde aber hervorragend dargestellt, Regie und alle drei SchauspielerInnen. Das macht 3 Sterne möglich, mehr nicht.
WARNUNG: Dieser Text könnte von einer KI stammen – aber seien Sie beruhigt, „Heimat“ wurde schon immer algorithmisch reproduziert, lange bevor es ChatGPT gab.
Ich finde die Symbolkraft dieses „Tatort“ bemerkenswert verstörend. Die Folge „Lass sie gehen“ präsentiert sich als beklemmende Parabel über die toxische Seite des oft romantisierten Heimatbegriffs. Besonders interessant ist die Transformation des klassischen Heimatfilm-Motivs in sein düsteres Gegenteil.
Die Protagonistin Hanna wird nicht nur physisch erwürgt aufgefunden – sie wurde bereits lange zuvor metaphorisch von ihrer Heimat stranguliert. Der Gasthof ihrer Eltern, eigentlich Symbol ländlicher Gemütlichkeit, mutiert zum klaustrophobischen Gefängnis. Bemerkenswert ist die körperliche Manifestation der Trauer: Der punkrockende Vater, die sich überessende Mutter, die rastlos laufende Schwester – alles Ausdruck einer Sprachlosigkeit, die symptomatisch für die ländliche Enge steht.
Die Ermittler Lannert und Bootz fungieren als städtische Außenseiter, deren Scheitern am Verständnis der dörflichen Strukturen die Undurchdringlichkeit dieser geschlossenen Gesellschaft unterstreicht. Dass der Täter am Ende quasi zufällig gefunden wird, ist keine erzählerische Schwäche, sondern konsequente Fortführung der Grundthese: In einem System, in dem alle mitschuldig sind, wird der eigentliche Mörder fast zur Nebenfigur.
Besonders gelungen finde ich die Szene des Sportwettbewerbs als Metapher für Hannas Ausbruchsversuch. Ihr bewusstes Stehenbleiben vor der Ziellinie ist ein Akt der Rebellion gegen die vorgezeichneten Bahnen – tragischerweise auch ihre letzte freie Entscheidung.
Die handwerklichen Schwächen der Folge – etwa die etwas holzschnittartige Darstellung der Dorfbewohner – werden durch die atmosphärische Dichte und die existenzielle Wucht der Grundfrage kompensiert: Wieviel Freiheit erlaubt eine Gemeinschaft dem Einzelnen, bevor sie ihn zerstört?
Eine düstere, aber sehenswerte Reflexion über die Schattenseiten deutscher Heimatverbundenheit.
Nachtrag:
phantastische Schauspieler!!!! Ganz besonders beeindruckend fand ich Timocin Ziegler als Marek.
Klischeehaftig,unrealistisch,teilweise lachhaft.
@Schimmelexperte:
Nach dem KI-Lehrgang letzte Woche wissen wir, zu welchem Typ Kommentar Ihrer zählt … 😉
Zu gegenständlicher Folge: Eigentlich hätte der Plot bzw. das Ambiente m.E. besser zu einem ‚Schwarzwald-TO‘ gepasst, was ihn mir grundsätzlich sympathisch erscheinen ließ.
In der Ausführung war dieser Krimi aber dann doch zu klischeebehaftet, der Haupttäter wurde ‚wie aus dem Nichts‘ quasi ‚aus dem Hut gezogen‘ und die biblische Rache (‚Auge um Auge‘) blieb – bis zum Schluss – ungeahndet …
Fazit: Die Provinz-Fälle sind im ‚Schwarzwald-Team‘ besser aufgehoben!
Nein! – Zu viele Klischees in Hinblick auf die ländliche Bevölkerung, zu viel Lokalkolorit in Gestalt unverständlicher Sprache und ein Ausgang der Geschichte, die irgendwie seltsam konstruiert ist. Die beiden Darsteller der Eltern reissen einiges raus, aber das war es auch schon.
Ich fand ihn schon spannend, man musste halt nur gut aufpassen, daß man alles versteht @olli gute idee mit den Untertiteln. Muß mich mal schlaumachen,wie man das hinkriegt. Ansonsten schon sehr bedrückend. Wie marek vor dem ausgehobenen Grab stand… 🤩🤩🤩🤩4 sterne
@Dr. Best
die Szene mit der Ziellinie hatte ich so interpretiert, dass es Hanna aus dem Jenseits war.
Ja, die Heimat…
…ist auch voller Bösem, Gutem und allerlei Abgründen.
Mir habe die Logiklücken, weil es zu viele waren, nicht gefallen.
Und zu vieles bleibt offen.
Beachtlich, was das Ensemble dennoch daraus macht.
Und die letzte Szene, in der die Hinterbliebene Schwester sieht, wo ihr Lauf des Lebens Enden könnte und daraufhin „die Flucht“ ergreift. – Beachtlich.
Ebenso, die Ermittler, die sich wie ein altes Ehepaar benehmen.
⭐️⭐️⭐️ und einen halben.
Bei den Sonntagabend-Krimis hat man ja öfter Grund, über die Tonspur zu klagen. Heute war das besonders krass – und das wirkte sich ausgerechnet auf die Auflösung auf.
Als Herr Riedle vom Friedhof zurückkommt, wo Lannert ihm eröffnete, dass man den Mörder habe, und Herr Riedle somit weiß, dass er mit Gorsky den Falschen umgebracht hat, sagt er ganz leise etwas zu seiner Frau, das ich auch nach mehrmaligem Nachhören nicht genau verstanden habe. Es klang wie „Irgendwann geschieht Gottes Wille“. Deshalb bleibt auch unverständlich, wieso die Frau wenige Augenblicke später auf dem Absatz umkehrt, ihr Gesicht Entsetzen zeigt und sie die Teller fallen lässt.
So, wie es aussieht, bleibt es der Phantasie des Zuschauers überlassen, sich dazuzudenken, dass die Polizei früher oder später hinter den Mord an Gorsky kommen wird.
Die Geschichte war spannend erzählt, aber die vielen nicht oder nur schwer verständlichen Passagen waren ein eindeutiges Minus.
In jedem Fall war der Film ein eindeutiges Plädoyer gegen spießige Enge und dafür, den eigenen Neigungen zu folgen und die eigenen Talente zu entwickeln. Hannah kam nicht durch ihre Eigensinnigkeit um – sie wurde Opfer eines perversen Psychopathen.
Positiv hervorzuheben ist, dass der Mob, der sich auf Gorsky eingeschossen hatte, am Ende nicht Recht bekommt. Dass Gorsky von der Polizei nicht geschützt werden konnte, bleibt tragisch, aber es gab schon Filme – und nicht nur in der „Tatort“-Reihe – wo die vom Mob drangsalierte Person dann tatsächlich auch der Mörder war. Solche Auflösungen halte ich für sehr gefährlich, weil sie der Einstellung Vorschub leisten, die Masse habe immer Recht, und darüber hinaus auch die Selbstjustiz verharmlosen oder gar rechtfertigen. Zum Glück war der heutige Film nicht so.
Von mir 7 von 10 Punkten.
@der Fremde
das Photo hat der Stammgast vom Hirschen (Löffler-Mitarbeiter) geklaut. Das sollte eine falsche Fährte für uns Zuschauer sein.
Der TO heute hat mich leider überhaupt nicht abgeholt – schwer verständliche Dialoge rückwärts gewandter Dorfbewohner in trist-düsterer Atmosphäre, da wundert man sich nur, dass in dem Dorf überhaupt jemand bleiben will – war nicht mein Fall.
Subtil aufdringlich eröffnete dieser Tatort Einblicke in dörflich-konservatives Leben, die Abgründe einer Familie, in der nichts nicht-konservatives einen Wert hat und zeigte dessen Folgen auf.
Gelungen wurde eine Dynamik herausgearbeitet, die immer neue Fährten, neue Verdächtige und Perspektiven aufzeigte.
Und die Tatsache, dass der Täter schließlich fernab des Dorf-Kosmos auftauchte und das ganze auf einem reinen Zufall aufbaut, stellt umso deutlicher heraus, dass Wut blind macht, beim Außenvorlassen einzelner Blickwinkel voreilig gehandelt wird und dass das Dorf in seiner Abgeschiedenheit eben oft in die falsche Richtung geht, oft von Vorurteilen, rassistischem Denken und Rückständigkeit viel zu sehr charakterisiert, und dass dieses Denken eben nicht zielführend ist.
Die zurückhaltende musikalisch-klangliche Untermalung der Handlung, die tiefgründige Darstellung der Charaktere sowie die so vieles aussagende Bildsprache berühren, offenbaren und versuchen zu warnen, vor engstirnigem Denken, dem Bewahren von Konventionen und dem rückständigen Einschränken einzelner in ihrer Freiheit und ihrer Selbstbestimmung.
Ein Tatort mit gelungener Handlung, berührender Umsetzung und Wirkung.
5 von 5 Sternen verdient.
Was Mareks Tot betrifft: in Deutschland kann einer nicht einfach verschwinden, ohne dass anderen auffalle, dass er verschwunden ist.
Aber, selbst wenn die Poliziei irgendwann ermitteln würde, die Chancen, seinen Mörder zu finden, wären ziemlich gering. Man hat nicht mal eine Leiche.
Die einzige Chance wäre dass der Vater es nicht erträgt, er die Tat gesteht und das Grab der Polizei zeigt. Und selbst in diesem Fall könnte ein guter Anwalt erreichen, dass er freigesprochen sei.
Ich meinte @Eric, nicht @der Fremde
ich fand diesen Tatort , aus dem ( schwäbischen ) Leben gegriffen eigentlich recht unterhaltsam ; liegt wohl in erster Linie an den beiden Ermittlern in ihrer persönlichen Art ; mit dem Schwäbisch hatte ich kein so großes Problem – vom Charakter her etwas nuschelig und in fast jedes Wort wird noch ein zusätzlicher Konsonant eingebaut – die Story schon etwas klischeehaft und schon vielfach „verbaut“ ; für einen Tatort aber trotzdem eine passende Basis – besser als übertrieben in Szene gesetzte “ Umweltthemen “ etc. , die meiner Ansicht nach im TO absolut fehl am Platze sind .
Die Story an sich ist eigentlich gut, aber es wirkt seltsam, dass im direkten Umfeld des Tatorts gar nicht ermittelt wird. Stattdessen verlagert sich alles in den Dorfgasthof, und letztlich löst der Gerichtsmediziner den Fall durch Zufall. Das überzeugt mich leider nicht, tut mir leid.
Der Film erinnerte ein wenig an die alten Bienzle-Tatorte: von Stuttgart raus aufs Land, wo das Ermittler-Duo in der schwäbischen Provinz aktiv wird. Mir hat er gefallen!
Ein gewohnt professionell inszenierter Film unseres Stuttgarter Teams, wie immer mit einer Prise feiner Ironie versehen. Der Mörder tauchte am Ende jedoch überraschend aus dem Nichts auf, während der potenzielle Hauptverdächtige plötzlich keine Rolle mehr spielte. Das minderte zum Schluss ein wenig die ansonsten überzeugende Handlung. Dennoch verdient der Film fast die Bestnote – eine klare Eins ist er fast!
Die Auflösung des Krimis durch einen zufällig eingeführten Pizzaboten als Täter war dramaturgisch nicht überzeugend. Dagegen waren andere Elemente des Films, wie die Darstellung der Dorfgemeinschaft und die Rolle des Vaters, realistisch und gut umgesetzt. Der Film hatte Potenzial, wurde aber durch sein schwaches Ende beeinträchtigt.
Wer war denn zuvor auf den Balkon des Mordopfers Hanna Riedle geklettert? Der mörderische Pizzabote? Dann ist sie für mich aber wohl doch kein Zufallsopfer, wie die Polizei es hier am Ende darstellt, oder??
Die ersten zwei Drittel des Tatorts waren solide, aber vorhersehbar in der Handlungsführung – besonders da der zunächst Verdächtige Marek zu offensichtlich als falscher Täter präsentiert wurde. Die Qualität nahm zum Ende hin deutlich ab, wobei der Schluss unbefriedigend und wenig durchdacht wirkte. Im Vergleich zu wirklich hochklassigen Krimis und Thrillern erreichte dieser Tatort kein besonders hohes Niveau.
@Finja:
‚Subtil‘ ist eigentlich das Gegenteil von ‚aufdringlich‘. Bitte die KI besser justieren! 😂
Genauso stelle ich mir das Landleben vor. Alteingesessene, Fremde unwillkommen, Dorfkneipe, Trinkerei, Schlägerei, Tratsch. Nur Thorsten fühlte sich richtig wohl. Essen schmeckt. Sein Matratzentest im Zimmer fand ich gelungen 😅.
Die gläubige Mutter lässt sich in der Kneipe begrabschen und scheut sich auch nicht dem Vater an die Hose zu fassen.
Der lieblose Ex meint mit einer Ledergarnitur Luxus zu bieten. Bei aller Tristesse im Dorf fand ich dieses Wohnzimmer ganz ansehnlich und habe mich gleich geschaudert, wie Hanna in Stuttgart ziemlich unordentlich lebte.
Selbstjustiz im Dorf und der Briefkasten vom Opfer quillt über. Kann ich verstehen, dass es keinen kümmert. Gut gemacht. Ich hätte nur zu gerne dem Verhör des Täters beigewohnt.
Das „Kommissar Zufall“ mal zum Zuge kommt, kann man mal machen. Gestört hat mich dieses grob konstruierte Landleben. So stellen sich offenbar Großstädter die Landbevölkerung vor.
☀☀☀ Gute 3 von 5 Sternen
Der anfänglich gute Erzählstil hat leider, über den ganzen Film gesehen, nie richtig an Fahrt aufgenommen, um sich schließlich zu “verdichten“. Manches Mal waren die Handlungen irgendwie komisch, z. B.: Warum musste der Kommissar dort übernachten? (Hat der Story auch nicht geholfen.)
Trotzdem war es eine gute Geschichte und gut gespielt, wenngleich es einige viel bessere Tatorte aus Stuttgart schon gegeben hat.
Eindeutig hätte man den wahren Täter viel früher einbauen müssen, um glaubhaft zu wirken. Dass der letzte Mord am vermeintlichen Täter unentdeckt bleibt, kann man so machen.
Viele in diesem Forum hatten Verständigungsschwierigkeiten. Ich habe alles gut verstanden, obwohl ich nicht aus dem Ländle komme.
ich denke, wenn man verstehen will, konnte man das auch.
Freue mich auf einen Neuen aus Stuttgart.
Verlässliche schwäbische Qualitätsproduktion, Hochdeutsch versucht man im Ländle schon seit sehr vielen Jahren zu sprechen. Aber die Schwaben kennen ihre Grenzen.
Ein Tatort. Fast wie im richtigen Leben.
Der im weiteren Handlungsverlauf ganz unterschiedlich markant eingesetzte Trommelwirbel mündet irgendwann in einer Exekution (lt. Wikipedia im militärischen Bereich früher auch Füsilierung oder Füsillade) durch ein Erschießungskommando im Wald …
Spannend aber schmerzhaft 😩. Die Protagonisten nicht gut entwickelt, etwas plump alles. Die böse Mutter die den schwachen Vater zum Mord anstachelt. Der Mutter Charakter war besonders plump und beleidigend irgendwie, es fehlte jede Komplexität. Kein Mensch ist nur böse, sie war zu feige selbst zu tun was sie für richtig hielt und hat ihren Mann dann in einer passiv aggressiven Weise dazu gezwungen. Klischee pur. Nicht realistisch und nicht emanzipiert. Frauenfeindlich dazu. Wenn wir uns immer wieder diesen Klischees bedienen und sie immer wieder reproduzieren wird sich die Welt nicht verändern. Das ist an die Drehbuchautoren gerichtet.
Außerdem war die ganze Folge von Klassismus durchsetzt. Als wären alle Menschen die auf dem Land leben und Dialekt sprechen unintelligent, engstirnig, dumm-religiös, abergläubisch und xenophob. Letzteres, was Klassismus angeht gilt für alle Tatorte, Dialekt wirkt immer dumm und irgendwie zurückgeblieben. Oder projiziere ich da meine eigenen Vorurteile mit rein? Kann sein aber ich fände es besser wenn es diese Trennung nicht gäbe gebildet/hochdeutsch contra ungebildet/Dialekt. Ich finde das klassistisch.
Immer wieder amüsant, wie sich die (deutsche) Menschheit über einen Dialekt echauffieren kann, ich empfehle den geneigten, des schwäbischen Dialekts ohnmächtigen, Zuschauern / Lesern einen Kopfhörer ;-)
Selbiger hilft beim Verständnis und ist von der Lautstärke her regelbar. Oder man schalte den guten alten Untertitel zu. Hilft übrigens auch, wenn wieder ein österreichischer Tatort gespielt wird :-D
Zum Fall: großartig, bis zum Wendepunkt und ein bis dato völlig unbekannter Pizzalieferant ins Spiel kommt und als Täter entlarvt wird. Von 5 Sternen im freien Fall runter auf 2.
Ansonsten gefiel mir die Darstellung „vom Ländle“, wie alles zusammenhält, jeder jeden kennt und den Bewohnern sofort klar war, wer als Mörder infrage kommt. So klar einerseits, so absurd und schräg die Anwandlungen der Meute andererseits. Der getriebene Vater übt Selbstjustiz am falschen, was im Übrigen für mich von Anfang an klar war. Zu offensichtlich wurde das Auge auf ihn gelenkt, aber wer konnte es sein?
Klar, ein Pizzabote, der Gärtner konnte es ja nicht sein (Ironie).
Merkwürdige Wendung eines bis dato ganz ansehnlichen Tatorts, als Zuschauer kam man sich schon etwas veralbert vor. Darüber konnten dann auch die lustigen Slapsticks mit Gips und Krücken nicht hinwegtrösten und am Ende blieben einfach zu viele Fragen offen.
ich fand den Tatort anstrengend und die langgezogene Handlung, gefüllt mit Klischees, langweilig.
Das Wettrennen am Ende verwirrte etwas. War es Hanna oder Emma?
Wieso vermisst niemand den unschuldig hingerichteten Marek?
Pizzabote in einer Bibliothek? darf der das überhaupt? Und wieso ist er plötzlich der Mörder? Er wurde zu abrupt und plötzlich in die Handlung eingeführt.
Was reden am Ende die Eltern und warum lässt die Mutter plötzlich die Teller fallen und zieht dieses merkwürdige Gesicht?
die vielen Erzählstränge fand ich anstrengend und haben für mich wenig Sinn gemacht
deshalb 2 von 5 Sternen
@Der Wanderer:
Der Satz lautete (von Louise): „Irgendwenn goht des vorbei“
(Irgendwann geht das vorbei). und er wiederholt das Wort „irgendwann“. Ausnahmsweise nichts mit „Gott“. ;-)
@Eric:
1. Der Gasthof musste halt weiterlaufen, so wie „das Leben weitergeht“.
2. Vermutlich war sie schneller zu Fuß beim Arzt als per Telefon. Dorf eben.
3. Er erschießt Marek, weil Louise drauf bestand. Sie könne sonst nicht weiterleben. Und er braucht sie.
4. Marek ist vor Angst erstarrt und ergibt sich in seine Opferrolle, statt zu fliehen.
5. Nach Marek wird sicher später gesucht, aber evt. kein Mörder gefunden. Für die Story nicht mehr relevant.
6. wurde schon beantwortet.
7. Der Pizzalieferant war ein Serientäter und Hanna ein zufälliges Opfer. Das zweite „Warum?“ kannst du streichen. ;-)
Wow, was für ein Film – einer, an dem ich noch längere Zeit zu knabbern habe. Deshalb mehr stichpunktartig einige Gedanken
Wir erregen uns zu recht, wenn in anderen Kulturen an Frauen Beschneidungen vorgenommen werden (bei Männern scheint das keinen zu stören, wohl weil die Gründe dafür andere sind). Wenn bei uns Lebensträume beschnitten werden, weil sie nicht in unsere Vorstellungswelt oder Normgefüge passen, gehen wir leichter darüber hinweg, denn wir wissen ja, was richtig und gut ist.
Der Film lebt von Ambivalenzen. Die Mutter (gro0artig gespielt von Julika Jenkins) ist eine starke Frau. Sie gesteht sich nicht ein, dass sie eigentlich ein anderes Leben hätte haben können. Ihre Stärke macht sie hart gegen sich und andere und hat letztlich tödliche Konsequenzen. Ihre Tochter findet die Stärke, aus der sie bedrückenden Enge zu fliehen, Auch sie scheitert, wenn auch aus anderen Gründen. Wir haben eben keine Garantie auf ein erfülltes Leben.
Die Dorfgemeinschaft ist sich einig in ihrer Ablehnung des Fremden. (Sinngemäß: Der Gorsky gehört ja nicht zu uns. Der ist ja aus dem Osten – Aus der DDR? – Noch schlimmer, aus Polen. – Jetzt, wo du es sagst. Bei dem Namen.) Und sie haben scheinbar Recht, denn der Mörder ist auch ein Zugewanderter – Ali Pizza. Es ist nicht anzunehmen, dass sie ihre Haltung ändern werden.
Die Dorfgemeinschaft ist scheinbar aus der Zeit gefallen, Die Haltung gibt es aber, nicht nur in den Dörfern. Und wer fremd ist, um den muss man sich nicht kümmern. Goretzky ist schon Tage tot, sein Fehlen scheint keinen zu stören. Der Briefkasten ist nicht geleert und die Polizei weiß offensichtlich nichts von seinem Verschwinden.
Das Bestreben, lokales Kolorit zu erzeugen, führt dazu, dass ein Nichtsprachkundiger Verstehensprobleme hat – ich habe sie Untertitelung eingestellt. Ansonsten ist dieser Film ein Beweis, das Buch und Regie Gutes leisten können, wenn sie nicht in fragwürdige Korsette gezwängt werden.
An der Stelle noch eine Bemerkung. Die Aufgabe eines Drehbuchs kann es nicht sein, die Welt zu verändern. Wenn ein Film ein anitquiertes Rollenbild als solches darstellt, ist das nicht frauenfeindlich, denn es stellt dieses dar, als das was es ist – falsch. Aus irgendeinem Grund sind nicht alle Frauen emanzipiert.
Ich gucke schon länger keinen Tatort mehr weil die Geschichten total fern der Realität sind. Aber der war wirklich der grösste Sch…, den ich seit langem gesehen habe. Wirklich an den Haaren herbei gezogen. Das war das letzte Mal, daß ich mir das angetan habe.
Aus reiner Krimi-Zuschauer-Sicht war der Film nix. Hatte auf einen klassischen „whodunit?“ gehofft – viele Beziehungen, Dorfleben, Landflucht, hatte viel Potential.
Aber dann war es irgendein zufälliger Pizzabote, der dem Zuschauer ohne Vorwarnung eingeführt und von den Kommissaren eine Minute später überführt wird? Echt jetzt?
Hätte eigentlich ein positives Fazit gezogen, aber mit DER Auflösung, ich weiß ja nicht…
@I.Mirk:
Ich finde Ihren Kommentar grundsätzlich sehr gut („Die Aufgabe eines Drehbuchs kann es nicht sein, die Welt zu verändern“). Gerade dieser Versuch von vorgeblich modernen Drehbüchern, die Einstellung der Menschen ändern zu wollen – Stichwort ‚inclusion rider‘ – eckt ja bei vielen Zuseher:innen an. (Meine Einstellung dazu: Man sollte durchaus auch ‚queere‘ Lebensmodelle in Krimis einfließen lassen, aber in etwa in einer Größenordnung, welche auch im tatsächlichen Leben anzutreffen ist!).
Der gegenständliche Krimi wirkt aufs erste auch deshalb sympathisch, weil hier – bis auf die Regenbogen-Fahne am Balkon der Stadtwohnung der ermordeten Tochter – keine ‚queren Verhaltensmuster‘ über die Geschichte gestülpt werden. Das ist in aktuellen ARD- oder ZDF-Produktionen eher die löbliche Ausnahme!
In einem Punkt teile ich jedoch nicht Ihre Ansicht: Die Mutter ist m.E. schon aus dem Grund NICHT STARK (!), weil sie eben nicht in und aus ihrem Leben das gemacht hat, was ihren Neigungen entspricht – und dies auch noch ihrer Tochter verbieten wollte.
Eine zwiespältige Angelegenheit: nicht schlecht. Aber richtig gut halt auch nicht. Ich bin ja, wie schon des öfteren angemerkt, durchaus ein Freund davon, wenn der Tatort mal raus aufs Land geht: Wenn es gut gemacht ist, bietet sich da die Gelegenheit, tief in die verborgenen Abgründe eines spezifischen Mikrokosmos zu blicken und dabei umgekehrt allgemeinmenschliche Erlebnis- und Verhaltensweisen näher zu erkunden. Und es war ja auch angerichtet: die verhärtete Mutter, die ihre eigenen Lebensträume und -wünsche nicht hat erfüllen können (unglaubwürdig: wie die, trotz verlorener Tochter, aufgeblüht ist, weil der Mann den Mord dann begangen hat), der schwankende Vater, die in sich verkapselte jüngere Schwester, die ersichtlich fasziniert ist von den Menschen „aus der Stadt“ (bei der Trauerfeier), aber bisher wohl den Mut zum Auf- und Ausbruch nicht gefunden hat … das alles hätte schon was hergegeben, und die durchweg guten Schauspieler hätten das auch viel komplexer umsetzen können, als es dann geschehen ist.
Für mich blieb da allerdings viel zu viel bloß angespielt. Als schwebte über der ganzen Geschichte immer die Ansicht der Autoren „Wir wissen ja eh alle, wie’s da draußen zugeht“. Stattdessen dann die üblichen Versatzstücke: der mit hinterlistigen Biedermännern besetzte Stammtisch, der aufgeheizte Mob, der den Unschuldigen beinahe lyncht usw. Ebenso klischeehaft übrigens, das geht leicht unter, der Auftritt der Städter.
Und da sind wir dann vielleicht beim Kernproblem. Es mag hie und da so ein Dorf schon noch geben, und auch so ein Stammtisch wird noch aufzutreiben sein. Allerdings dürfte das alles mittlerweile fast exotisch sein: Die Autokennzeichen in dem Film trugen Reutlinger Nummern. Da sind, logo, Reutlingen, Tübingen, auch Stuttgart und Ulm nicht weit, um die historischen Kerne der Dörfer haben sich seit den 70er Jahren regelrechte Ringe aus Neubesiedlungen gelegt, deren Einwohner tagsüber sonstwo arbeiten, und solche (noch offenen) Wirtshäuser kann man (leider) mit der Lupe suchen. Will heißen: Ich bezweifle, ob es in der Hinsicht das Stadt-Land-Gefälle überhaupt so krass noch gibt. Wie gesagt: Es findet sich alles, und ein Film darf das auch gerne mal behaupten, dann muss aber Tiefgründigeres kommen. In dem Zusammenhang: Der Einfall, dass in der Grube des erschossenen Marek auf einmal das Telefon klingelt, war ja durchaus originell und gruselig. Im Gesamtkontext aber fast unfreiwillig komisch, und ich musste da unwillkürlich lachen.
Angenehm zurückhaltend, leicht und locker das Team, keine persönlichen Verwicklungen, keine privaten Malaisen außer der Sorge um Kratzer im Porsche. Sehr schön. Die Auflösung des falls aber natürlich schon fast albern, da springt dann fünf Minuten vor Schluss ein Pizzabote aus der Schachtel, als hätten die Autoren gemerkt „huch, ist ja schon rum, jetzt aber schnell“. Das war nichts.
Insgesamt drei Sterne, das konnte man schon gut mal konsumieren, hängenbleiben wird nicht viel.
***
Bei mir scheitert diese TO-Folge am Realitäts-Check. Kann es sein, dass Lannert und Bootz diesmal nicht im Porsche, sondern im DeLorean unterwegs waren und die Zeitleitung auf minus 50 Jahre gestellt hatten? Ich bin vor 30 Jahren aus der Großstadt aufs Land gezogen. Mit der Lebenswirklichkeit um mich herum hat dieses in Babelsberg ersonnene und vermutlich am WG-Küchentisch als Dunkeldeutschland auf der Alb ausgemalte „Hinterwaldingen“ partout nichts zu tun. Mir scheint es eine perfekte Projektionsfläche für die Urängste von „gebildeten“ Städtern vor dem Unbekannten jenseits ihres urbanen Dschungels zu sein. Eine Wertung möchte ich heute nicht abgeben, aber mir fällt der alte Satz von Volker Pispers ein: „Wenn der Feind bekannt ist, hat der Tag Struktur!“
Einfach nur furchtbar!
Hatte der SWF kein Geld um das ganze vernünftig auszuleuchten. Gab es keine Schauspieler deren Muttersprache schwäbisch ist. Es hört sich furchtbar an wenn Nichtschwaben versuchen schwäbisch zu schwätzen. im übrigen nach 20 Minuten abgeschaltet. Leider werden die Tatorte immer schlechter, vor allem wenn Politik und Wokeness mitdazu kommt.
Über die klischeehaft als dumpf-stumpfsinnig dargestellten Dorfbewohner braucht man nicht mehr nachzudenken, so sieht man in den Redaktionen den ländlichen Raum eben. Komplett unglaubwürdig agieren diesmal, wieder mal, die Kommissare. Immer wieder bauen sich Verdächtige oder einfach nur der Dorfmob bedrohlich und agressiv vor den Polizisten auf. Man spuckt ihnen vor die Füße, trommelt aufs Autodach, schreit ihnen ins Gesicht. Konsequenzen? Keine. Milde lächelnd fährt man im 911er von dannen. Polizeiarbeit vom feinsten.
Ein bemerkenswerter Tatort! Danke!
Timocin Ziegler – für uns d i e Entdeckung. Ein großartiger Schauspieler! Her mit den Preisen für ihn!
Was für eine Scheiße. Es wird jeden Sonntag schlimmer. Das alles hat mit Tatort/Kimi nichts mehr zu tun.
@Hanz W. • am 18.11.24 um 10:43 Uhr:
Zwei bereits verwendete Situationen z. B. aus anderen TO-Folgen „kopiert“:
-> Handyklingeln in der Grube des vergrabenen Ermordeten sh. Tatort Folge 1243: „Erbarmen. Zu spät“
-> Beide Ermittler übernachten im örtlichen Wirtshaus sh. Tatort Folge 1248: „Königinnen“
Zu abwegig fand ich, dass und wie der Vater Riedle den Gorsky ermordet und verscharrt hat. Und dass das einfach so stehen gelassen wurde. Außer dem überquellenden Briefkasten Gorskys blieb nichts von ihm, sehr seltsam. Hat seine Freundin ihn nicht suchen lassen ???
Auch der Schluss war schon sehr bemüht und plötzlich. Da war wohl zu wenig Zeit, um noch auf den Pizzaboten einzugehen. Das war jetzt eben mal zufällig ein aus dem Hut gezauberter Mörder.
Und das Genuschel machte es zeitweise schwer, mitzukommen. Ich meine nicht den Dialekt, der ist passend.
Ansonsten war es zwar oft übertrieben, aber doch interessant gemacht. Und manchmal witzig. Tatort Stuttgart ist an sich okay.
Sehr gute Schauspielerleistungen in diesem Familiendrama !
@Thomas:
Die hochschwangere Freundin hat Gorsky schon den ‚Laufpass‘ gegeben, nachdem diese erfahren hat, dass dieser das spätere Mordopfer gestalkt hat, weil er diese ‚liebe‘ …
(es gab also wohl niemanden mehr, der sich intensiver über den Verbleib von Gorsky wunderte, es war den anderen Dorfbewohnern egal!)
Für mich die besten Tatorts überhaupt Stuttgart ist sehr authentisch wahrheitsgemäß lebensnah, so wird auf dem Land eben gesprochen. Schade, war nur der Schluss, bei dem man wirklich nicht weiß, wie es zu Ende gehen soll. Wäre schön, wenn mehr Tatort von Stuttgart gesendet würden.
Immer wieder wird kritisiert, dass ein einseitiges und abwertendes Bild der dörflichen Gemeinschaft gezeichnet werde und die Realität eine andere sei. Ich möchte eine Lanze für die Autoren brechen. Meines Wissens haben die Autoren weder den Auftrag noch das Ziel, ein allgemeingültiges Bild das Leben auf dem Land zu entwerfen. Wenn sie ein klischeehaftes und einseitiges Bild zeichnen, dann, weil Klischees bei uns Erwartungen hervorrufen oder bedienen. Das ist als eine Frage der Erzählökonomie. Solange sie sich nicht verselbstständigen, ist das in Ordnung. Und dann ist es vielleicht hilfreich, einen Perspektivwechsel zu probieren. Wie oft wird formuliert, der Film erfülle diese oder jene Erwartung nicht. Produktiver ist sich auf das Angebot des Films zunächst einzulassen und dann zu fragen: Bin ich bereit, dies zu akzeptieren? Das erweitert mitunter auch den Horizont. Die Frage ist nicht, ob es dies oder jenes so gibt oder nicht, sondern wie überzeugend ist es für die Wirkung des Films.
@Der Fremde: Schön, dass wir eine unterschiedliche Sicht im Einzelnen haben, in der Gesamtwertung übereinstimmen.
@ulimuelli: Ich habe mich sachkundig gemacht. was unter Klassismus zu verstehen ist. Da im Tatort an keiner Stelle behauptet oder unterstellt wird, alle auf dem Land Lebenden seien ignorant, engstirnig, hinterwäldlerisch usw., dürfte der Vorwurf ins Leere laufen. Anders bei Reinhard Mey, der lauthals und publikumswirksam behauptet hat, der Mörder sei immer Gärtner. Zu seiner Entschuldigung kann ich nur anbringen, dass er als Lind erleben haben dürfte, wie sein Vater mit Spaten und Hacke Würmern und anderem Getier auf grausame Art den Garaus gemacht hat. Diese Traumata dürfte er in einem Lied verfremdet verarbeitet haben.
So ein Quatsch
Das innovative, Land der Weltmarktführer Baden Württemberg als so was Hinterwäldlerisches darzustellen ist schon eine Frechheit
Und was ich zur Zeit immer häufiger bei Krimis beobachte , ist das man 85 min mit rätselt und dann in den letzten 5 min irgend jemand Kunterbuntes aus dem nichts heraus als Mörder auftaucht
Doofer geht´s nicht
@Maxi • am 17.11.24 um 23:57 Uhr „…und warum lässt die Mutter plötzlich die Teller fallen und zieht dieses merkwürdige Gesicht?“ – die Frage zum Wortlaut der Eltern beantwortet @Mel • am 18.11.24 um 0:22 Uhr – … weil sie da m. E. realisiert, dass ES eben nicht vorbei ist, auch nicht irgendwann …
Die Mutter erinnert insofern an William Shakespeare’s Lady Macbeth („theoretical thinker“ = Mordanstifterin an Marek Gorsky) ihres Gatten Macbeth („practical planner“ = Mörder), der ihr in den Anfangsszenen im Wirtshaus unmittelbar nach ihrem Griff zwischen seine Beine auch noch ausgerechnet im übertragenen Sinn versichert, dass seine „Knarre immer geladen ist und funktioniert“, was er dann seiner Lady Macbeth auch später im Wald an der ausgehobenen Grube und am genannten Marek tatsächlich beweisen muss …
…und seit WANN darf man sich Pizza in eine öffentliche Bibliothek liefern lassen? Auch dafür wird man erschossen! Überall auf der Welt, aber ganz gewiß in der Hauptstadt des Ländle.
Problem ist, dass die beiden Stuttgarter, deren Namen ich bis heute nicht auseinander halten kann (wer ist Lannert, wer Bootz??), immer nur so stark wie ihre Fälle sind, bei schwachen schmieren sie sofort ab. D.h., das Drehbuch muß hier die Schauspieler tragen, nicht umgekehrt. Nicht gut. Das hier war wieder ein schwaches – sie hatten ja auch, meine ich, vor gut zehn Jahren enorme Startprobleme mit drei, vier miesen plots hintereinander, ich wollte sie mir danach gar nicht mehr antun. Und hier nun eine Konstruktion mit durchweg verächtlichen Figuren, das funktioniert wohl nicht. Ein Vollidiot von Vater mit Halbglatze in Unterhemd trauert mit Selbstgebranntem bei Death Metal?? Das glauben sich die Autoren wohl selbst nicht. Schlimmer: Müller und Klare reißen es einfach nicht, dagegen waren Raacke und Alinovic in Berlin Hollywood. Hier allein löblich die konsequent dunkelgraue Atmosphäre. Die Form hätte einen überlegteren Inhalt verdient.
Ich sag mal so…
Solange so ein Bild von uns Landeiern in die TV und TO Welt gesetzt wird, haben wir noch gaaaanz lange unsere heilige Ruhe vor all den städtischen Übermenschen.
Das war aber auch schon das einzig positive an diesem komplett irrealen Tatort.
@IMO68
Eine öffentliche Bibliothek ist auch ein Arbeitsplatz für die Mitarbeiter.
Es ist ganz normal. dass sich die dortigen Angestellten auch mal etwas bringen lassen und in ihrem Büro, oder wo sie sitzen, verspeisen.
@
Der Pizzabote war nicht der Balkonkletterer. Das war der Ex-Verlobte mit gefärbten Haaren und deswegen wurde er ja auch verdächtigt und festgenommen.
Aber obwohl ich das Stuttgarter Team ganz gerne sah, war diese Folge der zweitschlechteste Stuttgarter Tatort.
Der schlechteste war die Folge 991 vor acht Jahren.
Dieser neue dramaturgische Blödsinn mit einem offenen Ende, bzw. hier ein ungeahndeter Mord (Cliffhanger?) ist für mich das Werk eines Regisseurs, der sich für besser hält als er ist.
Das dauernde Getrommel war endnervig und aufdringlich. Hat die Szenen ins Lächerliche gezogen, hätte deswegen fast abgeschaltet. Sonst fand ich den Film gut. Tatort ist eben Tatort. Wer Hollywood will, sollte ins Kino gehen…
Hi Bruno – no, Sir! Die Angestellten mögen mal in ihren Büros (und nur dort) einen Teebeutel aufgießen und ein Knäckebrot mümmeln, aber nicht am Arbeitsplatz, z.B. Terminal. Und schon gar nicht dürfen sich Besucher (!) Pizza liefern lassen, auch die Kripo nicht (und auch die Angestellten nicht). Was noch? Partyfäßchen Bier?
Das Höchste der Gefühle, seit ca. drei Jahren in BRD und Austria: Studis dürfen sich ein Wasserfläschchen oder so ein Thermodingsbums mitnehmen. Nothing else.
Was für ein Film. Ich habe sehr schlecht einschlafen können, da ich den merkwürdigen Schluss nicht verstanden hatte. Wer als Kommissar teilt dem Vater am Grab der ermordeten Tochter mit, dass der Täter ermittelt wurde. Das ist in der Wirklichkeit gefühllos.
Ansonsten war der Film spannend und zeigte das Dorfleben so , wie ich es kannte
Von Karl Kraus gibt es das schöne Diktum, dass Kunst die Wirklichkeit durch Übertreibung bis zur Kenntlichkeit entstellen kann. Ich bleibe dabei: in diesem Tatort wird leider nur bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
Dörfliche Strukturen in Pizzaboten-Entfernung von Großstädten haben heute exakt entgegengesetzte Probleme als diese dumpfe, im eigenen Saft brütende Dorfgemeinschaft, denn sie wurden schon lange zu Schlaf- und Pendlerdörfern mit einem hohen osmotischen Austausch mit den städtischen Einflüssen bei Zerfall älterer Strukturen. Wenn ich allein schon diesen Auftritt des „Dorfpfarrers“ mit dem irren Blick am Anfang sehe… Fragen Sie mal einen Geistlichen, der inzwischen meist vier bis fünf frühere Kirchengemeinden in Personalunion betreut, wie viele seiner „Schäfchen“ er noch persönlich kennt! Und wo tatsächlich noch Gast- oder Landwirtschaft in der Familie betrieben wird, ist es schon seit Jahrzehnten geradezu eine ökonomische Pflicht, dass ein oder mehrere Familienmitglieder einen qualifizierten Facharbeiterjob haben – in der gezeigten Region gerne „beim Daimler“ – um den Laden daheim auch bei Flauten über Wasser zu halten. Nein, das sind keine abgehängten Hillebillies aus den Appalachen, die bei jeder Gelegenheit in karierten Flanellhemden mit Waffen umherfuchteln.
Mir macht es ehrlich gesagt Angst, wenn ich hier Kommentare lese wie „Genauso stelle ich mir das Landleben vor. Alteingesessene, Fremde unwillkommen, Dorfkneipe, Trinkerei, Schlägerei, Tratsch.“ Das Bild hängt schief. Gewaltig – und meines Erachtens absichtlich – schief.
Wobei die Hillbillies in den USA inzwischen auch nur noch Klischee sind… Ich lebe in Virginia.
@arte-Versteher:
Ich habe mit meiner Partnerin ein Wochenendhaus „am Lande“ (Grenzgebiet Weinviertel/Waldviertel in Ö). Auch ich finde die Zeichnung des „Landlebens“ in dieser TO-Folge stark übertrieben. Ein Dorf-Wirtshaus haben wir bei uns (Dorf mit ca. 500 Einwohnern), und es funktioniert auch gut – dank starken Engagements der Betreiber-Familie.
In den Nachbardörfern haben allerdings die meisten – ehemals gutgehenden, alteingesessenen – Gaststätten zugesperrt (wg. Personalmangel, hohen Energiepreisen, zu viel Bürokratie, geändertem Kundenverhalten seit der Coronakrise, etc.).
Was stimmt, ist, dass „Trinkerei“ und „Tratsch“ durchaus im Dorf-Wirtshaus anzutreffen sind (insbes. an Wochenend-Abenden bzw. beim „Frühschoppen“ am Sonntag). Gewalt kommt nur selten vor (wenn, dann eher verbal!) und die Ausgrenzung von „Fremden“ findet eher dort ihr Ende, dass man eben üblicherweise nicht am „Stammtisch“ sitzt (dort ist für die alteingesessenen, dort geborenen Charaktere reserviert).
Ich denke, diese Art der Ausgrenzung von „Nicht-Eingeborenen“ ist aushalt- und zumutbar!
Natürlich werden unbekannte Menschen am Lande misstrauischer beobachtet. Das hat auch seine Vorteile –> Ausspähung von geplanten Einbrüchen fällt schneller auf, etc.
Ansonsten sind die Charaktere der Menschen und deren Probleme durchaus jenen von Städtern nicht unähnlich: das Nachtrauern über vergebenen Lebens-Chancen gibt es wohl in beiden „Welten“ …
Dass ein Dorf-Außenseiter einfach in Selbstjustiz getötet und im tiefen Tann vergraben werden kann – und keinen interessiert´s – erscheint mir eher als „urban legend“ … ;-)
Mir kommt der Ausflug von Lannert und Bootz (übrigens eines meiner Lieblingsteams, weil sie so unaufgeregt sind und immer so gut füreinander sorgen) in diese Kneipe vor wie eine Folge von Kommissar Finke und seinem Assistenten aus den 70ern (man beachte auch die schäbigen Tapete und die Betenden Hände im Fremdenzimmer).
Von den gutbürgerlichen Gaststätten haben hier bei uns die überlebt (ja, Corona war eine finale Nagelprobe), die längst von den Juniorchefs übernommen und mit frischem Pep zeitgemäß ausgerichtet wurden. Und wie gesagt, mindestens einer aus der Familie ist auch anderweitig berufstätig, die Kinder werden stolz auf höhere Schulen und wenn’s geht zum Studieren geschickt. „Ein Vollidiot von Vater mit Halbglatze in Unterhemd“ (Danke @IMO68) wäre hier bei uns als „Familienunternehmer“ jeglicher Art längst untergegangen.
Was die Integrationsfähigkeit betrifft: Ankommen, nicht klug daherreden, etwas beitragen, und gut ist es. Größter Integrationsfaktor überhaupt: Wenn du Kinder hast, die in den Kindergarten oder die Grundschule kommen, hast du im Handumdrehen jede Menge netter Kontakte. Falls du aus dem Alter raus bist, hilft auch Gassigehen mit dem Hund.
wenn man den Dialekt bzw. einen regionalen Bezug nicht hat, wozu dann noch die Tatorte in diversen Regionen?
das mit dem Dialekt wird hier bemängelt.
aber das war doch das einzige, was hier im Film wirklich gut war.
Lannert und Bootz haben keine Zukunft mehr ohne regionalen Bezug.
wobei, mit 69 ist Richie Müller eh langsam vor der Rente.
er sieht aber vergleichsweise jung aus, muss man sagen, man könnte ihn für 67 oder gar 66 halten.
dann wäre er im offiziellen Polizeidienst auch schon lange raus.
der Porsche 911 ist der dritte Hauptdarsteller. ein 1975er 911 Targa im guten Zustand ist das Dienstfahrzeug von Lannert. was kostet so was?
na ja, mobile.de spuckt schon welche um 30000 aus. also, muss nicht unbedingt ein Vermögen kosten. sind natürlich selten. aber Dienstfahrzeug für die Kripo? ähnlich realistisch wie ein Ami-Oldtimer.
es ist zwar eines der üblichen „Wir sind ständig persönlich involviert“ Duos, aber sie hatten einige ganz nette Fälle. Nicht zu kompliziert und verkopft, wie es teilweise heute ist.
aber die Tatorte von Lannert Bootz werden schwächer. die Luft ist raus. v.a.D. seit Staatsanwältin Alvarez raus ist.
Ich wohne mein ganzes Leben in einem kleinen Dorf am Rande der Alb und fühle mich hier auch sehr wohl.
Der Tatort hat das Dorfleben, vor allem in Bezug auf gewisse Dynamiken und Kriminalität, sehr gut dargestellt. Es war eine mir sehr bekannte Umgebung.
Und ich denke, dass es keinesfalls eine negativ behaftete Darstellung des schwäbischen Dorflebens darstellt.
Nur das Ende kam etwas zu plötzlich. Insgesamt habe ich ihn sehr gerne angeschaut.
Bin grad im direkten Zusammenhang mit dem Folgentitel über den TV-Beitrag des Tatort-Juristen und ARD-Rechtsexperten Frank Bräutigam gestolpert Tatort-Jurist zum Fall ‚Lass sie gehen‘ – hier anschauen , der ab ca. 2:47 Minuten den „Rache-/Ehrenmord“ durch das Ehepaar Riedle an Marek als „Totschlag“ mit einer Freiheitsstrafe im unteren Bereich (5 Jahre) einordnet …
@Holger Schoppmeier:
Bin auch Jurist –> das war kein „Totschlag“; allein schon deshalb, weil die Tat nicht im Zuge einer ‚allgemein begreiflichen, heftigen Gemütserregung‘ erfolgte, es war vielmehr geplanter MORD (sh. das bereits ausgehobene Grab!). So zumindest das österr. Recht, und das unterscheidet sich im Strafrecht nicht so sehr vom dt. Recht … 😉
@Der Fremde:
Vielen Dank für Ihre prompte Rechtseinordnung, auch aus meiner Sicht ein eiskalt schon im Vorfeld (durch Lady Macbeth genauso mitschuldig) geplanter Hinrichtungsmord, neben dem bereits ausgehobenen Grab das Reifenzerstechen von Mareks PKW und anschließend heimtückisch-„freundlicher“ Mitnahme im KFZ direkt zur Hinrichtungsstätte …
Folgendes BGH-Urteil finde ich dann allerdings wiederum irritierend hrr-strafrecht.de/hrr/3/11/3-425-11.php
In diesem Sinne ordne ich auch @Attila • am 17.11.24 um 22:32 Uhr „…dass der Vater es nicht erträgt, er die Tat gesteht und das Grab der Polizei zeigt. Und selbst in diesem Fall könnte ein guter Anwalt erreichen, dass er freigesprochen sei.“
Hier im Forum bislang unkommentiert, möglicherweise übersehen oder überhört, zum Glück aber in irgendeinem der bislang aktuell 638 Kommentare bei zeit.de/kultur/film/2024-11/tatort-stuttgart-lass-sie-gehen-obduktionsbericht#comments gleich einer „Stecknadel-im-Heuhaufen-suchend“ versteckt wurde dort absolut berechtigt auf die wunderbar gelungene Reminiszenz an Otto Prokop durch den Gerichtsmediziner Dr. Daniel Vogt trefflichst bei ca. 1:19:09 („Ich hab‘ mich mit Prokop getroffen“ Bootz: „Prokop?“ Vogt:“ Ein Kollege“).
Nur diese Koryphäe Prokop erkannte den aktuellen Zusammenhang der Würgemale zu dem alten, bislang unaufgeklärten Mordfall … Chapeau !!
Interessanter Artikel in der WELT mit gut 400 Kommentaren (Stand 16:09 Uhr) – Titel:
Vorwürfe gegen ARD „Affront gegenüber Menschen im ländlichen Raum“ – Statisten kritisieren „Tatort“
welt.de/vermischtes/article254594704/Affront-gegenueber-Menschen-im-laendlichen-Raum-Statisten-kritisieren-Tatort.html
Danke, den WELT-Artikel wollte ich auch gerade anteasern. Hoffentlich verschwindet er nicht so schnell hinter der Paywall.
O-Töne der Statisten aus dem Tennisclub TV Münsingen:
„Wir sitzen hier ja nicht Bier saufend unterm Hirschgeweih und zeigen uns unsere Pistolen.“
und
„Ganz offenbar liegt der letzte Besuch der Drehbuchautoren auf dem Land Jahrzehnte zurück“, schreibt Schuster. Es werde ein Dorfleben skizziert, das es seit den 1950er-Jahren nicht mehr gebe.
Offenbar haben zuvor auch die „Südwestpresse“, die „Stuttgarter Zeitung“ und die „Stuttgarter Nachrichten“ über die Beschwerde der Statisten berichtet.
Ja, aber warum nimmt man dann als Statist an einem Film teil, mit dessen Inhalt man sich so gar nicht identifizieren kann?
Also ich fand die Folge nicht soo schlimm, überzeichnete Dorfbewohner hat’s in Krimis schon
öfters gegeben, sh. z.B. PR-Folge „Mörderische Dorfgemeinschaft“ … 😯
„warum nimmt man dann als Statist an einem Film teil, mit dessen Inhalt man sich so gar nicht identifizieren kann?“
Das ist ganz einfach: Weil man als Statist nicht weiß, was aus diesen Szenen am Ende im Film wird, wie sie zusammengefügt werden und welchen Gesamteindruck („Inhalt“) sie ergeben. Es soll übrigens auch schon hochdekorierten Schauspielern passiert sein, dass sie hinterher gestaunt haben, in welchem Film sie mitgespielt haben…
Vielleicht haben wir alle am 17.11.24 ja zunächst erst nur den zweiten Teil einer Trilogie gesehen … im noch folgenden Teil 3 könnte sich (das fiktive) Waldingen in jeder Hinsicht, also infrastrukturell und vor allem bzgl. des vielkritisierten Dorflebens, modernisiert zeigen, vor allem erst recht ohne den bisherigen Gasthof „Hirsch“ in seiner jetzigen Form. Das Mordopfer und Hannas Schulfreund Marek Gorsky würde gefunden, der Mordfall Marek Gorsky durch das mörderische Ehepaar „Macbeth + Lady Macbeth“, den manche Rechtsexperten jedoch als Totschlag „im unteren Strafrahmen mit 5 Jahren Haft einschätzen, durch Lannert+Bootz aufgeklärt und am Schluss sind alle Kritikwogen geglättet :-)
Vorher aber gibt es aber noch als Teil 1 ein Prequel mit einer quicklebendigen Hanna Riedle, dem späteren Mordopfer, bis zur Begegnung mit ihrem Mörder …
Exposé bitte sofort beim SWR einreichen!
HAHAHA, bin nur ein Fan fast aller „Lannert+Bootz-Fälle“ …
Hallole, wir fanden den Krimi mit viel Lokalkolorit, und juchu, Überraschung schwäbischem Dialekt, endlich mal !!, sehr sehr gut. Die Handlung lässt sich auf alle Regionen in D sehr leicht übertragen. Also nicht nur Schwäbisch/Alb….Niemand sollte sich daher angegriffen oder benachteiligt fühlen , bitteschön. Die Arroganz mancher Kommentatoren (z. B. von der tz München) brauchts nicht. Besonders hervorheben möchte ich die schauspielerische Leistung aller Darsteller. Besonders der (bis dato)nicht so bekannten jungen Schauspieler ,die mich sehr beeindruckt haben. Ich sage ein herzliches Dankeschön für diese Leistung. Diesen Tatort werden wir nicht vergessen. Sodele,viele Grüße aus München
Birgit und Matthias
Da bestätigt sich wieder das Sprichwort: Lieber Lepra, als vo da Alb ra! 😄
Ein ziemliches Highlight einer Folge. Gute Atmosphäre, gut ausgerollte Geschichte, tatsächliche Spannung und anspannungsvolle Dynamik, hier und da gut eingesetzte Gschmäckle des ländlich-verzauberten, etwas trostlosen Landlebens (auch die Programmbeschwerde des Tennisclubs Münsigen kann an dieser am Ende fiktiven Darstellung nicht rütteln). Schauspiel und Rollen insbesondere bei Marek Gorsky und Hannes und Luise Riedle sehr gelungen. Überraschend, da nicht immer der Fall: Dem Fall tut sein offenes Ende gut. Insgesamt kann der Film damit überzeugen, uns Bilder, Figuren, Sachverhalte nicht in der offensichtlichsten Weise zu zeigen, sondern mit einer Portraitierung, die eigene Schlüsse ermöglicht, punkten (etwa über das Familienleben der Riedles, über die Flucht von Hanna Riedle in die Stadt und was sie wohl dort für ein Leben hatte, über ihre Expartner, u.ä.). Es ist also ein gelungenes Spiel mit teilweise eher subtilen Tönen. In der Summe eine der besten Stuttgarter Folgen, ergo insgesamt auf jeden Fall sehenswert!
Ja, man kennt Folgen mit einem derartigen ‚Setting‘ eher aus dem Schwarzwald (wofür dessen Team in der Regel das ‚Alleinstellungsmerkmal‘ hat und wofür ich es liebe). 😘
Mir hat dieser Tatort gefallen. Klar war das Dorfleben klischeehaft überzeichnet. Eine Zeitreise in die 60 bzw. 70er Jahre.
Und das Ende fand ich auch gut, im Gegensatz zu vielen anderen hier. Alle Ermittlungen liefen quasi ins Leere und der Zufall bzw. der Gerichtsmediziner entdeckt das richtige Puzzleteil. Verstörend fand ich nur die schon unterwürfige Art der Ermittler… Seit wann darf ich Polizisten über den Fuß fahren, vor die Füße spucken, anrempeln usw. Dafür einen Stern Abzug.
Und was den Dialekt angeht, genau das macht bei mir den Reiz der Serie aus. Ich lebe die meiste Zeit des Jahres im Englisch sprachigen Raum, daher liebe ich es die verschiedenen deutschen Dialekte wieder zu hören.