Tatort Folge 1277: Dein gutes Recht
So 27.10. 20:15 Uhr ARD
So 27.10. 21:45 Uhr ONE
Mo 28.10. 02:25 Uhr ONE
Di 29.10. 00:30 Uhr ARD
Erscheinungsjahr: 2024
Kommissar: Odenthal und Stern
Ort: Tatort Ludwigshafen
Kurz und knapp – darum geht’s
Schüsse fallen in der renommierten Kanzlei Prinz: Der Juradozent Jasper Ünel liegt tot in einem der Büros. Einzige Zeugin ist Patricia Prinz, Gattin des Toten und Kanzleichefin. Doch ist sie wirklich nur die bedauernswerte Witwe? Die Ludwigshafener Kommissarinnen Lena Odenthal und Johanna Stern finden heraus, dass Anwältin Prinz ihre Prozessgegner systematisch diskreditiert, weswegen es einen heftigen Streit zwischen ihr und Jasper Ünel unmittelbar vor dessen Tod gegeben hat. Und dann muss sich Odenthal auch noch einer internen Ermittlung stellen, die das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden Ermittlerinnen auf eine harte Probe stellt …
Der 80. Einsatz von Ulrike Folkerts als Lena Odenthal ist am 27.10.2024 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.
Inhalt der Tatort-Folge „Dein gutes Recht“
„Super, ich kann nächstes Jahr anfangen, bis dahin mach’ ich noch Work and Travel.“ – Odenthal und Stern sind genervt. Nicht genug damit, dass die Personalabteilung der Polizei Ludwigshafen offenbar selbst unter einem Mitarbeiter-Engpass leidet, weswegen die beiden Kommissarinnen persönlich die Vorstellungsgespräche für die Nachfolge ihrer langjährigen Sekretärin Edith Keller führen müssen: Endlich finden sie eine geeignete Kandidatin, doch die hat es offenbar nicht so eilig damit, den neuen Job anzutreten. Dabei könnte die Kripo gerade jetzt jede helfende Hand gebrauchen, um die Mordermittlungen im Tatort „Dein gutes Recht“ voranzutreiben.
Wer gab den tödlichen Schuss auf Jasper Ünel ab, Gatte der renommierten Anwältin Patricia Prinz? Das ist die entscheidende Frage, die das Ermittlerinnenduo Odenthal und Stern schon den ganzen Tag umtreibt, weshalb die Bewerberinnenschar vor ihrem Büro das Allerletzte ist, was sie gerade gebrauchen können. Prinz selbst hat die Leiche ihres Mannes in der Kanzlei gefunden und ist am Boden zerstört – obwohl sich die Eheleute kurz zuvor noch ordentlich gezofft haben, wie die Witwe unumwunden zugibt. Der idealistische Rechtsgelehrte war es offenbar leid, dass es Patricia immer nur um Erfolg und Geldverdienen geht, obgleich er selbst von den üppigen Kanzleieinnahmen auch ganz gut gelebt hat. Viel weniger kooperationsbereit zeigt sich Advokatin Prinz, wenn es um Auskünfte über ihre Mandanten geht – und damit über potenzielle Täter im TV-Krimi „Dein gutes Recht“, schließlich steht sie als Fachanwältin für Arbeitsrecht regelmäßig im Kreuzfeuer unterschiedlicher Interessen – da kann jemand, der über den Ausgang eines Prozesses enttäuscht ist, auch ganz schnell Rachegedanken gegen seinen Rechtsbeistand entwickeln.
Zum Glück kann Schnelldenkerin Johanna Stern gerade noch rechtzeitig die aktuelle Seite von Prinz’ Terminkalender abfotografieren, bevor sie aus der Kanzlei hinauskomplimentiert wird – so stößt sie auf die Namen Piet Sievert und Marie Polat, die Prozessgegner im jüngsten Fall der Anwältin. Sievert ist in seiner Selbstwahrnehmung wahrscheinlich der beste und großartigste Leiter eines Callcenters im ganzen Universum, weshalb ihm seine – zumeist weiblichen – Angestellten bitteschön absolute Ehrfurcht und Respekt entgegenbringen sollen, zumal das doch ohnehin alles gescheiterte Existenzen sind, die froh sein können, wenn er ihnen überhaupt eine Chance gibt. So wie Marie Polat, alleinerziehende Mutter, vorbestraft wegen mehrfachen Schwarzfahrens. Weil sie die Geldbuße von 30 Tagessätzen nicht bezahlen konnte, musste sie eine Gefängnisstrafe absitzen. Mit dem Vater ihres Sohnes liegt sie im Dauerclinch um das Sorgerecht. Und jetzt auch noch die fristlose Kündigung ihres Jobs im Callcenter, nur weil sie die dauernden sexuellen Belästigungen und ekelhaften Avancen ihres Macho-Chefs Sievert nicht länger ertragen wollte und konnte.
Polat hat Klage gegen ihre Kündigung eingereicht, weil sie fürchtet, das Sorgerecht sonst endgültig zu verlieren – doch wird sie vor Gericht eine Chance haben? Sie selbst kann sich keinen Anwalt leisten, während Sievert von Patricia Prinz vertreten wird. Und die lässt keine Gelegenheit aus, die Klägerin Marie Polat in einem schlechten Licht darzustellen: etwa als „kriminelle, drogenabhängige Hure“, die schon als Kind Suizidgedanken entwickelt habe.
Tatsächlich ist Patricia Prinz berüchtigt dafür, ihre Prozessgegner systematisch zu diffamieren und zu verunglimpfen – eine Praxis, die Jasper Ünel in seinen Jura-Vorlesungen regelmäßig als Beispiel für besonders fragwürdiges und unmoralisches Anwaltshandeln präsentierte.
Auch Fahnderin Odenthal ist empört darüber, wie brutal Patricia Prinz die mittellose Marie Polat bloßstellt und ihre Glaubwürdigkeit konsequent untergräbt, als sie die Verhandlung vor dem Arbeitsgericht im SWR-Tatort „Dein gutes Recht“ beobachtet. Doch was der skrupellosen Anwältin in die Karten spielt: Marie Polat scheint selbst das Recht in die eigene Hand genommen zu haben, als sie sensible Daten vom PC ihres Chefs gelöscht hat, die sie belasten könnten.
Jener Piet Sievert wiederum ist plötzlich verschwunden – und es beginnt ein wildes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizei und Verdächtigen, in dem die toughen Ermittlerinnen Odenthal und Stern erneut unter Beweis stellen müssen, dass sie in Extremsituationen einen kühlen Kopf bewahren. Genau das aber zweifeln die beiden internen Ermittler an, die Odenthal noch vor Abschluss des Falls wegen eines angeblich unsachgemäßen Schusswaffengebrauchs verhören. Kann Johanna Stern als einzige Zeugin die Sache aufklären? Einmal mehr geht es um Recht und Gerechtigkeit, Wahrheit, Fakten und Wahrnehmungen – und deren Manipulation.
Der 80. Fall für Lena Odenthal
Jubiläum für einen Evergreen: Der Tatort „Dein gutes Recht“, der vom 13. Juni bis zum 14. Juli 2023 in Ludwigshafen, Baden-Baden und Karlsruhe gedreht wurde, ist der sage und schreibe 80. Einsatz für Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), die bereits seit zehn Jahren von Johanna Stern (Lisa Bitter) unterstützt wird. Zur Entwicklung des Verhältnisses der beiden Hauptfiguren sagt Ulrike Folkerts: „Zu Beginn war Johanna Stern als junge und ehrgeizige Profilerin eher dazu da, mit Lena zu streiten, ihr Paroli zu bieten […]. Das hatte etwas von Zickentheater. Wir waren uns schnell einig, wir können auch unterschiedlicher Meinung zu einem Fall sein und trotzdem ein gutes Team werden, wo Vertrauen und ein sich Aufeinander-Verlassen-Können im Vordergrund steht. Das hat sich jetzt schon einige Jahre bewährt und geht in die richtige Richtung.“
Erstmals zu sehen ist der neue Tatort des SWR aus Ludwigshafen am Sonntag, den 27. Oktober 2024 um 20:15 Uhr im ARD-Fernsehen.
Tatort-Kritik
Die Redaktion von Tatort-Fans meint:
Warum im Jubiläumsfall nicht mal den Spieß umdrehen? Plötzlich muss sich Lena Odenthal in eine Situation begeben, in der sie selbst die Verdächtige ist, sich einem Verhör stellen muss. Eine durchaus kluge Idee von Autor und Regisseur Martin Eigler, zumal auch auf dieser Erzählebene die Frage von Wahrheit, Wahrheitsfindung und Manipulation verhandelt wird, womit das große Thema des eigentlichen Falls quasi gespiegelt wird. Leider fällt es schwer, den Szenen der internen Ermittlung inhaltlich zu folgen, weil deren Hintergrund erst nach und nach aufgedeckt wird. Trotz mancher erzählerischen Längen und zwischenzeitlicher Verwirrung: Am Ende münden beide Erzählstränge in ein durchaus überraschendes Finale. Fazit: Auch nach 80 Einsätzen bleibt Lena Odenthal sich selbst und ihrem untrüglichen Gerechtigkeitsempfinden konsequent treu – und bleibt damit eine verlässliche Konstante unter den Tatort-Ermittlern. Danke dafür.
Besetzung
Hauptkommissarin Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Kommissarin Johanna Stern – Lisa Bitter
Patricia Prinz – Sandra Borgmann
Jasper Ünel – Mohamed Achour
Marie Polat – Emma Drogunova
Luisa Berger – Samia Chancrin
Piet Sievert – Matthias Lier
Kurt Breising – Bernd Hölscher
Martina Petrasch – Christina Hecke
Mara Hermann – Davina Chanel Fox
Nico Langenkamp – Johannes Scheidweiler
Dr. Hakan Özcan – Kailas Mahadevan
u. v. a.
Stab
Drehbuch – Martin Eigler
Regie – Martin Eigler
Kamera – Andreas Schäfauer
Schnitt – Claudia Lauter
Musik – Richard Ruzicka
Szenenbild – Irene Piel
Kostümbild – Stephanie Kühne
Casting – Anja Dihrberg
Produktion – Nils Reinhardt
Redaktion – Ulrich Herrmann