Tatort Folge 193: Spiel mit dem Feuer

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein Feuer in einem Mehrfamilienhaus fordert drei Menschenleben: die junge Lehrerin Monika Karges und ein älteres Ehepaar. Doch bei der Obduktion stellt sich heraus, dass die Lehrerin bereits vor dem Brand erwürgt wurde – und im dritten Monat schwanger war. Für Kriminalhauptkommissarin Hanne Wiegand führt die Spur zunächst zum verheirateten Landtagskandidaten Dr. Friedrich Vasemeier, mit dem das Opfer ein Verhältnis hatte. Als die Ermittlerin jedoch beginnt, an seiner Schuld zu zweifeln und einem anderen Verdächtigen nachgeht, entdeckt sie, dass jemand ein gefährliches Spiel mit dem Feuer treibt – und gerät dabei den wahren Abgründen menschlicher Beziehungen auf die Spur…

Inhalt der Tatort-Folge „Spiel mit dem Feuer“

Melancholische Filmmusik erfüllt einen dunklen Kinosaal, als Kommissarin Hanne Wiegand allein vor der Leinwand sitzt. Der französische Film „Les choses de la vie“ spiegelt ihre eigene zerrissene Lebenssituation wider – sie teilt einen Mann mit einer anderen Frau. Doch ihre Gedanken werden jäh unterbrochen, als ein Notruf sie zu einem Brandort führt.

In der kühlen Morgendämmerung wird das Ausmaß der Katastrophe sichtbar: Ein Mehrfamilienhaus steht in Flammen, drei Menschen haben ihr Leben verloren. „Der Brand wurde eindeutig gelegt“, erklärt der Brandermittler zwischen verkohlten Balken und beißendem Rauchgeruch. Für die erfahrene Kriminalhauptkommissarin Wiegand und ihren Assistenten Leverkühn wird der Fall noch komplizierter, als die Obduktion enthüllt: Die dreißigjährige Lehrerin Monika Karges starb nicht durch das Feuer – sie wurde bereits vorher erwürgt und war schwanger.

Die Fahndung führt die Ermittler zunächst zu dem Hausbesitzer Pohlmann, der das Gebäude abreißen lassen wollte, um ein lukrativeres Bauprojekt umzusetzen. Die letzten verbliebenen Mieter hatten sich gegen die Kündigung gewehrt – allen voran Monika Karges. „Für mich war das kein Problem, die rauszukaufen“, behauptet Pohlmann mit selbstsicherer Miene, während er sein Alibi präsentiert.

Eine frostige Begegnung erwartet Wiegand, als sie bei Dr. Friedrich Vasemeier vorspricht – einem einflussreichen Regierungsschulrat und Landtagskandidaten, der eine Affäre mit dem Opfer hatte. Überraschend gelassen reagiert dessen Ehefrau Elisabeth auf die Ermittlungen: „Ich wusste von Anfang an Bescheid“, gesteht sie mit kühler Distanz. „Wir haben eine tiefere Ebene.“ Die Beziehung zwischen den Eheleuten gleicht einem Schachspiel, bei dem jeder Zug wohlüberlegt ist.

Zwischen Monika Karges‘ Sparschwein-Sammlung und einem Rumglas mit verräterischen Fingerabdrücken stoßen die Ermittler auf einen weiteren Namen: Michael Scheibner, ein junger Student, der ebenfalls eine Beziehung mit dem Opfer hatte. Die Spurensuche gleicht einem Puzzle, dessen Teile nicht zusammenpassen wollen. War es Eifersucht? Der Konflikt um das Mietshaus? Oder ein ganz anderes Motiv?

Als Wiegand Dr. Vasemeier trotz innerer Zweifel verhaften lässt, nimmt der Fall eine dramatische Wendung. Wie ein rotes Tuch zieht sich das Motiv der Eifersucht durch die Ermittlungen – und durch das eigene Leben der Kommissarin. Während sie in einem stillen Moment vor dem Spiegel steht und sich fragt, ob sie den Richtigen festgenommen hat, schwelt im Hintergrund bereits ein neuer Brand, der alles in Frage stellen wird…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Spiel mit dem Feuer“ ist der siebente Fall für Kriminalhauptkommissarin Hanne Wiegand, gespielt von Karin Anselm. Die Südwestfunk-Produktion entstand zwischen dem 13. Januar und 19. Februar 1987 in Baden-Baden und Rastatt.

Mit einer Einschaltquote von beeindruckenden 18,53 Millionen Zuschauern erreichte die Folge bei der Erstausstrahlung am 17. Mai 1987 einen Marktanteil von 48 Prozent – fast die Hälfte aller Fernsehzuschauer verfolgte den Fall.

Regisseur Alfred Weidenmann schuf mit „Spiel mit dem Feuer“ einen Krimi, der stark vom europäischen Autorenkino der 1970er Jahre beeinflusst ist. Besonders auffällig ist der Bezug zum französischen Film „Les choses de la vie“ von Claude Sautet, dessen Musik von Philippe Sarde immer wieder in den persönlichen Szenen von Kommissarin Wiegand eingespielt wird und dem Film eine elegische Note verleiht.

Mit ihrer Rolle als eine der ersten Tatort-Kommissarinnen gilt Karin Anselm als Pionierin in der Krimireihe. Im Gegensatz zur später beim SWF folgenden Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) verkörperte sie einen traditionelleren Ermittlertyp, der sich durch ruhige, präzise Analyse auszeichnete.

Die Kritiker der Fernsehzeitschrift TV Spielfilm urteilten rückblickend über die Folge und Anselms Darstellung: „Was damals brannte, lässt uns heute eher kalt“ – ein Hinweis auf die statische Filmsprache der 80er-Jahre, die sich deutlich von heutigen, dynamischeren Tatort-Inszenierungen unterscheidet.

Videos zur Produktion

Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten

Besetzung

Kommissarin Wiegand – Karin Anselm
Assistent Leverkühn – Michael Lesch
Frau E. Vasemeier – Lydia Kreibohm
Herr Dr. Vasemeier – Jürgen Arndt
Herr Pohlmann – Walo Lüond
Hausmeister Wernitz – Hartmut Kollakowski

Stab

Drehbuch – Knut Boeser
Regie – Wolfgang Storch
Kamera – Immo Rentz
Bühnenbild – Jost Bednar
Ton – Erwin Metzger
Schnitt – Monika Kretschmann
Produktionsleitung – Wolfgang Bösken
Produktion – Peter Schulze-Rohr

5 Kommentare

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  1. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 193 aus Baden-Baden. Hauptkommissarin Wiegand ermittelt in Sache Brandstiftung mit Todesfolge, Mord und Suizid und dieses eindringlich und effektiv . Ein Sumpf von Korruption, Scheinheiligkeiten, Fremdgehen und Rache tut sich vor Wiegand auf, erschütternde menschliche Schicksale kommen zu Tage. Hauptkommissarin Wiegand, damals die Lieblingstatortermittlerin meiner Frau, viel mehr gab es auch noch nicht, löst den Fall der Fälle in gewohnter routinierter Art und Weise und passte sich auch Äußerlich der Mode der langsam auslaufenden 1980iger Jahren an. Zur Erinnerung an das damalige Jahrzehnt und für Tatort-Fans dieser sehenswerten Mordermittlerin finde ich diesen Tatort-Fernsehfilm durchaus wiederholungswert.

  2. vor 6 Jahren

    1987, times are changing: Frau Wiegand has a boyfriend. Last time we saw her making fondue in her attic apartment, treating herself to a glass of wine. On the one hand it showed us an independent woman who does what she wants, but on the other she was just a lonely Kommissar, like all the others. But lonely characters with no home life and no typical traits are boring, so Wiegand gets a boyfriend. A lousy one who’s married and doesn’t dare to leave his wife, sad, but all this makes Wiegand’s character and this episode much more interesting.

  3. vor 3 Jahren

    Tatort als Zeitreise. Leider weniger spannend, recht bieder und lahm inszeniert

  4. vor 1 Jahr

    ich habe ihn gerade schon wieder gesehen, da ich mich so gar nicht mehr erinnern konnte, dass ich ihn schon gesehen habe. bleibe dabei nette Zeitreise sonst langweilig

  5. vor 1 Monat

    Präzision zu diesem Satz „Besonders auffällig ist der Bezug zum französischen Film „Les choses de la vie“ von Claude Sautet, dessen Musik von Philippe Sarde immer wieder in den persönlichen Szenen von Kommissarin Wiegand eingespielt wird und dem Film eine elegische Note verleiht.“ Kommissarin Wiegand geht zwar (alleine) ins Kino, um den Film „Les choses de la vie“ von Claude Sautet zu schauen, bei der Musik die regelmässig erklingt, handelt es sich aber nicht um die „Chanson pour Hélène“ (Filmmusik der Choses de la vie), sondern um eine Instrumental-Version des Titels „Devant le garage“ aus dem Film „Les parapluies de Cherbourg“ von Michel Legrand. Das mit der elegischen Note stimmt natürlich total.

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