Kurz und knapp – darum geht’s

Nach sieben Jahren wird Bankräuber Horst Kramer aus der Haft entlassen – die Millionenbeute von damals blieb bis heute verschwunden. Gleich am ersten Tag seiner Freiheit gerät er zwischen die Fronten: Ein mysteriöser Fremder will ihn zu einer unbekannten Adresse in der Saphirstraße bringen, während ihm sowohl die Polizei als auch eine junge Frau auf den Fersen sind. Als kurz darauf ein Staatsanwalt durch eine Autobombe stirbt, wird klar, dass es hier um weit mehr als nur die verschollene Million geht. Während die Ermittler den Fäden einer scheinbaren Terrororganisation folgen, häufen sich die rätselhaften Ereignisse – und sie müssen erkennen, dass die Wahrheit in einem sieben Jahre alten Fall verborgen liegt…

Inhalt der Tatort-Folge „Eine Million Mäuse“

Schrille Klingeltöne durchschneiden die morgendliche Stille der Stuttgarter Haftanstalt. Für den Gefangenen Horst Kramer bedeutet dieser graue Februarmorgen etwas Besonderes – nach sieben Jahren öffnen sich für ihn endlich die schweren Gefängnistore. Draußen wartet bereits der neue Stuttgarter Hauptkommissar Georg Thomas Schreitle, der dem Ex-Häftling unauffällig folgt. Es ist sein erster Fall als leitender Ermittler, nachdem sein Vorgänger Eugen Lutz vom Dienst suspendiert wurde – und Schreitle ist fest entschlossen, sich zu beweisen.

Die feuchten Betonwände der Stadt werfen lange Schatten, als ein blauer Wagen neben Kramer hält. Der Fahrer, der undurchsichtige Lemmy Lehmann, überreicht ihm wie in einem geheimnisvollen Ritual die Hälfte eines zerrissenen Zehn-Mark-Scheins. Die Fahrt durch das winterliche Stuttgart gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel – nicht nur Schreitle heftet sich an ihre Fersen, auch eine geheimnisvolle junge Frau folgt dem Wagen durch die verschlungenen Straßen der Stadt. Wie Schachfiguren bewegen sich die Akteure aufeinander zu, jeder mit seinem eigenen verborgenen Motiv.

In der klaustrophobischen Atmosphäre einer Tiefgarage eskaliert die Situation. Kramers jahrelang geschärftes Misstrauen erweist sich als lebensrettend: Seine Weigerung, in eine bereitstehende Limousine umzusteigen, bewahrt ihn vor dem Tod. Nur Minuten später erschüttert eine Explosion das Parkhaus – das eigentlich für Kramer bestimmte Fahrzeug wird zur tödlichen Falle für Staatsanwalt Dr. Matuschek, der mit einem Strauß gelber Rosen in der Hand sein Auto aufschließen wollte.

Während ein mysteriöser Anrufer sich im Namen der türkischen Terrororganisation AGTA zum Anschlag bekennt, verstricken sich die Ermittler immer tiefer in ein Netz aus alten Verbindungen. Die Fahndung nach der Wahrheit gleicht der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen – zumal Schreitle spürt, dass sein Kollege Lukas eigene Wege geht. Zwischen verschwundenen Millionen, falschen Fährten und einem rätselhaften Codewort auf einem Schweizer Nummernkonto entwickelt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem niemand dem anderen trauen kann.

Hinter den Kulissen

Die 190. Folge der Tatort-Reihe wurde zwischen dem 22. September und dem 29. Oktober 1986 in Stuttgart und Mannheim gedreht. Sie markiert das Debüt von Horst Michael Neutze als Hauptkommissar Georg Thomas Schreitle, der die Nachfolge des suspendierten Eugen Lutz (Werner Schumacher) antritt.

In den Hauptrollen brillieren neben Neutze auch Hans Peter Hallwachs als der verschlossene Ex-Häftling Horst Kramer und Ralf Richter, der dem zwielichtigen Lemmy Lehmann Leben einhaucht. Unter der Regie des „Tatort“-erfahrenen Theo Mezger, der auch durch die Kultserie „Raumpatrouille Orion“ bekannt wurde, entstand nach einem Drehbuch von Gerd Angermann ein komplexer Krimi über Verrat, Misstrauen und die langen Schatten der Vergangenheit.

Bei seiner Erstausstrahlung am 22. Februar 1987 im Ersten erwies sich der Film als echter Publikumsmagnet: 17,42 Millionen Zuschauer verfolgten gebannt die Geschichte um die verschwundene Million – ein beachtlicher Marktanteil von 44 Prozent. Besonders gelobt wurde dabei die atmosphärische Inszenierung des winterlichen Stuttgart, das mit seinen verschachtelten Straßen und düsteren Parkhäusern selbst zur Hauptfigur wird.

Besetzung

Kommissar Schreitle – Horst Michael Neutze
Lemmy Lehmann – Ralf Richter
Kramer – Hans Peter Hallwachs
Dr. Wendel – Jürgen Thormann
Frau Stenzel – Andrea Hörnke-Trieß
Kurak – Peter Lakenmacher
Iris – Regine Vergeen
Nicole Rode – Ute Christensen
Lukas – Matthias Ponnier

Stab

Regie – Theo Mezger
Kamera – Justus Pankau
Buch – Gerd Angermann
Musik – Jonas C. Haefeli