Tatort Folge 188: Freunde

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein Geldtransporter wird brutal mit einer Panzerfaust überfallen, die Täter entkommen über den Rhein mit ihrer Millionenbeute. Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski vermutet hinter dem ausgeklügelten Coup seinen alten Jugendfreund Frieder Schoen, der inzwischen ein Antiquitätengeschäft betreibt – als Tarnung für seine kriminellen Machenschaften. Als Schimanski sich in einem gefährlichen Katz-und-Maus-Spiel seinem Freund nähert und vorgibt, selbst kriminell werden zu wollen, gerät er zwischen die Fronten und sowohl sein Partner Thanner als auch sein Vorgesetzter Königsberg wissen nicht mehr, auf welcher Seite er wirklich steht…

Inhalt der Tatort-Folge „Freunde“

Das dröhnende Knattern eines Polizeihubschraubers zerreißt die rauchgeschwängerte Luft über dem Duisburger Industriegebiet. Mit zusammengekniffenen Augen scannt Schimanski die verlassene Fabriklandschaft durch ein Fernglas, auf der Suche nach Spuren des überfallenen Geldtransporters. Der bleigraue Himmel spiegelt sich in den zerbrochenen Fensterscheiben der alten Industrieanlage, als plötzlich ein greller Lichtblitz aufleuchtet – ein Schuss aus einer Panzerfaust, der den Hubschrauber nur knapp verfehlt.

Schimanski ist ein Mann mit Ecken und Kanten, der sich in der Unterwelt ebenso zuhause fühlt wie auf dem Polizeirevier – was seinen Kollegen Thanner immer wieder in Rage bringt. „Du spielst mit dem Feuer, Schimanski“, wirft ihm Thanner vor, als dieser seinen alten Freund Frieder zunächst deckt. Die Jahre haben Schimanskis und Frieders Jugendträume von der Südsee verblassen lassen, doch während der eine Polizist wurde, scheint der andere den Traum noch immer auf krummen Wegen verwirklichen zu wollen.

Ihr Wiedersehen am Rheinufer wirkt wie ein Treffen zweier Boxer vor dem entscheidenden Kampf – ein vorsichtiges Abtasten, hinter jovialem Geplänkel lauert das gegenseitige Misstrauen. „Glaubst du wirklich, dass ich so blöd wäre?“, fragt Frieder mit einem Lächeln, das nicht seine Augen erreicht, als Schimanski ihn unterschwellig mit dem Überfall konfrontiert. Ihre Freundschaft gleicht einem brüchigen Tau, an dem beide ziehen, während unter ihnen der Abgrund der Wahrheit klafft.

Die Fahndung nach den Tätern gestaltet sich wie die Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen – bis der mysteriöse Taxifahrer Albino ins Visier der Ermittler gerät. Er soll den Störsender gebaut haben, mit dem die Kommunikation des Geldtransporters lahmgelegt wurde. Doch als Albino erhängt in seiner Zelle aufgefunden wird, verdichten sich die Hinweise auf Frieders Beteiligung. Die nächtlichen Straßen Duisburgs, in denen Schimanski seine Kontakte aufsucht, wirken wie ein Labyrinth aus Schatten und schummrigem Neonlicht – ein Spiegel seiner eigenen Zerrissenheit zwischen Loyalität und Pflicht.

In einem verrauchten Spielsalon, wo das Klackern der Spielkarten wie ein bedrohlicher Herzschlag wirkt, setzt Schimanski alles auf eine Karte – nicht nur sein Erspartes, sondern auch seine berufliche Zukunft. Er täuscht vor, den Polizeidienst quittiert zu haben und schlägt Frieder vor, gemeinsame Sache zu machen. „Ein letzter Coup, und dann die Südsee“, lockt er seinen alten Freund. Thanner und Königsberg beobachten diesen gewagten Alleingang mit wachsender Besorgnis: Hat Schimanski die Grenze überschritten oder ist es nur ein brillanter Schachzug, um Frieder zu überführen?

Als Schimanski tatsächlich gemeinsam mit Frieder einen Millionencoup plant und durchführt, verschwimmen die Grenzen zwischen Freund und Feind, zwischen Recht und Unrecht vollends. Die schneebedeckte Landschaft am Rheinufer, wo sich das finale Duell zwischen den einstigen Freunden abspielt, bildet die eisige Kulisse für eine unwiderrufliche Entscheidung…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Freunde“ (Arbeitstitel: „Die Bazooka-Bande“) ist der 14. Fall für das beliebte Ermittlerduo Horst Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik). Die Dreharbeiten für diese 188. Folge der Tatort-Reihe fanden vom 12. November bis zum 13. Dezember 1985 in Duisburg und Umgebung sowie in den Bavaria Filmstudios Geiselgasteig in München statt. Regie führte Klaus Emmerich, das Drehbuch stammte von Horst Vocks und Thomas Wittenburg.

In der Rolle von Schimanskis altem Freund und Gegenspieler Frieder Schoen brillierte Klaus Wennemann, der damals durch seine Hauptrolle in der Serie „Der Fahnder“ einem breiten Publikum bekannt war. Dies sorgte für eine besondere Dynamik, da zwei der populärsten TV-Ermittler der 1980er Jahre aufeinandertrafen – diesmal jedoch als Gegenspieler.

Für die atmosphärische Untermalung des Films sorgte kein Geringerer als Irmin Schmidt, Gründungsmitglied der legendären Krautrock-Band Can. Seine Stücke „Roll On Euphrates“, „Geld & Geister“ und „Zocker“ prägen den unverwechselbaren Sound der Folge. Für die Tonmischung zeichnete Milan Bor verantwortlich, der auch für den Sound in Filmklassikern wie „Das Boot“ und „Stalingrad“ zuständig war.

Bei der Erstausstrahlung am 28. Dezember 1986 verfolgten 15,61 Millionen Zuschauer die Folge, was einem beeindruckenden Marktanteil von 37 Prozent entsprach. Anlässlich des 40. Sendejubiläums des Duisburger Tatorts strahlte der WDR am 21. Dezember 2021 eine in HD abgetastete und digital restaurierte Version aus.

Ein interessantes Detail am Rande: Die kleine Gasse in Duisburg, in der Schimanski und Frieder im Film einen observierenden BMW abhängen wollen, wurde 2014 offiziell in „Horst-Schimanski-Gasse“ umbenannt – eine bleibende Erinnerung an den kultigen Ermittler, der das Ruhrgebiet zum Fernsehstar machte.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten

Besetzung

Schimanski – Götz George
Thanner – Eberhard Feik
Hänschen – Chiem van Houweninge
Königsberg – Ulrich Matschoss
Albino – Klaus Kelterborn
Frieder – Klaus Wennemann
Haffner – Eberhard Witt
Flaak – Peter Freiberg

Stab

Buch – Thomas Wittenburg, Horst Vocks
Kamera – Theo Bierkens
Regie – Klaus Emmerich
Musik – Irmin Schmidt
Szenenbild – Götz Weidner
Schnitt – Susanne Hartmann
Ton – Michael Etz
Produzent – Hertmut Grund
Produktionsleitung – Willi Lanzinger

Bilder:WDR

14 Kommentare

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  1. vor 12 Jahren

    Schimanski hin- und herge-rissen zwischen seiner alten Jugendfreundschaft (u.a. Kinderlandverschickung) und Recht, zwischen illegalem Reichtum und schmalen Beamtenbezügen, zwischen Kindheitserinnerungen und aktuellen Verbrechen. Sehr schön gemacht mit einem zu Herzen gehenden Ende. (Und der schreiende Thanner an der Würstchenbude ist allemal sehenswert, absolut!)

  2. vor 9 Jahren

    Eine der besten Folgen dieser Serie. Ein gibt ein 64er Heft (Nostalgie) und Szenen im Stadion. Die Story ist durchdacht und hat ein paar schöne Wendungen. Zudem gibt es tolle Aufnahmen aus Duisburg. Hänschen als Undercover-Glücksspieler ist auch sehenswert.

  3. vor 8 Jahren

    Grandioser Schimanski mit soviel tollen Szenen dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann u.a. Prügelei mit Schimanski und Hänschen. Schimanski lacht so köstlich auf die Frage wieviele Autos er früher geknackt hat. Bomben Tatort 5 Sterne.

  4. vor 8 Jahren

    Sehr guter Tatort, wie gewohnt bei Schimanski und Tanner ?☺️

  5. vor 8 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 188 aus der Ruhrmetropole Duisburg mit dem großen Binnenhafen der Republik. Zwei Freunde treffen aufeinander und niemand wünscht sich so eine Männerfreundschaft durch die Betten der bezahlten Liebe wirklich. Ein exklusiver und grandioser Tatort-Action-Spielfilm aus dem Jahr 1988 und wirklich bis heute ein hochkarätiger Klassiker der Reihe Tatort Duisburg. Die Hauptkommissare Schimanski und Thanner ermitteln tragisch und unerbittlich gegen eine räuberische Überfallbande, zusammen mit Kommissar Scherpenzeel – dieser Hänschen – und Kriminalrat Königsberg. Ein wirklich guter und bester Freund von Schimanski wird gejagt, quasi mit allen Mitteln, der Frieder, mit seinem Albino und dem Professor und einige müssen ihr Leben dabei lassen. Toller Tatort, schon in der Erstsendung war ich begeistert. Viele der Darsteller haben mittlerweile Lücken hinterlassen und zählten zu den größten Schauspieler des Films. Einer der besten Tatort-Kriminalfilme seines Genres und mit Sicherheit einer der besten Tatorte in einer 150. – Filme -Liste. Wirklich sehenswert sowie wiederholungswürdig und das zur guten Sendezeit. Spannung pur.

  6. vor 8 Jahren

    Der beste Tatort mit Schimanski und Thanner! Diese innere Zerissenheit, die Schimanski hier an den Tag legt. Polizeidienst und Pflichtgehorsam oder vielleicht doch auf die andere Seite wechseln? Zu Thanner und Königsberg halten oder doch zu seinem langjährigen Jugendfreund, der aber krumme Geschäfte macht. Die Szene, als Schimanski bei der Firma Kleinholz steht und von oben auf das Boot blickt, wo sein Kumpel Frieder Schweißarbeiten durchführt. Dazu diese Musik im Hintergrund – Gänsehaut pur! Und dann der große Finale… ein denkwürdiger Moment. Besser geht es nicht!

  7. vor 7 Jahren

    Toller Film. Erinnert ein wenig an „Grenzgänger“, ebenfalls ein Schimanski-Tatort.

  8. vor 3 Jahren

    Ich bin „Schimi-Fan“ der ersten Stunde und habe alle Schimanski & Thanner Tatorte noch auf VHS-Kassetten im Original. Also ungeschnitten, ungekürzt und mit Original-Bildausschnitt. Im danach gezeigten Tatort „Freunde“ fehlen z.B. 33 Sekunden, die Szene wo Schimanski in Albinos Wohnung in einer Kiste „Paroli Kräuterbonbon“ herumwühlt und einen Frequenzsucher, Scanner findet. Der WDR preist jetzt die Schimi-Folgen restauriert als Fernsehgeschichte an, dann sollte man aber auch beim Original bleiben….alles andere ist Zensur und eine Bevormundung der „Fernsehsteuerzahler“. Man stelle sich vor auf Schloss Neuschwanstein würde man eine Höhenbegrenzung einführen, und alles was diese überragt abreissen. Schlimm finde ich auch das Vorwort bei manchen Folgen, muß man sich jetzt schon für seine Sprache entschuldigen…. Wie muss es erst den Winnetou Filmen ergehen……

  9. vor 3 Jahren

    Sehr gut und eben typisch für die Menschen dort der Spruch vom einen, wo von der Maloche kommt und auf Schimanski trifft:Maloche ist Scheiße, aber ohne Arbeit ist auch beschissen.
    Herrlich die Szenen, wenn erstmal eine Telefonzelle aufgesucht werden muss, um anzurufen. Wer braucht Börne und Thiel, wo es jetzt wieder Schimanski und Thanner gibt?
    Die Vorbemerkung als Einspielung konnte ich nicht nachvollziehen, an welcher Stelle soll denn in dem Film jemand diskriminiert worden sein?

  10. vor 3 Jahren

    Großartige Musik- Hoch lebe Irmin Schmidt!

  11. vor 3 Jahren

    Ganz starke Schimanski und Thanner-Folge. Bezüglich der Diskriminierung ist mir nur aufgefallen, dass die Worte „Mohrenkopf“ und „getürkt“ vorkamen. Vielleicht ist das gemeint.

  12. vor 3 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 188 und aus dem Jahr 1986 und mit einer Schauspielergarde besetzt und noch aus Duisburg. Ist es tatsächlich schon so lange her. Äh, zum Thema Diskriminierung. Was man im eigenen Lande von diesen Schutzsuchenden und sonstigen Personenkreisen alles hinterhergeschrien bekommt, dieses interessiert keinen echten Schimi, höchstens den Quarantänearzt.
    Meine Meinung vom 11.06.2017 halte ich.

  13. vor 2 Jahren

    Sehr guter Tatort. Wie heißt die Musik im Abspann und von wem ist sie?

    1. vor 3 Monaten

      Das war Irmin Schmidt von der Gruppe Can, Musk at Dusk heisst die Platte. By the Way hat er auch das deutsche Sesamstrassenlied geschrieben..

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