Tatort Folge 239: Finale am Rothenbaum

Kurz und knapp – darum geht’s

Hamburgs große Tennishoffnung Andreas „Andy“ Behrens wird kurz vor seinem Finale am Rothenbaum entführt und die Kidnapper fordern im Austausch die Freilassung eines in Marseille inhaftierten Bankräubers. Kommissar Paul Stoever, selbst ein leidenschaftlicher Tennis-Fan, und sein Kollege Peter Brockmöller nehmen fieberhaft die Ermittlungen auf, während die französische Polizei einen riskanten Plan schmiedet: Ein Doppelgänger soll den Bankräuber ersetzen. Als die Kommissare endlich eine Spur zum Versteck des Tennisstars haben, läuft bereits der gefährliche Austausch auf dem Center Court an – und sie steuern auf ein dramatisches Finale zu, bei dem mehr als ein Leben auf dem Spiel steht…

Inhalt der Tatort-Folge „Finale am Rothenbaum“

Ungeduldig wartet Kommissar Paul Stoever im kühlen Morgenlicht auf seinem Balkon darauf, dass die Tageszeitung mit den Ergebnissen vom Rothenbaum-Turnier endlich eintrifft. Das Rascheln der Blätter wird nur vom Klingeln des Telefons unterbrochen – ein Anruf, der ihn aus seiner Tennis-Euphorie reißt und in einen komplizierten Fall stürzt. Der sonst so routinierte Kriminalhauptkommissar hat diesmal einen persönlichen Bezug: Sein Tennis-Idol steht im Mittelpunkt einer Entführung.

Stoever und sein Kollege Brockmöller verkörpern im Hamburger Tatort ein ungleiches, aber eingespieltes Ermittler-Duo. Während der mürrische Stoever seine Leidenschaft für Tennis nur ungern preisgibt und sich hinter seiner raubeinigen Art versteckt, versucht der besonnene Brockmöller die Ermittlungen auf sachlicher Ebene voranzutreiben. „Wir können nicht einfach einen Gefangenen aus Frankreich ausliefern“, mahnt Brockmöller, doch Stoevers Sorge um den Tennisstar lässt ihn alle Bedenken beiseiteschieben.

Die Suche nach Andreas Behrens gleicht einem Labyrinth aus falschen Fährten und undurchsichtigen Verbindungen. In den tristen Hinterhöfen Hamburgs klopfen die Kommissare an viele Türen und stoßen auf eine Mauer des Schweigens. Das verzweifelte Gesicht von Behrens‘ Freundin unter dem flackernden Licht der Vernehmungslampe brennt sich in Stoevers Gedächtnis. „Er wollte nur noch kurz duschen, dann war er verschwunden“, schluchzt sie, während draußen der Hamburger Regen gegen die Fensterscheiben prasselt.

Parallel dazu treffen die französischen Kollegen mit dem Doppelgänger des inhaftierten Bankräubers ein. Kommissar Poulet, ein Mann mit harten Gesichtszügen und noch härteren Methoden, lässt keinen Zweifel daran, was für ihn Priorität hat: „Wir müssen den ‚Le Cercle Blanc‘ zerschlagen – um jeden Preis.“ Seine Worte hallen durch den improvisierten Einsatzraum, und die Spannung zwischen den deutschen und französischen Ermittlern wird greifbar.

Die Zeit rinnt unaufhaltsam davon wie Sand in einer Uhr. Auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt sitzt ein gefesselter Andreas Behrens in einem dunklen Raum, dessen einziges Fenster mit Zeitungspapier verklebt ist. Das rhythmische Ticken einer alten Wanduhr mischt sich mit den gedämpften Stimmen seiner Entführer. Seine Tenniskarriere, seine Zukunft – alles steht auf dem Spiel, während er fieberhaft nach einem Ausweg sucht.

In den frühen Morgenstunden, als das erste Licht über den Hamburger Hafen kriecht, empfängt Stoever einen Anruf. Die heiße Spur, auf die er gewartet hat – doch die Uhr tickt. Der Austausch auf dem Center Court ist bereits in vollem Gange, das Publikum nichtsahnend, das mobile Einsatzkommando in Position. Als Stoever und Brockmöller zum Versteck von Behrens rasen, ahnen sie nicht, dass sich auf dem Tennisplatz am Rothenbaum bereits eine Tragödie anbahnt…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Finale am Rothenbaum“ wurde vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) produziert und im Jahr 1990 in Hamburg gedreht. Es handelt sich um die 239. Folge der Krimireihe und markiert den 14. Fall für Manfred Krug als Kriminalhauptkommissar Paul Stoever sowie den 11. Fall für Charles Brauer in der Rolle des Peter Brockmöller.

Die Dreharbeiten fanden an authentischen Hamburger Schauplätzen statt, darunter auch am historischen Tennisplatz am Rothenbaum, der 1997 abgerissen wurde. Für die Tennisszenen griff die Produktion auf Aufnahmen des Davis-Cup-Spiels zwischen Deutschland und den USA von 1989 zurück, bei dem Carl-Uwe Steeb gegen Brad Gilbert antrat – ein kleiner filmischer Schwindel, denn das eigentliche Spiel fand in München und nicht in Hamburg statt.

Besonders auffällig ist die optische Anlehnung der Figur des Andreas „Andy“ Behrens an den damaligen deutschen Tennisstar Boris Becker, was dem Krimi zusätzliche Authentizität und Zeitkolorit verleiht. Die deutsche Tenniswelt erlebte Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre mit Becker und Steffi Graf einen beispiellosen Höhenflug, was die Produzenten geschickt für ihren Plot nutzten.

Die Erstausstrahlung am 20. Januar 1991 im Ersten wurde von 13,11 Millionen Zuschauern verfolgt, was einem beeindruckenden Marktanteil von 48,40 Prozent entsprach – fast die Hälfte aller Fernsehzuschauer verfolgte an diesem Abend die Ermittlungen von Stoever und Brockmöller. Nach der Ausstrahlung kursierten unter Tatort-Fans Diskussionen über die vielschichtige Verbindung zwischen Sport und organisierter Kriminalität, die der Film thematisierte, sowie über die internationale Dimension des Falls, die damals noch nicht so häufig in der Krimireihe zu sehen war.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Hauptkommissar Brockmöller – Charles Brauer
Hauptkommissar Stoever – Manfred Krug
Bettina – Christina Plate
Andy – Konstantin Graudus
André – Michel Subor
Doc – Knut Hinz

Stab

Buch – Frank Göhre
Regie – Dieter Kehler
Produktionsleitung – Rudolf Sander
Redaktion – Matthias Esche
Kamera – Jochen Rademacher
Kamera – Charles Fürth
Musik – Gerd Gerdes
Schnitt – Irene Brunhöver
Ton – Willi Krollpfeifer
Kostüme – Bea Hanke
Bildtechnik – Winfried Staschau
Mischung – Hans Gralke
Ton – Andreas Pitann

Bilder: NDR

7 Kommentare

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  1. gjb
    vor 14 Jahren

    hallo,

    nichts gegen stöver, aber nicht schon wieder…!

    den wiederholungen nach zu urteilen, befinden sich ard

    und zdf schon in der “ sommerpause „….nur meine gebühren

    haben ein ganzjahreshoch…!

    grüsse

    gjb

  2. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 239 mit den Kommissaren Stoever und Brockmöller aus Hamburg in Zusammenarbeit mit französischen Kriminalisten aus Marseille. Da kommt was auf die beiden zu. Sehr gut gedrehter und spannender Tatort-Thriller der beiden klassischen Polizeibeamten. Nicht gerade meine Lieblings-Tatort-Kommissare. Wenn das Programm aber erst einmal mit Stoevi und Brocki lief, wurde auch immer bis zum Ende geschaut. Es waren doch mit die Besten. Für die Mischung (?) beim Dreh war Hans Gralke verantwortlich. Gut.

  3. vor 9 Jahren

    Ein Boris-Becker-Verschnitt als Opfer ruchloser Gangster aus Marseille mit Verbindungen nach Hamburg.
    Das zweite Opfer: ein französischer Polizist, der sich als Doppelgänger hergibt.
    Erstklassig gemachte Krimikost.

  4. vor 7 Jahren

    Ein Tatort, wahrlich der nicht der stärkste seiner Zunft, doch ein Kind seiner Zeit, sprang er doch auf den Boris-Becker-Zug auf. Diese Becker-Adaption übernahm Konstantin Graudus, den in den Jahren danach spätestens alle als Staplerfahrer Klaus kennen lernten. Jener Graudus, dem durchaus zuzutrauen war, weit über das Hamburger Umfeld hinauszuwachsen, was jedoch nicht wirklich passierte. Der französischen Szenen wirken wahrscheinlich bewusst wie ein eigener Kurzfilm innerhalb des Tatort. Knut Hinz durfte sich noch einmal klar und deutlich artikulieren, kurz danach übernahm er die Rolle des stotternden Hajo Scholz in der Lindenstraße.

  5. vor 6 Jahren

    The French policeman says “you killed a bank worker” the German translator makes it “you killed a black bank worker”. That was important for some reason.
    And then there is this scene in a police station. A police man gives a banana to a black guy, as a joke. These were different times. Oh, and they play Michael Jackson in a club.

  6. vor 6 Jahren

    Unrealistisch, kaum spannend und verquere Handlung.

  7. vor 2 Jahren

    Für die Szene mit dem Afro in der Polizeiwache und der Banane würde man heute geköpft. Ich muss sagen, dass ich diesen Tatort doch sehr mag. Vielleicht ist es eine der meist geschauten Folgen bei mir. Gefühlt 1x bis 2x jährlich wiederholt seit Erstaustrahlung. Manfred Lehmann sowie Knut „Brammer“ Hinz sind mit von der Tennispartie. Immer wieder gerne gesehener Klassiker 4 Sterne

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