Kurz und knapp – darum geht’s

Was als entspannter Kurzurlaub bei seinem alten Freund Franz Willigerodt beginnt, entwickelt sich für Kommissar Bruno Ehrlicher rasch zu einem komplizierten Kriminalfall. Auf der Geburtstagsfeier des erfolgreichen Unternehmers bemerkt der Dresdner Ermittler schnell, dass hinter der familiären Idylle Spannungen brodeln – besonders zwischen Willgerodts Tochter Sophie und ihrem untreuen Ehemann Günter. Als die attraktive Assistentin des Gastgebers, Dr. Lore Ewers, einem mysteriösen Unfall zum Opfer fällt, beginnt Ehrlicher in einem Geflecht aus Erpressung, Industriespionage und Verrat zu ermitteln. Als der Kommissar einer bahnbrechenden technischen Entwicklung auf die Spur kommt, ahnt er noch nicht, dass auch die Menschen, die er zu kennen glaubte, ein perfides Spiel mit ihm treiben…

Inhalt der Tatort-Folge „Verbranntes Spiel“

Der spätsommerliche Glanz liegt trügerisch über Naumburg, als Hauptkommissar Bruno Ehrlicher auf der Geburtstagsfeier seines langjährigen Bekannten Dr. Franz Willigerodt eintrifft. Auf dem Ausflugsdampfer, wo der erfolgreiche Unternehmer seinen 60. Geburtstag feiert, herrscht eine seltsam angespannte Atmosphäre. Zwischen Champagnerkelchen und Torte erkennt der erfahrene Ermittler aus Dresden sofort die Risse in der vermeintlich perfekten Fassade dieser Familie.

Ehrlicher – vom dienstlichen Alltag gezeichnet und eigentlich auf der Suche nach ein paar ruhigen Tagen – kann seinen Spürsinn auch im Urlaub nicht abschalten. Mit wachsamem Blick und feinem Gespür für zwischenmenschliche Dissonanzen beobachtet er die Spannungen zwischen Sophie, der Tochter des Gastgebers, und ihrem Ehemann Günter Fischer. Die kluge und attraktive Assistentin des Unternehmers, Dr. Lore Ewers, scheint dabei der Auslöser für die gereizte Stimmung zwischen dem Paar zu sein.

In der Firma seines Freundes, wo nach der Wende medizinisch-technische Geräte entwickelt werden, rumort es. „Wir arbeiten nur mit Firmen zusammen, die ausschließlich im medizinischen Bereich tätig sind“, beharrt Willigerodt gegenüber seinem drängenden Mitarbeiter Dr. Dunkert. Doch hinter den Kulissen des aufstrebenden Unternehmens werden längst andere Fäden gezogen.

Nächtliche Anrufe, verstohlene Treffen im Naumburger Dom und mysteriöse Fotografien verdichten sich zu einem Netz aus Intrige und Verrat. Als Günter Fischer dem Kommissar von einem Erpressungsversuch berichtet, nimmt Ehrlicher dies zunächst nicht allzu ernst. Sein Urlaub gleicht allmählich einem Tanz auf dünnem Eis – mit jedem Schritt droht er einzubrechen in ein Geflecht aus Lügen und Halbwahrheiten.

Die Situation eskaliert, als Dr. Lore Ewers auf dem Firmengelände bei einer rätselhaften Explosion in ihrem Auto ums Leben kommt. Das verkohlte Wrack im Hof des Unternehmens steht wie ein düsteres Mahnmal für die Gefahren eines Spiels, dessen Regeln Ehrlicher erst noch verstehen muss. Die Ermittlungen führen ihn in ein Labyrinth aus Beziehungskonflikten und wirtschaftlichen Interessen, wobei eine bahnbrechende Entwicklung im Zentrum steht: ein unsichtbarer Laser mit enormer Energie, der sowohl für Operationen als auch für militärische Zwecke nutzbar wäre.

Zwischen den schlecht beleuchteten Laborräumen, nächtlichen Kneipen und dem imposanten Naumburger Dom entspinnt sich ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel. Ehrlicher muss erkennen, dass in diesem Fall die Grenzen zwischen Täter und Opfer, zwischen Freund und Feind verschwimmen wie Nebel über der Saale. Während er einer „sprechenden Uhr“ wohl mehr vertrauen kann als den Aussagen seines alten Freundes, wird die Frage immer drängender: Wer hat ein tödliches Feuer entfacht, das mehr verbrennt als nur ein Auto?

Hinter den Kulissen

Der MDR-Tatort „Verbranntes Spiel“ wurde im Jahr 1992 vom Regisseur Bodo Fürneisen inszeniert, der zuvor bereits Erfahrungen bei der Fernsehreihe „Polizeiruf 110“ gesammelt hatte. Die Dreharbeiten fanden in Dresden sowie in Wittenberg und Naumburg statt. Es handelt sich um die Folge Nummer 271 der Krimireihe und markiert einen besonderen Meilenstein: Es ist zwar der dritte Fall für das Ermittlerduo Bruno Ehrlicher und Kain, aber der erste Tatort, der direkt im Auftrag des noch jungen Mitteldeutschen Rundfunks produziert wurde. Die beiden Vorgänger waren noch Übernahmen vom Deutschen Fernsehfunk.

Die hochkarätige Besetzung macht diesen Tatort zu einem besonderen Schauspielereignis: Neben Peter Sodann als Hauptkommissar Bruno Ehrlicher (sein Kollege Kain, gespielt von Bernd Michael Lade, hat nur einen kurzen Auftritt zu Beginn) brillieren Gerd Preusche als Unternehmer Franz Willigerodt, Suzanne von Borsody als dessen Tochter Sophie und Henry Hübchen als ihr Ehemann Günter Fischer. In der tragischen Rolle der Dr. Lore Ewers überzeugt die renommierte Schauspielerin Corinna Harfouch.

Die Erstausstrahlung am 28. Februar 1993 im Ersten wurde ein außergewöhnlicher Erfolg: 10,76 Millionen Zuschauer verfolgten den Fall, was einem herausragenden Marktanteil von 31,40 Prozent entsprach. Bemerkenswert ist auch die musikalische Untermalung des Films: Der Text des Filmsongs stammt vom Regisseur Bodo Fürneisen selbst und wurde von Carmen Parker interpretiert.

„Verbranntes Spiel“ spiegelt filmisch die Zeit des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruchs in den neuen Bundesländern Anfang der 1990er Jahre wider. Die Handlung um ein rückübertragenes Unternehmen und die damit verbundenen neuen Marktchancen fängt authentisch die Atmosphäre einer Umbruchszeit ein, in der alte Beziehungen auf die Probe gestellt werden und neue wirtschaftliche Möglichkeiten auch neue moralische Konflikte mit sich bringen. Nach der Ausstrahlung wurden in Fankreisen besonders die komplexe Täter-Opfer-Konstellation und die Darstellung der Nachwendezeit diskutiert, die den Film zu einem wichtigen Zeitdokument der frühen 1990er Jahre machen.

Besetzung

Kommissar Bruno Ehrlicher – Peter Sodann
Kommissar Kain – Bernd-Michael Lade
Sophie Fischer – Suzanne von Borsody
Dr. Willigerodt – Gerd Preusche
Dr. Lore Ewers – Corinna Harfouch
Dr. Günter Fischer – Henry Hübchen
Dr. Gawron – Johannes Terne
Dr. Dunkert – Gunter Schoß
Frau Schuster – Gudrun Ritter
u.a.

Stab

Drehbuch – Knut Boeser
Regie – Bodo Fürneisen
Musik – Rainer Oleak
Kamera – Franz Ritschel

Bilder: WDR/Nickel