Kurz und knapp – darum geht’s
Nach einem Pferderennen auf der Dresdner Galopprennbahn wird die Reiterin Agnes Demrau tot bei den Pferdeboxen aufgefunden, nachdem ihr Pferd „Feuerteufel“ zuvor wegen Dopingverdachts disqualifiziert wurde. Kommissar Bruno Ehrlicher muss ohne seinen verletzten Kollegen Kain ermitteln und stößt dabei auf Verbindungen zu einem millionenschweren Bauprojekt in Leipzig, dem die Rennbahn weichen soll. Als Ehrlicher den Machenschaften der einflussreichen Investoren auf die Spur kommt, gerät er selbst ins Fadenkreuz der skrupellosen Geschäftemacher und muss um sein Leben fürchten…
Inhalt der Tatort-Folge „Tödlicher Galopp“
Morgennebel liegt über der Galopprennbahn Dresden-Seidnitz, als Kommissar Bruno Ehrlicher mit schwerem Schritt den Tatort betritt. Das Hufeisen-Glück hat die junge Reiterin Agnes Demrau verlassen – tot liegt sie zwischen den Pferdeboxen, nachdem ihr Ritt auf „Feuerteufel“ im Dopingskandal endete. Die trübe Herbstluft verstärkt die Beklemmung am Tatort, wo noch der Geruch von Stroh und Pferden in der Luft hängt.
Ehrlicher wirkt müde und abgekämpft, die jahrelange Polizeiarbeit hat Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Dass sein junger Kollege Kain nach einem Unfall ausfällt, macht die Sache nicht leichter. „Man kann sich auf niemanden verlassen, nur auf den Tod“, murmelt er verbittert, während er seinen abgewetzten Mantel enger zieht. Seine Hartnäckigkeit ist zugleich seine Stärke und seine Schwäche – im Dienst unermüdlich, im Privatleben oft einsam.
Das Rennen um die Wahrheit führt ihn nach Leipzig, wo er auf Alfred Brekelsen trifft, einen einflussreichen Geschäftsmann mit großen Plänen und dem Ruf eines Stadtentwicklers. „Die Zukunft gehört uns, nicht irgendwelchen Pferdenarren“, erklärt Brekelsen selbstsicher, während er Ehrlicher durch die Modelle seines geplanten Erlebnisparks führt. Die Rennbahn soll diesem Mammutprojekt weichen – ein Detail, das bei Ehrlicher die Alarmglocken schrillen lässt.
In einer verregneten Nacht beobachtet Ehrlicher den Pferdekenner Kasunke, der wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten wirkt. Die beiden Männer könnten unterschiedlicher nicht sein: hier der traditionsbewusste Pferdefreund, dort der fortschrittsgläubige Investor Brekelsen. Ihr Konflikt gleicht einem Rennen, bei dem die Regeln längst nicht mehr gelten. „Die Wetten sind manipuliert“, erfährt Ehrlicher von einem Informanten, während Rennbahnlichter wie ferne Leuchttürme durch den Nieselregen schimmern.
Die Ermittlungen werden zur Gratwanderung, als Konsul Aust, ein schwerreicher Investor aus Liechtenstein, auf der Bildfläche erscheint. Das Treffen in einem noblen Leipziger Hotel gleicht einem Pokerspiel mit hohem Einsatz. „Manchmal muss man Kompromisse eingehen, Herr Ehrlicher“, sagt Aust mit einem Lächeln, das seine Augen nicht erreicht. Als Ehrlicher ablehnt, sind die Karten neu gemischt – und plötzlich befindet er sich selbst im Visier unbekannter Schützen.
Während Ehrlicher tiefer in den Sumpf aus Korruption und Spekulation eintaucht, erkennt er, dass Agnes Demrau mehr wusste, als gut für sie war. Die Jagd nach der Wahrheit wird zum Hindernisrennen mit ungewissem Ausgang. Als er schließlich begreift, wie all die Puzzleteile zusammenpassen, ahnt er nicht, dass er selbst zum Spielball in einem tödlichen Rennen geworden ist…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Tödlicher Galopp“ wurde vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) produziert und am 29. Juni 1997 zum ersten Mal im Ersten ausgestrahlt. Die Dreharbeiten fanden an Originalschauplätzen in Dresden und Leipzig statt, wobei die Galopprennbahn Dresden-Seidnitz als zentraler Drehort diente. Unter der Regie von Wolfgang Panzer, der bereits mehrere Folgen mit dem Leipziger Ermittlerduo inszeniert hatte, entstand dieser 14. Fall für die beliebten Kommissare.
In den Hauptrollen sind Peter Sodann als der stoische, eigenwillige Kriminalhauptkommissar Bruno Ehrlicher und Bernd Michael Lade als sein jüngerer Kollege Kain zu sehen. Die Besetzung wurde durch prominente Gastdarsteller ergänzt: Dietrich Mattausch („In 80 Tagen um die Welt“, „Der Fahnder“) brilliert als einflussreicher Geschäftsmann Alfred Brekelsen, während der renommierte Charakterdarsteller Rolf Hoppe („Mephisto“) in der Rolle des Pferdekenners Kasunke zu sehen ist.
Die Erstausstrahlung verfolgten 5,53 Millionen Zuschauer an den Bildschirmen, was einem beachtlichen Marktanteil von 18,1 Prozent für Das Erste entsprach. Das von Helmut Richter verfasste Drehbuch greift mit dem Thema Stadtentwicklung und dem Konflikt zwischen Tradition und Fortschritt ein in den 1990er Jahren hochaktuelles Thema auf – die Umbruchszeit in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung, in der viele historische Standorte wirtschaftlichen Neubauprojekten weichen mussten.
Nach der Ausstrahlung wurde besonders die authentische Darstellung des Rennbahnmilieus von Kritikern gelobt. Die Folge gilt unter Tatort-Fans als ein klassischer Fall des eigenwilligen Kommissars Ehrlicher, der sich mit seiner bodenständigen Art gegen die neuen wirtschaftlichen Eliten behauptet – ein Thema, das die ostdeutschen Tatort-Folgen jener Zeit prägte und ihnen eine besondere Note verlieh.
Der Tatort Nummer 363, heute auf MDR um 22:05 h. Die Hauptkommissare Ehrlicher und Kain aus Dresden ermitteln im Rennstall-Mief. Ich sehe diesen Spielfilm seit der Erstsendung nun ein zweites Mal und bleibe hiermit Letzter. Das Star-Aufgebot des deutschen Films machen diese Gurken einfach nicht zu Siegern. Vielleicht einmal etwas investieren. Ehrlich.
…wobei Leipzig nicht die sächsische Landeshauptstadt ist. ;)
Oh je, oh je!
For some reason a lot of TOs in the 90s needed an actor who could play a spineless accountant-looking guy who makes the wrong choices and has problems with young women: Dietrich Mattausch.
Deutsch-deutsche Thematik mit persönlichem Touch, im Ansatz nicht schlecht, aber insgesamt zu stereotyp. Etwas holprig erzählt. Sehenswert, aber keine Sternstunde eines Tatorts. Trotzdem: Sympathische Ermittler.
Die Szenen aus dem Milieu der Pferde-Rennen wirken auf mich sehr melancholisch, scheinen aber recht authentisch getroffen.
Der Rest: sehr langatmig!
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