Tatort Folge 389: Schüsse auf der Autobahn

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein eiskalter Schuss durchbricht die Monotonie der Autobahn: Ein Lkw-Fahrer wird am Steuer seines Brummis regelrecht hingerichtet. Kaum haben die Hamburger Kommissare Stoever und Brockmöller ihre Ermittlungen aufgenommen, stirbt ein zweiter Trucker – auf dieselbe Weise, an derselben Stelle. Das Ermittler-Duo stößt bald auf ein Geflecht aus Betrug, Giftmüll-Skandal und einer verhängnisvollen Lotto-Tippgemeinschaft. Als die Kommissare einer Spur in die Niederlande nachgehen, ahnen sie nicht, welch dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit sich hinter den Morden verbirgt… Wie alles ausgeht, ist am Sonntag, den 5. Juli 1998 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.

Inhalt der Tatort-Folge „Schüsse auf der Autobahn“

Der gleichmäßige Rhythmus von Regentropfen auf dem Blech eines Lkw, das monotone Surren der Reifen auf dem Asphalt und das Dröhnen des Motors – für Trucker Heinz Stamm ist dies die vertraute Symphonie eines Arbeitsalltags. Doch seine Gedanken kreisen längst nicht mehr um die Straße, sondern um den geheimen Lottogewinn seines Freundes Erich und die verbotene Affäre mit dessen Frau Erika. Ein jäher Knall zerreißt die Stille in der Fahrerkabine – das Letzte, was er jemals hören wird.

Kriminalhauptkommissar Paul Stoever steht am nächsten Morgen auf der regennassen Autobahn A1 bei Harburg, der Verkehr rauscht an ihm vorbei wie ein nie endender Strom aus Blech und Benzin. Sein Blick ruht auf der durchschossenen Windschutzscheibe des Lkw, während sein Kollege Peter Brockmöller mit den uniformierten Beamten spricht. Stoever, der wie immer etwas mürrisch wirkt, nimmt einen tiefen Zug von seiner Zigarette und murmelt: „Was zum Teufel treibt jemanden dazu, einen Lkw-Fahrer auf der Autobahn zu erschießen?“ Die Antwort ist zunächst so unklar wie der diesige Hamburger Morgenhimmel.

Die Fahnder konzentrieren sich schnell auf Erich Dzchydl, denn seine Freundschaft zu Stamm scheint nur Fassade gewesen zu sein. „Wir hatten unsere Differenzen, wer hat die nicht?“, weicht Dzchydl den direkten Fragen der Kommissare aus. Sein schwer auszusprechender Name bereitet Stoever beim Diktat in sein Notizbuch Schwierigkeiten – ein scheinbar belangloses Detail, das später noch bedeutsam werden soll.

Die Ermittlungen stehen noch am Anfang, da erschüttert ein zweiter Mord das Hamburger Revier: Albrecht Heuer, der dritte im Bunde der befreundeten Trucker, wird exakt an derselben Stelle wie Stamm erschossen – wie ein makabres Echo des ersten Verbrechens. Beide Male war es ein Schuss durch die Windschutzscheibe, abgefeuert aus nächster Nähe, präzise wie der Stich eines Skalpells. Und beide Male hinterlässt der Täter keine verwertbaren Spuren – er scheint zu verschwinden wie ein Gespenst im Nebel des frühen Morgens.

Als die Ermittler die Wohnungen der Opfer durchsuchen, finden sie Hinweise auf geheime Zahlungen ihrer ehemaligen Spedition. Die Spur führt zu Fred Korn, einem Speditionsunternehmer, der seine Fahrer offenbar nicht nur für legale Transporte bezahlte. Brockmöller stößt auf Unterlagen, die auf illegale Giftmüllentsorgung hindeuten – ein schlammiger Sumpf aus Umweltverbrechen und Korruption, der sich vor den Ermittlern auftut.

„Drei Fahrer, eine Lotto-Tippgemeinschaft und ein Haufen Geheimnisse“, fasst Stoever zusammen, während er mit Brockmöller durch die verregneten Straßen Hamburgs fährt. Die Freundschaft der drei Trucker war brüchig wie dünnes Eis – Betrug, Neid und eine Affäre haben tiefe Risse hinterlassen. Doch bevor die Kommissare das komplexe Beziehungsgeflecht entwirren können, wird auch Dzchydl tot aufgefunden – erschossen am Steuer seines PKW, das dritte Opfer eines präzise agierenden Täters.

Die Ermittlungen gleichen zunehmend einer verschlungenen Autobahn ohne Ausfahrt. Ein pensionierter Lkw-Fahrer namens Rolf Peters bringt schließlich etwas Licht ins Dunkel: „Wir haben gemacht, was Korn verlangt hat. Wer zahlt, bestimmt die Musik“, berichtet er mit schuldbewusstem Blick. Der Umweltskandal ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Als die Kommissare auf mysteriöse Reisen der Verdächtigen in die Niederlande stoßen, öffnet sich eine weitere Tür in die Vergangenheit.

Stoever und Brockmöller, die seit Jahren ein eingespieltes Team sind – manchmal mehr wie ein altes Ehepaar als wie Kollegen –, spüren, dass sich hinter den Morden ein tieferes Motiv verbirgt als bloßer Geldgier. „Es geht um Rache“, sagt Brockmöller nachdenklich, während er und Stoever Akten eines Gerichtsprozesses aus Den Haag durchgehen. Was dort vor Jahren verhandelt wurde, wirft einen langen Schatten bis in die Gegenwart – ein Schatten, der immer mehr Opfer fordert.

Als Fred Korn plötzlich tot in seiner Jagdhütte aufgefunden wird, scheint der Fall zunächst abgeschlossen. Doch für den erfahrenen Stoever bleiben zu viele Fragen offen. Eine kleine Unachtsamkeit bei der Unfallaufnahme lässt ihn aufhorchen – manchmal sind es die unscheinbarsten Details, die den entscheidenden Hinweis liefern. Während er dieser letzten Spur nachgeht, steht er einem Abgrund menschlicher Tragödie gegenüber, der tiefer ist als jede Kiesgrube mit illegal entsorgtem Giftmüll …

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Schüsse auf der Autobahn“ ist der 34. Fall für Kriminalhauptkommissar Paul Stoever (Manfred Krug) und der 31. Fall für seinen Kollegen Peter Brockmöller (Charles Brauer). Die vom Norddeutschen Rundfunk produzierte Folge mit der Nummer 389 in der Gesamtzählung der Tatort-Reihe wurde unter der Regie des erfahrenen Krimi-Regisseurs Peter Griesmayr gedreht. Die Erstausstrahlung erfolgte am 5. Juli 1998 in der ARD und erreichte beachtliche 9,39 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 28,09 Prozent entsprach.

Wie in vielen anderen Folgen des Hamburger Ermittlerduos treten Krug und Brauer auch in dieser Episode als Gesangsduo auf. Ihr Lied „Jim, Jonny und Jonas“ kann als subtiler Verweis auf das Fernfahrertrio Erich, Heinz und Albrecht interpretiert werden – ein charakteristisches Element der Hamburger Tatort-Fälle, das bei den Fans besonders beliebt war.

Die Folge thematisiert nicht nur einen Kriminalfall, sondern greift mit dem Umweltverbrechen und der illegalen Entsorgung von Giftmüll auch ein gesellschaftlich relevantes Problem der späten 1990er Jahre auf. Die Dreharbeiten fanden zu großen Teilen auf der Autobahn A1 bei Harburg statt, was der Produktion eine besondere logistische Herausforderung bescherte, da der Verkehr teilweise umgeleitet werden musste.

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

ARD Trailer

Besetzung

Kommissar Stoever – Manfred Krug
Kommissar Brockmöller – Charles Brauer
Erika – Tatjana Clasing
Heinz Stamm – Reiner Heise
Albrecht Heuer – Peter Mohrdieck
Fred Korn – Silvan-Pierre Leirich
Stefan Struve – Kurt Hart
Troller – Jürgen Morche
Erich Dzchydl – Bernd Tauber
Gunda – Christa Pillmann
Sabine Kunkel – Susanne Lüning

Stab

Buch – Raimund Weber
Regie – Hartmut Griesmayr
Bilder – NDR/Ulla Kimmig

6 Kommentare

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  1. rue
    vor 13 Jahren

    hallo, habe den Tatort leider nicht zu ende gesehen. Wer war der Mörder. Die junge Polizistin ??

  2. vor 9 Jahren

    Der Tatort 389 aus Hamburg. Die Hauptkommissare Stoever und Brockmöller ermitteln wegen Autobahnmorden, begannen an Kapitänen, die Helden der Landstraße. Knochentrockener und harter Tatort-Thriller mit Spannung vom Feinsten. Das hartgesottene und routinierte und eingespielte Ermittler-Team bleibt aber unerschrocken am Ball, die Gerechtigkeit wird nicht auf der langen Strecke bleiben. S. und B. in einer ihrer stärksten Rollen. Sehenswert.

  3. vor 7 Jahren

    Dieser Tatort schafft es wie kaum ein anderer aus dieser Zeit (um die Jahrtausendwende), Spannung aufzubauen. Ein geübter Krimi-Gucker bekommt eventuell schon eine kleine Ahnung, weil den beiden Autobahn-Schutzpolizisten so viel Raum gegeben wird, doch das stört den Film als Ganzes nicht. Die Vergewaltigungsgeschichte aus Holland stört dagegen schon ein wenig… erstens, weil es die Frau vom Chef betrifft und zweitens, weil alle 3 Trucker nicht so dargestellt werden, als würden sie so eine Tat begehen. Genial dagegen die Falllösung mit der Schreibweise des Erich Dzchydl. Insgesamt eine super unterhaltende Geschichte und darauf kommt es ja auch an.

  4. WW
    vor 7 Jahren

    Der Fall mag etwas realitätsfern sein, aber die Umsetzung ist gut, unterhaltsam und spannend.

  5. vor 6 Jahren

    Wie immer sehr witzige Folge von den beiden allerdings wird hier anstatt Swing Country gesungen und zwar das Lied Jim, Johnny und Jonas.

  6. vor 4 Jahren

    Ein wirklich unterhaltsamer Autobahn Tatort. Ein gutes Drehbuch, spannende Wendungen und ein gut aufgelegter Manfred Krug machen diesen Film immer wieder zu einem gut unterhaltsamen Krimi. 4Sterne

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