Tatort Folge 561: Schichtwechsel

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein erbitterter Arbeitskampf erschüttert die Kieler Ostendorf-Werft: Betriebsratsvorsitzender Rudolf Bruhns will der Entlassung von maximal 50 Arbeitern zustimmen, während Werftbesitzer Felix Ostendorf verzweifelt versucht, ihm klarzumachen, dass dies nicht ausreichen wird, um das Unternehmen zu retten. Als Bruhns am nächsten Morgen erschlagen auf einem Arbeitsfloß gefunden wird, beginnt Kommissar Klaus Borowski mit den Ermittlungen in einem Netz aus komplexen Beziehungen und verborgenen Motiven. Bald schon wird eine zweite Leiche gefunden – die ehrgeizige Vorstandssekretärin Tatjana Matthies – und Borowski ahnt nicht, dass der Schlüssel zu beiden Morden in einer unerwarteten, verzweifelten Abhängigkeit liegt, die über Leben und Tod entscheidet… Wie alles ausgeht, ist am 28. März 2004 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.

Inhalt der Tatort-Folge „Schichtwechsel“

Kalter Wind peitscht über die Ostsee, während auf der Kieler Ostendorf-Werft die Spannungen kochen. Der Betriebsratsvorsitzende Rudolf Bruhns steht wie ein Fels vor den streikenden Arbeitern, seine Stimme hallt über das Werftgelände und wiegelt die Männer zusätzlich auf. Nicht ganz uneigennützig – seine eigene Wiederwahl steht an. In der Chefetage sitzt derweil Felix Ostendorf, der die Werft von seinem Vater geerbt hat, mit zusammengekniffenen Lippen vor der Entlassungsliste. Die 50 Namen, die Bruhns aufschreiben soll, sind 50 Schicksale.

Am nächsten Morgen glitzert die aufgehende Sonne auf der öligen Wasseroberfläche des Hafenbeckens. Der Anblick ist trügerisch idyllisch, denn auf einem Arbeitsfloß liegt die Leiche von Rudolf Bruhns – erschlagen und in die Tiefe gestürzt. Hauptkommissar Klaus Borowski, dessen kantige Gesichtszüge so passend scheinen zu diesem rauen Arbeiterhafen, nimmt die Ermittlungen auf. Überraschend schnell ist der Streik beigelegt; zwischen Ostendorf und Bruhns‘ Nachfolger Heise herrscht plötzlich Einvernehmen. Für Borowski ein erster Anhaltspunkt im Dickicht der Verdächtigungen.

Die Werft ist ein eigener Kosmos, in dem jeder jeden kennt und doch voller Geheimnisse steckt – wie der nachtschwarze Hafengrund, den man von oben nicht durchschauen kann. Borowski taucht ein in dieses Netz aus Beziehungen und entdeckt, dass die Vorstandssekretärin Tatjana Matthies eine besondere Rolle spielt. Sie hat sich mit Bruhns eingelassen, um den Arbeitsplatz ihres lebensuntüchtigen Bruders Benno zu sichern. Als wäre das nicht genug, unterhält sie auch eine heimliche Affäre mit ihrem Chef Ostendorf und plant, nach Australien auszuwandern – sehr zum Missfallen ihres eigentlichen Freundes Holger Clausen.

In einer Bar verabschiedet sich Tatjana von Clausen. Die Neonlichter werfen blasse Schatten auf ihre angespannten Gesichter. Ihr letztes Gespräch endet in Bitterkeit – sie entkommt aus dem Lokal, während der Türsteher Clausen zurückhält. Stunden später wird ihre Leiche aus dem nächtlichen Hafenwasser gezogen, stumm wie die vielen Geheimnisse, die sie mit sich nahm.

Die Ermittlungen gleichen dem Versuch, in der aufgewühlten See einen klaren Blick zu bekommen. Ist Felix Ostendorf der Täter, der seine Affäre mit der Sekretärin vertuschen wollte? War es der gekränkte Clausen? Oder steckt mehr dahinter? Borowski spürt, dass er einen entscheidenden Faktor übersehen hat: Bennos tiefe Abhängigkeit von seiner Schwester Tatjana. „Sie war eine ausgezeichnete Schwimmerin“, stammelt der verstörte junge Mann immer wieder, während er in seiner Hand ein Glas zerdrückt. Blutstropfen fallen zu Boden wie stumme Zeugen eines verborgenen Schmerzes.

Borowski und die Psychologin Frieda Jung dringen langsam in die Psyche des Falles ein. Wie bei Ebbe und Flut kommen immer mehr Geheimnisse an die Oberfläche, während die wahren Beweggründe hinter den Morden noch in der Tiefe verborgen liegen. Als Borowski die Yacht Ostendorfs untersuchen lässt, findet sein Team Spuren, die neue Fragen aufwerfen – und alte Gewissheiten erschüttern…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Schichtwechsel“ ist der zweite Fall für den Kieler Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg), der hier etwas „heiterer, heller, leichter“ erscheint als in seinem ersten Fall – „nicht so miesepampelig“, wie Milberg selbst anmerkt. An seiner Seite ermitteln wieder Alim Zainalov (Mehdi Moinzadeh) als Assistent und Maren Eggert als Psychologin Frieda Jung.

In den Hauptgastrollen sind Stefanie Stappenbeck als Tatjana Matthies, Felix Eitner als Werftbesitzer Felix Ostendorf, Arndt Schwering-Sohnrey als Benno Matthies, Bruno F. Apitz als Betriebsratsvorsitzender Bruhns und Joachim Nimtz als Manfred Heise zu sehen.

Gedreht wurde der Film in Kiel, wobei besonders die Lindenau Werft und das Seebad Düsternbrook als authentische Schauplätze dienten. Der Kieler Jan von der Bank, der die Vorlage für diese Tatort-Folge schrieb, zeigte sich mit der Umsetzung sehr zufrieden: „Kiel kommt exorbitant gut rüber“, meinte er. Axel Milberg ergänzte, man sei da angekommen, „wo Kiel vielleicht am typischsten ist, in der Werften-Welt.“

Bei seiner Erstausstrahlung am 28. März 2004 sahen 6,82 Millionen Zuschauer den Film, was einem Marktanteil von 19,3 % entsprach. Im Soundtrack des Films sind unter anderem die Songs „Wonderful Life“ und „Still In Love“ von Nick Cave zu hören, die der düsteren Atmosphäre des Hafenmilieus eine passende Klangkulisse verleihen.

Videos zur Tatortproduktion

ARD Plus Trailer


Besetzung

Maren Eggert (Frieda Jung) · Mehdi Moinzadeh (Alim Zainalow) · Stefanie Stappenbeck (Tatjana Matthies) · Felix Eitner (Felix Ostendorf) · Joram Voelklein (Holger Clausen) · Arndt Schwering-Sohnrey · Bruno F. Apitz · Joachim Nimtz · Thomas Kügel (Roland Schladitz) · Christian Grashof (Bernd Wiegand) · Ulrich Faulhaber · Horst Kotterba · Verena Araghi · Jan Peter Heyne · Jochen Regelien · Jürgen Prediger · Benjamin Utzerath

Stab

Regie – Christine Hartmann
Buch – Jan von der Bank
Kamera – Volker Tittel
Schnitt – Angelika Strelczyk
Musik – Fabian Römer, Nick Cave: «Wonderful Life»/«Still In Love»
Produktion – NDR

5 Kommentare

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  1. vor 10 Jahren

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  2. vor 9 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 561 aus Kiel. Zwei Polizisten, der eine mit Namen Borowski, der andere heißt Zainalow, ermitteln in einer Mordsache, geschehen in einer Phase des Streikes der Kieler Werftarbeiter, brisante Autoritäten auf beiden beruflichen Seiten, in dieser traditionellen Branche, hauen aufeinander ein. Die beiden Kommissare der dortigen Mordermittlung haben einen Trumpf an ihrer Seite, eine junge Polizeipsychologien und so heißt die auch: Frieda Jung. Ein Tatort-Spielfilm aus dem Jahr 2004, in der Handlung zusammengesetzt aus Streik, Arbeiterschaft und Arbeitgebertum und dazwischen die Kripo. Proletariat ausgeschlossen und Spannung ebenfalls. Kann man schauen, durchaus, aber unter der Kategorie Kriminal- und Polizeifilm fällt der, meiner Meinung nach, nicht. Eher unter gesellschaftliches Möchtegern-Drama. Ehrlich.

  3. vor 8 Jahren

    Ja der Borowski. Einige schöne Bilder aus Kiel und vom Strand. Wenig Spannung dafür aber ein solider Fall. Erinnert anfangs etwas an den Duisburger Tatort „Der Pott“. 3,1 Sterne

  4. vor 4 Jahren

    Mittlerweile leicht angestaubter, zweiter Borowski Fall (strenggenommen der dritte, wenn man die Episode 27 „PSI“ von Stahlnetz aus dem Jahre 2002 mitzählt).

    Kann man einmal anschauen, muss man aber nicht (es sei denn, man interessiert sich für die Charakter-Entwicklung zwischen ihm und Jung).

    Solider Durchschnitt mit einigen Plot-Twists, aber mehr auch nicht. Trotzdem Danke an die ARD, dass sie diesen mittlerweile fast siebzehn Jahre alten Streifen nochmal in die Mediathek gebracht hat.

  5. vor 1 Monat

    Ja, jetzt – im letzten Monat vor Borowskis endgültigem Abschied – werden wieder ein paar seiner ganz alten Folgen aufgewärmt. Und man wird erinnert, dass er in seiner Anfangszeit tatsächlich einmal einen männlichen Assistenten (einen gewissen Alim Zainalow) hatte. Später hatte er eigentlich immer weibliche Zuarbeiter. Und das passte irgendwie besser (m.E.) … 😇

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