Nach dem Mord an Lutz Bergmann suchen die Fahnder Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Mario Kopper (Andreas Hoppe) aus Ludwigshafen im Tatort „Abgezockt“ den Täter im Umkreis eines Strukturvertriebs, für den auch das Opfer gearbeitet hatte.
Zunächst sieht alles so aus, als hätte sich Lutz Bergmann in dem Krimi selbst umgebracht, denn er war mit seinem Auto auf einer unbefahrenen Straße und vor allem ohne zu bremsen, gegen einen Brückenpfeiler und die Leitplanke gekracht. Kommissarin Odenthal kann sich jedoch nicht vorstellen, dass der junge Mann Selbstmord begangen hat, denn sie hatte ihn im Tatort „Abgezockt“ noch am Abend vorher beim Karatetraining als zufriedenen Menschen kennengelernt. Die Vermutung der Fahnderin wird kurze Zeit später auch durch das Ergebnis der Obduktion bestätigt. So hatte der Tote eine Mischung aus verschiedenen Medikamenten im Blut, die zu einer Vergiftung geführt haben. Aus dem vermeintlichen Selbstmord wird für Lena Odenthal im Tatort „Abgezockt“ also Mord.
Bei ihren Untersuchungen befragen die Kommissarin und ihr Assistent Kopper in Ludwigshafen die Menschen im Umfeld Bergmanns und stellen fest, dass dieser gut mit anderen Personen umgehen und diese auch für sich einnehmen konnte. Das Opfer hatte sich zum Beispiel liebevoll um seine kranke Mutter gekümmert, was auch Ursula Schäfer, deren Pflegerin, durchaus zu schätzen weiß. Im Gespräch mit der Schwester des Toten erfahren die Fahnder, dass dieser auf Vermittlung seines Freundes Ritchy eine Anstellung als Verkäufer bei einem Strukturvertrieb bekommen hatte. Laut der Schwester hatten Ritchy und der Vertrieb Rocket Marketing Lutz nach Strich und Faden ausgenutzt, weswegen die trauernde junge Frau auch den Freund als Täter beschuldigt.
Der Strukturvertrieb scheint im Tatort „Abgezockt“ für den Fall eine zentrale Rolle zu spielen, denn auch die Mitbewohnerin des Opfers, Su, war für die Rocket Marketing angeworben worden. Su, die anscheinend sowohl eine Beziehung zu Lutz Bergmann als auch zu dessen Freund Ritchy gehabt hatte, fühlt sich von den beiden Männern jedoch betrogen. Denn anstatt mit dem Vertrieb und den Provisionen viel Geld zu verdienen, ist sie auf den Produkten, Energydrinks, sitzengeblieben.
Ritchy zeichnet den beiden Kommissaren im Tatort „Abgezockt“ ein deutlich freundlicheres Bild von Rocket Marketing. Dazu lobt er Bergmann, der gleichzeitig sein bester Freund war, als hervorragenden Verkäufer, dem er in einer schweren Phase mit dem Einstieg in den Strukturvertrieb eine berufliche Perspektive gegeben habe. Dasselbe heile Bild von einer Firma als Gemeinschaft vermittelt auch Max Hüllen, der Rocket Marketing in Deutschland leitet. Diese tollen Erfahrungen haben im Tatort „Abgezockt“ jedoch nicht alle Verkäufer des Vertriebs gemacht. Paul Wattenscheid hatte sich beispielsweise den versprochenen lukrativen Nebenjob erhofft, war aber nur noch tiefer in die Schuldfalle geraten und hatte durch die Beschäftigung bei Rocket Marketing neben seinem Haus sogar seine Frau verloren. Wütend über diese Entwicklung hatte er bereits Ritchy körperlich angegriffen, einen Mord will der Mann jedoch nicht begangen haben.
All diese Beobachtungen führen dazu, dass Lena Odenthal im Ludwigshafener Tatort „Abgezockt“ eine direkte Verbindung zwischen dem Mord und dem Strukturvertrieb sieht. Doch wer ist der Mörder? Infrage kommt zum Beispiel Max Hüllen, weil Bergmann – wie zumindest seine Schwester behauptet – Rocket Marketing verlassen und den Direktor wegen der Praktiken drankriegen wollte. Genauso hätten sicherlich zahlreiche betrogenen Verkäufer wie Wattenscheid ein Interesse daran, Rache an denjenigen zu üben, die sie angeworben haben. Oder war die Beziehung zwischen Ritchy und Bergmann weniger durch Freundschaft als durch Konkurrenz und Eifersucht geprägt? Und welche Rolle spielt die Pflegerin Schäfer im Tatort „Abgezockt“, die anscheinend ein Verhältnis zu dem Toten hatte?
Um den Fall zu klären, begibt sich Mario Kopper als vermeintlicher Verkäufer in die Maschinerie von Rocket Marketing und lernt die psychische Belastung direkt kennen. Dabei merkt er im Tatort „Abgezockt“ auch, dass Ritchy bald Schwierigkeiten bekommen könnte, da er die hohen Ziel des Leiters Hüllen nicht erfüllen kann.
Die Erstausstrahlung der Tatort-Folge 568 „Abgezockt“ war am 16. Mai 2004 im Ersten Programm der ARD zu sehen; 8,19 Millionen Zuschauer schalteten am Premierenabend ein.
Besetzung
Hauptkommissarin Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Mario Kopper – Andreas Hoppe
Ursula Schäfer – Anna Schudt
Lutz Bergmann – Tim Seyfi
Horst Huber – Volker Metzger
Becker-Spusi – Peter Espeloer
Frau Keller – Annalena Schmidt
Ritchy Horst – Sebastian Blomberg
Stab
Drehbuch – Klaus-Peter Wolf
Regie – Christoph Stark
Kamera – Jürgen Carle
Szenenbild – Christine Caspari
Musik – Thomas Osterhoff
war eigentlich kein schlechter Tatort, als ich die Folge vor ein paar Wochen geschaut habe!
Hier hatte Ulrike Folkerts noch Ihren typgerechten Haarschnitt.
Schade, daß sie nicht dabei geblieben ist…
Gute Folge. Den Witz mit den Kannibalen und dem Clown haben sie jetzt zum zweiten Mal in Folge gebracht, wird wohl der Running Gag…
Super, eine meiner Lieblingsfolgen des Teams! Stimmig und witzig, wie das Schneeballsystem samt Täter und Opfer dargestellt und vor allem bloßgestellt wird. Die beste Szene, über die ich immer wieder lachen kann: Kopper undercover am Telefon unter Druck, Odenthal kommt nach Hause, stößt mit der Tür gegen den riesigen Stapel Energydrinkkartons und ist genervt: „Muss dieser ganze Mist hier lagern?!“ Herrlich…!
Der Tatort mit der Nummer 568 aus Ludwigshafen. Die Mordkommission unter Leitung von Hauptkommissar Odenthal und mit Hauptkommissar Kopper wird aktiv, ist doch ein Karatedummy von Odenthal, nach dem Training, tödlich mit dem Auto verunglückt und dieses, nach einer gehörigen Portion Betäubungsmittel, welches ihm, wahrscheinlich wissend, oral eingeführt worden ist. Das Opfer betrieb, zusammen mit einem ebenfalls smarten Partner, ein Vertriebssystem für Energiedrinks, hauptsächlich an Damen vertrieben, denen man auch sexuell gerne zu Hilfe gekommen ist und darüber auch noch konkurrierende Wettbewerbslisten führte. Viele Verdächtige, aber nur ein Täter. Für mich einer der wenigen schauerwerten Tatort-Verfilmungen der Lena – Odenthal – Reihe. Teilweise amüsant und witzig abgedreht, fehlte es den beiden Mordermittler meines Erachtens an den nötigen Respekt einer Aufklärung des „äußerst“ schwierigen Falles. So’n Schnellballsystem, mit dem die beiden Berater Kohle machten, gibt’s schon seit Jahrzehnten. Ich habe es nie verstanden….., auch nicht, wie man darauf ‚reinfallen kann. Ehrlich.