Tatort Folge 774: Die Heilige



Die Tatort-Folge 774 „Die Heilige“ bringt die Münchner Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr in den Knast. Natürlich nicht hinter Gitter – sie müssen dort zuerst ver-, dann ermitteln. In der JVA Stadelheim hat der Gefangene Nic Schuster den Mitinsassen Charly Bause als Geisel genommen. Die beiden Ermittler hatten Schuster vor einigen Jahren ins Gefängnis gebracht. Nun besteht er darauf, ausschließlich mit Batic und Leitmayr zu verhandeln.

Die Heilige Tatort-Trailer





Als die Kommissare eintreffen, ist auch schon ein SEK-Aufgebot versammelt. Schuster, sichtlich verwirrt und in Panik, hält Bause einen Schraubenzieher an die Kehle und stellt seine Forderungen. Er kommt nicht weit. Ein SEK-Mann streckt ihn mit einem Gummigeschoss nieder. Nach einer kurzen medizinischen Behandlung wird er in eine Arrestzelle gesteckt. Nachts ist er massiv auf Rauschgiftentzug. Er überredet den JVA-Beamten Beckmann, ihn duschen zu lassen. In den Duschräumen findet er in einem Versteck den benötigten Nachschub an Heroin.

Batic fasst im Tatort „Die Heilige“ den Entschluss, noch einmal mit Schuster zu sprechen. Aber bevor er das Büro verlassen kann, nimmt Leitmayr einen Anruf entgegen, in dem ihm mitgeteilt wird, dass Schuster an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Es stellt sich heraus, dass der Stoff von allerbester Qualität war, wie es ihn im Knast normalerweise nicht gibt. Bei den Kommissaren kommt der Verdacht auf, dass eine Absicht dahinter steckt, um Schuster umzubringen.

Daraufhin verlangen sie, den zweiten Mann aus der Zelle des Toten zu sprechen, einen Algerier namens Hassan Adub. Von der JVA-Beamtin Marie Hoflehner (gespielt übrigens von Anneke Kim Sarnau, die im Polizeiruf 110 die Profilerin Katrin König aus Rostock gibt) erfahren sie, dass er sich zur Zeit in der Druckerei aufhält. Aber er ist nicht da. Das Unmögliche ist geschehen. Hassan hat es geschafft, aus dem angeblich ausbruchssicheren Gefängnis zu fliehen. Es liegt auf der Hand, dass er Helfer hatte, sei es unter den Gefangenen oder unter den Vollzugsbeamten. Mit letzterer Behauptung machen sich Batic und Leitmayr im Tatort „Die Heilige“ allerdings keine Freunde.

In einem schäbigen, fensterlosen Raum im Knast richten sie sich ein provisorisches Büro ein, um nach und nach die anderen Gefangenen zu befragen. Derweil ist Hassan in einem Wald auf der Flucht. Er gräbt an einer bestimmten Stelle im Boden, findet zivile Kleidung und Nahrung. Am Abend fährt ein Wagen vor und holt ihn ab. Ab Steuer sitzt – Marie Hoflehner. Sie hat alles organisiert: die Flucht, Geld, eine Zugfahrkarte. Aber statt sich abzusetzen, sucht Hassan seine alten Kollegen auf. Mit ihnen hat er noch eine alte Rechnung offen.

Trailer zum Tatort – Die Heilige




Der München-Tatort „Die Heilige“ wurde am 3. Oktober 2010 erstmals in der ARD ausgestrahlt. An dem Premierenabend schalteten 8 Millionen Zuschauer ein – ein solides Ergebnis, auch wenn die Kritiken der Medien eher mittelmäßig ausfielen.

Besetzung
Hauptkommissar Ivo Batic – Miroslav Nemec
Hauptkommissar Franz Leitmayr – Udo Wachtveitl
Hassan Adub – Mehdi Nebbou
Dr. Josef Berhinger – Matthias Kupfer
Beckmann – Dietmar Mössmer
Nic Schuster – Sascha A. Gersak
Marco Haas – David Scheller
Fasnacht – Alexander Nadler
Han Truong – Gilberto Lopez
Juri Dujewitsch – Arthur Galiandin
Deniz Edin – Hasanovic
Günni – Adam Jaskolka
Traute – Johanna Bittenbinder
Tom-Tom – Ben Akkaya
Alexis – Wolfgang Menardi
Mohammed – Mohamed Zin
Charly Bause – Heinz-Josef Braun
Reisig – Peter Rappenglück
Marie Hoflehner – Anneke Kim Sarnau

Stab
Drehbuch – Magnus Vattrodt, Jobst Oetzmann
Regie – Jobst Oetzmann
Kamera – Hanno Lentz
Musik – Dieter Schleip

Bilder: BR/Kerstin Stelter


10 Meinungen zum Tatort Folge 774: Die Heilige

  • Julian • am 4.3.14 um 14:27 Uhr

    Ich fand den Tatort gut. Aber es hat etwas Action gefehlt.


  • Norbert • am 20.8.14 um 1:22 Uhr

    Erschreckend dargestellte Brutalität und Härte im Stadelheimer Knastmilieu mit beklemmenden Szenen. Ich habe mich in Hassans Charakter anfänglich getäuscht. Großartige Schauspielerleistungen, auch von Batic/Leitmayr. Gute Kameraführung und Schnittfolgen. Zählt zur Oberklasse der Münchner Folgen.


  • Markus • am 9.8.15 um 21:04 Uhr

    Sorry aber sogar als Münchner kann ich mit den Beiden Ermittlern kaum noch was anfangen. Gute Geschichte aber schwach gespielt. Schade


  • ein-arte-fan • am 10.8.15 um 1:47 Uhr

    In der Wiederholung gesehen. Ich kann nicht behaupten fan der Münchner Tatorte zu sein, zu sehr geht mir die latente Fremdenfeindlichkeit der Ermittler auf den Keks.
    Meine Wahrnehmung: Das sind „zwei harte Typen“ die durch 08/15 Fernsehbilder rennen und Fälle lösen die auch 20 Jahre alt sein könnten.
    Dazu kommen noch die „hemsdärmligen“ Ermittlungsmethoden.

    Letztere auch hier, da wird der nicht gesprächsbereite Knacki mal eben über Nacht in die Zelle des Knastschlägers gesteckt und als er -oh Wunder, am nächsten Tag mit Feilchen und Nasenhack noch immer nicht reden will muss Batic sich bei Leitmayr (oder wars umgekehrt?) doch tatsächlich nochmal versichern: „Du willst den doch nicht noch eine Nacht…“.

    Die Story zwar einmal mehr nicht sehr ausgefallen, (Fluchthilfe aus dem Knast, hier und da ein Toter, am Ende aufgelöst) -geschenkt.
    Dass die Ermittler da kaum mehr als hinterherwischen können ist klar.
    Die Darreichungsform erfrischend „unbayrisch“. Erstens Rückblenden, diese dann auch nett in grobkörnige Bilder getaucht, dazu ein paar Tempowechsel im Film, und das Ganze dann sehr harmonisch zusammenmontiert. Das gefiel.
    Die zwei Antagonisten durften dann auch aufspielen, etwas komplexere Persönlichkeiten darstellen, was die Story am laufen hielt.

    Mein Fazit ist ein Müncher Tatort der (aus diesen) herraussticht, aber im Endeffekt ein recht vorherrsagbarer, wenn auch spannender Standardfall bleibt – welcher aber durchaus unterhalten kann.


  • Dirk • am 10.8.15 um 8:05 Uhr

    Der Tatort Nummer 774, gestern ARD 20:15 h als Wiederholung, Sommerloch. Die Hauptkommissare Batic und Leitmayr aus München ermitteln, diesmal ungewohnter Weise in einer Strafanstalt. Wer war den die Heilige? Doch nicht etwa die korrupte und hinterhältige Justizbeamtin, welche mangels gänzlich fehlenden Gerechtigkeitssinn erst ein Verhältnis im Knast mit einem Schwerst-Kriminellen eingeht und dann diesen Gefangenen auch noch zur Flucht verhilft, damit er mordend in Deutschland seine Rachepläne ausüben kann. Wäre im doch die Flucht nach Algerien gelungen, dann dortige Festnahme wegen Passfälschung und sofortige Inhaftierung durch ein Schnellgericht der dortigen militärischen Gerichtsbarkeit.


  • Julius • am 10.8.15 um 10:13 Uhr

    Ein hervorragender Film aus dem Knastmilieu. Er zeigt einmal mehr, dass man trotz aller Psychologie nicht in die Köpfe sehen kann. Und das Verhältnis der Beamtin mit Hassan, dem Algerier, erinnert mich stark an die Beziehung einer Lehrerin zu einem Knacki im hiesigen Knast. Und am Ende bleibt die Frage: Hilft das Wegsperren überhaupt ? Gibt es keine Alternativen ? Knast ist und bleibt eine besondere Gesellschaft mit ihren eigenen Regeln. Ob das demokratisch ist und zu unserer Ordnung passt, ist die andere Frage. – Im Übrigen betreuen wir in einer Freizeit-/Gesprächsgruppe seit vielen Jahren LLer im hiesigen Knast. Eine der wenigen nicht religiösen Gruppen …


  • Stormbringer • am 14.3.17 um 21:10 Uhr

    … einer schwächsten, wenn nicht sogar DER … langatmig …


  • Gottlieb • am 14.3.17 um 23:29 Uhr

    Im Grunde eine nicht ungewöhnlich Konstellation. Graue Maus aus Deutschland mit gutmenschlichen Idealen verliebt sich in attraktiven nordafrikanischen Knacki, der ihre hochgestochenen Vorstellungen nicht teilt, sondern sie nur benutzt, um wieder in Freiheit zu gelangen. Eigentlich verliebt sie sich in ein Bild von ihm, das sie mit seiner Hilfe in ihrer Phantasie entworfen hat. Er hat ihr im Knast von den Schönheiten der Wüste und von seiner intakten Familie im Wunderland Algerien vorgeschwärmt, und sie ist naiv und romantisch genug, um dem seltenen Paradiesvogel unter eigener Gefährdung und weitgehend selbstlos den Weg zu seinem eigentlichen schönen Selbst in Freiheit zu eröffnen. Aber sein eigentliches Selbst ist der entwurzelte kriminelle Migrant, beheimatet nurmehr in seiner vertrauten Parallelwelt und getrieben von niederen Instinkten wie Rachedurst und Gier, der seine frühere Heimat Algerien verachtet. Ihre Desillusionierung führt zu immer tieferen Konflikten, die schließlich in der Katastrophe enden. Dabei läßt er auch noch die Maske des Kavaliers fallen und vertrimmt und demütigt sie nach allen Regeln nordafrikanischer Macho-Kunst. Daß sie sich zum Schluß für ihre mehr seelischen als körperlichen Qualen an ihrem Peiniger rächt, besiegelt den Zusammenbruch ihres Wolkenkuckucksheims. Eine typisch deutsche dumme schöne Seele, unbeeinflußt von Vernunft und gesundem Menschenverstand. Siehe auch Willkommenskultur.


  • logiclöcher • am 31.8.20 um 18:04 Uhr

    @ Gottlieb – Sehr treffend beschrieben. Sehr schöner idiotischer Krimi mit skurilen Szenen. Sprich der Raum und die Verhöre im Knast. Ist wie ein Kammerspiel, deshalb könnte man es zu einer Tragikomödie fürs Theater umschreiben.


  • Nelly • am 23.4.21 um 20:52 Uhr

    Sehr langweiliger Tatort. Und Anneke Kim Sarnau mag ich eh nicht, das kam noch erschwerend hinzu.


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