Kurz und knapp – darum geht’s
Ein abgetrennter Fuß in einer Bärenfalle erschüttert das idyllische Kiel: Der Fund auf einem abgelegenen Landgut führt Kommissar Klaus Borowski zu einer Gruppe wohlhabender Freunde, die offenbar mehr als nur Hasen jagen. Als ein zweites Körperteil auftaucht und die Spuren auf ein mysteriöses Pyramidensystem hindeuten, steht Borowski vor einem schaurigen Puzzle. Doch während der Kommissar der Wahrheit näher kommt, taucht ein alter Kollege auf – ohne zu ahnen, dass damit eine tödliche Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart hergestellt wird…
Inhalt der Tatort-Folge „Borowski und der vierte Mann“
Eisiger Wind pfeift durch kahle Bäume, als Wildhüter Timo Pross im Morgengrauen seinen Kontrollgang durch das verschneite Waldstück macht. Sein künstliches Bein erschwert das Vorankommen im tiefen Schnee, eine schmerzhafte Erinnerung an einen Unfall aus der Vergangenheit. Plötzlich stockt sein Atem – in einer Bärenfalle steckt ein menschlicher Fuß. Kein Blut, kein Körper, nur ein säuberlich abgetrennter Fuß in einem teuren Lederschuh.
Kommissar Klaus Borowski betrachtet nachdenklich das makabre Fundstück. Etwas an der Inszenierung irritiert ihn – der Fuß wurde sichtbar platziert, wie eine Botschaft. Der Landgutbesitzer Christian Berbecke bleibt unauffindbar, was die Vermutung nahelegt, dass der Fuß ihm gehören könnte.
Auf dem prächtigen Anwesen mit seinen holzgetäfelten Wänden und imposanten Jagdtrophäen trifft Borowski auf eine Gruppe von Wohlstandsbürgern, die sich angeblich zum „Ausspannen“ zusammengefunden haben. „Wir jagen nur Kleintiere“, versichert Berbeckes Cousine Maja Stevens mit einem Lächeln, das ihre Augen nicht erreicht. Doch in einem versteckten Käfig am Rande des Grundstücks macht Borowski eine erschütternde Entdeckung – ein lebender Bär, offensichtlich für die illegale Jagd bestimmt. Der tierische Gefangene blickt ihn aus klugen Augen an, als wollte er sagen: „Auch ich bin nur ein Opfer dieser Menschen.“
Die DNA-Analyse bestätigt: Der abgetrennte Fuß gehört Berbecke, postmortal amputiert mit chirurgischer Präzision. Borowski steht vor einem Rätsel ohne Leiche. „Es ist, als würde uns jemand bewusst Stücke eines grausamen Puzzles zuspielen“, murmelt er, während er die Fotos am Tatort studiert.
Wie ein düsteres Echo wird kurz darauf eine abgetrennte Hand bei einem Kürschner gefunden – nicht Berbeckes Hand, sondern die eines Gerbers namens Schormengen, ebenfalls Teilnehmer der vermeintlichen Wochenendgesellschaft. Die Spur führt Borowski zu einer kryptischen Zeichnung in Schormengens Wohnung: eine Pyramide mit Buchstaben, Namen, Zahlen – die Struktur eines Schneeballsystems, in dem Berbecke und noch jemand ganz oben standen.
In diesem Moment taucht Borowskis ehemaliger Kollege Jochen auf, scheinbar zufällig auf der Suche nach ihrer gemeinsamen Vergangenheit in Form der Polizeipsychologin Frieda Jung. „Manchmal kommen die Geister der Vergangenheit ungebeten zurück“, philosophiert Borowski, ohne zu ahnen, wie wahr dieser Gedanke noch werden wird.
Die Jagdgesellschaft verdächtigt inzwischen den einbeinigen Wildhüter Pross und lockt ihn zu einer tödlichen Falle – einer letzten Jagd, bei der er selbst das Wild sein soll. Zwischen knorrigen Bäumen und unter bleiernem Winterhimmel entfaltet sich ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel, das Borowski in letzter Sekunde zu durchkreuzen versucht.
Als schließlich der dritte Tote – kopflos – gefunden wird, scheinen alle Fäden zusammenzulaufen. Doch die Wahrheit ist komplexer als ein einfacher Serienmord. Während Borowski die Bruchstücke des Falls zusammensetzt, wird ihm klar, dass die eigentliche Gefahr näher ist, als er je vermutet hätte…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Borowski und der vierte Mann“ ist die 16. Folge mit dem Kieler Ermittler Klaus Borowski und markiert einen besonderen Meilenstein in der Tatort-Geschichte: Es handelt sich um die erste Tatort-Produktion nach einer Vorlage des berühmten schwedischen Krimiautors Henning Mankell. Der Schöpfer der Kurt-Wallander-Reihe war persönlich mit Hauptdarsteller Axel Milberg befreundet, was die Zusammenarbeit für diese außergewöhnliche Folge ermöglichte.
Gedreht wurde vom Studio Hamburg und dem Norddeutschen Rundfunk an authentischen Schauplätzen in Schleswig-Holstein, darunter Kiel, Kellinghusen, das imposante Gut Wulfshagen in Tüttendorf und die ländliche Gemeinde Krummwisch – Locations, die perfekt die skandinavisch anmutende Atmosphäre des Falls unterstreichen.
Die winterliche Tatort-Folge feierte ihre Erstausstrahlung am zweiten Weihnachtsfeiertag 2010 und erreichte beachtliche 7,07 Millionen Zuschauer – ein Marktanteil von 20,8 Prozent für Das Erste. Besonders die düster-poetische Bildsprache und der ungewöhnliche Ansatz des „Körperteil-Krimis“ sorgten für Diskussionen unter Tatort-Fans und Kritikern.
In der Rolle des Ermittlers Klaus Borowski brilliert erneut Axel Milberg, der hier seinen 16. Fall löst – diesmal ohne seine sonst an seiner Seite ermittelnde Psychologin Frieda Jung (Maren Eggert), die jedoch als Schlüsselfigur im Hintergrund der Handlung präsent bleibt. Ein Jahr später folgte mit „Borowski und der coole Hund“ die zweite Zusammenarbeit zwischen dem Tatort-Team und Henning Mankell, der 2015 im Alter von 67 Jahren verstarb.
Bin gespannt. Mankell + Borowski, das muß sein !
Bin enttäuscht. Borowski muß sein, aber dieser merkwürdige Schluß mußte nicht sein.
Abgesehen davon: Pyramidenspiele…kein vernünftiger Mensch beschäftigt sich ernsthaft damit. Schwaches Leitmotiv.
Toller Tatort – nur der Schluss war irgendwie überstürzt
wo kann man die komplette besetzung sehen..?
Endlich mal wieder ein Tatort mit aufbauenden Spannungsmoment und einer Story, bei der nicht schon um 21:00 Ugr klar ist, wer der Täter ist. Ganz klar der bisher beste Borowski-Tatort und der insgesamt beste Tatort seit „Weil sie böse sind“.
Wunderbarer, spannungsglandender tatort, außer die Assistentin fehlt sehr
Der Tatort Nummer 785 mit dem Kieler Hauptkommissar Borowski. Düstere, dekadente drei Klassen-Gesellschaften zeigen sich auf. Eine inhumane und verdeckt animalisch agierende Gesellschaft verabredet sich sektschlürfend und beziehungsfeindlich zur Treibjagd nach alten Riten auf geschundene Großraubtiere, illegal beschafft und gehalten zum Zwecke des gemeinschaftlichen Tötungswillens. Spannender Tatort-Psycho-Thriller den man wirklich nur bei Schneetreiben und Kältetemperaturen schauen sollte, der Atmosphäre wegen. Immer wieder sehenswert.
Borowski proves that a Kommissar doesn’t need a side kick or a second Kommissar to talk about the case so we know what he is thinking. Borowski is back on his own again and what he thinks we don’t always know, we just have to guess. This is very different from, say, Batic and Leitmayr who yell at each other in almost every scene and are more often than not stating the obvious.
Da war nix atmosphärisch dicht. Seltsamer, irgendwie fremdartig wirkender Fall, wahrscheinlich der Vorlage geschuldet.
Trotzdem (oder gerade deshalb) langweilig und öde. Auch die Inszenierung lies zu wünschen übrig. Die Schickimickis, die aus Spaß an der Freude Tiere töten, waren allesamt (natürlich) unsympathisch bis ins Mark, allerdings auch ausnahmslos sehr farblos.
Sehr schade, so langsam überwiegen die teilweise mehr als mittelmäßigen und uninteressanten Tatort Kiel Fälle (hier in dem Fall Felle)…
Bleibt zu hoffen, dass sich unter den noch verbleibenden, welche ich bisher noch nicht geschaut habe, zumindest ein paar wenige Perlen befinden.
Recht schöne Kulissen wurden für diesen winterlichen Tatort aus Kiel ausgewählt, dennoch bleibt der Film durchgehend fad. Schade. Gerade noch 2 Sterne
Ausgezeichnete Darstellung eines dekadenten Mikrokosmos (wie aus der Zeit gefallen).
Einer der ungewöhnlichsten Borowski-TO’s (nach ‚Tango für Borowski‘). Und wieder einer mit Susanne Wolff, deren ausgewiesener Fan ich bin (sie verantwortete den m.E. schauspielerisch besten TO: ‚Der Fall Reinhardt‘)!
Die Abstände der Wiederholungen von bestimmten Folgen im Dritten Programm bleiben für mich ein Mysterium. ;-)
Zwar kann man sich Susanne Wolff und ihre Armbrust-Freunde jederzeit immer wieder ansehen, aber diese Folge wurde doch gerade erst wiederholt.
Andere gute alte Folgen werden praktisch nie gesendet.
Z.B. wurde die kürzlich abgesagte Folge „Tango für Borowski“ schon viele Jahre nicht mehr gebracht. Spielt in ähnlich ungewöhnlichem bis surrealem Ambiente.
@Der Fremde
Völlig korrekt, ich hab die Hoffnung mittlerweile aufgegeben – vor allem zwei Borowski-Folgen sind seit genau 10 Jahren nicht wiederholt worden:
• Sternenkinder (2006 beim NDR erst- und letztmalig [sic!] gelaufen, 2013 noch mal beim hr zu sehen)
• Macht der Angst (2007, 2013 ebenfalls im hr)
Zum Glück gibt es ja ein frei zugängliches Angebot im Netz, so daß sich fast alle TOe in ordentlicher Qualität ansehen lassen – und damit meine ich nicht YT oder ein anderes, mittlerweile eingestelltes Portal.
Da lassen sich dann auch die Roiter & Zurowski-Folgen, die wir niemals im öffentlich-schlechtlichen Fernsehen zu Gesicht bekommen werden, zu Gemüte führen, um mit eigenen Augen zu überprüfen, was an denen denn so schlecht sein soll, daß sie niemals wiederholt wurden/werden.
Ist schließlich alles mal durch die damaligen GEZ-Gebühren vom Zuschauer bezahlt worden!