Kurz und knapp – darum geht’s
Steilwandfahrer Reiner Mettmann steckt in finanziellen Schwierigkeiten, nachdem seine neue Attraktion vom TÜV nicht abgenommen wurde – in seiner Verzweiflung begeht er einen Banküberfall, bei dem ein Polizist ums Leben kommt und er selbst angeschossen wird. Die Kugel in seinem Körper ist das entscheidende Beweismittel, das Kommissar Haferkamp braucht, doch Mettmann verweigert die Operation und flieht nach Italien. Als Haferkamp dem Verdächtigen bis ans Mittelmeer folgt und sich seiner Artistengruppe anschließt, beginnt ein psychologisches Katz-und-Maus-Spiel, in dem nicht nur die Wahrheit auf dem Spiel steht, sondern auch Leben…
Inhalt der Tatort-Folge „Die Kugel im Leib“
Schwer atmend bricht Reiner Mettmann auf seinem Motorrad in einer Essener Straße zusammen, das Gesicht schmerzverzerrt, seine Kleidung blutdurchtränkt. Als die Sanitäter eintreffen, behauptet er, Opfer eines bewaffneten Überfalls geworden zu sein – doch Kommissar Haferkamp ahnt, dass mehr hinter dieser Geschichte steckt. Zu nahe liegt der Tatort an einer gerade überfallenen Sparkasse, bei deren Raub ein junger Polizist erschossen wurde.
Haferkamp ist ein Mann der leisen Töne, aber unbeirrbaren Hartnäckigkeit. Mürrisch und vom Leben gezeichnet, kann er nur schwer loslassen, wenn er einmal eine Fährte aufgenommen hat – sei es bei Ermittlungen oder in seinem Privatleben, wo ihn die gescheiterte Ehe mit seiner Ex-Frau Ingrid noch immer beschäftigt. Im grauen Licht der Ruhrgebietsstadt verfolgt er stoisch jede Spur, während der Himmel über dem Industrierevier schwer wie ein Betondeckel liegt.
„Ein anständiger Steilwandfahrer hat keine Kugel im Leib“, knurrt Haferkamp, als er die Artistentruppe auf dem Rummelplatz aufsucht. Zwischen blinkenden Lichtern und dem mechanischen Klappern der Fahrgeschäfte wirkt der Kommissar fehl am Platz – ein Fremdkörper in der bunten Scheinwelt, in der Mettmann jeden Abend sein Leben in einem kreisrunden Metallkessel riskiert. Die Steilwand ragt vor Haferkamp auf wie ein drohendes Ungeheuer aus Stahl, während die Zuschauer begeistert applaudieren, nichts ahnend vom Drama hinter den Kulissen.
Als Mettmann mit seiner Crew überstürzt nach Italien aufbricht, folgt Haferkamp ihm wie ein Schatten. Die Fahndung gleicht einem Tanz auf Messers Schneide – zu viel Druck, und der Verdächtige könnte verschwinden, zu wenig, und das Beweismittel bleibt für immer in Mettmanns Körper verborgen. In der glühenden Sommerhitze Jesolos, wo die Touristen ahnungslos in der Sonne baden, kreisen Kommissar und Verdächtiger umeinander wie zwei Raubtiere. „Ich bin überall, wo Sie sind“, raunt Haferkamp dem Artisten zu, als sie sich zufällig am Strand begegnen, und Mettmanns Gesicht verliert jede Farbe.
Mit jedem Tag unter der italienischen Sonne wächst die Spannung zwischen den beiden Männern, verstärkt durch die zunehmende Nervosität von Mettmanns Partner Paco, der das geraubte Geld an sich genommen hat. Während die bunten Lichter der Steilwand sich im venezianischen Wasser spiegeln, bereitet sich die Tragödie unaufhaltsam vor…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Die Kugel im Leib“ wurde vom 13. Juni bis zum 17. Juli 1978 an verschiedenen Schauplätzen gedreht: in den Bavaria-Ateliers München-Geiselgasteig, in Essen, auf einer Kirmes in Mülheim-Saarn und auf der Halde Oberscholven in Gelsenkirchen. Für die atmosphärischen Szenen im zweiten Teil des Films reiste das Filmteam nach Italien, wo in Jesolo und Venedig gedreht wurde.
In seiner 16. Rolle als Kommissar Heinz Haferkamp brillierte erneut Hansjörg Felmy, der mit seiner zurückhaltenden, aber intensiven Spielweise dem Ruhrgebietsermittler eine unverwechselbare Persönlichkeit verlieh. Als sein Gegenspieler Reiner Mettmann überzeugte Hans-Georg Panczak, dessen Darstellung eines in die Enge getriebenen Verbrechers zu den Höhepunkten der Folge zählt. In weiteren Rollen waren Klaus Löwitsch als Mettmanns Komplize Paco, Illona Grübel und Mady Rahl zu sehen.
Regie führte Wolfgang Staudte, ein renommierter Filmemacher, der trotz seiner persönlichen Abneigung gegen das Krimi-Genre insgesamt sieben Tatort-Folgen inszenierte. Das Drehbuch stammte von Georg Feil, der auch als Produzent fungierte.
Die am 14. Januar 1979 erstausgestrahlte 95. Tatort-Folge zeichnete sich durch ihre realistische Darstellung des Lebens von Schaustellern und Artisten aus. Interessanterweise übte Hauptdarsteller Hansjörg Felmy später Kritik an Haferkamp-Folgen wie dieser, die mit dem Tod des Täters endeten – er bevorzugte es, wenn sein Charakter die Fälle sachlich und überlegen lösen konnte, wie in den früheren Episoden von 1974.
Nach der Ausstrahlung wurde besonders die atmosphärische Inszenierung der italienischen Schauplätze gelobt, die einen reizvollen Kontrast zur gewohnten Ruhrgebietskulisse der Haferkamp-Fälle bot. Obwohl der Film stellenweise als etwas zäh kritisiert wurde, überzeugten die Spannungsmomente und der psychologische Zweikampf zwischen Ermittler und Verdächtigem das Publikum.
Oh, wie schön! Freue mich besonders auf die Szenen, die in meiner Heimat gedreht sind!
Kuerzlich sah ich diesen Tartort im WDR zu ersten Mahl ueberhaupt, meiner Meinung nach einer der besten Sendungen mit Hansjoerg Felmy in der Hauptrolle.
mit freundlichen Gruesse Peter Achterberg
Amsterdam, Niederlaende
Bin Jahrgang ´65 und habe alle Haferkamp-Tatorte gesehen.Für mich persönlich ist Fortuna III
Favorit.Kann mich an alle Folgen gut erinnern.Bei manchen späteren Tatorten kenn ich nicht mal die Ermittler.
Drehort der Abraumhalde sowie der Sturz mit dem Motorrad wurden in Gelsenkirchen gedreht!
Bellendorfsweg Ecke Feldhauser Strasse.
Der Tatort Nummer 095 mit Hauptkommissar Haferkamp aus Essen. Er ermittelt im Schaustellerbereich, gesucht wird ein Polizistenmörder und Räuber. Der in Verdacht geratene Täter trägt eine Retour – Kugel seines Opfers im Leibe, verweigert deshalb die lebensnotwendige Operation, um, anhand der Kugel, nicht als meuchelnder Räuber identifiziert werden zu können. KHK verfolgt in bis nach Italien, wieder einmal auf eigene Kosten. An seiner Seite die Ex und immer gerne seine Flex. Letztlich entkommt der Täter durch Tod, auf der Flucht. Ende des Streifens. Hätte m.E. noch einen Teil II geben können. Aber tolle Aufnahmen aus dem sich langsam auflösenden Ruhrpott. Beim Italienaufenthalt viel einem besonders die Stern-Pils-Werbung der Essener Brauerei auf und auch der Alpha Romeo Spider erschien nicht in einem schlechten Licht. Aufgrund der Schauspieler sicherlich sehenswert.
Ich kann mich an eine Folge von „Kommissar Freytag“ erinnern, in der die Ermittler auch an eine im Körper steckende Kugel gelangen mussten, um einen Fall aufzuklären. Da dies in dieser Tatort-Folge komplett anders erzählt wird, ist es trotzdem eine tolle Geschichte, in der der von mir geschätzte Klaus Löwitsch der heimliche Hauptdarsteller ist. Der Sturz aus dem Fenster hinterlässt einen schalen Beigeschmack, doch auch im wahren Leben läuft ja nicht alles glatt. Schön, dass der Film wiederholt wurde.
Schwacher Tatort. Unlogische Handlungen und Dialoge,ziemlich wirr alles. Kommissar begibt sich zum Beispiel alleine (!) in den Wohnwagen mit einem Mordverdächtigen. Dieser Tatort hat eine goldene Zitrone verdient. Spielt auf dem gleichen unterirdischen Niveau wie der Tatort „Salü Palü“.
Ich schaue mir diese alten Tatorte schon aus nostalgischen Gesichtspunkten an. Ich mag die Atmosphäre, den Stil der 70er wie die Klamotten und die Autos. Desweiteren sieht man immer wieder bekannte Gesichter die auch viel Synchronarbeit leisteten (Hey Luke). Da wird die Handlung manchmal schon zur Nebensache.
Hier fand ich sie allerdings richtig gut. Und ich finde es schon erwähnenswert mit welcher Kühle und Sachlichkeit am Ende agiert wird. An diesen Stil kann mich aus der Zeit nicht erinnern.
Für jüngere Zuschauer sicherlich langweilig aber für Nostalgiker empfehlenswert.
3,5/5 aufgerundet (bin ein solcher Nostalgiker)
gäääähn …. das beste ist der vorspann und der abspann. im film kommt leider an keiner stelle spannung auf, auch wenn der beginn kurz hoffnung darauf macht. es plätschert nur vor sich hin, bis zum langweiligen schluß.
Ein fantastischer Haferkamp und ein grandioser Klaus Löwitsch als Paco. Eine Zeitreise in die 70er Jahre von Essen über München nach Jesolo und Venedig. Baggare Tutto = 5 Sterne
Das Beste an dieser Folge ist Ingrid Haferkamps Kalauer: «Ich belichte, du beschattest.» Ansonsten: ein eher schwaches Drehbuch mit einem zäh erzählten, vorhersehbaren Plot – von ein, zwei kleinen Spannungsmomenten bei den Darbietungen in der Steilwand abgesehen.
Insbesondere die Ermittlungsgeschichte in Italien wirkt gesucht und konstruiert. Eine der schlechtesten, wenn nicht die schlechteste Haferkamp-Folge.