Tatort Folge 993: Freitod

Kurz und knapp – darum geht’s

In der Schweiz wird die unheilbar kranke Deutsche Gisela Aichinger bei ihrem Freitod von der Organisation „Transitus“ würdevoll begleitet, während draußen religiöse Aktivisten gegen Sterbehilfe protestieren. Als kurz darauf Sterbebegleiterin Helen Mathys ermordet aufgefunden wird, geraten die Luzerner Kommissare Reto Flückiger und Liz Ritschard zwischen die ideologischen Fronten von Befürwortern und Gegnern der Sterbehilfe. Der plötzlich auftauchende, psychisch kranke Sohn der Verstorbenen behauptet, seine Mutter sei gegen ihren Willen in den Tod gedrängt worden – doch als die Ermittler einer Spur von weiteren mysteriösen Todesfällen nachgehen, führt sie die Suche zu einem unerwarteten „Todesengel“ …

Inhalt der Tatort-Folge „Freitod“

Sorgfältig werden die letzten Vorbereitungen getroffen: Ein Glas Wasser, Pentobarbital, eine flackernde Kerze und die obligatorische Videokamera, die „aus juristischen Gründen“ den selbstbestimmten Tod dokumentieren muss. In der stillen, fast sakralen Atmosphäre des behutsam eingerichteten Sterberaums überreicht Helen Mathys der schwer an Parkinson leidenden Gisela Aichinger den tödlichen Trank, den diese mit eigener Kraft leert. Die Tochter hält ihre Hand, während das Leben langsam aus ihr weicht.

Kommissar Reto Flückiger wirkt in diesen Tagen unkonzentriert, starrt ständig hoffnungsvoll auf sein Handy und verheimlicht seiner Kollegin hartnäckig, mit wem er sich trifft. Diese neue, unbekannte Liebe scheint den sonst so fokussierten Ermittler aus dem Gleichgewicht zu bringen – was Liz Ritschard mit einer Mischung aus Neugier und Sorge beobachtet. Zwischen den beiden hängt unausgesprochen die Frage, wie viel Privates in ihre berufliche Beziehung einfließen darf.

Als der Sarg mit Gisela Aichigers Leichnam aus dem Haus getragen wird, wartet eine Gruppe von Demonstranten der religiösen Vereinigung „Pro Vita“ mit Kerzen und Transparenten. Plötzlich springt ein verwahrlost wirkender Mann vor das Fahrzeug und beschuldigt seine Schwester, die eigene Mutter umgebracht zu haben. Die Situation eskaliert, als Martin Aichinger, der unter einer bipolaren Störung leidet, die Sterbebegleiterin Helen angreift und allen Beteiligten die zehn biblischen Plagen an den Hals wünscht. Im Mondlicht wirken die erhobenen Fäuste und verzerrten Gesichter wie ein groteskes Schattenspiel an der Hauswand.

Am nächsten Morgen liegt Helen Mathys tot auf einem Spielplatz. Der nächtliche Nebel hat sich gelichtet und gibt den Blick auf die erschreckende Szene frei. Die Kommissare erfahren, dass Helen vor einem halben Jahr bereits ihren Lebensgefährten Milan König bei einem mysteriösen Brandanschlag auf sein Boot verloren hat – ein Zufall? Die Ermittlungen gleichen einem Eiertanz zwischen ethischen Grundsatzfragen und handfesten Mordermittlungen, während sich die Verdachtsmomente wie ein Spinnennetz um verschiedene Personen weben.

Da ist Josef Thommen, der charismatische Leiter von Pro Vita, dessen Überzeugung, dass nur Gott über Leben und Tod entscheiden dürfe, in deutlichem Kontrast zu seinem Privatleben steht. Seine Sekretärin wirft ihm heimlich verliebte Blicke zu, während er seine moralische Integrität wie einen Schutzschild vor sich herträgt. „Ein selbst herbeigeführter Tod ist eine Anmaßung dem Schöpfer gegenüber“, predigt er den Ermittlern mit erhobener Stimme – doch was verbirgt sich hinter dieser Fassade?

Die Spur führt zu Martin Aichinger, der behauptet, seine Mutter hätte niemals freiwillig sterben wollen. In seinem verstörten Geist vermischen sich religiöse Wahnvorstellungen mit der Trauer um die verlorene Mutter. Hat er in einem Anfall von Wut die Frau getötet, die seiner Mutter den tödlichen Trank reichte? Als die Kriminaltechnikerin Corinna Haas feststellt, dass Helen nicht wie zunächst vermutet erschlagen, sondern mit einer Plastiktüte erstickt wurde, nehmen die Ermittlungen eine neue Wendung. Die bei Martin gefundene Tüte enthält zwei verschiedene DNA-Spuren aus Blut und Speichel…

Und dann sind da noch die anderen Transitus-Mitarbeiter: Dr. Hermann, ein ehemaliger Liebhaber von Helen, die Krankenschwester Nadine Camenisch und der Medizinstudent Jonas Sauber. Sie alle bewegen sich in einem ethischen Grenzgebiet, wo Leben und Tod nur durch eine dünne, rechtliche Linie getrennt sind. Doch als eine weitere Tote auftaucht – ebenfalls mit einer Plastiktüte erstickt – verdichten sich die Hinweise auf einen „Todesengel“, der nicht mehr zwischen Sterbehilfe und Mord unterscheiden kann…

Hinter den Kulissen

Der Schweizer Tatort „Freitod“ – die 993. Folge der Krimireihe – wurde vom 7. November bis zum 10. Dezember 2015 in Luzern und Umgebung gedreht. Regie führte Sabine Boss, die bereits 2012 beim Schweizer Tatort „Hanglage mit Aussicht“ auf dem Regiestuhl saß. Das Drehbuch stammte von Josy Meier und Eveline Stähelin.

Im elften Fall des Luzerner Ermittlerteams standen erneut Stefan Gubser als Kommissar Reto Flückiger und Delia Mayer als Kommissarin Liz Ritschard vor der Kamera. Komplettiert wurde das Team durch Fabienne Hadorn als Kriminaltechnikerin Corinna Haas und Jean-Pierre Cornu als Polizeichef. In den Episodenrollen überzeugten Martin Butzke als verstörter Martin Aichinger, Martin Rapold als charismatischer Pro-Vita-Leiter Josef Thommen, Andreas Matti als Transitus-Gründer Dr. Hermann sowie Anna Schinz, Sebastian Krähenbühl und Ruth Schwegler.

Die Erstausstrahlung am 18. September 2016 im Ersten verfolgten 6,74 Millionen Zuschauer in Deutschland, was einem Marktanteil von 19,6 Prozent entsprach. In der Schweiz wurde die Originalfassung in Schweizerdeutsch auf SRF 1 gezeigt.

Regisseurin Sabine Boss, die sich bereits mit dem mehrfach preisgekrönten Film „Der Goalie bin ig“ (2014) einen Namen gemacht hatte, näherte sich dem kontroversen Thema Sterbehilfe mit dokumentarischer Genauigkeit. Die visuelle Umsetzung – viele Szenen spielen nachts und in dunklen Räumen, ergänzt durch Kerzenlicht – unterstreicht die düstere und bedrückende Atmosphäre des Films.

In der Nebenhandlung wurde die Geschichte um Kommissar Flückigers neue Liebe weitererzählt – neugierige Zuschauer erfuhren am Ende der Folge zumindest ihren Vornamen: Evelyn. Nach der Ausstrahlung entbrannte in Zuschauerkreisen eine lebhafte Diskussion über die ethischen Fragen der Sterbehilfe, wobei der Film für seine differenzierte Darstellung ohne moralische Wertung gelobt wurde.

Videos zur Produktion

ARD Trailer

Tatort-Besetzung

Kommissar Reto Flückiger – Stefan Gubser
Kommissarin Liz Ritschard – Delia Mayer
Kriminaltechnikerin Corinna Haas – Fabienne Hadorn
Polizeichef Eugen Mattmann – Jean Pierre Cornu
Andreas Lechner – Gerhard Andreas Goebel
Clemens Lechner – Christoph Rath
Daniela Aichinger – Susanne-Marie Wrage
Debbie Zurbuchen – Rebecca Indermaur
Dr. Hermann – Andreas Matti
Gisela Aichinger – Barbara Magdalena Ahren
Helen Mathys – Ruth Schwegler
Jonas Sauber – Sebastian Krähenbühl
Josef Thommen – Martin Rapold
Martin Aichinger – Martin Butzke
Mike Zumbrunn – Lukas Kubik
Nadine Camenisch – Anna Schinz
Sandra Meier – Lotti Happle
Stefanie Kramer – Sara Capretti
Vikinesh Jeyanantham – Kay Silvan Kysela
u.a.

Tatort-Stab

Drehbuch – Josy Meier, Eveline Stähelin
Regie – Sabine Boss
Kamera – Michael Saxer
Schnitt – Stefan Kälin
Musik – Fabian Römer

Bilder-Galerie zum Krimi aus Luzern

20 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

×
  1. AK
    vor 9 Jahren

    Hoffe auch Kommissarin Ritschard wird endlich mal eine Lebenspartnerin finden!

  2. Uwe
    vor 9 Jahren

    …peinlich schlecht synchronisiert…damag man kaum hin schauen…schade :-(

  3. vor 9 Jahren

    Hauptsache ein medienwirksames Thema:
    Schweiz und Sterbehilfe…!
    Nach dem Motto ‚ man nehme..“…
    Komplett durchsichtig konstruiert und absolut langweilig.

  4. vor 9 Jahren

    Deutschland als Pennbruder mit „vielen Plastiktüten“darStellen ist wohl das Highlight, zumindest hat es einen hohen Schmunzel Faktor. In den letzten MiNuten hat sich die Regie entschieden einen Krimi zu drehen und zu erkennen, das das Thema zu fett für einen Unterhaltungfilm ist.Das Thema war wohl „Freiwild“?und wird nicht mehr aus der Diskussion verschwinden.

  5. vor 9 Jahren

    … das Beste war die Schluss-Melodie des Tatorts, Dynamik pur, welche der heutige Tatort leider nicht hatte. Nur dumm, dass man bei der ganzen Langsamkeit des Tatortes nicht wirklich etwas zu denken hatte !!!

    Abend versaut …

  6. vor 9 Jahren

    Einer der besten CH-Tatorte!
    Schreiber rein hard oben hat nichts verstanden! Wie viele Male hat es schon Pennbrüder in unseren DE-Tatorts gegeben, und keiner käme deshalb gleich auf die Idee ganz Deutschland als Pennbruder abzustempeln? Nicht jeder ist halt im Stande, objektive Kritik abzugeben..!

  7. vor 9 Jahren

    Solide Schweizer Qualität. Ich hätte mir jedoch den Originalton mit Untertiteln gewünscht.


  8. Ende der Erstausstrahlung

  9. vor 9 Jahren

    Ja war denn schon wieder Thementag? In einigen TV-Kritiken lese ich heute, dieser TO hätte eine starke Auflösung gehabt. Was nutzt mir das als Zuschauer, wenn ich wegen der schablonenhaften Volkshochschul-Inszenierung schon lange vorher aussteige? Drei Sterne als Enthaltung.

  10. vor 9 Jahren

    Werter Dan Voller …
    Stimmt … und!
    Es gibt mehr als eine Wahrheit

  11. vor 9 Jahren

    Als Tatort war der Film nicht geeignet. Eher in die Sparte Drama.
    Keine Spannung. Es graust mir schon wenn der Tatort aus der Schweiz kommt.

  12. vor 9 Jahren

    Alles Pauschalgrausen vor Schweizer Tatort-Folgen kann m. E. so nicht stehen bleiben. Wie viele Deutsche und Österreichische Tatorte gab es schon, bei denen das Austrocknen einer Pfütze im Vergleich spannender war als der Inhalt und die Umsetzung der fraglichen Tatort-Folge?! In jeder Region versuchen die Macher den dort ansässigen Lokalkolorit mit allen Eigenheiten in das Geschehen einzubringen. So auch in den Schweizer Tatorten. Nicht immer mit dem erwünschten Erfolg, aber immerhin. Andernfalls wären die Tatorte vergleichbar mit vielen gleichförmigen und seelenlos dahingerotzten US-Massenproduktionen, die in einschlägigen Privatsendern den Programmschwerpunkt bilden.

  13. vor 9 Jahren

    War eigentlich ganz okay. Ich frage mich nur, wie die Täterin bei ihrem versuchten Selbstmord zum Schluss nicht sofort schmeckt, das es sich nur um Wasser handelt…..

  14. vor 9 Jahren

    Eigentlich ein interessantes Thema, aber sehr laaangsam und langweilig aufbereitet. Offensichtlich ist auch immer die Synchronisation ein Problem. Ich frage mich, warum überhaupt eine Synchronisation nötig ist, die Österreicher brauchen das doch auch nicht.

  15. vor 9 Jahren

    Für einen Schweizer Tatort – es lebe das gepflegte Vorurteil – gar nicht so schlecht. Wenn ich auch bei den Schweizer Tatorten, von allem anderen abgesehen, atmosphärisch immer ein wenig den Eindruck habe, das ist nicht unser Nachbarland, sondern das liegt auf einem anderen Kontinent. Woran das liegt, wüsste ich eigentlich gar nicht so genau zu sagen, aber das sieht alles so fremd aus und trist aus…

    Interessantes Thema, das dann gar nicht für die Morde verantwortlich war, starke Figuren, hie und da sehr klischeehaft, aber gut genug, um interessant zu bleiben und ohasenweise zu packen. Durchaus spannende Momente bei allerdings immer noch eher behäbigem Erzähltempo. Konnte man mal angucken, eine Wiederholung eher nicht

  16. vor 9 Jahren

    Am Anfang dieser Reihe Schweizer Tatorte hatte ich mir vorgenommen, diese nicht mehr zu schauen. Letzte Folge “ Freitod“ eher zufällig gesehen. Absoluter Qualitätsschub. Schweiz auf jeden Fall wieder auf meiner Liste.

  17. vor 9 Jahren

    Der Schluss war das beste !! Zu viele Stockfehler im Drehbuch, gutes Thema schlecht umgesetzt !! Das geht viel besser……..

  18. vor 9 Jahren

    Der beste Schweizer Tatort seit es einen CH-TO gibt. Story hoch-brand-aktuell, wenn es auch Deutsche TV-Glotzer nicht verstehen wollen. Aber soll ein Deutscher, der gerade in die CH eingereist ist keine Plastiktüten aus D mittragen? Er hat sicher nicht in CH eingekauft…….. Der Schluss ist mega-obergeil. Wei soll sie denn merken, dass nur Wasser darin ist. Sie hatte ja die Sterbeflüssigkeit jeweils nicht vorgekostet. Die Kritiker in diesem Punkt sollen mal zuerst denken und dann schreiben.
    Alles in Allem hoffe ich, dass zukünftige TO’s aus der CH wieder so hochkarätig gemacht werden.
    Danke den Schauspielern und danke der ganzen Crew für den Pepp und Pfiff.

  19. vor 9 Jahren

    Da gibt es nur ein Wort :Langweilig.
    Bin dabei glatt eingeschlafen ?

  20. vor 8 Jahren

    Der Tatort mit der Nummer 993 aus der Schweiz. Die beiden Polizeibeamten Flückiger (m) und Ritschard (w) aus Luzern, ermitteln in Todesfällen rund um eine eidgenössische Sterbehilfeorganisation, welche auch schwerkranke Kunden aus Deutschland und Österreich behandelt und innerhalb der Schweiz mit erheblichen Widerstand einer Menschenrechtsorganisation zu tun hat. Ein beeindruckendes Tatort-Drama aus dem Jahr 2016, welches sich auch mit dem Schicksal der zum Sterben bereiten Menschen vor Ort, wenn sie zwischen der Front zweier sich bekämpfenden Gesellschaften gerät, befasst. Für diese heikle Thematik ein gut umgesetzter Tatort-Spielfilm mit einem spannenden und überraschenden Ende. Sehenswert.

  21. vor 5 Jahren

    Schweizer Qualitätsarbeit.
    Der Plot: die Mitarbeiterin einer schweizerischen Organisation zur Sterbehilfe wird erschlagen. Das sorgt natürlich für viele übliche Verdächtige. Allerdings offenbaren sich später Hinweise auf ungewöhnliche Todesfälle in einem Krankenhaus und einen Zusammenhang.
    Sehr schön, wie es gelungen ist, zwei Themen (Freitodassistenz und Todespfleger) in 90 Minuten unterzubringen, ohne dass man das Gefühl hat, etwas sei zu kurz gekommen. Der Fall wird schön entwickelt, ohne die Handlung zu vergewaltigen; es gibt auch genug Stoff zum Mitraten. Die Rollen sind passabel besetzt.
    Natürlich gibt es auch Wermutstropfen: die hochdeutsche Synchronisation ist (wieder einmal) misslungen. Am Vierwaldstätter See ist Hochdeutsch nun einmal eine Fremdsprache – wie so oft, wären auch hier Untertitel besser. Deshalb nur mit Aufrundung vier Sterne

Neue Tatort-Folgen
Baden-Baden
14 Folgen
Berlin
96 Folgen
Bern
12 Folgen
Braunschweig
1 Folgen
Bremen
49 Folgen
Bremerhaven
1 Folgen
Dortmund
27 Folgen
Dresden
39 Folgen
Duisburg
29 Folgen
Düsseldorf
15 Folgen
Erfurt
2 Folgen
Essen
22 Folgen
Frankfurt
87 Folgen
Freiburg
1 Folgen
Göttingen
5 Folgen
Hamburg
105 Folgen
Hannover
30 Folgen
Heppenheim
1 Folgen
Kiel
51 Folgen
Köln
100 Folgen
Konstanz
31 Folgen
Leipzig
44 Folgen
Lübeck
2 Folgen
Ludwigshafen
81 Folgen
Luzern
17 Folgen
Mainz
7 Folgen
München
124 Folgen
Münster
47 Folgen
Nürnberg
10 Folgen
Saarbrücken
45 Folgen
Schwarzwald
14 Folgen
Stade
1 Folgen
Stuttgart
78 Folgen
Weimar
11 Folgen
Wien
89 Folgen
Wiesbaden
13 Folgen
Zürich
8 Folgen