In ihrem zweiten Fall „Die Lüge, die wir Zukunft nennen“ muss die bayerische Polizeioberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff (Verena Altenberger) gegen ihre eigenen Kollegen ermitteln. Die konnten der Verlockung des schnellen Euros nicht widerstehen: Der Polizeiruf 110 aus München dreht sich um Themen wie Moral, Loyalität und Freundschaft.

Der süddeutsche Polizeiruf 110 mit Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) Nachfolgerin Eyckhoff wird am Sonntag, den 8. Dezember 2019 um 20.15 Uhr im Ersten Programm der ARD erstmals ausgestrahlt.

Inhalt der Polizeiruf 110-Folge „Die Lüge, die wir Zukunft nennen“

Die Polizistin Elisabeth Eyckhoff, von Nahestehenden bloß „Bessie“ gerufen, wird zum Verhör vorgeladen. Nervös beobachtet die dunkelhaarige Beamtin, wie ihr gegenüber in dem kleinen, mit Bücherregalen bis zur Decke gesäumten Raum zwei streng aussehende Herren in Anzug und Krawatte Platz nehmen. Die Köpfe leicht in den Nacken gelegt, durchbohren sie die junge Beamtin geradezu mit ihren skeptischen Blicken. Am Kopf des Tisches sitzt eine Protokollantin; das Diktiergerät wird angestellt. Dazu gibt es bitteren Kaffee und etwas Gebäck.

Die Oberkommissarin schildert ohne Umschweife die Ereignisse der vergangenen Wochen:

Sie und vier Kollegen, darunter ihr langjähriger Freund „Wolfi“, ein IT-Spezialist, ein Frühpensionär und ein nebenberuflicher Callboy, bekamen den Auftrag, das Münchner Unternehmen SafePEC zu observieren. Der Verdacht: Illegale Börsengeschäfte. Insiderwissen sollte dazu missbraucht werden, um Deals in Millionenhöhe abzuwickeln.

Die Zusammenstellung der außergewöhnlichen Sextetts im Fall „Die Lüge, die wir Zukunft nennen“ kam durch den allgemeinen Personalnotstand zustande, mutmaßt Eyckhoff bei ihrem unfreiwilligen Interview. Sie sei halt Springerin, wie die anderen auch. Polizeioberkommissar Wolfgang Maurer und „Bessie“ leiteten die Truppe an, die sich in einem leerstehenden Gebäude nahe der beobachteten Firma postierte. Von dort aus fand die 24-Stunden-Überwachung in Bild und Ton im Schichtwechsel statt. Im besonderen Fokus stand dabei der Firmenchef Reiko Fastnacht.

Dann hatte Operationsleiter „Wolfi“ die vermeintlich geniale Idee: Warum nicht einfach das erworbene Börsen-Know-how für die eigenen Zwecke nutzen? Jeder aus der sechsköpfigen Gruppe hatte schließlich finanzielle Sorgen, da kam die Chance zum schnell verdienten Geld durch einen kontrollierten Aktienkauf und -verkauf gerade recht: „Sich mit einem Schlag alle Schulden vom Hals schaffen. Sich von keinem was sagen lassen müssen …“, sinnierte Maurer im Hinterhof einer Partylocation. Hier, auf einer ausgelassenen Geburtstagsfeier und mit jeder Menge Alkohol im Blut versuchte Maurer, seine Mitarbeiter ins Boot zu holen. Die MTT-Aktie sollte es werden, und weder Roman Blöchl, noch Tobias Rast, Meryem Chouaki oder Heinz Callum widersprachen. Nur Elisabeth Eyckhoff war der Gedanke nicht geheuer.

Selbst wenn die Fahnderin gewollt hätte, hätten ihr die finanziellen Mittel für eine Investition gefehlt. Für ihren Halbbruder Cem zahlte sie die Zechen in unzähligen Kneipen, da blieb am Ende des Monats kaum etwas übrig. Dass die Dienstgruppe zu dem Zeitpunkt bereits selbst belauscht wurde, davon ahnten ihre Mitglieder nichts. – Kurze Zeit später kamen das LKA und das Amt für Wirtschaftskriminalität auf Kommissarin Eyckhoff zu: sie solle fortan ihre Kollegen bespitzeln. Ein moralisches Dilemma für die loyale Kriminalistin, doch Dienstbefehl war Dienstbefehl.

Wie sich im Polizeiruf 110 „Die Lüge, die wir Zukunft nennen“ später herausstellen sollte, wurde „Bessie“ von ihren Freunden und Mitstreitern kurzerhand hintergangen. Man drückte ihr die gesammelten Pizzakartons in die Hand, wies sie an, auf dem Sperrmüll nach einem passablen Bürostuhl zu suchen, nur, um sie loszuwerden. Drinnen, in der spärlich eingerichteten Überwachungszentrale, versammelten sich anschließend die übrigen Ermittler vor der Monitorwand und feuerten den Höhenflug der MTT-Aktie in Echtzeit an. Der Kurs stieg im Sekundentakt. Jubel brach aus. Jeder der Fünf hatte sein letztes Erspartes zusammengekratzt, um den größten Profit aus dem Top-Deal herauszuschlagen – bis der Handel plötzlich ausgesetzt wurde. Die Investoren sollten alles verlieren.

Die Polizeiruf-Fahnderin Eyckhoff, die die Ereignisse im Fall „Die Lüge, die wir Zukunft nennen“ bis dato nur erahnen konnte, wurde ein Mitarbeiter der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zur Seite gestellt, der charismatischen Lukas Posse. Die zwei sollten von nun an Hand in Hand gegen Maurer und seine Mitstreiter vorgehen: Posse aus der Ferne mit einem Laptop, Eyckhoff vor Ort als Maulwurf.

Doch „Bessie“ konnte nicht anders, als die Gruppe ins Vertrauen zu ziehen und sie über ihren Geheimauftrag aufzuklären. Schadensbegrenzung wollte sie betreiben, die anderen über mildernde Umstände aufklären. Sie stieß dabei allerdings auf Unmut und Argwohn. Keiner der Betroffenen wollte sich in die Karten gucken lassen, denn tatsächlich waren nun Existenzen gefährdet: Einer der Polizisten hatte sein gesamtes Erbe verliehen, ein anderer sein Haus mit einer Hypothek schwer belastet. Sogar aus der Asservatenkammer hatte man sich heimlich bedient.

Nur 72 Stunden, nachdem Elisabeth Eyckhoff mit den internen Untersuchungen betraut wurde, wurden die Verdächtigen vom Dienst suspendiert, und die Innere übernahm schließlich die Ermittlungen. Anstatt jedoch als Gruppe zusammenzuhalten, versuchte nun jeder der Beteiligten, seine eigene Haut zu retten. Und Eyckhoff geriet zwischen die Fronten …


Die Regie im zweiten Kriminalfall der neuen Polizeioberkommissarin Elisabeth Eyckhoff aus München führte der zehnfache Grimme-Preisträger Dominik Graf, der in der Vergangenheit unter anderem die Polizeiruf 110-Folgen „Der scharlachrote Engel“ und „Er sollte tot“ in Szene setzte. Das Skript lieferte Günter Schüter, ebenfalls Träger des Grimme-Preises für „Der scharlachrote Engel“.

Die Filmarbeiten zum TV-Krimi fanden im Zeitraum vom 24. April bis 24. Mai 2019 in München und Umgebung statt. Seine Uraufführung vor Publikum erlebte der süddeutsche Polizeiruf bereits im Oktober 2019, als dieser im Rahmen der Internationalen Hofer Filmtage gezeigt wurde.

Die Redaktion von Tatort-Fans meint …

Sabine (39 J. | Kinoliebhaberin)

Polizisten, die vom rechten Weg abkommen – nicht der neueste Krimistoff. Doch der zweite Fall der starken, charmanten und witzigen Eyckhoff (fantastisch: Verena Altenberger) zieht den Zuschauer mit seinem Sog von anfangs unzusammenhängenden Bild- und Dialogfetzen schnell in seinen Bann. Erst langsam entwirrt sich das Krimiknäuel und gelangt von der Idee zum Geldsegen, vom Absturz zum blutigen Ende. Vier satte Sterne.

Gerald (40 J. | IT-Nerd)

Ich finde, dass Kommissarin Eyckhoff eine würdige Nachfolgerin von Hanns von Meuffels ist. Auch die Machart des Münchner Polizeirufs bleibt die gleiche, die Qualität der Drehbücher ist echt gut. Mich hat der Anfang dieser Folge etwas gestört, da man sich die Zusammenhänge erst mal erpuzzeln musste, dazu als Rückblende. Aber wenn ein einmal Klick gemacht hat, entwickelt sich ein spannendes Drama – weniger ein Krimi. Von mir eine Einschaltempfehlung!

Polizeiruf-Besetzung

Polizeioberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff – Verena Altenberger
Polizeioberkommissar Wolfgang „Wolfi“ Maurer – Andreas Bittl
Wolfi, 12 Jahre – Jakob Hippert
seine Ehefrau – Ursula Gottwald
Sohn Teddy „T. Rex“ Maurer – Niklas Kearny
IT-Spezialist Roman Blöchl – Robert Sigl
Polizist und Callboy Tobias „Bäm-Bäm“ Rast jr. – Dimitri Abold
Polizistin Meryem Chouaki – Berivan Kaya
Frührentner Heinz „Calli” Callum – Sascha Maaz
Callums Ehefrau – Catalina Navarro Kirner
Mitarbeiter der Börsenaufsicht (BaFin) Lukas Posse – Wolf Danny Homann
Firmenchef Reiko Fastnacht – Michael Zittel
seine Ehefrau Arlena Fastnacht – Emma Jane
Ärztin Dr. Gisela Bianchi – Gisela Hahn
Vitus Hochleitner, Leiter der Abteilung für Wirtschaftskriminalität – Christian Baumann
LKA-Beamtin Antje Nowakowski, Polizeidirektorin d. Zentralstelle f. interne Ermittlungen – Silke Heise
u.a.

Polizeiruf-Stab

Drehbuch – Günter Schütter
Regie – Dominik Graf
Kamera – Martin Farkas
Szenenbild – Claus Jürgen Pfeiffer
Schnitt – Claudia Wolscht
Ton – Michael Vetter
Musik – Sven Rossenbach, Florian van Volxem