Kurz und knapp – darum geht’s
In den frühen Morgenstunden wird ein Mann im Münchner Bahnhofsviertel mit fünf Schüssen brutal hingerichtet. Die Kriminalhauptkommissare Cris Blohm und Dennis Eden stoßen bei ihren Ermittlungen auf drei Dragqueens, die den Mord beobachtet haben, aber schweigen. Während die Kommissare um das Vertrauen der Zeuginnen ringen, offenbart sich ein Geflecht aus Immobilienspekulation und organisierter Kriminalität. Als Blohm und Eden schließlich die wahren Hintergründe der Tat begreifen, geraten sie selbst ins Fadenkreuz der Täter…
Inhalt der Polizeiruf-Folge „Ein feiner Tag für den Bananenfisch“
Die stählernen Kräne ragen wie düstere Skelette in den Nachthimmel über Münchens Bahnhofsviertel. Kommissarin Cris Blohm steht am Tatort – das Pflaster ist noch dunkel vom Blut des Erschossenen, während um sie herum die Stadt erwacht, gleichgültig gegenüber dem Leben, das hier gerade ausgelöscht wurde. Fünf Schüsse, präzise abgefeuert. Ein Profi war am Werk.
Die Fassade von Kommissar Dennis Eden bröckelt in diesem Fall zusehends. Sein sonst so bodenständiger Pragmatismus weicht einer wachsenden Nervosität, als er mit einer Welt konfrontiert wird, die ihm fremd ist. „Manchmal muss man sein, wer man nicht ist, um die Wahrheit zu finden“, murmelt er, während er zum ersten Mal den Rainbow Club betritt – ein schillerndes Universum aus Glanz und Glitter, das wie eine leuchtende Insel inmitten der grauen Betonwüste des gentrifizierten Viertels wirkt.
Die drei Dragqueens – Menora, Peecabou und Tulip – tanzen dort jede Nacht auf der schmalen Grenze zwischen Kunst und Identität. Ihre farbenfrohen Kostüme stehen in scharfem Kontrast zur monotonen Kälte der Baustellen, die das Viertel zu verschlingen drohen. „Wir sehen alles, aber wir sprechen nicht mit der Polizei“, erklärt Tulip mit einem Lächeln, das so künstlich ist wie die Perücke auf ihrem Kopf. Doch hinter der glitzernden Fassade lauert die Angst.
Blohm versucht, die Mauer des Schweigens mit Geduld zu durchbrechen. Eden dagegen ist wie ein Stier, der gegen eine unsichtbare Wand rennt – immer wieder, ohne Erfolg. Die Ermittlungen gleichen einem Tanz, bei dem keiner der Partner führen darf. Im tristen Licht des Präsidiums wirken die Fotos vom Tatort wie Fragmente eines Puzzles, dessen Lösung sich hartnäckig verweigert.
Der Regen, der tagelang auf München niederprasselt, scheint die Stadt von den Sünden reinwaschen zu wollen, doch er macht nur die Fäulnis sichtbar, die unter der glänzenden Oberfläche lauert. In einem verlassenen Hotel, fernab der Stadt, kommt es zur Konfrontation. Die Neonlichter des Korridors flackern wie ein schwacher Puls, während Blohm und Eden versuchen, das Vertrauen der drei Zeuginnen zu gewinnen. „Es gibt zwei Arten von Masken“, sagt Menora zu Blohm, „die, hinter denen wir uns verstecken, und die, die uns zeigen, wer wir wirklich sind.“
Als die Kommissare endlich beginnen, die Verbindungen zwischen dem Mordopfer, der Gentrifizierung des Bahnhofsviertels und der organisierten Kriminalität zu erkennen, ist es beinahe zu spät. Die wahren Hintergründe der Tat sind wie ein Spinnennetz – komplex, fast unsichtbar und tödlich für jeden, der sich darin verfängt. Und Blohm und Eden haben sich längst verfangen…
Hinter den Kulissen
Der Polizeiruf „Ein feiner Tag für den Bananenfisch“ ist der vierte Fall für das Ermittlerduo Cris Blohm und Dennis Eden. Gedreht wurde die Produktion des Bayerischen Rundfunks vom 5. August bis zum 3. September 2024 in München und Umgebung, wobei besonders die Kulisse des sich wandelnden Bahnhofsviertels eine prägende Rolle spielt.
Neben den Hauptdarstellern Johanna Wokalek als Cris Blohm und Stephan Zinner als Dennis Eden brillieren in diesem Fall besonders die Gastdarsteller Božidar Kocevski, Meik van Severen und Patrice Grießmeier als die drei Dragqueens Menora, Peecabou und Tulip. Der Titel der Folge bezieht sich bewusst auf die berühmte Kurzgeschichte „A Perfect Day for Bananafish“ von J.D. Salinger aus dem Jahr 1948, in der die titelgebenden Fische in ein Loch voller Bananen schwimmen, sich vollfressen und dann nicht mehr entkommen können – eine Allegorie für Menschen, die in ihrer eigenen Welt gefangen sind.
Diese literarische Metapher überträgt Drehbuchautor Günter Schütter geschickt auf die Welt der Dragqueens: „Ein Bananenfisch ist ein hübscher Fisch. Gelb ist er und leuchtend. Und er lebt in Gestalt von etwas anderem. In Gestalt einer Banane. […] Das ist die Gemeinsamkeit der Natur mit Dragqueens. Auch Dragqueens leben in Verkleidung.“ So wird der Film zu einer vielschichtigen Reflexion über Identität, Verwandlung und das Gefangensein in Rollen – sei es die Rolle der Zeugin, des Ermittlers oder die selbstgewählte künstlerische Identität.
Für die Authentizität der Drag-Szenen wurde eng mit Berater*innen aus der LGBTQ+-Community zusammengearbeitet, wie Produzentin Ariane Krampe betont. Regisseur Dror Zahavi, der bereits beim ersten Fall des Duos („Polizeiruf 110: Little Boxes“) Regie führte, beschreibt den Film als „ein Märchen, ein Rausch aus Farben, Musik und Emotionen“, der die klassischen Grenzen eines Krimis sprengen soll.
Die Ausstrahlung des Films erfolgt am Sonntag, den 18. Mai 2025, um 20:15 Uhr im Ersten.