Tatort Folge 056: Treffpunkt Friedhof

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Erscheinungsjahr: 1975
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Kommissar: Haferkamp

Kurz und knapp – darum geht’s

Ein tödlicher Schuss durchbricht die Stille in der Villa des Fabrikanten Zangemeister: Dessen Haushälterin liegt tot am Boden, erschossen vom Eindringling Robert Geffken, der 450.000 Mark Lösegeld fordert. Kommissar Haferkamp entdeckt bei seinen Ermittlungen eine Verbindung zum frustrierten Chefkonstrukteur Schaßler, dessen Tochter Ellen eine dunkle Geschichte mit dem Täter verbindet. Als Ellen einen perfiden Plan schmiedet, um Rache an ihrem Ex-Freund zu nehmen, gerät Haferkamp unwissentlich in ihre Falle und wird zum Werkzeug in einem tödlichen Spiel…

Inhalt der Tatort-Folge „Treffpunkt Friedhof“

Gedämpfte Schritte auf Parkett, das nervöse Klicken einer entsicherten Waffe – angespannt schleicht Robert Geffken durch die nächtliche Villa des Industriellen Zangemeister. Der bläuliche Schein des Mondlichts wirft gespenstische Schatten an die Wände. Plötzlich steht die resolute Haushälterin Frau Naumann im Türrahmen, mit entschlossenem Blick und einem Schlagstock in der Hand. Eine fatale Begegnung.

Kommissar Heinz Haferkamp ist müde, als er zum Tatort gerufen wird. Der Essener Ermittler kämpft nicht nur gegen Verbrecher, sondern auch gegen seine eigene Vergangenheit. Die gescheiterte Ehe mit Ingrid liegt wie ein Schatten über seinem Leben, auch wenn beide noch immer ein seltsam vertrautes Verhältnis pflegen. „Wir verstehen uns, weil wir geschieden sind“, erklärt er seinem Assistenten Kreutzer lakonisch, als dieser nach dem Grund ihrer Trennung fragt.

In Zangemeisters Maschinenfabrik herrscht eine Atmosphäre wie in einem Druckkessel kurz vor der Explosion. Die Produktionshallen dröhnen vom Lärm der Maschinen, dazwischen schwelen menschliche Konflikte. „Jeder bekommt, was ihm zusteht – nicht mehr“, behauptet der Fabrikant kühl, als Haferkamp ihn nach seinem Verhältnis zum Chefkonstrukteur Schaßler befragt. Eine Erfindung des Ingenieurs hatte die Firma vor dem Bankrott gerettet, doch statt einer Partnerschaft erhielt dieser nur die gesetzlich vorgeschriebene Vergütung.

Die Suche nach dem Täter führt Haferkamp in eine düstere Werkstatt, wo der Geruch von Motoröl und kaltem Zigarettenrauch in der Luft hängt. Hier trifft er auf Ellen Schaßler, die Tochter des Chefkonstrukteurs, die nach einem Fenstersturz ein steifes Bein zurückbehalten hat. Ihr Blick, wenn sie über Robert Geffken spricht, gleicht einem Eisblock, der in der Sonne nicht schmelzen will. Die Fahndung nach dem flüchtigen Täter gleicht derweil einer Verfolgungsjagd auf nasser Fahrbahn – jederzeit droht Haferkamp, die Kontrolle zu verlieren.

In einer unscheinbaren Kneipe, deren flackernde Neonreklame wie ein Notsignal in der Nacht leuchtet, trifft sich Haferkamp mit Ingrid. Undercover geben sie vor, sich nicht zu kennen, während die Wirtin misstrauische Blicke auf sie wirft. Die Geldübergabe an den Erpresser wird akribisch vorbereitet, doch Geffken ist stets einen Schritt voraus.

Auf dem Friedhof, wo die kahlen Äste der Bäume wie knochige Finger in den grauen Oktoberhimmel ragen, soll sich das finale Drama abspielen. Ellen arrangiert ein Treffen mit Geffken, zu dem auch Haferkamp erscheinen soll. Als sich die drei auf dem mit welkem Laub bedeckten Weg zwischen den Gräbern gegenüberstehen, ahnt der Kommissar nicht, dass er zum Instrument einer perfiden Rache werden soll…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Treffpunkt Friedhof“ wurde vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) produziert und am 12. Oktober 1975 zum ersten Mal im Ersten Programm der ARD ausgestrahlt. Die Dreharbeiten fanden im Frühjahr 1975 in Essen und Umgebung statt, wobei die charakteristische Industriekulisse des Ruhrgebiets als atmosphärische Kulisse diente.

In der Hauptrolle brilliert einmal mehr Hansjörg Felmy als der wortkarge Kommissar Heinz Haferkamp, dessen Markenzeichen sein lässiger Trenchcoat und die Vorliebe für Buletten sind – „abgeflacht, außen kross und innen gerade durch“, wie er in einer Szene des Films erklärt. In den Gastrollen sind Matthias Fuchs als Robert Geffken und Krista Keller als rachsüchtige Ellen zu sehen. Fuchs wurde später einem breiten Publikum als Erzähler der Hörspielserie „Die drei ???“ bekannt, in der er in 39 Folgen mitwirkte, bevor er 2001 verstarb. Krista Keller, die auch in Serien wie „Derrick“ und „Sonderdezernat K1″ auftrat, verstarb bereits 1988. Einen kurzen Gastauftritt hat zudem Marie-Luise Marjan als Kneipenwirtin, die später durch ihre Rolle als Mutter Beimer in der „Lindenstraße“ deutschlandweit bekannt wurde.

Als sechster Fall des Essener Ermittlers Haferkamp fällt „Treffpunkt Friedhof“ durch seine kinoreife Kameraarbeit auf, die dem Film trotz der als dünn empfundenen Handlung visuelle Qualität verleiht. Die Musik des Films setzt auf populäre Hits der 70er Jahre, die dem Zeitkolorit authentischen Ausdruck verleihen. Nach der Ausstrahlung wurde die detaillierte Darstellung des Waffenumbaus kritisch diskutiert, da man befürchtete, sie könnte als Anleitung missverstanden werden.

Bemerkenswert ist ein Dialog zwischen Haferkamp und seinem Assistenten Kreutzer über Haferkamps Scheidung, der die komplizierte Beziehung des Kommissars zu seiner Ex-Frau Ingrid auf den Punkt bringt: „Warum habt ihr Euch scheiden lassen, du und Ingrid? Wo Ihr euch doch so gut versteht.“ – „Aus praktischen Gründen. Wir verstehen uns, weil wir geschieden sind.“

Videos zur Produktion

ARD Plus Trailer

Besetzung

Haferkamp – Hansjörg Felmy
Kreutzer – Willy Semmelrogge
Scheffner – Bernd Schäfer
Ingrid Haferkamp – Karin Eickelbaum
Ellen – Krista Keller
Schaßler – Karl-Maria Schley
Robert – Matthias Fuchs
Zangemeister – Peter Oehme
Ingrid Capelle (Frau Zangemeister)
Marie-Luise Marjan (Doris)
Erna Sellmer (Frau Neumann)
Bernd Schäfer (Scheffner)
Werner Gaefke (Filialleiter)

Stab

Buch – Werner Kließ
Regie – Wolfgang Becker

24 Kommentare

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  1. vor 16 Jahren

    Hallo,
    ich habe den Film auf Video.Gibt es ihn auch auf DVD?
    Nur wegen dem NSU der darin vor kommt.

  2. vor 15 Jahren

    Ich könnte vor Wut in die Klobrille beißen – seit 14 Tagen hatte ich den Austrahlungstermin für die Folge 56 „Treffpunkt Friedhof“ in der Hör ZU angekreuzt – vergesse aber, ihn zu programmieren.
    Dieses Gefühl der ohnmächtigen Wut kennt wohl jeder.
    Wie komme ich trotzdem an den Film heran, damit ich mich wieder beruhige?

  3. vor 15 Jahren

    Hallo Bruno,

    ich habe ihn aufgenommen :-) das erste mal übrigens schon vor 16 jahren…bald kommt eine haferkamp-dvd box raus, da könnte er doch dabei sein…schau mal auf die seite http://www.tvondvd.de, unter vorschau findest du alle bald erscheinenden dvds.

  4. vor 15 Jahren

    Hallo Andreas, diese Folge ist leider nicht dabei.
    Wie kann ich Dich persönlich per Mail erreichen?
    Bruno

  5. vor 15 Jahren

    Hallo Bruno,

    hier kann ja leider jeder die mailadr. lesen, das möchte ich nicht unbedingt..wie machen wirs?
    Andreas

  6. vor 15 Jahren

    Hall Andreas, ein etwas ungewöhnlicher Vorschlag.
    Da auch ich nicht gerne meine Adresse öffentlich zur Schau stellen möchte, gibt es folgende Möglichkeit:

    Du meldest Dich bei diesem Forum an – hier können auch private Mails verschickt werden, die für andere nicht einsehbar sind.
    Bruno

    http://www.tv-kult.com/forum/

  7. vor 15 Jahren

    danke, mach ich.

  8. vor 15 Jahren

    Andreas – ich bin dort auch unter BRUNO registriert

  9. vor 15 Jahren

    Der sechste Hafekamp-Tatort ist nicht ganz so überzeugend wie die vorigen, was vermutlich daran liegt, dass das Drehbuch diesmal nicht von dem versierten Karl Heinz Willschrei stammt, dem es immer gelang, interessante moralische Fragestellungen mit einer spannende Krimihandlung zu verbinden.

    Was mich an diesem Film nicht überzeugt hat, ist die weibliche Hauptfigur, die humpelnde Dame, die vor ihrem Liebhaber frustriert aus dem Fenster sprang. Das wirkt doch eher wie aus einem zweitklassigen Melodram.

    Da die Charaktere flach wirken und auch schauspielerisch nur solides Handwerk geboten wird, fehlt es dem Film an innerer Spannung. Felmy ist natürlich so überzeugend wie immer. Und es gibt eine ganz kurze Oben-ohne-Szene mit Karin Eickelbaum!

    Besonders faszinierend: das klobige schwarze Münztischtelefon, das der Erpresser benutzt. Ich hatte keine Ahnung, das es je solche Apparate gab…

  10. vor 12 Jahren

    Hallo @ll,
    hat jemand diese Folge auf DVD? In der Box ist sie nicht dabei. Eine längere Szene spielt auf dem evgl. Friedhof in Katernberg und ich würde den Mitgliedern des Bauausschusses gerne zeigen wie es dort früher ausgesehen hat.

    Dankeschön

  11. vor 11 Jahren

    Hallo Jutta,
    gibt es die Tatort Folge Nr.56 jetzt auf DVD ?
    Wenn ja melde Dich doch mal.
    Gruß Marcel.

  12. vor 10 Jahren

    Sehr sehenswert und ein super Soundtrack.

  13. vor 10 Jahren

    Der Tatort Nummer 056 ist gerade am Ende. Den habe ich noch nie gesehen. Aber abgesägte Schlagbolzen muß man auch nicht haben. Ein fast schon melancholischer Fernsehfilm, fast. Leise war er ja, und beharrlich. Erpresser erschießt kämpferische Haushälterin und verletzt den Hausherrn schwer durch Schüsse in die Beine. Erpresst eine hohe Summe an Deutsche Mark, um seine Rennfahrerleidenschaft finanzierbar zu machen. Nebenbei Minimal-Mittelstand, der irgendwie mit drin hängt, aber so richtig dann auch nicht. Dem Kreutzer scheint eh alles zu hoch zu sein, liebäugelt lieber mit dem Chef des Kommissariats. Nur Hauptkommissar Haferkamp bleibt am Ball und läßt sich von seiner Ex und Dauer-Perle die Zusammensetzung von Frikadellen, industriell gefertigt, erklären. Sie hat recht und die schmecken trotzdem. Aber dennoch, er bleibt souverän am Ball und erschießt aus einer Fernglasdistanz mit seiner Walther PPK den Mörder und Erpresser. Alle Achtung. Schade das diese 7,65 mm offiziell vom Markt verschwunden ist. Die Ruhrtalbrücke steht aber heute noch, alles also prima. Wie oft ich da rüber gefahren und/oder im Stau gestanden bin, ist nur noch über die letzten Jahrzehnte meiner Steuererklärungen zu errechnen. Ein sehenswerter Film für den Nostalgie-Abend. Natürlich mit Frika und Bierchen.

  14. vor 10 Jahren

    es ist toll wenn man nach 24 Uhr noch Tatort schen kann Hotteeddy

  15. vor 10 Jahren

    Leider habe ich die Tatort-Folge-56, nirgends als DVD gefunden. Suche wegen der NSU TT Darstellung.
    Wär kann helfen?

  16. vor 9 Jahren

    Sehenswert?
    Eher: Nicht der Rede wert.

  17. vor 5 Jahren

    Ich mag die alten Folgen für gewöhnlich, vor allem die mit Haferkamp. Doch diese hier war offenbar die eine schwache Geschichte, die jeder Ermittler mal hat. Von A bis Z total unglaubwürdig.

  18. vor 5 Jahren

    Zugegeben: Treffpunkt Friedhof ist nicht der stärkste Haferkamp-Tatort. Trotzdem gefällt mir die Folge gut, da die Verzweiflung, die düsteren Szenen und die Musik beeindruckend dargestellt werden (funkige 70er Jahre Musik wie im Tatort Zweikampf). Für den Ultra-Fan wie mich auf jeden Fall sehenswert.

  19. vor 5 Jahren

    Eines ist mir bei dieser Ausstrahlung sehr positiv aufgefallen: das Format war 16:9 (Letterbox – mit schwarzen Balken links und rechts). Es gibt immer noch Abspielgeräte, die das Format 4:3 nicht richtig anzeigen können. Manche schalten automatisch um, bei anderen muß man mehr oder weniger tief ins Menü hinein. Oft heißt die Funktion Aspect oder einfach nur Zoom. Ich habe auch noch einen tragbaren Player, den ich öfters benutze und der das nicht kann. Er zeigt dann bei 4:3-Filmen verzerrte Eierköpfe. Ich will auch gar nicht wissen, wie viele Zuschauer das Format an ihrem Gerät nicht umstellen können.
    Es wäre toll, wenn die Sender in Zukunft immer im 16:9-Format ausstrahlen würden. Danke an den WDR!

  20. vor 4 Jahren

    ‚ Treffpunkt: Friedhof ‚ gefiel mir als starker Psychokrimi aufgrund eines raffinierten Plans mit bösem Ende.
    Vater u. gehandycapte Tochter im Duell gegen erpresserischen Ex-Liebhaber.
    Spannende Zeitreise mit cooler 70’s funky Musik u. tollen Autos im alten Ruhrgebiet der 70er.

  21. vor 4 Jahren

    Krübbel-Erna und Ihre Räuberpistolen. Ich finde diesen Haferkamp Tatort Mega kultig. Mutter Beimer als freche Gastwirtin und über Buletten gibt’s auch noch was zu lernen.4 Sterne

  22. vor 4 Jahren

    Wo war die Geldübergabe Taborstraße?

  23. vor 3 Jahren

    Weiß jemand, wie das Musikstück heißt, mit dem die Verfolgung des Geffken durch Haferkamp und Kreutzer unterlegt ist?

  24. vor 3 Jahren

    Gestern Abend lief dieser Tatort wieder einmal. Eine spannende Geschichte: Die zurückgewiesene Liebhaberin rächt sich. Und wie! Trotzdem keine fünf Sterne: 1.) wird die Polizei bei der Verfolgung des Erpressers wieder einmal als ein Haufen dummer Deppen dargestellt, die unfähig dazu ist, einen Verbrecher zu verfolgen, ohne dabei entdeckt zu werden. (Eine auch in anderen Krimis gern genutzte Methode, vordergründig spannende Verfolgungsjagden zu inszenieren.)
    2.) Ellen sagt in der letzten Viertelstunde über ihren Ex-Geliebten „Erst hat er mich geschlagen. Dann haben wir…“ Fällt einem erst mal gar nicht auf.

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