Kurz und knapp – darum geht’s
Ein toter Apotheker mit einem Kaffeelöffel im Ohr – diesen grausigen Fund macht der Rentner Willy Tindle gemeinsam mit seinen Freunden Adi Zeitler und Cynthia Lademaker. Die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr entdecken schnell, dass der Ermordete nicht nur mit legalen Medikamenten handelte, sondern auch ein Drogenlieferant für Senioren war. Als sie tiefer in die Welt der Alten und Alleingelassenen eintauchen, stellen sie fest, dass das fidele Rentnertrio mehr über den Todesfall weiß, als es zunächst zugibt. Als die Ermittler der Spur des Drogensüchtigen Benny Marien folgen, der am Tatort gesehen wurde, geraten sie selbst in eine rauschhafte Falle…
Inhalt der Tatort-Folge „Nicht jugendfrei“
Morgengrauen in München. Drei Senioren – Willy Tindle, Adi Zeitler und Cynthia Lademaker – schlendern durch die noch leeren Straßen. Ihr Ziel: die altmodische Apotheke, in der Karl Kreuzer nicht nur Hustensaft verkauft. Der übliche Kaffeeduft liegt in der Luft, doch im Hinterzimmer entdeckt Willy einen grausigen Anblick, der ihn erstarren lässt: Der Apotheker sitzt reglos am Schreibtisch – mit einem Kaffeelöffel im Ohr, aus dem Blut sickert.
Die Münchner Hauptkommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr stehen vor einem Rätsel. „Mit einem Löffel kann man mehr als nur Kaffee umrühren“, murmelt Batic nachdenklich, während er das ungewöhnliche Mordwerkzeug betrachtet. Noch schwieriger wird der Fall, als die Ermittler im Hinterzimmer ein Versteck mit illegalen Drogen entdecken. War Kreuzer nicht der freundliche Apotheker, für den ihn alle hielten?
Die noblen Flure der Seniorenresidenz, in der das Rentnertrio lebt, wirken wie ein Kontrastprogramm zur harten Realität des Alterns – glänzende Oberflächen verdecken die Einsamkeit und die körperlichen Beschwerden der Bewohner. Hier treffen Batic und Leitmayr auf die drei Zeugen, die sich als gewitzte, lebensfrohe Senioren entpuppen. „Altern ist nichts für Feiglinge“, erklärt Cynthia mit einem Augenzwinkern, während sie den Kommissaren Kaffee und Kekse anbietet. Was die Ermittler nicht ahnen: Die harmlos aussehenden Gebäckstücke enthalten Haschisch.
Die Wohnung des Seniorentrios gleicht einem luxuriösen Rückzugsort, doch wie können sie sich diesen Lebensstil leisten? Leitmayr, dessen Misstrauen geweckt ist, beobachtet das Umfeld der Rentner mit Argusaugen. Wie ein Puzzle, bei dem die entscheidenden Teile fehlen, wirkt der Fall auf die Kommissare, als sie erfahren, dass Cynthias Mann erst kürzlich verstorben ist.
Parallel verfolgt Carlo Menzinger, frisch aus dem Urlaub zurückbeordert und mit überraschend kurz geschnittenen Haaren, die Spur des Drogensüchtigen Benny Marien, der am Tatort gesehen wurde. Die Suche führt ihn in die schäbigen Hinterhöfe der Stadt, die wie dunkle Inseln inmitten der glitzernden Großstadt liegen.
Als Willy Tindle bei einem scheinbar zufälligen Zusammenstoß auf der Straße Leitmayrs Portemonnaie entwendet, offenbart sich langsam, dass die Senioren ein doppeltes Spiel spielen. Ihre Fähigkeiten reichen weit über das Backen von Haschkeksen hinaus. Doch was haben diese Fertigkeiten mit dem Tod des Apothekers zu tun? Und welche Rolle spielt die zurückhaltende Helga Müller, die trauernde Angestellte, die ihren Chef über alles geschätzt hat?
Die Ermittlung gleicht einem Labyrinth, in dem jeder Hinweis in eine andere Richtung führt. Als Batic und Leitmayr schließlich Benny Marien verhören, erzählt dieser von einem heftigen Streit, den er mitangehört hat – ein Streit, der den entscheidenden Hinweis auf den wahren Täter liefern könnte…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Nicht jugendfrei“ ist die 578. Episode der beliebten Krimireihe und wurde vom Bayerischen Rundfunk produziert. Unter der Regie von Thomas Jauch, der bereits mehrere Tatort-Folgen inszeniert hatte, entstand ein nachdenklicher Krimi über das Älterwerden. Das Drehbuch stammte von Gelinde Wolf.
Die Erstausstrahlung erfolgte am 7. November 2004 im Ersten Programm der ARD und erreichte 7,87 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 21,7 Prozent entsprach – ein deutlicher Beleg für die Beliebtheit des Münchner Ermittlerduos Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), die hier bereits ihren 38. Fall lösen.
Besonders bemerkenswert an der Besetzung: Die Gaststars Eva Pflug und Dietmar Schönherr, die als Rentnerin Cynthia Lademaker und Willy Tindle zu sehen sind, wurden bereits 1965 als Duo in der deutschen Science-Fiction-Serie „Raumpatrouille“ bundesweit bekannt. Eine clevere Anspielung auf diese Vorgeschichte findet sich in einer Szene, in der genau diese Serie im Fernsehen des Seniorenheims läuft, als die Kommissare ihre Befragung durchführen.
Ein weiteres Detail, das aufmerksamen Zuschauern auffiel: Oberkommissar Carlo Menzinger, gespielt von Michael Fitz, erscheint nach seinem Kurzurlaub mit einem radikal veränderten Look – seine überlange Haarpracht ist einem sehr kurzen Haarschnitt gewichen.
Nach der Ausstrahlung wurde der Tatort „Nicht jugendfrei“ von Kritikern für seine ungewöhnliche Thematik gelobt – endlich einmal kein Krimi über Neonazis oder Fremdenhass, sondern ein nachdenklicher, teils humorvoller Blick auf ein Thema, das uns alle betrifft: das Älterwerden.
Brauche dringend eure Hilfe – gerade, als die Auflösung kurz bevorstand, musste ich kurz meine Schwester holen, und weiß nun nicht, wer der Mörder ist.
Könnt ihr es mir kurz schreiben? ;)
Frau Müller aus der Apotheke ist die Mörderin.
Vielleicht bekomme ich von Dir auch Hilfe bezüglich des Songs ganz am Schluß.
der song am schluss würde mich allerdings auch interessieren
:)
also den titel hab ich schonmal…
somewhere (there’s a place for us)
muss ne cover version sein…das original ist von westsidestory…aber ich finde den interpreten nicht
wer suchet der findet ;)
wens noch interessiert…
tom waits – somewhere
Ich finde die Folge megaklasse! Da wird die Problematik des Alterns sehr skurril, aber zutreffend, auf den Punkt gebracht!
Super Folge! – Ich sag nur „Klapp – Tasche“ – und wieder was gelernt!
Im schönen Bernrieder Altersheim erscheinen während der Geschichte die jungeren Schönherr und Pflug auf einem schwarz-weiss Fernsehen in einer Folge vom Raumschiff Orion, und ganz kurz und gleichzeitig vor dem Gerät sitzen die Herren Kommissare Batic / Menzinger / Leitmayr als Greise. Sehr schöner Einfall! Musste aber meine Pause Taste verwenden.
„Tänzeltemperinnen“, extraklasse Folge…
Der Tatort 578 mit den beiden Hauptkommissaren Batic und Leitmayr von der Münchener Mordkommission. Ermittelt wird in einem Altenheim der gehobenen Klasse und sich verbal gut darstellenden Patienten. Der Hausapotheker wurde gemeuchelt, mit Messer, Gabel oder Löffel im Kopf. Eine gern gesehene alte Garde von deutschsprachigen Schauspielern trat auf und machte diesen Tatort-Fernsehfilm sehenswert. Und was die noch alles unternommen haben. Den kann man in gemütlicher Runde bei Rotwein lieblich und Marzipanstreusel immer gerne sehen.
Prädikat: Wertvoll.
Schauspielerische Klasse der „alten Hasen“ Eva Pflug, Dietmar Schönherr und Horst Sachtleben (die Kombo Schönherr / Pflug den älteren Zuschauern schon aus Raumpatrouille Orion bekannt – und im Altenheim flimmerte tatsächlich eine Folge über den Schirm).
Unterhaltung muss nicht immer mit endlosen Schusswechseln und blutiger Gewalt gespickt sein.
Danke, Tatort Team. :-)
Ich glaube der Interpret von dem Schlusslied ist Tom Wiles!
falsch falsch ER HEISST TOM WAITS
Habs mir mal nochmal angesehen, obwohl ich noch wußte, wer letztlich der Mörder war.
Danke für den Hinweis auf die Altersheimszene, echt lustig.
Schon damals vollkommen hanebüchene Story, ein Vorläufer für Münster ?
Die 3 Bohemians und ihr süchtiger Apotheker. Der Einbrecher ist der Stiefsohn vom Drogenboss. Und nicht zuletzt die Mordwaffe.
Oweia.
Tolle Tatortfolge mit auch nach 14 Jahren aktuellem Appell bzgl. Drogenfreigabe für Schwerstkranke.
Über den Bayrischen Rundfunk kann man die DVD nichtmehr beziehen. Ich würde sie aber gerne haben. Hat jemand einen Tipp wo ich sie kaufen kann?
Selbe Frage: wo?!
Spannend, skurril, mit echten Feinheiten zum Schmunzeln. Tolle Geschichte, mit mehreren verschlungenen Wegen, dazu noch Ermittler mit hohem Sympathiefaktor. Passt.
Einer der besten TO, den ich gesehen habe.
Warum wird denn Dietmar Schönherr nicht im Abspann genannt? Das ist aber schade, so ein schöner letzter Film von ihm.
Und wieder gehen 4 Sterne nach München! Interessantes und zeitloses Thema (Selbstbestimmtes Alter und selbstbestimmter Tod) mit einer Oldie-Traumbesetzung in Szene gesetzt. Dazu noch Franz und Ivo im Zusammenspiel und in den Dialogen at their best. Für mich: feinhumorige Krimiunterhaltung mit einer sehr ausgefallenen, wenn auch aus dem günstigen Moment heraus entstandenen, Mordmethode, die eigentlich eines Barnaby würdig wäre. Applaus von mir!
Ach, was war ich kleinlich. Angesichts der TO-Folgen der letzten Jahre und manchem von mir vergebenen Gnadenstern für pure „Erträglichkeit“ schiebe ich hier mal kurz den 5. und wohlverdienten Stern nach!
So einen TopTatort kann immer wieder gerne wiederholt werden 👍👍👍