Kurz und knapp – darum geht’s
Ein nächtlicher Mord im Bremer Space Park erschüttert die Stadt: Der Unternehmer Gerd Walberg wird erschossen aufgefunden, alle Spuren deuten auf seinen Bruder Ludwig als Täter. Doch Hauptkommissarin Inga Lürsen zweifelt an der vermeintlich klaren Beweislage. Ihre Hartnäckigkeit wird ihr zum Verhängnis – nach einer Autobombenexplosion hält man sie für tot, während der wahre Täter sie gefangen hält. Als auch ihre Tochter Helen verschwindet und ihr Kollege Stedefreund durch gefälschte Beweise vom Dienst suspendiert wird, muss sich Lürsen einem perfiden Psychospiel stellen…
Inhalt der Tatort-Folge „Requiem“
Durch die nächtlichen Gänge des Bremer Space Parks hallt ein verzweifelter Ruf. „Was wollen Sie von mir?“, schreit Gerd Walberg seinem Verfolger entgegen. „Wenn es um die Übernahme geht, können wir doch in Ruhe darüber reden!“ Doch statt einer Antwort fällt ein tödlicher Schuss.
Die Ermittlungen scheinen zunächst wie ein Routinefall: Das Blut des Opfers wird im Auto seines Bruders Ludwig gefunden, ein Radarfoto identifiziert ihn als Fahrer am Tatabend. Die Brüder waren gleichberechtigte Geschäftsführer des Space Parks und hatten Differenzen um die Geschäftsführung. Doch Hauptkommissarin Inga Lürsen traut der einfachen Lösung nicht. Als sie den Gerichtsmediziner Martin Lohmann um eine erneute Überprüfung der Spuren bittet, ahnt sie nicht, dass sie damit eine verhängnisvolle Kette von Ereignissen in Gang setzt.
Die sterilen Hallen des Space Parks werden zur klaustrophobischen Kulisse eines mörderischen Spiels. Nach nur 14 Sendeminuten erschüttert eine Explosion Lürsens Dienstwagen – und während an ihrem Grab Tränen fließen, erwacht sie gefesselt in einem weißen Raum. Ihr Peiniger entpuppt sich als der Rechtsmediziner Lohmann selbst, ein Serienmörder mit über zwanzig Opfern, der sein „Meisterwerk“ inszenieren will.
Die Suche nach der Wahrheit wird für Stedefreund zum Kampf gegen Windmühlen. Durch fingierte Beweise über angebliche Auslandskonten und Aktienspekulationen suspendiert, bleibt ihm nur die Unterstützung von Helens Mitbewohnerin Silke und seinem Kollegen Charly. Als Helen nach einem nächtlichen Besuch von Lohmann verschwindet und nur einen vermeintlichen Abschiedsbrief hinterlässt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Hinter den Kulissen
„Requiem“, der 14. Fall des Bremer Ermittlerteams, wurde von Januar bis März 2004 im damals neu eröffneten Space Park Bremen gedreht – einer Location, die nur wenige Monate später wieder geschlossen wurde. Regie führte Thorsten Näter, der auch das Drehbuch verfasste und zuvor bereits für seinen Tatort „Abschaum“ (2004) für den Adolf-Grimme-Preis nominiert war.
Die hochkarätige Besetzung vereint Sabine Postel als Inga Lürsen, Oliver Mommsen als Nils Stedefreund und Thomas Thieme in der Rolle des psychopathischen Rechtsmediziners. In weiteren Rollen sind Camilla Renschke als Helen Reinders, Wolfram Koch (später selbst Tatort-Kommissar in Frankfurt) als Gerd Walberg und Winfried Hammelmann als Kriminalassistent Karlsen zu sehen.
Bei der Erstausstrahlung am 25. September 2005 im Ersten verfolgten 8,34 Millionen Zuschauer den in expressionistischer Bildsprache inszenierten Thriller, was einem Marktanteil von 23,7 Prozent entsprach. Mit seiner Mischung aus Film Noir und modernem Psychothriller, untermalt von einem pathetischen Score, brach der Film bewusst mit klassischen Tatort-Konventionen.
Besetzung
Hauptkommissarin Inga Lürsen – Sabine Postel
Kommissar Stedefreund – Oliver Mommsen
Kriminalassistent Karlsen – Winfried Hammelmann
Krimalrat Letzow – Dietmar König
Gerd Wahlberg – Wolfram Koch
Silke – Oona Devi Liebich
Charly – Charly Hübner
Chef Sicherheitsdienst – Sebastian Faust
Polizeiarzt – Martin Ontrop
Alte Frau – Hannelore Lübeck
Ludwig Wahlberg – Thomas Limpinsel
Helen – Camilla Renschke
Martin Lohmann – Thomas Thieme
Leiter Telefondienst – Jörg Pose
Sven – Dirk Laasch
Stab
Buch und Regie – Thorsten Näter
Musik – Frank Buermann
Kamera – Achim Hasse
Szenenbild – Dietmar Linke
Bilder: rbb/Radio Bremen/Jörg Landsberg
Super. Der beste Tatort den ich je gesehen habe.
Ditto …
Ja, mir ist der auch als sehr gut in Erinnerung, obwohl ich sonst für die kommissarin nicht viel übrig habe.
Weshalb wird im Vorspann angegeben, die Filmmusik sei von Frank Buermann, wenn zum größten Teil der Soundtrack von „Hollow Man“ vom Komponisten Jerry Goldsmith verwendet wurde? Musik, die für einen völlig anderen Zusammenhang und eine völlig andere Atmosphäre komponiert wurde, lieblos und teilweise total unpassend in die Szenen hineingeschnipselt. Grauenvoll.
Tja, so verschieden können Geschmäcker sein. Meiner Meinung mit der größte Schmarrn, der je im Tatort gezeigt wurde. Ich hab das Gefühl Thorsten Näter wollte gern mal einen James Bond drehen, aber man hat ihn nicht gelassen. Da blieb nur der Tatort als Alternative. Völlig unpassend und total überzogen.
Ganz große Klasse, dieser Tatort. Die Kommissarin rockt das Haus!!
Als Neuling auf dieser sehr organisierten und guten Internetseite, muss ich mein Erstaunen über diesen Tatort äußern. Ich hielt alles vom Moment der Explosion des Autos bis zum Ende für eine Traumverfilmung oder alternative Realität. Das Setting war ein Glücksgriff, sofern tatsächlich in Bremen – auch ein Millionengrab in der Realität? Den Täter als überaus perfide darzustellen und die zu Grunde liegende Kindheitserfahrung – für sich furchtbar – aber für mich zu wenig um einen Menschen in gut 10 Jahren bar jeder Emotion gedeihen zu lassen und nie nichts bei über zwanzig Kapitalverbrechen verspüren zu lassen.
Es waren sehr packende zwei Stunden, wenn auch ein Credo gegen jede Gutgläubigkeit und für etwas Paranoia.
Nun Filmmusik hin oder her: wenn man allein den Wikipedia Artikel zu Beethovens 7. Sinfonie Absatz Zweiter Satz (II Allegretto) liest, kriegt selbst „weil sie böse sind“ aus Frankfurt einen Riss. Die inhaltlichen Interferenzen zwischen Fernsehfilm und Beethovens Intention oder gar der historisch-philosophischen Einordnung des Werks von1811/12 erscheinen mir gering. Denn Filmmusik, sofern diese als Programmmusik gesehen wird, trägt ihren Teil bei und vertont, ohne zu versprachlichen, die Leitmotive und „Falken“ (siehe Novelle) eines Films. In meinen Augen ist die Romanverfilmung „Abbitte“ (2007, Regie Joe Wright, nach dem Roman von Ian McEwan) ein Beispiel, da darin Schreibmaschinen-Tippen in Bild, Ton und Musik in einander übergehen.
Insgesamt etwas zu dick aufgetragen(Location, Anzahl der Morde),
Lürsen ist mir immer noch lieber als die Kühltruhe Lindholm. Ein echt spacig gemachter, abgehobener Tatort, der von Anfang bis Ende eine große Spannung erzeugt. Thomas Thieme in seiner Rolle großartig.
Unerwartet, aber durchaus interessant
Der Tatort Nummer 607 aus Bremen. Die Hauptkommissare Lürsen und Stedefreund, von der dortigen Mordkommission, ermitteln nicht, sondern werden in einem Fall hinein gesogen, der schon als die Perversion des weltlichen Bösen zu bezeichnen ist. Mit dabei die jugendliche Tochter von Hauptkommissarin Lürsen, hinein geraten in die Unterwelt des entarteten Seins. Ja Himmel, wie soll man sich denn in diesem Sumpf des gezeigte Tatort-Psycho-Thrillers zurecht finden. Jenseits der Realitätsgrenzen und bar einer Logik habe ich den Tatort-Streifen schon in der Erstsendung bedauerlich belächelt. Und bleibe auch noch heute dabei: Etwas zu dick aufgetragen das Ganze.
I guess they wanted to try something different. You can only love this TO or hate it. I hated it. It has so many flaws I don’t know where to start. And there was just too much talk: boring.
Der anpeitscher bei der Polizei ist der Hammer!
Ich finde diesen Tatort sehr gut aufgrund der futuristischen Kulisse und auch, weil das Thema „eingesperrt sein und kämpfen, sich zu befreien“ spannend ist.
Ich habe diese Folge vor vielen Jahren mal gesehen und als ‚eine der trashigsten‘ der TO-Historie in Erinnerung.
Wenn ich immer wieder betone, wie weit die Bandbreite des TO-Universums geht, so liegt diese Folge – meiner Erinnerung nach – am ganz äußeren Rand! 😇
Ich werde nächsten Mo. ein zweites (und letztes?) Mal in dieses selten gespielte Exemplar hinein schauen und prüfen, ob ich das noch immer so sehe … 😉
Nach wie vor sind viele Folgen von diesem Bremer TO Team ziemlich trashig, wirr und hanebüchen gewesen. Sowohl im positiven Sinne als auch im negativen. Wobei die meisten Meinung nach eher im negativen Bereich liegen. Z. B. Die apokalyptischen Reiter, Scheherazade, Ordnung im Lot, Hochzeitsnacht, Er wird töten, Der hundertste Affe, Echolot, Blut und Strahlende Zukunft.
„Ordnung im Lot“ finde ich persönlich nicht so schlecht:
man braucht für diese Folge halt gute Nerven, Konzentration und die Bereitschaft, sich auf die Gedankenwelt der psychisch kranken Frau (Ameisen als die „Soldaten Achills“, etc.) einzulassen.
Ich gebe aber zu, dass ich mir auch nicht regelmäßig derart „schwierige“ TO-Folgen ansehen möchte (ähnliches gilt für den alten Frankfurter Steier-TO „Der Eskimo“ mit Joachim Krol) … 😎
hatte ich noch nie gesehen. hatte keine große Lust drauf.
aber es hat sich eigentlich ganz ordentlich entwickelt.
handwerklich mal wieder mit depperter Filmmusik.
Fazit: Diese TO-Folge funktioniert m.E. nur mit Schnelllauf-Taste!
En detail: Lürsen beim harten Polizeisport-Robben, Lürsen nach ihrem eigenen (!) Begräbnis, Lürsen wacht in klinisch-weißen science fiction-artigen Räumen auf (und bewegt sich auch danach in eher futuristischem Ambiente), ein adipöser Wahnsinniger.
Dieser TO möchte gern ein frühes (TO-)’Experiment‘ sein, ist aber im Grunde nur eine ‚Anmaßung‘ desselben, grotesker Trash, welcher an etlichen Stellen eben bloß mit Beschleunigungs-Taste zu ertragen ist!
M.E. zu Recht selten gespielte Folge! (Bei mir war das 2. Mal ansehen definitiv das letzte Mal!)
ja, natürlich, einen Tod zu türken und dann auch noch gleich eine ganze Beerdigung. das dürfte logistisch fast unmöglich sein.
„Hanebüchen“ trifft es m.E. ganz gut. Aber wenn man es nicht ernst nehmen will, ist es nicht ununterhaltsam. Der schon genannte Vergleich mit James Bond ist gut, der Gerd-Fröbe-Gedächtnisschurke in seinem uneinnehmbaren Hauptquartier, dem Space-Spark.
Aber mit Wolfram Koch als schnellem Opfer und Charly Hübner zwei spätere Tatort/PR-Helden im Ensemble.
Habe diese Folge der Bremer aus 2005 nun zum 1. mal in der Mediathek gesehen, da ich das Duo eigentlich immer gemocht habe. Und wenn ich an die alten Kölner Filme zurück denke, haben die auch damals schon recht gute Krimis abgeliefert. Aber was war das ? Ich fühlte mich in die Schwarz-Weiss Aera zurück versetzt.
So kam mir beim Schauen „Raumschiff Orion“ in den Sinn. Auch, wie schon genannt Anleihen an Gerd Fröbe und James Bond. Das Rumgeballere von Lohmann erinnerte an alte Edgar Wallace Krimis. Hauptsache Pistole im Einsatz und ziellos in die Gegend geschossen. Und zuletzt Fr. Lürsen – die hat wohl etwas bei MacGyver abgeschaut, wie man mit quasi nichts etwas gefährliches basteln kann.
Letztlich war´s fast eine Qual das alles bis zum Ende anzuschauen, weil die Geschichte so stocksteif und unrealistisch gespielt wurde. Und auch weil dieser „Psycho-Versuch“ gescheitert ist und den Titel Tatort eigentlich nicht verdient hat