Tatort Folge 065: … und dann ist Zahltag



Hauptkommissar Heinz Brammer, verkörpert von Schauspieler Knut Hinz, tritt in der Tatort-Folge 065 „… und dann ist Zahltag“ ein viertes und damit vorletztes Mal in Aktion. Der Ermittler aus Hannover wurde trotz hervorragender Einschaltquoten bei seinem Tatort-Debüt (Tatort Folge 45 „Kneipenbekanntschaft“) 1977 allzu früh wieder in den Fernsehruhestand befördert. Offenbar überzeugten die folgenden Einsätze Brammers das Fernsehpublikum nicht.


Die Handlung des Tatorts „… und dann ist Zahltag“ beginnt in der Vergangenheit. Wir schauen fünf Jahre zurück:

Lange war die Tat geplant, und doch ging alles schief. Ewald Merten und Otto Wollgast überfielen den Geldboten eines Supermarkts. Ohne Waffengewalt, hatten sie zuvor vereinbart. Doch Wollgast zückte unvermittelt eine Pistole, um sich den Weg freizuschießen; sein Komplize entwaffnete ihn kurzerhand. Beide Geldräuber konnten gefasst werden. Bei der Gerichtsverhandlung hatte der beherzte Einsatz Mertens sogar eine Strafmilderung zur Folge – Otto Wollgast war außer sich vor Wut.

Fünf Jahre später hat sich Ewald Merten zusammen mit seiner Frau Margot ein neues Leben in Heiligenhafen aufgebaut. Das Ehepaar hat ein Kind, das der Familienvater über alles liebt. Merten arbeitet mittlerweile als Platzwart bei einem Tennisclub, gelegentlich ist er auch als Fahrer für seinen Chef tätig. Leider ist das Geld noch immer knapp und die Familie muss jeden Monat wieder neu überlegen, wie sie über die Runden kommt. Eine Sorge, auf die Ewald Merten gerne verzichten würde.

Ewalds ehemaliger Komplize Otto ist nun ebenfalls auf freiem Fuß. Trotz der vergangenen fünf Jahre ist Wollgast wie am ersten Tag seiner Haftstrafe fixiert darauf, Rache an Merten zu üben. Am ersten Tag in Freiheit sucht Otto Wollgast sogleich eine Kneipe auf, um dort zu telefonieren. Am Apparat fallen die Worte „Abrechnung“ und „Zahltag“…

Plötzlich verschwindet Mertens fünfjährige Tochter spurlos. Als sich der Erpresser bei der Familie meldet, stellt der eine ungewöhnlich Forderung: Ewald Merten soll eine Bank überfallen. Um das Leben seiner kleinen Tochter zu schützen, begeht er den Raub. Kommissar Brammer von der Kripo Hannover wird in den Fall eingeschaltet. Doch während die Kriminalpolizei noch mit der Aufklärung des ersten Überfalls beschäftigt ist, werden zwei weitere Bankfilialen ausgeraubt…


Der NDR-Tatort „… und dann ist Zahltag“ feierte seine Fernsehpremiere am 15. August 1976 im Ersten Programm der ARD. Werner Jörg Lüddecke schrieb das Drehbuch, Jürgen Roland übernahm die Regie.

Besetzung
Hauptkommissar Brammer – Knut Hinz
Polizeiobermeister Hesse – Uwe Dallmeier
Margot Merten – Monica Bleibtreu
Ewald Merten – Jörg Pleva
Schürmann sen. – Rudolf Schündler
Schürmans jun. – Werner Pochath
Otto Wollgast – Dirk Galuba
Kriminalobermeister Batke – Günter Bothur
Kriminalmeister Henkel – Günter Heising
Angelika Merten – Evelyn Bartsch
Polizeiobermeister Zeh – Hans-Jürgen Janza
Willi Köhler – Walter Jokisch
Erika Timpe – Annemarie Assmann
Bankkassierer – Helmut Gentsch
Tilly Köhler – Gerda Maria Jürgens
Polizist in Heiligenhafen – Herbert Tennigkeit
Polizist in Heiligenhafen – Manfred Schermutzki
Bankkundin – Brigitte Kramer

Stab
S/B – Martin Mövius
Regie – Jürgen Roland
Produktionsleitung – Günter Handke
Kamera – Frank A. Banuscher
Maske – Ingeborg Wolf
Kostüme – Gertraude Abazonik
Autor – Werner Jörg Lüddecke
nach dem Kriminalroman „Der Zahltag“ von – Joachim Jessen u. Detlef Lerch


8 Meinungen zum Tatort Folge 065: … und dann ist Zahltag

  • Heinrich Voigt • am 15.1.12 um 20:11 Uhr

    Hallo,
    ich suche ganz dringend auf DVD die tatortfolge Nr. 65: „Und dann ist Zahltag“. Regiseur war Jürgen Roland. Wer kann mir helfen???

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  • David Lombardo • am 7.10.12 um 14:56 Uhr

    Knut Hinz in einer Nebenrolle, die Aufklärung des Falles übernimmt ein Kollege der in Heiligenhafen auf Urlaub ist und im ersten Moment wie ein Obdachloser wirkt, der kleine Mädchen anspricht. Trotzdem interessante Story und viel Spannung.

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  • Dirk • am 11.6.15 um 16:05 Uhr

    Der Tatort 065. Es geht um Abrechnung unter Ganoven, von Ehre keine Spur. Hauptkommissar Brammer ist ermittlungsführender Beamter in Hannover, muß den Kriminalfall aber dem Polizeiobermeister Hesse übertragen, der zur Zeit Urlaub an der Ostseeküste macht und vor Ort Ermittlungen tätigen kann. Denn das Geschehen um Erpressung, Versicherungsbetrug, Kindesentführung , Bankraub, Körperverletzung mit Todesfolge, hat sich nach Heiligenhafen verlagert. Polizeiobermeister Hesse, der später eine Karriere als Hauptkommissar (unter anderem Namen) in den Tatort-Krimi, “ Wat Recht is, mutt Recht bliewen “ startete, löste diesen Fall ohne Feddersen, äh, Federlesen. Seine Art, mit entführten kleinen Mädchen umzugehen, beispielhaft. Ansonsten war auch Nostalgie vertreten. Man sah, wie damals Banken ohne EDV aussahen. Ja, wie Banken mit EDV. Eventuell war etwas mehr Personal vorhanden. Und die Fluchtwagen der Geldräuber. Anspruchslos und sparsam. So muß es auch sein. Merkte Hauptkommissar Brammer nicht, daß seine Zeit gekommen war, im vorletzten Fall seiner Tatort-Polizistenarbeit. Männer wie Obermeister Hesse kamen auf.

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  • MadMonkey • am 11.5.17 um 19:46 Uhr

    Tatort Heiligenhafen. Eine schöne Zeitreise. Hinzu kommt nich ein netter Krimifall. In einigen Szenen erinnert das ganze dank der Musik an die Olsenbande. Brammer hat hier nicht viel zu sagen, den Fall löst Kommissar Hesse auf Urlaub. Tatort Kuriosum. Stark

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  • Gottlieb • am 6.12.18 um 12:14 Uhr

    Ich habe mir den Krimi kürzlich angeschaut. Ist Hesse nicht Polizeiobermeister? Der wirkt tatsächlich wie ein Gestrandeter im Dauerurlaub. Ein sehenswerter, etwas gemütlicher Krimi. So ist das Leben des kleinen Mädchens offenbar zu keinem Zeitpunkt in Gefahr, während in neueren Krimis solche Situationen ausgekostet werden. Ich finde es schön, daß niemand auf die Idee kommt, der Kleinen etwas anzutun. Als der Entführer einen Ortswechsel mit dem Mädchen vornimmt, hält er noch kurz inne, damit es sein Kuscheltier mitnehmen kann. Daraus ergibt sich später ein Indiz gegen ihn. Interessant ist, daß hier schon im „gemeinen“ Volk Krawallbürger und Ausländerfeinde am Rande auszumachen sind, die gebührende Abscheu erregen.

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  • Al.Ter • am 1.8.21 um 17:59 Uhr

    Dies ist wohl erst die dritte Ausstrahlung nach der Erstsendung 1976 und der Wdh. 2010 – und es ist zu spüren, daß Brammer mit seinem dritten Fall allmählich Abschied nimmt: „Bei denen scheint das Betriebsklima fast so mies zu sein wie bei uns“, wird vom niederen Dienstgrad kess angemerkt.

    Die Auszeichnung zum ‚Spruch der Folge‘ sichert ihm gerade noch die Feststellung „Der Ermordete ist bereits auf dem Weg der Besserung“, dann verabschiedet er sich bereits nach gut 21 Minuten in den Urlaub – der wohl kürzeste Auftritt eines Ermittlers aller Zeiten!

    Somit übernimmt Uwe Dallmeier als Polizeiobermeister Ferdinand Hesse, ein Hobbyangler auf Kabeljau, der keinen Fisch mag und die Sommerfrische bei seiner Tochter Fr. Timpe in Heiligenhafen an der Ostsee verlebt, dort die Ermittlungsarbeit in Gänze. Er kann dadurch schon mal für seine Rolle als Hauptkommissar Schnoor in ‚Wat Recht is, mut Recht blieb(w)en“ üben – Brammers Zeit ist abgelaufen, das ist mal klar, beim vierten Auftritt reicht er nur mehr den Staffelstab an Delius weiter.

    Eine etwas unglaubwürdige, aber gut konstruierte Story nach der Romanvorlage von Joachim Jessen/Detlef Lerch, die 1977 gemeinsam den Verlag ‚Die Hanse‘ im Hamburger Ernst-Kabel-Verlag gründeten: Raubüberfall, Einbruch, Vater-Sohn-Konflikt, Versicherungsbetrug, Kindesentführung, doppelter Banküberfall, davon einer mit Geiselnahme, Zweikampf auf Leben und Tod – es wird allerhand geboten in diesem untypischen Tatort von Jürgen Roland, der seine erste Regiearbeit für diese Reihe ablieferte, und Routinier Frank A. Banuscher hinter der Kamera.
    Ich hätte ihm zu gerne 4 Sterne gegeben, doch sind’s schließlich nur 3 geworden.

    Weil ihm leider anzumerken ist, daß die Zeit fehlte, handwerkliche Mängel trüben den Genuß: Abgedreht im Juni, im August schon gesendet, da wurde das Zeitfenster schon sehr eng für die Produktion. Grund waren Verzögerungen bei den aufwendigen Dreharbeiten zur Folge 081 ‚Das stille Geschäft‘, die dann erst 1977 folgte, doch der NDR mußte liefern.

    Kein Mord zum Auftakt wie meist üblich, sondern ein Raubüberfall im Supermarkt, allein diese Rahmenhandlung ist in Hannover angesiedelt. Der Beginn mit einer guten Portion Dramatik im Roland-typischen Reportagestil, im Mittelteil zieht es sich, bevor es im Schlußdrittel actionreich wird. Häufige Groß- und Nahaufnahmen von Ortsschildern, vom W48-Telefon und Uhren dienen einerseits der Verortung, zusammen mit dem Ticken dramatisieren sie den Zeitdruck, sind aber unnötig, sie kaschieren letztlich nur den Zeitmangel.

    Die Formulierungen (‚Volkes Stimme‘), die da fallen, sind auch für damalige TV-Verhältnisse tlw. ziemlich saftig:
    „Soll wohl’n Gastarbeiter gewesen sein“,
    „Diese Kanaken sollte man ins Ausland abschieben“.
    Besonders gelungen allerdings die Antwort darauf:
    „Sie sind doch selber Gastarbeiter!“
    „Na hör’n sie mal, ich bin schließlich schon 12 Wochen hier“.
    Der Lynch-Mob heizt die Stimmung an:
    „Der hat ’ne Geisel genommen, da gibt’s nur eins bei solchen Schweinen: Rübe ab!“ oder „Aufhängen, das Schwein“.

    Diente da womöglich der erste Banküberfall mit Geiselnahme in der Geschichte der BRD als Vorbild?
    In wenigen Tagen jährt sich der nämlich zum 50. Mal: Am schwül-heißen Abend des 4. August 1971 überfielen Dimitri Todorov und Hans Georg Rammelmayr die Filale der Deutschen Bank in der Münchner Prinzregentenstr. 70. Als einer der Bankräuber mit der Geisel im bereitgestellten Wagen zur Abfahrt bereit war, eröffnete ein Scharfschütze das Feuer, es kam zu einem Schußwechsel, bei der die Geisel Ingrid Reppel im Kugelhagel vermutlich durch die Waffe Rammelmayrs starb. Bei der Festnahme des in der Bank verbliebenen Komplizen johlten die rd. 5.000 Zuschauer, die sich vor und im gegenüberliegenden Schlemmerlokal von Feinkost-Käfer versammelt hatten. Todorov bekam dennoch Lebenslänglich (nach 22 Jahren entlassen), obwohl er sich ergeben hatte und widerstandslos festnehmen ließ.
    Ein Abschreckungsurteil? Mitnichten, siehe Gladbeck 1988.

    Nach diesem Abstecher in die Historie widmen wir uns noch dem Personal:
    Altstar Walt(h)er Jokisch leert beim abendlichen TV-Genuß fern des Ehebetts ein ganzes Fläschchen Kognak, der Großtante selig liebstes Getränk: „Das wärmste Jäckchen ist ein Konjäkchen!“.
    Jörg Pleva (sensationell in Wolfgang Menges Menschenjagd-Millionenspiel von 1970) als erpreßter Familienvater, die bösen Buben geben überzeugend Dirk Galuba (9x dabei) und Werner Pochath (nur 2x); die wunderbare Monica Bleibtreu ist keine Unbekannte mit ihren 10 TO-Rollen, wo Preziosen überwiegen wie ‚Der Mann aus Zimmer 22‘, ‚Blaßlila Briefe‘ und ‚Tod im Häcksler‘; Rudolf Schündler, der erst kürzlich in Kressins Gelbem Koffer als Kommissar zu sehen war sowie Hans-Jürgen Janza als dienstbeflissener Kollege, (Haupt-)Nebendarsteller bei drei NDR-Tatorten.

    Am Schluß die Frage: Was für eine Art Kassettengerät hielt Pleva da eigentlich in der Hand, auf dem der Entführer seine Botschaft übermittelte? Diktiergeräte waren zum damaligen Zeitpunkt noch ziemlich unhandlich, MC-Kassettenrecorder viel größer. War da einer der ersten Walkmans zu sehen? Aber dessen Einführung erfolgte doch erst 1979!

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  • Dirk • am 16.4.22 um 18:33 Uhr

    Der Tatort mit der Nummer 065 und aus dem Jahr 1976 und wohl eine Nummer für sich aus Hannover.
    Die Meinung vom 11.05.2015 halte ich.

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  • Paul • am 25.5.22 um 2:07 Uhr

    Sehr, sehr sehenswert, tolles Skript, eine schöne Auslese an Schauspielern und jede Menge Lokalkolorit.

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