Kurz und knapp – darum geht’s
Ein dreister Überfall auf einen Geldtransporter erschüttert Hamburg: Während ein Täter gefasst wird, gelingt zweien die Flucht ins Nachbarland. Der mürrische Hauptkommissar Paul Trimmel erhält vom festgenommenen Räuber nur einen rätselhaften Hinweis: Die Flüchtigen wollen sich an einem Ort namens „REM“ treffen. Die Spur führt den Ermittler nach Holland, wo er auf einer verlassenen Plattform mitten im Meer eine dramatische Geiselnahme vorfindet. Als die Gangster untereinander in einen tödlichen Konflikt geraten, muss Trimmel einen kühlen Kopf bewahren, um eine Katastrophe zu verhindern …
Inhalt der Tatort-Folge „Trimmel und der Tulpendieb“
Der graue Himmel über Hamburg spiegelt die Stimmung von Hauptkommissar Paul Trimmel wider, als er vom jüngsten Raubüberfall auf einen Geldtransporter erfährt. Mit seiner typisch knurrigen Art und Ungeduld nimmt er die Ermittlungen auf. Sein Assistent Petersen muss wie so oft die Launen des erfahrenen Kommissars ertragen, dessen scharfer Verstand jedoch unbestritten ist.
Erich Reismann, einer der Täter, konnte gefasst werden, doch seine Komplizen – der niederländische Ex-Armeepilot Piet Brügge und der Deutsche Helmut Rostock – sind bereits über die Grenze geflohen. Im Verhör lässt Reismann nur ein kryptisches Detail durchsickern: „REM“ sei der vereinbarte Treffpunkt. „Was zum Teufel ist REM?“, brummt Trimmel, während er durch sein Büro streift. Könnte es Remscheid sein? Remagen? Oder hat es etwas mit Biafra zu tun, wo einer der Flüchtigen als Söldner gekämpft hat?
Was der Kommissar nicht weiß: Neun Kilometer vor der niederländischen Küste, wo die Nordsee gegen die stählernen Stützen einer verlassenen Plattform peitscht, haben die beiden Flüchtigen bereits ihr Versteck gefunden. REM-eiland – einst Basis eines Piratensenders, jetzt eine verlassene Messstation, die wie ein rostiger Fremdkörper aus dem dunklen Wasser ragt. Hier wollen sie auf ihre ehemaligen Söldner-Kameraden warten, die sie per Boot nach England bringen sollen.
„Du wirst mich doch nicht übers Ohr hauen wollen?“, fragt Piet misstrauisch, während der Wind um die Metallkonstruktion heult. Die Beute haben sie, aber das Vertrauen fehlt. Die Spannung zwischen den beiden Gangstern wächst wie die aufziehenden Wolken am Horizont.
Unterdessen dringt Trimmel mit deutscher Gründlichkeit in die Vergangenheit der Flüchtigen ein und erfährt, warum Piet Brügge in seiner Heimat als „Tulpendieb“ bekannt wurde: Der ehemalige Militärpilot hatte auf eine Wette hin mit einem Hubschrauber Tulpen aus dem königlichen Garten gestohlen – eine Aktion, die ihn seinen Job kostete und auf die schiefe Bahn brachte.
Die Fahndung gleicht der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen, bis ein Zufall die Wende bringt. Ein ahnungsloses Touristenpärchen verirrt sich auf die Plattform – „Wir wollten nur ein paar Fotos machen“, stammelt die verängstigte Frau, als sie und ihr Begleiter von den Verbrechern als Geiseln genommen werden. Als der männlichen Geisel nach einem Ablenkungsmanöver die Flucht gelingt, eskaliert die Situation.
„Ohne Hubschrauber und eine Million Gulden kommt die Frau hier nicht lebend runter!“, dröhnt Piets Stimme durch das Funkgerät, als die niederländische Polizei Kontakt aufnimmt. Trimmel, der inzwischen in Amsterdam eingetroffen ist, muss nun alle Register ziehen und die Zusammenarbeit mit den holländischen Kollegen suchen.
Die Nerven liegen blank, als der gefasste Reismann als Teil des Deals auf die Plattform gebracht wird. Die Männer, einst Komplizen, stehen sich nun als Feinde gegenüber. In der feuchten Meeresluft, zwischen rostigen Metallstreben und dem ständigen Rauschen der Wellen entwickelt sich ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel, bei dem keiner dem anderen über den Weg traut …
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Trimmel und der Tulpendieb“ wurde vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) in Koproduktion mit dem niederländischen Sender TROS produziert und am 10. Oktober 1976 zum ersten Mal im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Es handelt sich um die 67. Folge der Tatort-Reihe und den achten Fall des von Walter Richter verkörperten Kommissars Paul Trimmel.
Die Dreharbeiten fanden an mehreren Originalschauplätzen statt: in Hamburg, Nordhorn, Amsterdam und auf der tatsächlich existierenden REM-eiland vor der niederländischen Küste bei Noordwijk. Diese einzigartige Offshore-Plattform, einst Heimat des Piratensenders Radio TV Nordzee, war für die Autoren Friedhelm Werremeier und Peter Schulze-Rohr die zentrale Inspirationsquelle für den Krimi. Für die Dreharbeiten wurde die damals als Messstation genutzte Konstruktion wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt.
Neben Walter Richter als Hauptkommissar Trimmel und Ulrich von Bock als sein Kollege Petersen wirkten auch Joachim Richert, Brian O’Shaughnessy, Rudolf Brand, Peter Wagenbreth als Reismann, Cees Heyne, Günther König und Gaby Fuchs mit. Besonders erwähnenswert ist der niederländische Schauspieler Siem Vroom, der Piets ehemaligen Vorgesetzten spielte und später durch seine Rolle in dem Kriegsfilm „Die Brücke von Arnheim“ internationale Bekanntheit erlangte.
Mit seiner vergleichsweise kurzen Laufzeit gilt „Trimmel und der Tulpendieb“ als der kürzeste Trimmel-Tatort. Obwohl er zu den seltener wiederholten Folgen zählt, wird er von Kennern als spannender Thriller mit spektakulärem Showdown geschätzt.
Übrigens: Die für den Film so zentrale REM-eiland wurde 2006 demontiert und im Amsterdamer Hafenviertel Houthaven wieder aufgebaut, wo sie bis heute als Restaurant dient – ein kurioses Nachspiel für einen der ungewöhnlichsten Tatorte der Krimireihe.
Der TATORT-Klassiker „Trimmel und der Tulpendieb“ verschlaegt uns in die Post-Hippie Phase der 70er Jahre.
1 Jahr bevor die deutsche Eliteeinheit GSG 9 des Bundesgrenzschutzes die von einem palästinensischen Terrorkommando entführte Lufthansa-Maschine Landshut befreit wurde und fast vierzig Jahre vor dem post-terroristischen Heimatland-Sicherheits-Zeitgeist, mutet dieser TATORT fast wie ein naives Lehrstueck an.
Er zeigt, wie eine liberale Polizei-Allianz zwischen der Niederlande und der Hamburger Polizeit mit einem Geiseldrama auf einer ehemaligen vor der Küste von Noordwijk, Niederlande, liegenden Plattform, die als Basis für einen Piratensender diente, mit einem Geiseldrama handelt.
Aus der heutigen Sicht werden da Grenzeueberschreitungen gezeigt, die beinahe skurril scheinen.
Der Vater einer der entfuehrten, weiblichen Geisel, ist erlaubt mit den Geiselnehmern per Megafon zu verhandeln, wird aber dann schnellstens von Trimmel unterbrochen.
Die Hamburger Polizei ist unglaublicherweise befugt, einen weiteren Komplizen, auf diese Platforminsel zu befoerdern, ohne dass dies irgendwelche gesetzlichen Kompetenzueberschreitungen verletzt, die es damals vielleicht nicht so gab.
Auch weitere Kuriositaeten machen diesen TATORT zu einem unterhaltsamen Drama, der uns auch einen interessanten Einblick in die Pysche eines ehemaligen Hollaendischen Soeldner bringt, und den rauhen Alltag im damaligen Afrika wiederspiegelt.
Die Geschichte der Piratensender-Platform wird selbst beilaeufig erwaehnt:
Das sogenannte REM-eiland befand sich rund 10 km vor der Küste und somit außerhalb der niederländischen Hoheitsgewässer. Da die Plattform jedoch auf dem Kontinentalsockel befestigt war, ergab sich für die niederländische Regierung eine Möglichkeit, gegen den Piratensender vorzugehen.
Ob diesem TATORT irgendwelche politischen Motive naheliegen, scheint eine greifbare Frage.
Die Autoren Friedhelm Werremeier und Peter Schulze-Rohr mussten jedenfalls Jahre fuer eine Drehgenehmigkeit kaempfen, gewannen dann aber nach niederländischen Sender TROS (der spaeter legalisierte Nachfolger des Piratensenders) als Koproduzent und sogar einer darauffolgenden Parlamentsdebatte die Drehgenehmigung.
Irgendwie gibt dieser Hintergrund ein bestimmtes Flair fuer diesen TATORT, in eine Zeit, wo „gangsterism“ nicht unbedingt als was schlechtes galt, Frauen selbst gefesselt noch eine Zigarette angeboten wird und Ganovenehre noch als etwas edles galt.
Der rauhbeinige Soeldner „Piet Bruegge“, gespielt von Brian O’Shaughnessy, ist ein absoluter Hoehepunkt des spielfilmartigen TATORTS.
O’Shaughnessy wurde spaeter auch bekannt durch Filme wie Rage to Kill (1988) oder Operation Delta Force III (1999).
Natuerlich raucht neben dem Spannungsfaden auch hier wieder Trimmel seine beruehmt-beruechtigte Zigarre ;
Aergerlich dass es hier keinen ‚after-edit-button‘ gibt, wo man Tippfehler beseitigen kann ;-
Hoffe dennoch, dieses Review macht Sinn. Dieser TATORT war/ist auch auf Youtube erhaeltlich.
Die Folge erscheint mir etwas unglaubwürdig, das Drehbuch schwach. Ein Häftling, der in Hamburg einsitzt, kann nicht einfach ins europäische Ausland transferiert werden, weil er dort gegen Geiseln ausgetauscht werden und Lösegeld kassieren möchte. Auf dem kleinen Dienstweg, wie Trimmel und seine holländischen Kollegen das Glauben machen wollen, ist das auf keinen Fall möglich! AUCH in den 1970ern nicht!
Die Schauspielerleistungen sind jedoch sehr gut!
Der Tatort mit der Nummer 067 und mit dem Hauptkommissar Trimmel aus Hamburg, als ermittlungsführender Landesbeamter, welcher, mit internationaler und bundesdeutscher Hilfe, verbrecherischen Menschen, hier Räuber und Geiselnehmer, dass niederträchtige Handwerk zu legen versucht. Ein Tatort-Klassiker aus dem Jahre 1976, welcher heute, gemessen an den teilweisen verschmuddelten und verbal-kötzelnden Neuzeit-Tatorten, ein wahrer Action-Thriller-Spielfilm ist und in spannender und interessanter Weise und mit einer hervorragenden Besetzungsliste, auf dem flimmernden Bildschirm gebracht wurde. Alleine Siem Vromm und Ulrich von Bock waren diesen sehenswerten Tatort-Streifen doppelt wert. Und warum es internationale Festlandsockelkonferenzen gibt, weiß ich nunmehr auch. Eine Wiederholung in der ARD, zu einer guten Sendezeit, sollte nicht ausgeschlossen werden. Ehrlich.
Ein sehenswerter Tatort rund um den Verbrecher Piet Brügge. Die Hamburger Polizei arbeitet zusammen mit den Niederländischen Kollegen. Unterhaltsamer Fall. Für ein All Time Highlight reicht es allerdings nicht trotz starker Akteuren
Kosten noch Mühe wurden gespart für diesen geilen Actionkrimi. Die Insel liegt heutzutage im Hafen von Amsterdam und wird als Restaurant genutzt.