Kurz und knapp – darum geht’s
Zwei junge Frauen werden Zeuginnen eines tödlichen Autounfalls am Rheinufer und entdecken, dass die verunglückte Fahrerin bereits vor Jahren für tot erklärt wurde. Mit einem entwendeten Kosmetiktäschchen als einzigem Anhaltspunkt beginnen Magda und Anette auf eigene Faust zu ermitteln und stoßen auf einen millionenschweren Bankenskandal. Als ihre Spur nach Straßburg zum untergetauchten Ex-Bankier Dr. Martin Schmetz führt, geraten die beiden Nachwuchs-Detektivinnen in einen gefährlichen Sog aus Gier, Verrat und Mord…
Inhalt der Tatort-Folge „Finderlohn“
Träge schaukelt der havarierte Lastkahn auf dem Rhein, während Magda und ihre Freundin Anette die Langeweile eines sommerlichen Nachmittags zu vertreiben versuchen. Das monotone Plätschern des Wassers wird jäh von quietschenden Reifen und dem Krachen von Metall unterbrochen. Am Ufer hat sich ein Wagen überschlagen. Ohne zu zögern, eilen die jungen Frauen zur Unfallstelle – doch für die Fahrerin kommt jede Hilfe zu spät. Während Anette nach Hilfe sucht, entdeckt Magda in der Handtasche der Toten Papiere, die sie stutzig machen: Die Frau, Sonja Goday, gilt offiziell seit zwei Jahren als verstorben. Neugierig geworden, steckt Magda das Kosmetiktäschchen ein – ein verhängnisvoller Entschluss.
Hauptkommissar Gerber, ein Mann alter Schule mit Hang zu penibel gebügelten Hemden und sorgfältig gestutztem Schnurrbart, wird mit dem Fall betraut. Der erfahrene Ermittler wittert sofort mehr hinter dem vermeintlichen Unfall. „Eine Tote, die bereits beerdigt wurde, fährt nicht einfach so durch die Gegend“, murmelt er seinem Assistenten Ihle zu. Tatsächlich identifiziert Gerber die Verunglückte als Gattin des verschwundenen Bankiers Dr. Martin Schmetz – jenes Mannes, der vor zwei Jahren mit acht Millionen Mark spurlos verschwand. Das angeblich bei einem Yachtunglück auf den Bahamas ertrunkene Ehepaar scheint also keineswegs tot zu sein.
In Magdas Händen wird das Kosmetiktäschchen zum Schlüssel in eine Welt voller Geheimnisse. Ein Notizbuch mit dem Eintrag „Treffen mit M., Hotel Majestic, Straßburg“ lässt sie und Anette von einem großen Fang träumen. Die beiden jungen Frauen, deren Alltag bislang so trostlos verlief wie die grauen Wellen des Rheins an einem Regentag, wittern ihre Chance auf Reichtum und Abenteuer. Während Kommissar Gerber noch akribisch Puzzleteile zusammensetzt, machen sich die selbsternannten Detektivinnen bereits auf den Weg ins benachbarte Frankreich – nichtsahnend, dass ihnen dort die Gier zum Verhängnis werden wird.
Die eleganten Straßen Straßburgs mit ihren Fachwerkhäusern und der majestätischen Kathedrale bilden einen trügerischen Kontrast zur Dunkelheit der Ereignisse, die sich dort abspielen werden. Anette kann tatsächlich Kontakt zu einem Mann aufnehmen, der sich als Gaston Boudin ausgibt – in Wahrheit aber niemand anderes ist als der gesuchte Martin Schmetz. „Manchmal muss man sterben, um weiterleben zu können“, erklärt er Anette kryptisch, während er ihr falsche Papiere und ein gemeinsames Leben in Aussicht stellt. Die Freundschaft der beiden jungen Frauen, bisher unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung, beginnt zu bröckeln, als Neid und Missgunst die Oberhand gewinnen.
In Baden-Baden hat inzwischen Kriminalmeister Eckerle die Beschattung der beiden Frauen übernommen und meldet Gerber den sensationellen Fund: Der millionenschwere Flüchtige scheint gefunden! Als der Kommissar mit der örtlichen Polizei im Hotel Majestic eintrifft, findet er eine verstörte Magda vor, die behauptet, Schmetz habe ihre Freundin ermordet. Doch in Gerbers Augen spiegelt sich Zweifel. „Ein guter Ermittler schaut nicht nur auf die offensichtlichen Spuren“, pflegt er zu sagen. Und so beginnt er, die Ereignisse dieser verhängnisvollen Tage am Rhein Stück für Stück zusammenzusetzen…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Finderlohn“ wurde vom Südwestfunk (SWF) als 74. Folge der beliebten Krimireihe produziert. Die Dreharbeiten fanden von August bis September 1976 in Baden-Baden, Straßburg und Umgebung statt, wobei die malerischen Kulissen des Rheins und der elsässischen Metropole atmosphärisch in Szene gesetzt wurden. Die Erstausstrahlung erfolgte am Sonntag, den 24. April 1977, zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr im Ersten Deutschen Fernsehen.
Für Heinz Schimmelpfennig markierte „Finderlohn“ den Abschied von der Rolle des Hauptkommissars Gerber, die er in insgesamt fünf Tatort-Fällen verkörperte. An seiner Seite spielte Peter Bongartz seinen loyalen Assistenten Ihle. In den Rollen der jungen Frauen, deren Neugier sie in tödliche Gefahr bringt, überzeugten Lisi Mangold als Magda und Constanze Engelbrecht als Anette. Den charismatischen Bankbetrüger Dr. Martin Schmetz stellte Peter Pasetti mit jener distinguierten Kühle dar, die ihn zu einem der gefragtesten Charakterdarsteller seiner Zeit machte.
Das Drehbuch aus der Feder von Henry Kolarz setzte mit seiner ungewöhnlichen Erzählperspektive eigene Akzente in der Tatort-Reihe: Statt wie üblich dem Ermittler zu folgen, nimmt der Zuschauer zunächst die Position der beiden jungen Nachwuchs-Detektivinnen ein – ein Kunstgriff, der bei Kritikern besondere Beachtung fand. Die besondere Qualität der deutsch-französischen Zusammenarbeit bei den Dreharbeiten wurde von der Fachpresse hervorgehoben, auch wenn die Einschaltquote mit 15,72 Millionen Zuschauern etwas unter dem damaligen Durchschnitt der Reihe lag.
Eine Besonderheit des Films ist die musikalische Untermalung, die sich bewusst von den dramatischen Klängen anderer Tatort-Folgen abhebt und stattdessen eine fast beschwingte Leichtigkeit ausstrahlt – ein ironischer Kontrapunkt zu den düsteren Ereignissen. Nach der Ausstrahlung sorgte besonders die moralische Ambivalenz der Figuren für Diskussionen unter den Zuschauern: War es ein Film über das Scheitern jugendlicher Träume oder eine Warnung vor den Folgen von Habgier?
Besetzung
Kriminalhauptkommissar Gerber – Heinz Schimmelpfenning
Kriminalobermeister Ihle – Peter Bongartz
Kriminalmeister Eckerle – Michael Rasmussen
Dr. Martin Schmetz – Peter Pasetti
Sonja Goday – Sonja Pflüger
Jean-Luc Hasslacher – Dan Mastacan
Siegfried Dörrenberg – Claus Jurichs
Magda – Lisi Mangold
Anette – Constanze Franz-Engelbrecht
Kriminalhauptkommissar Huck – Werner Feisst
u.a.
Stab
Drehbuch – Henry Kolarz
Regie – Peter Schulze-Rohr
Kamera – Hans Hollmann
Kostüme – Alheid Lupp
Szenenbild – Karl Schneider
Schnitt – Bernd Lorbiecki
Produktionsleitung – Werner Rollauer
Produktion – Gig Malzacher
Diese Tatortfolge wurde, was Ausstrahlung betrifft, stiefmütterlich behandelt. Ich weiß nur von 2 Ausstrahlungsterminen.
Vielleicht lag es daran, daß es in dieser Folge nicht so sehr um das eigentliche Mordthema ging, sondern um das Katz-und Mausspiel zwischen Lisi Mangold und Constanze Engelbrecht, was schließlich in Mord endet – den eigentlichen Höhepunkt dieser Folge
Interessanter Fall für Gerber, der allerdings die Mörderin schon kurz nach der Tat überführen kann.
Die junge Constanze Engelbrecht, ermordet in der Badewanne und das alles nur aus Eifersucht. Die Täterin ein Mauerblümchen, die auch mal einen richtigen Mann abbekommen möchte.
Der Tatort Nummer 074. Einer der in Vergessenheit geratenen Spielfilme dieser Serie. Als ich das Datum der Erstsendung las, mußte ich schmunzeln. Ein halbes Jahr noch, dann hatte Vater Staat mich zu sich gerufen. Damals packte man schon Monate vorher Sachen, die man anschließend gar nicht brauchte. Ja, dieser Tatort war solide inszeniert , in damaliger Zeit für mich eher langatmig, aber mit gern gesehenen Schauspielern. Der Mord an Anette in der Badewanne, zum Ende des Films, mußte , meine ich, nicht sein. Hat an Spannung und Dramatik wirklich nichts hinzugesteuert. Eher das Ende des Porsches, am Anfang des Films, da man den ins geheim doch gerne selbst gefahren hätte, ganz nach dem Motto. Je schneller, je besser.
Die Dramatik ist hier nicht so wichtig. Sie mag etwas langatmig geworden sein.
Aber es ist einer der TOe, die man immer gerne sieht – vielleicht bis auf den Mord in der Badewanne.
Das Thema „Älterer Herr mit jungen Mädchen“ hat doch etwas Prickelndes, und Peter Pasetti bringt das richtig rüber.
Und die Darstellerin ist doch wirklich hübsch, oder?
Fantastischer Beitrag von Gerber mit tollen Schauspielern und einem unglaublich smoothen Soundtrack. Ich habe diese 85 min sehr genossen. Die Musik trägt hier wesentlich zur Stimmung bei. Alles sehr chillig 70er pur
Liebe Redakteure dieses Tatortes Finderlohn,
Sie würden mir eine große Freude machen, wenn Sie mir mitteilen würden, welche Gruppe die Musik am Anfang – also noch während des gesamten Vorspanns – produziert hat und wie speziell dieses Stück heißt.
Mit lieben Grüßen
Johann Thien
@Thien
EDGAR FROESE – OS 452
Die Bewertung gilt nicht dem Tatort. Ich finde es ganz toll, das in der Sommerpause 70er Jahre Tatorte wiederholt werden, die ich noch nie gesehen hatte. Herrlich so eine Zeitreise zu der Zeit mit Schlaghose und knallig farbigen Autos. Aber jedesmal um 23:30 Uhr?? Bin leider nicht im Schichtdienst tätig um mir sie so spät in der Woche ansehen zu können. Wirklich schade!
Ein schöner ruhiger 70er Jahre Tatort. Eine Geschichte um eine verunglückte Frau; aber am Ende geht´s dann doch um den Mord an einem Mädchen, begangen von ihrer Verwandten. Die Beschuldigungen der Mörderin gegen den Freund der Toten waren lachhaft; das hat KHK Gerber sofort durchschaut anhand der nassen bzw. nicht nassen Ärmel der beiden Tatverdächtigen.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Die Szenen mit dem verlassenen Kahn werfen ihre Schatten voraus auf die später erschienenen Palu-Tatorte.
Playlist lt. daserste.de:
Titel – Komponist
Macula Transfer – Brain 60008
Gian Piero Reverberi – Cat Casanova
Penny – Teldec
Sailer – Jacaranda
Donna con te – Teldec AK
Shine on you crazy diamond – Pink Floyd
Soul Tropical – Gerry Mulligan & Astor
Keep on Dancing: Have a good Day – Bohannon
Papa-Tango-Chary – Mort Shuman Imagine
Piano Show – My dream – Dany Revel Trio
Acker Bilk, his Clarinett & Strings Aria – Acker Bilk
Also sprach Zarathustra – Strauß, R.
1-2-3-4 Fire- The wizard bump – Jupiter
Wunderbarer bunter Ausflug in die 70 Jahre, mit interseanter Geschichte.
Für Konvenzionelle Tatort-Fans ein Leckerbissen.
Sehenswerter Tatort-Krimi aus 1977. Zu dem Zeitpunkt, als dieser das erste Mal ausgestrahlt wurde, war ich 14 Jahre alt; time goes by.
Nach dem Tatort hatte ich mal rechechiert, was eigentlich Constanze Engelbrecht jetzt macht, und dabei nahm ich leider zur Kenntnis, dass sie bereits schon über 20 Jahre tot ist. Ihre Gegenspielerin Magda, in diesem Film, verstarb schon 1986. R.I.P.
das Drehbuch ist der Wahnsinn, die Musikgestaltung ebenso. der Plot heute undenkbar wegen politischer Korrektheit .
Ausgezeichnete Folge!
Ein ordentlicher Nostalgie-Tatortspielfilm aus dem Jahr 1977 mit der Folgenummer 074. „Kinder, Porsche, Anekdoten – wie die Zeit vergeht.“
Die Meinung vom 06.05.2015 halte ich.
Habe diesen alten Tatort jetzt zum ersten Mal gesehen und fand ihn wirklich gut. Constanze Engelbrecht mag ich sowieso sehr gerne als Schauspielerin. Schade, dass sie so früh gestorben ist. Dieser Tatort bringt die 70er Jahre richtig gut rüber.