Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Saarbrücker Bauunternehmer wird ermordet im Schlafwagen eines Zuges nach Paris aufgefunden – die 150.000 DM, die er bei sich hatte, sind verschwunden. Kommissar Schäfermann verdächtigt sofort den hochverschuldeten Teilhaber Eckel, der angeblich zur Tatzeit zu Hause geschlafen hat, mit seinem schnellen Wagen den Zug überholt und die Tat begangen zu haben. Als ein junger Mann namens Gabler behauptet, in jener Nacht Eckels Auto „ausgeliehen“ zu haben, muss der Verdächtige freigelassen werden – doch während Schäfermann wegen seiner hartnäckigen Ermittlungsmethoden öffentlich unter Druck gerät, beginnt zwischen Eckel und seinem vermeintlichen Retter ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel…
Inhalt der Tatort-Folge „30 Liter Super“
Das monotone Rattern der Zugräder hallt durch die Stille der Nacht, während Hauptkommissar Horst Schäfermann mit grimmiger Miene den Tatort im Schlafwagen betrachtet. Zwischen Saarbrücken und Paris ist etwas Schreckliches geschehen – der Bauunternehmer Loderer liegt tot in seinem Abteil, seine 150.000 DM sind verschwunden. Das gedämpfte Licht des Waggons wirft lange Schatten über die Szene, während die französischen Kollegen unruhig auf den deutschen Ermittler blicken. „Das war kein einfacher Raubmord“, murmelt Schäfermann mehr zu sich selbst als zu den Umstehenden.
Kommissar Schäfermann, dessen kantiges Gesicht seine Jahre bei der Mordkommission widerspiegelt, ist ein Mann der alten Schule – stur, methodisch und mit einem untrüglichen Instinkt ausgestattet. Seine Schwäche: Er verbeißt sich manchmal zu sehr in einen Verdächtigen. Und diesmal hat er Josef Eckel im Visier, den hochverschuldeten Teilhaber des Opfers. Die Indizien gegen ihn sind erdrückend, doch Eckel hat ein Alibi für die Tatzeit, das wasserdicht erscheint.
Das Saarland der späten 1970er Jahre bildet die Kulisse für ein Kriminalstück, das von schnellen Autos und der Verführung des Geldes erzählt. Die Ermittlungen führen Schäfermann von den grauen Bürogebäuden Saarbrückens bis in das französische Grenzgebiet, immer auf der Spur eines Verbrechens, dessen Lösung so nah und doch so fern scheint. „Die Kilometer und dreißig Liter Super passen genau für eine Fahrt nach Metz und zurück“, erklärt er seinem Assistenten, während er auf die Fahrtenbuch-Auswertung von Eckels Wagen deutet.
Als Peter Gabler, der Neffe von Eckels Haushälterin, plötzlich auftaucht und behauptet, in der Mordnacht heimlich Eckels Wagen ausgeliehen zu haben, gleicht die Suche nach der Wahrheit einer Fahrt auf verregneter Straße – gefährlich und mit schlechter Sicht. Der Kommissar wittert ein falsches Spiel, kann es aber nicht beweisen. Die Pressekonferenz, die Eckels Anwalt einberuft, wird für Schäfermann zu einem öffentlichen Spießrutenlauf: „Sie haben meinen Mandanten aus persönlicher Abneigung verfolgt“, wirft ihm der Verteidiger vor laufenden Kameras vor.
Zwischen Eckel und Gabler entspinnt sich derweil ein gefährliches Verhältnis, das an eine gespannte Feder erinnert – jeden Moment bereit zu schnellen. Ihre Begegnungen sind wie ein stummes Duell, während in der Ferne bereits die Motoren ihrer Sportwagen zu hören sind. Die nächtlichen Straßen des Saarlandes werden zur Bühne eines Machtkampfes, dessen Ausgang selbst der erfahrene Schäfermann nicht vorhersehen kann.
Hinter den Kulissen
Die Tatort-Folge „30 Liter Super“ wurde vom Saarländischen Rundfunk produziert und feierte ihre Erstausstrahlung am 8. April 1979 im Ersten Deutschen Fernsehen. Die Dreharbeiten fanden überwiegend in Saarbrücken und Umgebung sowie im französischen Grenzgebiet um Metz statt.
In der Rolle des Hauptkommissars Horst Schäfermann brillierte der Schauspieler Manfred Heidmann, der insgesamt nur in vier Tatort-Folgen den Saarbrücker Ermittler verkörperte. Martin Semmelrogge übernahm die Rolle des Peter Gabler und lieferte sich mit seinem Gegenspieler die legendäre Autorennszene, die zu den wohl bekanntesten Sequenzen dieser frühen Tatort-Ära zählt.
Besonders erwähnenswert ist die technisch anspruchsvolle Umsetzung der Verfolgungsjagd zwischen einem BMW 635 CSI und einem Porsche 911 SC, die von Autoliebhabern bis heute diskutiert wird. Die Szene wurde ohne die heute üblichen digitalen Hilfsmittel gedreht und erforderte präzises Timing sowie mehrere Kamerapositionen entlang der Strecke.
Der Film markierte einen Wendepunkt in der noch jungen Tatort-Reihe, indem er erstmals grenzüberschreitende Ermittlungen zwischen Deutschland und Frankreich thematisierte – ein Format, das in späteren Jahren zum festen Bestandteil der Saarbrücker Tatort-Fälle werden sollte. Nach der Ausstrahlung kursierten unter Zuschauern zahlreiche Theorien über die technischen Details der Fahrzeuge, wobei besonders die Leistungsfähigkeit des BMW im Vergleich zum Porsche kontrovers diskutiert wurde.
Besetzung
Günther Maria Halmer (Eckel) · Martin Semmelrogge (Gabler) · Alexander May (Loderer) · Veronika Bayer (Verena Loderer) · Karl Josef Cramer (Baldauf) · Peter Uwe Arndt (Selbach) · Franz Rudnik (Dr. Zenker) · Claudia Demarmels (Karin Zinn) · Germain Muller (Kommissar Müller) · Peter Bongartz (Dr. Press) · Brigitte Dryander · Renate Redetzky · Inge Veith · Christel Dubbert · Hans-Jürgen Richter · Reinhard Musik · Raymond Vogel
Stab
Drehbuch – Bruno Hampel
Regie – Hans-Jürgen Tögel
Kamera – Michael Faust, Günter Handwerker
Schnitt – Elke Niemietzek
Musik – Joachim Ludwig
Einer der besten Tatorte!
Ein Top Tatort. Großartige Schauspieler, tolles Drehbuch.
Heute habe ich den mal auf Youtube gesehen, aus Versehen, weil der fälschlich den Haferkamp-Tatorten zugeordnet war. Am Anfang hat das ja noch was. Günther Maria Halmer als Eckel war gut. Ansonsten fand ich das sehr mäßig. Kommissar Schäfermann – oder der Schauspieler – hat so etwa das Charisma einer Einbauschrankwand, wie sie damals angesagt war. Also es ist mir rätselhaft wie so eine Figur oder so ein Schauspieler besetzt werden konnten, selbst zur damaligen Zeit. Ein Stück Realismus ist jedoch bezeichnend: Die Bösewichte fahren in BMW oder Porsche davon und die Ermittlungsbeamten kommen in ihren weit unterlegenen Dienstfahrzeugen (waren das tatsächlich französische Modelle bei der Polizei im Saarland? kann ich mir nicht vorstellen) nicht hinterher. Das hat sich eigentlich nicht nicht geändert.
Der Tatort Nummer 098. Soviel hat in damaliger Zeit ein Liter Super gekostet. Ja, Ja, etwas mehr, aber in Pfennig nicht in Cent. Hauptkommissar Schäfermann aus Saarbrücken ermittelt, in einem fast schon realistisch anmutenden Fall. Geldraub und das ohne Leben, Erpressung des Mörders durch einen Ganoven, Beseitigung des Ganoven durch den Mörder, da Erpresser nun einmal nicht ihren Hals voll kriegen können. Der Mörder rechnet nicht mit der Cleverness der Polizei, diese kam ja auch blöd mit der Schwester ins Maklerbüro, wird aber letztlich auf frischer Tat des Mordes in Tateinheit mit einem gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr überführt. Nettes Renne zwischen Porsche und BMW Coupe. Wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, der BMW hätte gewonnen. Heute sind die Modelle gesuchte Raritäten. Tolle Szene. Interessanter Tatort. Beste Schauspieler. Mein erster Wagen war übrigens ein Simca 1000 GLS, BJ 1968, Farbe: Minna-Grün, gekauft 1976, Spritpreis Super: 97 Pfennig.
Ein wirklich guter Tatort, vor allem weil man sich an diesem genialen Charakterdarsteller Martin Semmelrogge erfreuen kann !!!
Tolle Geschichte, prima zum Mitermitteln, eine gute Prise Spannung und klasse Darsteller!!!!
Auch wenn ich kein Fan von Autorennen und Verfolgungsfahrten bin: die hier gezeigte „Mörderfahrt“ hat es in sich und ist (mal abgesehen davon, dass unrealistischerweise den beiden nirgends ein Auto entgegenkam) sehr spannend.
Zitat Cuspert Wank:
„Kommissar Schäfermann – oder der Schauspieler – hat so etwa das Charisma einer Einbauschrankwand, wie sie damals angesagt war. Also es ist mir rätselhaft wie so eine Figur oder so ein Schauspieler besetzt werden konnten, selbst zur damaligen Zeit.“
Ich finde ihm großartig, er spielt der Typ von Polizisten die sich fast ein runter holen wenn sie einen Fall lösen. In der Hinsicht kann ich ihm nicht leiden, macht der Tatort aber umso besser.
Es ist einer meine Lieblingsfolgen, auch weil der Semmelrogge sich großartig gibt.
30 Liter Super habe ich auf YouTube gesehen, nur schade das ich ihn nirgends in besserer Qualität finden kann oder er mal wieder im tv ausgestrahlt wird.
Wie bei alten Krimis üblich, ist der Beginn etwas zäh und langatmig. Spätestens in dem Moment, wo die Beweise nicht ausreichen, um Eckel dingfest zu machen, ist aber dann Spannung und Action in der Handlung. Der Schauspieler des jungen Peter Gabler nervt allerdings mit seiner leicht behinderten Aussprache – meine Meinung. Fazit: Solides Werk, aber es gibt bessere Tatort-Folgen.
Ein fantastischer Tatort aus Saarbrücken. Kommissar Schäfermann ist mir ein wirklich unglaublich sympathischer Ermittler. Nichts mit schlecht besetzt. Toll besetzt. Einer super spannender Kult-Klassiker 5 Sterne
Wo finde ich die Folge Tatort 098 30 Liter super bitte um eure Hilfe
Warum wird diese Folge nie ausgestrahlt im tv kann den Film nicht mal kaufen auf DVD keine Chance und auf YouTube wurde er gelöscht
Einer der besten Tatorte. Die Geschichte vom habgierigen Mörder, der selbst erpresst wird, könnte auch real sein. Die Besetzung war genial: Halmer und als Gegenpart der junge Semmelrogge, der praktisch nur sich selbst spielen muss. Schäfermann überzeugt als hartnäckiger und entschlossener Ermittler, der am Ende den kaltblütigen Eckel (Halmer) überführen kann. Das Straßenrennen am Schluss wird wohl ewig in Erinnerung bleiben: Semmelrogge im roten Porsche 911SC gegen Halmer im blauen BMW 630CSi. Spannender und ergreifender kann Regie nicht sein. Klasse!