Kurz und knapp – darum geht’s
Der neue Kriminalhauptkommissar Max Palu übernimmt seinen ersten Fall in Saarbrücken und greift gleich zu unkonventionellen Methoden: Er lässt den Jazz-Pianisten Jacques Domberg aus der Untersuchungshaft frei, um mit dessen Hilfe einen international operierenden Mädchenhändlerring zu infiltrieren. Was Palu nicht weiß: Dombergs Freundin Nina wurde selbst Opfer der skrupellosen Bande, weshalb der Pianist einen gefährlichen persönlichen Rachefeldzug plant. Als die beiden einer Entführung auf die Spur kommen und Palu sich mit der mysteriösen Anne Corelli einlässt, geraten sie unversehens selbst ins Visier der Gangster…
Inhalt der Tatort-Folge „Salü Palu“
„Salü Palu“ schallt es von allen Seiten, wenn der neue Kommissar durch die Straßen Saarbrückens schlendert. Max Palu, der unkonventionelle Nachfolger des penibel Vorschriften einhaltenden Schäfermann, holt gleich zu Beginn den Jazz-Pianisten Jacques Domberg aus der Untersuchungshaft. Der unter Kokainhandel-Verdacht stehende, trockene Alkoholiker soll als Spitzel in sein altes Milieu zurückkehren und dem Kommissar helfen, einen gefährlichen Mädchenhändlerring aufzuspüren.
Zwischen Palu und Domberg entwickelt sich eine seltsame Mischung aus widerwilliger Freundschaft und gegenseitiger Ablehnung. Als egozentrischer Einzelgänger pfeift Palu nicht nur auf Bürozeiten und Vorschriften, sondern bringt seinen Informanten unwissentlich in doppelte Gefahr: Dombergs ehemalige Freunde durchschauen ihn schnell, und obendrein lockt der Alkohol. Vor allem aber verschweigt Palu ihm, dass seine Freundin Nina von eben jenen Mädchenhändlern verschleppt wurde – ein folgenschwerer Fehler.
In der Nacht wird Domberg Zeuge, wie ein junges Mädchen in der Diskothek „Village“ mit K.o.-Tropfen betäubt und entführt wird. Seine Nachforschungen führen ihn immer tiefer in ein Netz aus Gewalt und Kriminalität. Während Palu sich mit Anne Corelli, der Geschäftsführerin des „Village“, einlässt, folgt er einer Spur, die nach Luxemburg führt, wo der mysteriöse Geschäftsmann Deschamps ein Edelbordell betreibt. Die Suche nach der vermissten Duisburgerin Gaby Hamacher gleicht der Jagd nach einem Gespenst – niemand will etwas gesehen haben, alle Spuren verlaufen im Sand.
Das düstere Geflecht aus Nachtclubs, Bordellen und Touristenschiffen, die keine Touristen befördern, verdichtet sich zu einem klaustrophobischen Labyrinth. Als Palu auf einem von Rossis Schiffen ein bewusstloses Mädchen entdeckt, wird er selbst zum Opfer. Mit einer Spritze betäubt, findet er sich als Gefangener in Deschamps‘ luxuriösem Anwesen wieder, wo auch Anne – die in Wahrheit Johanna Korte heißt – in tödlicher Gefahr schwebt. In einem dramatischen Showdown am Klavier entscheidet sich, ob Domberg seine Nina retten kann und ob Palu lebend aus seinem ersten Fall herauskommt…
Hinter den Kulissen
„Salü Palu“ ist der 201. Fernsehfilm der Krimireihe Tatort und der siebente vom Saarländischen Rundfunk produzierte Beitrag zur Reihe. Gedreht wurde der Film im März und April 1987 in Saarbrücken und Umgebung sowie in Luxemburg. Die Erstausstrahlung am 24. Januar 1988 verfolgten beeindruckende 16,40 Millionen Zuschauer, was einer Einschaltquote von 44% entspricht.
In der Hauptrolle debütierte Jochen Senf als Kommissar Max Palu, der seinem Vorgänger Horst Schäfermann (Manfred Heidmann) charakterlich diametral entgegengesetzt war. Unter der Regie von Hans-Christoph Blumenberg und nach einem Drehbuch von Felix Huby entstand mit Palu eine kontroverse Ermittlerfigur im Stile eines Schimanski, die in ihrer 18-jährigen Amtszeit die Zuschauer polarisieren sollte.
Eine Besonderheit dieser Folge ist der Gastauftritt von Eberhard Feik als Kommissar Thanner aus dem Duisburger Tatort, womit die Tradition der „Gastauftritte“ aus der Anfangszeit der Tatort-Reihe wieder aufgenommen wurde. Die beiden ungleichen Ermittler schlendern gemeinsam über den Wochenmarkt, während Thanner genüsslich eine Currywurst verspeist. Zudem hat die Saarbrücker Sängerin Sandra einen Cameo-Auftritt als sie selbst und führt in der Diskothek „Village“ ihren Hit „Stop for a Minute“ auf.
„Salu Palu“ ist neben manchen Tatorten mit Schimanski einer der besten Tatorte der 80er-Jahre.
Alle Darsteller sind hervorragend, das Lied dazu „Stop for a Minute“ von Sandra noch heute eines meiner Lieblingslieder und „Salu Palu“ ist eine wundervolle Erinnerung an die goldenen 80er.
Mittlerweile ein echter Kult-Tatort geworden – schade, dass man beim SR Senf und Weber abserviert hat – das Niveau von früher hat das neue Team längst nicht!
salü palu war auslöser des tatortboykotts meiner eltern.
langweilig, inhaltsleer – nur für leute mit schlafproblemen empfehlenswert…
Der Tatort Nummer 201. Da ist er also, der Hauptkommissar Palu aus Saarbrücken, der Hauptkommissar Schäfermann, aktiv seit zirka 1972, abgelöst hat. Sportlich ist er, athletisch auch, läßt ungern was anbrennen, 18 Folgen lang war der mir nicht gerade sympathisch. Aber, der Zweck heiligt die Mittel. Erfolgreich mischt er einen perversen Mädchenhändlerring auf und macht diese Verbrecher dingfest. Aber ein Rebell? Der nimmt Platz wenn der Chef ins Besprechungszimmer kommt. Kein Hintern auf der Tischkante. ( Der hat da auch nichts zu suchen, höchstens der Kuchen ) Eher ein angepasster 68ziger, welcher wahrscheinlich, zusammen mit Hauptkommissar Thanner, einst rote Fahnen schwenkte und rechtzeitig merkte, daß man seine Ideale auch sinnvoll einsetzen kann. Und das tat er ja dann auch. 18 Folgen lang, fast alle habe ich gesehen. Und meine Frau mochte den….
Some fancy camera work in this one. We’re floating over bar tables, we see things through mirrors and dirty windows, we run behind Palu through a narrow alley (thanks to Wolfgang Petersen’s steady cam), we even go through a window like in Citizen Kane. There’s some really bad dressing even for 80s standards and some of the actors look like they could be part of a Modern Talking cover band. I like Palu, but why would this beautiful woman want to sleep with him?
Bin erst durch Sandras Stop for a minute aufmerksam geworden. Das Video gefällt mir und deutet auf einen liebevollen, detaillverliebten Dreh hin. Würde ich gern sehen, kaufen, downloaden…
Erstaunlich wenig Kommentare hier. Ja, Palüs Debut – damals hoch umstritten, wie die Figur während ihrer gesamten Einsatzzeit.
Als Zeitreise aufschlussreich, aber am besten in ‚Differenzialdiagnostik‘; man muss ihn mit den Schimanskis, Stövers und, Schreck!, Bülows (Heinz Drache) von damals in Relation setzen. Das ist die alte BRD im Windschatten der Weltpolitik, als grüngrau und nass habe ich diese Folge seit je her in Erinnerung, knapp zwei Jahre vor Mauerfall, und man staunt, wie sehr die Welt noch in Ordnung war: Mädchenhändler im Dreiländereck, nü! Heute geht’s kaum noch ohne Weltverschwörung.
Übelgenommen hat man Senf, der privat tatsächlich radelte (und in Berlin mal eine ehemalige Mitschülerin von mir über den Haufen fuhr, vollstramm) seinen schluffigen Ermittlungsstil. Kein Haudrauf wie Schimanski, kein Rhetoriker und onkelhafter Sprücheklopfer wie Stöver. Heute wirkt eher die bemühte Inszenierung des Saarlandes als Heimatland des Hedonismus aufdringlich. Da gibt’s Klaviermusik in der holzvertäfelten Kneipe, alle haben viel Zeit und zwitschern gerne mal einen, ‚Hauptsache, gut gesse‘, der Kommissar schnuppert auf dem Wochenmarkt kennerisch am Rosmarin etc. In einer späteren Episode radelt er mit dem Baguette unterm Arm durch Saarbrücken. Und Oskar Lafontaine, der damals als Hoffnungsträger der SPD galt, hielt sich einen französischen Leibkoch. Und Gudrun Landgrebe galt als Sexsymbol. Und Hans-Peter Hallwachs hat man tatsächlich in ausgesuchte Kasperklamotten gesteckt, der englischsprachige Kommentator hat recht. Dafür nicht Modern Talking, sondern Sandra, auch so ein Geschöpf – aber aus dem Saarland (trademark).
Also, mit Lokalbezug kann man’s auch übertreiben, in „30 Liter Super“ von 1979 ist das wesentlich eleganter gelöst. Ein finales Urteil über die Palü-Figur habe ich bis heute nicht.
Ich schließe mich meinem Vorredner @kvas an: Palu war auch Ende der 80-er-Jahre mit seinem korpulenten Körperbau, dem vollbehaarten Rücken und der dicken Brille nicht gerade der Typ Mann, um den sich die Frauen rissen. Dennoch wurde dies in den TO-Folgen mit Palu immer so dargestellt. M.E. bizarr!
Ansonsten: schönes Zeitdokument!