Kurz und knapp – darum geht’s
In einer Berliner Mietwohnung wird die Leiche einer Rentnerin gefunden – sie starb qualvoll nach einem Sturz, der ihr Tage zuvor zugefügt wurde. Kommissar Franz Markowitz entdeckt Spuren einer fremden Person am Tatort und weigert sich, an die einfache These eines fehlgeschlagenen Einbruchs zu glauben. Die Spur führt überraschend in den Süden – zum Ehemann des Opfers, der seit Monaten auf Fuerteventura lebt. Als Markowitz auf die Kanareninsel reist und im Umkreis des Ehemanns zu ermitteln beginnt, gerät er inmitten eines komplizierten Beziehungsgeflechts, das tödliche Konsequenzen hatte…
Inhalt der Tatort-Folge „Tod einer alten Frau“
Grauer Berliner Nieselregen prasselt gegen die Fenster des Mietshauses, als Kommissar Franz Markowitz in die stickige Wohnung der toten Frau Weber tritt. Das gedämpfte Licht enthüllt ein durchwühltes Wohnzimmer, eine aufgebrochene Schublade – und einen kleinen Hund, der unruhig im Raum umherläuft. „Sechs Tage“, murmelt der Hausmeister, der die Leiche entdeckt hat. „Sechs Tage war sie hier drin, und keiner hat was bemerkt.“
Markowitz, dessen kantige Gestalt im engen Flur der Wohnung noch massiver wirkt, betrachtet nachdenklich den Wassernapf des Hundes. Eigenartig – nach fast einer Woche müsste das Tier verdurstet sein. „Irgendjemand war hier“, sagt Markowitz leise zu seiner Kollegin. Die Untersuchungen des Gerichtsmediziners bestätigen seinen Verdacht: Frau Weber hat nach ihrem Sturz noch mindestens drei Tage gelebt. „Sie ist verdurstet, Herr Kommissar“, erklärt der Arzt mit bitterer Miene. „Ein einfacher Anruf hätte gereicht, um ihr Leben zu retten.“
Die Ermittlung führt Markowitz durch ein Labyrinth familiärer Verstrickungen. Die ältere Tochter Beate mit ihrem betont distanzierten Verhältnis zur Mutter, die jüngere Tochter Karin, die plötzlich verschwindet, nachdem Markowitz sie befragt hat. „‚Jeden Montag habe ich meine Mutter besucht – nur diesen nicht'“, zitiert Markowitz ihre Aussage skeptisch.
Der Hausmeister Bergmann und seine Frau verheddern sich in Widersprüche wie Fliegen im Spinnennetz, während die Laboruntersuchungen seltsame Ergebnisse liefern: fremdes Blut, ein Armband, das niemandem zu gehören scheint.
Dann die Entdeckung eines Zeitungsausschnitts: Frau Weber hatte einen Flug nach Fuerteventura gebucht – dorthin, wo ihr Mann seit einem Jahr lebt. Wie ein entschlossener Jäger folgt Markowitz der Spur auf die Kanareninsel. Die sonnendurchflutete Landschaft mit ihren kargen Vulkanhängen und weißen Stränden bildet einen grellen Kontrast zum grauen Berlin und zur düsteren Natur des Falls. In der glühenden Mittagshitze wirken die Schatten der Menschen noch dunkler, ihre Geheimnisse noch tiefer.
Im paradiesischen Ferienort stößt Markowitz auf den Ehemann und dessen neue Lebensgefährtin Ria. „Von Witwer war nie die Rede“, stellt der Kommissar fest, als er erfährt, dass Weber sich hier ein neues Leben mit einer deutlich jüngeren Frau aufgebaut hat. Das Meer rauscht beständig im Hintergrund, während Markowitz langsam die Verbindungen zwischen Berlin und Fuerteventura entschlüsselt – Verbindungen, die so verschlungen sind wie die engen Gassen des Inseldorfs, in dem er ermittelt.
Die Fahndung nach dem Täter gleicht einem Puzzle, dessen Teile sich erst allmählich zusammenfügen. Als Markowitz schließlich ein entscheidendes Beweisstück präsentiert – das am Tatort gefundene Armband – beginnen die sorgfältig konstruierten Lügen zu bröckeln. In der drückenden Inselluft kommt es zu einer Konfrontation, bei der Markowitz erkennen muss, dass ein tragischer Zufall und menschliche Kälte gemeinsam zum grausamen Tod einer einsamen alten Frau geführt haben…
Hinter den Kulissen
Der SFB-Tatort „Tod einer alten Frau“ wurde unter dem Arbeitstitel „Hundstage“ nach einer Idee des Hauptdarstellers Günter Lamprecht produziert. Die Dreharbeiten fanden sowohl in Berlin als auch auf der Kanareninsel Fuerteventura statt, unter anderem in Morro und im Robinson-Club. Das Drehbuch stammte von Claude Cueni, Regie führte Matti Geschonneck („Der Mörder und sein Kind“).
In seiner Rolle als Kommissar Franz Markowitz präsentierte Günter Lamprecht bereits seinen fünften Fall für den Sender Freies Berlin – ein Ermittler, der mit seiner kraftvollen Präsenz und beharrlichen Art den Berliner Tatort dieser Ära prägte. Das Tiertraining für den Hund, der im Film eine nicht unbedeutende Rolle spielt, übernahm die Film-Tierschule Wisniewski.
Die Erstausstrahlung am 25. April 1993 erreichte beachtliche 10,05 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 33,4 Prozent entsprach. Die Sendung spiegelte nicht nur das noch immer vorhandene Ost-West-Gefälle wider, sondern auch ein Phänomen der frühen 1990er Jahre: Die Flucht vieler älterer Berliner vor dem tristen Großstadtklima in südliche Feriendomizile, insbesondere auf die Kanarischen Inseln, die damals als günstiges Urlaubsziel zunehmend populär wurden.
Nach der Ausstrahlung wurde besonders die atmosphärische Kontrastierung zwischen dem grauen, regnerischen Berlin und dem sonnendurchfluteten Inselparadies sowie Lamprechts eindrucksvolle Darstellung des hartnäckigen Kommissars in der Fachpresse hervorgehoben.
Besetzung
Kriminalhauptkommissar Markowitz – Günter Lamprecht
Kommissar Pohl – Hans Nitschke
Beate Berger – Claudia Balko
Günter Weber – Christoph Engel
Karin – Renate Krößner
Helga – Barbara Schnitzler
Ria – Claudia Amm
Sylvia – Katrin Saß
Stab
Drehbuhc – Claude Cuen, nach der Vorlage von Günther Lamprecht
Regie – Matti Geschonneck
Kamera – Wolfram Beyer
Schnitt – Friederike Badekow
Musik – Ulrich Gumpert
Produktion – SFB
Der Tatort Nummer 275 mit Hauptkommissar Markowitz. Berlin. Mordkommission. Phantasievoller Tatort-Spielfilm. Ermittelt wird der Todesfall einer älteren Dame, welche in der Wohnung von einem Einbrecher brutal zur Seite gestoßen und schwer verletzt worden ist. Ihr Tod dauerte mehrere Tage. Später wurden ihre Habseligkeiten noch vom Hausmeisterehepaar entwendet, erbärmlich. Hauptkommissar Markowitz geht vielen Spuren nach und landet letztlich auf Fuerteventura, machte Ehemann, Freundin und Mörder ausfindig. Der ewige Wind pfiff Markowitz durch die Hose und man merkte es ihm als Zuschauer quasi an, daß er gerne wieder in seinem Berlin sein wollte. Ich meine, einer der schwächsten Tatort-Fernsehfilme der Markowitz-Reihe und auch die Schauspieler pfiffen nicht so richtig mit.
Eine ganz interessante Geschichte mit ein paar Haken und einem gehörigen Stück moralischer Keule in Bezug auf die Nachbarn, die nicht täglich bei der alten Dame klingelten, ob denn auch alles in Ordnung sei. Günther Lamprecht hatte ja wohl einigen Einfluss auf die Folgen, er lieferte hier die Drehbuchvorlage, seine Lebensgefährtin spielt mit und auch dass er gerne Jazz hört, ist über mehrere Folgen nicht zu übersehen. Die Musik passte aber nicht immer zu den Szenen, vor allem auf Fuerteventura.
Dies war das erste Mal, dass ich diesen Berliner Tatort-Krimi (von 1993) gesehen habe; gesendet vom RBB am 05.08.2020. Prima, empfand ich als sehr gelungen!!
Die Musikuntermalung ist natürlich Mal wieder exzellent. Markowitz ermittelt wie üblich mit einem tollen muffigen Charme. Aber dieser Fall ist dann eher mittelmäßig. 3 Sterne
Der Tatort mit der Nummer 275 aus dem Jahr 1993 mit dem Berliner Hauptkommissar Markowitz, zur später Stunde für den 09.05. angekündigt. Sehenswert sind seine Fälle alle Male.
Die Meinung vom 10.12.2015 halte ich.
Hallo zusammen,
Weiß evtl jemand, wie das Jazz-Stück heißt, das immer wieder gespielt wird? Klingt nach Miles Davis, aber ich kenne es leider nicht.
Viele Grüße
Frank
Kommissar Markowitz ist nicht mein Fall: Sueffisantes Dauer-Grinsen durch den ‚Mann mit Hut‘ ist m.E. zu wenig. Aus meiner Sicht eine blasse Erscheinung!